Anonym (3x)

Stell dich bitte kurz vor
Ich bin ein weibliches Wesen in den Anfang-Dreißigern aus Berlin ;-)

Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?
Rückblickend muss ich feststellen, dass mich eine gewisse „Spur“ schon lange begleitet. Sei es im „Räuber und Polizei-Spiel“, in dem ich mich als kleines Mädchen „zufällig und immer wieder“ gerne fangen und festnehmen ließ und davon auch selten genug kriegen konnte (das unersättliche zieht sich bis heute durch *g*) ;-), über Gespräche mit meinem ersten Freund über das Seidentuch und die gewünschten Handschellen, bis hin zu ersten vorsichtigen „Geh-Versuchen“ des Kontaktaustausches im Internet mit Anfang 20.

Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?
Wenn ich das zu 100 Prozent ergründet habe, feiere ich ein Fest. ;-) Ich glaube, die für mich faszinierendsten Facetten sind die Psychologie, die Tiefgründe und die Intensivität, das Fallenlassen und die tiefe Ehrlichkeit, die das Spiel im Optimalfall für mich mitbringen.

Im gesamten Feld des BDSM finde ich es spannend, wie unterschiedlich die Neigungen und Spielarten doch sind, sie finden immer wieder zu einem Ausgangspunkt zurück. Die Seite der Macht und der Unterwerfung!

Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?
So reizvoll BDSM auch ist, so gefährlich ist es meiner Meinung nach auch. Hier ist immer eine Gradwanderung der „höher-schneller-weiter-Mentalität“ und der Vorsicht vor dem all bekannten Absturz, gefragt. Bislang konnte ich damit gut umgehen, habe aber immer Phasen gehabt, die sehr intensiv waren und mich natürlich auch ein Stück weit geprägt haben und mich zu dem machen, was ich heute bin und will.

Einen großen Vorteil für mich würde ich im Gegensatz zu früher sehen, dass ich mich heute besser einschätzen kann und damit auch besser formulieren kann, was mir gefällt und was nicht. Wer spricht, der gewinnt...

Veränderung: Ich habe die Vermutung, dass aus einer kampfwilligen und widerspenstigen Frau so langsam die eigene Akzeptanz wächst, mich ganz hin zu geben. Bis lang war/ist es immer so, dass ich mein Gegenüber sehr provoziert und heraus gefordert habe – nicht zu Letzt um mir selbst eine „Genehmigung“ zu schaffen, am Ende unterwürfig vor ihm zu liegen. Denn wenn ich kämpfe und erliege dann meinem Gegenüber, kann ich nichts dafür und habe alles Erdenkliche zuvor getan, um die Kontrolle nicht ab zu geben ;-)

Ich liebe meinen Papa über alles – aber seine Erziehung, mich zu einer starken, durchsetzungsfähigen Frau zu machen, die immerzu stark und kontrolliert durch die Welt marschiert, macht es mir in Punkto meiner Neigung echt nicht leicht! Die Psyche spielt mir da so manches Mal einen Streich ;-)

Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass ein bisl Aufmüpfigkeit und loses Mundwerk immer bleiben wird – das gehört wohl zu meiner Persönlichkeit dazu und damit kann ich auch gut umgehen… *schmunzelt bei dem Gedanken*

Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?
Es gehört ein Stück weit zu mir – auch wenn ich den meisten Menschen keinen Schlüssel für dieses Tor in mir schenke und die Neigung von meiner Umgebung auch nicht unbedingt mit meiner Person gekoppelt wird.

Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?
Keineswegs lustig wenn man, nachdem man mit einem Mann in einer kurzen aber intensiven Beziehung war, erst fest stellt, das da eine Neigungskompatibilität herrscht. Wenn es jemand schafft, die Zeit einmal unversehrt zurück zu drehen, der sage mir bitte, wie das funktioniert :-) Ich werde mich dann passend revanchieren… und auch hier gilt wieder: „wer nicht redet und hinterfragt, dem können schöne Dinge entgehen :-)

Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?
Als recht reflektiertes Wesen habe ich mir schon immer den ein oder anderen Gedanken zu meiner Neigung gemacht. Auch den Wunsch „normal“ zu sein, gab es durchaus schon in meinem Kopf. Die Idee, dass dann vieles einfacher wäre (vor allem auf die damalige Partnersuche bezogen) , erschien mir schlüssig. Heute sehe ich das, was ich habe, als ein großes Geschenk an. Es lässt mich stets weiter entwickeln und hey – mir fällt keine Lebenslage ein, die vergleichbar intensive Gefühle machen kann wie diese Sexualität.

Man drücke den ein oder anderen „Kopfkino-Knopf“, vielleicht reicht auch schon ein Wort oder gar ein Blick oder eine kurze Berührung aus und schon rollt diese so wunderbar mitreißende und intensive Stimmung los. Ein Wahnsinn, wenn ihr mich fragt ;-)