Anonym (51)

Stell dich bitte kurz vor:

Ich bin 51 Jahre alt, weiblich, geschieden, Projektmanagerin von Beruf, lache gerne, neige teilweise zum Perfektionismus, liebe die Gerechtigkeit und leide noch ein bisserl darunter, es allen Recht machen zu wollen (was mir jedoch langsam aber sicher ausgetrieben wird... lächel).


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Mit ca. neun Jahren reizten mich immer wieder Fesselspiele, die ich auch mit mir selbst spielte, ohne zu diesem Zeitpunkt damit Erotik zu verbinden. Die Vorstellung, am Marterpfahl angebunden zu sein, nicht zu wissen, was weiter geschieht, brachte mir immer wieder Bauchkribbeln und ich sah mir deshalb sehr gern Karl May Filme an. Klingt komisch? Das war meines Erachtens der Beginn, denn in der Pubertät beflügelten mich diese Fantasien dann kombiniert mit dem sexuellen Erkunden meines Körpers. BDSM real erlebte ich dann erstmalig mit 23 Jahren im Rahmen einer Beziehung.


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Mein Masochismus wird gestillt. Außerdem lebte ich noch nie eine Beziehung so intensiv und mit so viel gegenseitiger Wertschätzung und Achtung.


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Zu Beginn war es eine Spielart der Sexualität verbunden mit dem Ausleben des Latexfetischs. Danach stillte ich meine Lust an Schmerz. Heute ist BDSM ein fester Bestandteil meiner Beziehung.


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

BDSM hat heute einen hohen Stellenwert für mich, doch weiß ich, dass sich an unserer Beziehung nichts ändern wird, sollte ich Schmerz eines Tages nicht mehr lustvoll erleben können.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Ich lebe in einer Beziehung, in der die Rollen klar verteilt sind, ich mich unterordne, in der ich gefordert und gefördert werde, in der meine Fehler körperlich gestraft werden und ich in sexuelle Höhenflüge gerate durch lustvollen Schmerz. Für meinen Herrn tue ich alles, damit sein Leben angenehm ist und auch meines.


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?

Ja, es gibt sie, doch diese Momente gehören nur ihm und mir.


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Mit meiner Veranlagung haderte ich noch nie.


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Ich glaub, ich hatte unbändiges Glück. Der Mann, der mich in diesen Bereich einführte, war sehr verantwortungsbewusst und sensibel und bei meinem Herrn war es ein „Ja auf den ersten Blick“.
An eine Episode – kurz bevor ich meinen Herrn kennen lernte – erinnere ich mich allerdings mit einem heiteren Lächeln. Nach kurzem Emailkontakt wollte er mit mir telefonieren und ich gab ihm meine Handynummer. Bevor er mich begrüßte, meckerte er sofort rum, warum er keine Festnetznummer erhalten habe. Außerdem wünsche er, dass ich am darauf folgenden Wochenende zu ihm in den Norden zu kommen hätte zu einer Vorstellung. Ich machte ihm sehr deutlich, was ich von seinem Gebaren hielt und da wurde er auf einmal „wia a Zeiserl“.
Immer wieder höre ich von Bekannten und Freundinnen, dass manche dominanten Männer meinen, einen Freibrief für ungehobeltes Benehmen einer devoten Frau gegenüber zu haben.


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Meinem Herrn biete ich meine ganze Liebe, Treue, Hingabe, meinen vollen Respekt. Ganz gleich, in welcher Situation er meine Dienste braucht, er erhält sie. Von ihm erhalte ich dafür seine Wertschätzung, seine Wärme, seinen Geist, er schleift mich zu seinem Kunstwerk.


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Sein Geist, seine Empathie, sein Humor. sein Verantwortungsbewusstsein, seine Wertschätzung und sein Vertrauen mir gegenüber sind für mich wichtig.


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Jeder Mensch sollte sich sehr genau überlegen, ob BDSM wirklich das ist, was sie oder er leben wollen und ob sie es tatsächlich genießen können. Nur, um jemandem zu gefallen, sollte man sich nicht auf dieses Terrain begeben. Ist tatsächlich eine Neigung vorhanden, sollte niemand mehr darauf verzichten, sie ehrlich auszuleben.