Anonym (45)

Stell dich bitte kurz vor:
Ich bin devot/maso, 45 Jahre alt, habe Multiple Sklerose und bin lange mit meinen Dom verheiratet.

Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?
Seit ich mit meinem Mann zusammen bin, haben wir "Spiele", die aus BDSM bereich kommen gemacht (da war ich 17) aber der Begriff ist nicht gefallen. Mein erste Berührung mit BDSM war eher negativ. Ich war nicht ganz 16 und hatte noch nie etwas von BDSM gehört. Ich begleitete meine Freundin zu einer BDSM Party, um ihrem Freund zu sprechen (sie wollte nicht allein hin). Mir war das Ganze da nicht geheuer und ich verließ leicht Panisch das Haus. Vor dem Haus wartete ich aber meine Freundin kam nicht, erst nach einer geraumen Zeit kam der Cousin von ihrem Freund und sagte das sie da bliebe. Er brachte mich dann nach Hause und versuchte mir dieses BDSM zu erklären. Nur dafür war ich nicht Aufnahme fähig.

Erst ein paar Tage später hörte ich zu aber verstanden habe ich nicht wirklich, was da abläuft.

Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?
Es sind viele Sachen, vor allem die Vielfältigkeit. Ich liebe es mich meinen Mann/Dom ganz hinzugeben, das Machtgefälle zu spüren, alle Entscheidungen ihm zu überlassen und mich dabei geborgen zu fühlen. Bei ihm kann ich mich fallen lassen und weiß ich lande wieder sicher in seinen Armen.

Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?
Ja, wir haben neue Sachen ausprobiert und Grenzen verschoben. Es hat sich vor allem was geändert seit meine MS ausgebrochen ist. Vor allem mein Mann hat sich verändert. Er ist vorsichtiger geworden und es kostet ihm Überwindung Spuren auf meiner Haut zu hinterlassen. Da ich zu unterschiedlichen Ärzten muss und Therapeuten bin ich nicht so in Erklärungsnot. Aber wenn ich Mal frei habe von Ärzten und Therapien, muss ich ihn anstacheln, weil ich mehr will und brauche.

Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?
Das kann ich nicht so sagen, wir müssen Alltag und "Freizeit" stark trennen. Alleine schon wegen der Familie... Die kein Verständnis dafür hätte. BDSM bedeutet mir viel aber es gibt Sachen die mir wichtiger sind, wie z.B. die Familie. Das sieht mein Mann genauso.

Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus?
Ich lebe mit meinem Mann am Abend und wenn wir Mal allein sind BDSM. Aber das auch Mal mehr Mal weniger, es kommt darauf an, wie anstrengend der Tag war.

Es wäre schön wenn wir nicht auf andere Rücksicht nehmen müssten und auch nicht so viele Termine hätten, um es mehr auszuleben.

Aber ich will mich nicht beklagen, wir haben ein gesundes Mass für uns gefunden.

Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?
Bevor ich meinen Mann kennen lernte, hat mir jemand zwei übersetzte dünne Bücher über BDSM zum Lesen gegeben. Ich konnte mir nie vorstellen, auch nur im Geringsten, etwas damit zu tun haben zu wollen. Tja, dann lernte ich meinen Mann kennen. Alles andere war vergessen und verdrängt. Wir haben nie über BDSM gesprochen aber angefangen es zu leben. Was ich sehr lange nicht war haben wollte. Bis ich im Internet durch Zufall über einen BDSM Text stolperte, eigentlich wollte ich die Seite sofort schließen, nur das Foto darüber... Es erinnerte mich sehr an uns. Also lass ich und war überrascht wie sehr es doch unserem Sexualleben ähnelte. Da kamen auch die Erinnerungen zurück (nicht alle aber stetig), die ich so lange verdrängt hatte. Neugierig geworden fing ich an im Internet nachzuforschen...

Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?
Ja, ich habe mit meiner Neigung gehadert. Wenn ich alleine war und die Bilder unserer "Spiele" durch meinen Kopf liefen. Zumindest am Anfang...

Weil die Erinnerung wieder hoch kommen wollten, die ich so sorgfältig verdrängt hatte. Aber ich schaffte es sie nicht an die Oberfläche kommen zu lassen und damit hörten auch meine Zweifel auf.

Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?
Vor meinem Mann war ich auf der Suche nach einem Partner aber im "Vanilla" bereich, da ich mir da noch nicht vorstellen konnte, etwas mit BDSM zu tun zu haben. Aber in dem Alter haben es übergewichtige Mädchen nicht leicht... Heute bin ich zwar normal aber es gab auch andere Zeiten. Also, habe ich über die Bravo, eine Anzeige gestartet und wollte mich sogar mit einen von denen Treffen. Aber meine Freundin hatte es weitererzählt und der Cousin ihres Freundes redete es mir aus. Warum wusste ich noch nicht, war einfach zu blöd und naiv. Dann lernte ich meinen Mann kennen und das Thema war erledigt.

Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?
Meinem Mann biete ich die uneingeschränkte Unterwerfung (in unserer "Freizeit"). Von meinem Mann erwarte ich, dass er mich leitet, mich an Grenzen führt, sie verschiebt und mich in seinen Armen wieder landen lässt.

Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?
Das wichtigste an meinem Mann/Dom ist das er immer für mich da ist, mir die Geborgenheit gibt die ich brauche. Das er mich Respektiert und im Alltag mir ein gleichberechtigter Partner ist. Er mich in meinen Plänen unterstützt und mir immer zur Seite steht. Aber wenn er mein Dom ist (im Spiel oder wenn wir alleine sind), das er mich fordert, meine Gegenwehr bricht und mich seine Dominanz spüren lässt.

Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?
Wir haben über zwei Jahrzehnte nicht über BDSM gesprochen und trotzdem BDSM gelebt. Hört sich lächerlich an aber es war so und deshalb nicht weniger Intensiv, als wenn wir darüber geredet hätten.