Anonym (26)

Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Ich finde eben gerade den Facettenreichtum, der BDSM ausmacht, faszinierend. Auch wenn es mitunter etwas schwierig ist, Meinungen und Ansichten auf einen Nenner zu bekommen, ist es dennoch jedem möglich, sich entsprechend seiner Vorlieben eine Nische in diesem „weiten Feld“ zu suchen und sich individuell zu entfalten.
Abgesehen von einigen Grundvoraussetzungen gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, sondern nur ein „mag ich“ oder „mag ich nicht“. Dadurch ist das Thema BDSM meiner Meinung nach sehr vielfältig, inspirierend und niemals langweilig oder eintönig.


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Natürlich. Ich denke auch, es verändert sich bei jedem. Am Anfang war ich sehr wissbegierig, habe alles aufgenommen, wie ein Schwamm, konnte gar nicht genug bekommen und wollte am liebsten alles auf einmal ausprobieren. Inzwischen habe ich „meine Nische“ gefunden, bin ruhiger (aber nicht weniger neugierig) geworden und genieße. ;)


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Ich würde behaupten, BDSM hat in meinem Leben einen großen, wenn auch nicht den größten Stellenwert.
In meiner Beziehung macht uns leider allzu oft der Alltag einen Strich durch die Rechnung, der wohl oder übel vorgeht.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Für mich persönlich wäre die Non-Plus-Ultra-Beziehung eine 24/7-D/s-Beziehung. Wie jedoch bereits erwähnt, macht meinem Herrn und mir nur zu gern der Alltag und zugegeben auch mein Kopf einen Strich durch die Rechnung. Allerdings sind wir noch jung, haben hoffentlich noch viele gemeinsame Jahre vor uns und damit genug Zeit, zu lernen, den Alltag Alltag sein zu lassen. ;)


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Ich komme aus einem sehr konservativen Elternhaus. Obwohl meine Eltern noch relativ jung sind und damit meiner Meinung nach eigentlich offen gegenüber dem Thema Sexualität sein müssten, wurde jeder Ansatz eines Gespräches in diese Richtung vor allem von meiner Mutter im Keim erstickt und meine Schwestern und ich z.B. auch nicht aufgeklärt.
Ich fand es schrecklich, Sehnsüchte danach zu haben, dominiert und gefesselt zu werden. Immer wieder schob ich diese Gedanken von mir, redete mir ein, nicht normal zu sein, nur um dann festzustellen, dass sich diese Phantasien noch stärker zurückmeldeten.
Ich fing an, mir in der wöchentlichen Fernsehzeitschrift die Bilder der Filme anzusehen, in denen Frauen entführt wurden und kam mir nur noch „abartiger“ vor. Das Internet konnte ich seinerzeit nicht als Quelle benutzen, da meine Mutter den Verlauf mitloggte und genau darauf achtete, wer welche Seiten besucht hatte.
Erst als ich endlich von zu Hause auszog und meine erste Beziehung hinter mir hatte, begann ich, mich bewusst mit meinen Phantasien auseinanderzusetzen. Da war ich gerade 23 geworden. Für mich war es eine Offenbarung, dass es noch mehr Menschen mit denselben Sehnsüchten gab und ich stürzte mich geradezu auf jede Info, die ich bekommen konnte.
Innerhalb von knapp drei Monaten besuchte ich meinen ersten Stammtisch, ging auf meine erste Sm-Party und hatte mein erstes Outing. Der Knoten war geplatzt und ich fühlte mich einfach nur von einer jahrelangen Last befreit.


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Schwere Frage. Ich denke, am Wichtigsten ist mir einerseits, dass mich mein Partner so nimmt, wie ich bin, mit allen Ecken und Kanten, die ich habe. Ich habe eine Menge Facetten, von denen ich weiß, dass sie nicht immer einfach sind und trotzdem sollte mein Partner sie akzeptieren.
Andererseits ist mir in einer Beziehung das Thema Ehrlichkeit am Wichtigsten. Sobald sich Partner anfangen zu belügen, zerstören sie das Vertrauen zueinander und distanzieren sich voneinander. Meiner Meinung nach bedeutet dies über kurz oder lang das Ende einer Beziehung. Ich kann vieles verzeihen, aber keine Lügen.


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Ich habe alle meine Partner und Spiel-Bekanntschaften übers Netz kennen gelernt habe. Ehrlich gesagt war ich anfangs ziemlich naiv und gutgläubig, wenn es darum ging, mich mit fremden Menschen zu treffen. Glücklicherweise geriet ich immer an die Richtigen, so dass mir nie etwas passiert ist. Doch ich weiß auch, dass nicht Jede(r) so viel Glück hat.
Heutzutage wäre ich nicht mehr so dumm, wobei dumm sogar noch untertrieben ist! Ich denke, das Stichwort „Covern“ kann gar nicht oft genug thematisiert werden. Vor allem gegenüber Neulingen sollte man die Wichtigkeit besonders deutlich machen.