Pauli

Stell dich bitte kurz vor:
Die meisten nennen mich einfach Pauli. Ich bin 20 Jahre alt und Sklavin seit etwa 1,5 Jahren. Aufgewachsen bin ich in gutbürgerlich-traditionell-konservativem Hause, wie es mein Vater gern betont. Vielleicht bin ich deshalb ein wenig „speziell“ geworden, weil es mich gelangweilt hat? Nach meinem Abitur bin ich nach Bayern gezogen und lebe dort, leider getrennt von meinem Meister. Dieser wohnt in Baden-Württemberg. Ich liebe alles künstlerisch-musisch-kreative auf diesem weiten Erdenrund und bin vielseitig interessiert. Am meisten liegen mir meine Mitmenschen am Herzen. Ich schlafe sehr unruhig, wenn jemand den ich liebe Probleme hat. Das schönste alltägliche Wunder ist ein glückliches, lächelndes Gegenüber zu sehen.

Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?
Seit ich so etwas wie eine Libido aufgebaut habe, ist diese Neigung mit/durch diese erwachsen. Natürlich war das am Anfang, mit zarten 14 Jahren, kein Drang danach gedemütigt, gefesselt oder genommen zu werden. Nein, ich war wie jedes kleine Mädchen von Filmstars begeistert. Indiana Jones als Beispiel: er fing seine Geliebte des öfteren mal mit der Peitsche ein. Natürlich war damals nicht entscheidend, dass er eine Peitsche benutzte. Er nahm sich was er wollte, weil er es begehrte, es brauchte und haben musste. Bestimmt, selbstsicher, fordernd, liebevoll, einfühlsam sollte mein Traummann damals sein. Irgendwann sah ich ein Manga im Internet mit einem gefesselten Mädchen. Ja ich weis, dass ist ein wenig peinlich, aber jeder beginnt mal klein, und so war es nun mal. Ich fand es eklig, irgendetwas in mir wollte das Bild dann doch wieder sehen. Damals wusste ich es nicht, aber dieses seltsam anmutende Interesse sollte der Beginn von etwas Großem werden. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir ein Sexualleben ohne BDSM heute nicht mehr vorstellen. Genauso wie Küssen, Kuscheln, Streicheln, Leidenschaft und Liebe ist meine Neigung untrennbar mit Sex verbunden.

Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?
Ich denke es ist die Spannung. Wie erwähnt bin ich aus konservativem Elternhaus. Und ich habe beobachten können, wie langweilig es sein kann, wenn man keine Würze im Liebesleben hat. Wie man nur noch zusammenlebt, weil es sich so gehört, obwohl es keinem wirklich erfüllt. Es ist einfach nur aufregend, wenn man nicht weiß, was folgen wird. Wenn man sich fallen lassen kann. Spannend, wunderschön, erfüllend kann das Liebesspiel eines Meisters mit seiner Sklavin sein. Auch wenn unerfahrene Geister die Liebe darin nicht sehen würden. Es reizt mich eine Sklavin zu sein. Weil ich hier durch Fleiß und Gehorsam erzogen werden kann, auf das ich für ihn begehrenswert und unersetzbar bin. Ich möchte unbedingt gefordert sein, mich stetig zu verbessern. Es reizt mich besser zu werden, abgestimmt auf ihn. Auf das man in Harmonie vereint ist. Denn so wie Gegensätze nun mal zusammengehören, ist auch Meister und Sklavin untrennbar. Der eine ist nicht er selbst, wenn er nicht den anderen hat.. Die Sklavin kann nicht dienen und der Meister nicht dominieren. Mein Gegenüber ergänzt mich. Man fetzt sich, man liebt sich, man kämpft, man unterliegt ein Tanz der Leidenschaft, der niemals endet niemals langweilig wird. Vielleicht werden Bewegungen und Takt langsamer, geschmeidiger, die Tänzer wissender, aber man wird stetig aneinander wachsen wenn man sich immer wieder auf den anderen einlässt.

Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?
Definitiv! Ich bin glücklicher, ausgeglichener, selbstbewusster. Es hat mir nicht gut getan, dass ich davon lange versucht habe diesen Teil in mir zu unterdrücken und zu töten. Man sollte sich akzeptieren wie man ist. Ich bin in den vergangenen 1,5 Jahren von meinen Fantasien zur Verwirklichung von vielen Träumen gekommen und dadurch hat sich meine Neigung auch verändert. Ich weis nun genauer was genau ich gern habe, was ich liebe und gar nicht mag. So hätte ich nie gedacht, dass ich masochistisch bin, aber ja Schmerz bereitet mir wirklich Lust. Vor meiner jetzigen Beziehung hätte ich das nicht geglaubt, aber man sollte auch immer Neues zumindest vorsichtig probieren, vielleicht lernt man es ja doch lieben?

Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?
Es ist die Art Sexualität, die ich nie wieder missen will. Natürlich ist nicht jeder Beischlaf eine wilde Fahrt auf der Achterbahn der Leidenschaften, Schmerzen und Machtspielchen. Es darf auch mal ganz zärtlich sein. Auch ich bin Romantikerin, sehr gern. Ich denke es ist die Abwechslung die den BDSM zur Köstlichkeit auf dem Büfett der Sinnesfreuden macht.

Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?
Mein Meister und ich leben BDSM in einer Art 24/7 TPE. Das bedeutet für mich nicht, dass ich zuhause immer nackt auf den Knien herumrutsche. Ich bin wie jede Freundin mit meinem Freund gern unterwegs und wir tun was alle Paare gern tun. Aber egal wo wir sind, schlägt er einen gewissen Ton an, weiß ich, dass auf einen frechen Spruch kein Lachen, sondern eine Ohrfeige erwidert wird. Dies ist 24/7 möglich, sprich ich bin eine Art Sklavin auf Abruf. Nun werden viele sagen, dass das kein richtiges 24/7 ist. Wie man das jetzt genau bezeichnet ist mir egal. Ich bin zufrieden damit. Und ehrlich, ist es noch spannend wenn man sich nur auf die Sklavin und den Meister reduziert? Das kann ich mir nicht vorstellen. Meine Persönlichkeit ist zu bunt, als das man sie auf die Sklavin reduzieren könnte, ohne das ich unzufrieden werden würde. Mal machen wir Session’s häufiger, mal weniger häufig, aber immer dann, wenn er will und das ist ja das wichtigste oder? Meine Bedürfnisse sind klar untergeordnet. Dennoch weiß mein Meister um sie und da ich in der Regel sehr brav bin, bekomme ich auch das ein oder andere Stückchen Zuckerbrot.

Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?
Ein deutliches JA!!! Als sich mir offenbarte in welche Richtung meine sexuellen Vorlieben sich entwickelten, verurteilte ich mich sehr. Ich wollte es nicht. Ich wollte nicht von „Fast-Vergewaltigungs-Träumen“ angeturnt werden. Ich wollte „normal“ sein. Lange wollte ich diese Neigung nicht wahr haben. Ich war mir so uneins. Gedanken durchmarterten meinen Kopf: Vorwürfe, Selbstverleugnung, Selbsthass, Ekel, Schuldgefühl und der schreckliche Gedanke das ich psychisch „nicht normal“ bin. Dazu muss man wissen ich war noch sehr jung, 14, und konnte damit einfach nicht umgehen, auch da in meinem Elternhaus für „so etwas“ keine Toleranz zu haben ist. Hinzu kamen natürlich die üblichen Probleme des Teenagerlebens: Eltern, Schule, Freunde, Jungs, Erwachsenwerden. Ich hatte mit einer Essstörung zu kämpfen, weil ich mich nicht akzeptieren konnte. Ich wollte mich selbst zerstören. Ich hasste meinen neuen Teil, meine Sexualität, meine Neigung die da in mir erwuchs. Nur meine besten Freundinnen wussten, dass etwas mit mir nicht stimmt, aber auch nichts genaues. Es war eine der schwersten Zeiten in meinem Leben und ich bin heilfroh, dass ich irgendwann auch die „Gentledom“-Seite kam. Hier habe ich das erste Mal davon gelesen, dass BDSM nichts ist dessen man sich schämen müsste. Seriöse Artikel, die Worte Liebe, Partnerschaft wurden hochgehalten. Ich begann einzusehen, dass es von allem im Leben eine gute und eine schlechte Art gibt etwas zu praktizieren. Eben auch BDSM. Als ich merkte, dass mehr damit anzufangen ist, als eine Art grausamen selbstzerrstörerischen sexuellen Akt zu vollziehen, war ich sehr erleichtert. Ja ich erkannte, dass sogar eine respektvolle, liebevolle Beziehung mit dieser Neigung möglich ist. Heute bin ich stolz Sklavin zu sein.

Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?
Mein Meister war ein echter Glückstreffer. Ich kann jeder Sklavin ans Herz legen: Ein vernünftiger Meister/Herr ist Gold wert! Ein Meister mit dem man vernünftig reden kann, ist selten. Zu meinem Bedauern habe ich festgestellt, dass es unsagbar viele DUMM-DOM’s gibt die KEINE Ahnung vom BDSM haben. Und das erkenne ICH, eine relativ junge Anfängern. Viele, viele, viele Männer nutzen den Deckmantel des BDSM um ein Stück Fleisch zu bekommen, an dem sie ihre Gelüste rücksichtslos und brutal ausleben können, mehr nicht. Sie erkennen weder den Wert noch den Respekt der man der Geste der Unterwerfung zuschreiben sollte.

Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?
Ich bin eine perfektionistische Sklavin. Ich will lernen, erzogen werden. Ich gebe Demut, Liebe, Vertrauen, alles was es verlangt um sich selbst zu verschenken. Es ist unglaublich schmerzlich für mich zu versagen und schon fast an sich Bestrafung genug. Ich will für Fehler bestraft werden und meinen Meister stolz machen, indem ich Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erfülle. Ich will und muss aber auch gefördert und gefordert werden, sonst werden meine Bedürfnisse vernachlässigt. Ich erwarte, dass ein guter Meister Fehler eingesteht, offen, nachsichtig, konsequent aber auch liebevoll ist. Man hat an mir außerhalb des BDSM eine gute Partnerin, zumindest sagt er das immer. Und darauf lege ich mindestens genauso viel Wert wie auf das Ausleben meiner Neigung.

Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?
Sympathie. Die Chemie muss stimmen. Darüber hinaus kann man alles gemeinsam bewältigen Unterschiede, Verständigungsprobleme, Ängste, Sorgen. Voraussetzung: Man muss es wollen und sich dies alles gegenseitig wert sein.

Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?
Man sollte nie etwas erzwingen was nicht geht. Immer ehrlich zu sich selbst sein. Egal ob es darum geht, ob in der Partnerschaft nicht stimmt, ob man seine Neigung verändert, oder diese sich nicht eingestehen will. Der Dialog ist eine wunderbare Lösung. Nichts kann nicht angesprochen werden, nichts kann nicht gelöst werden.