Cat (21)

Stell dich bitte kurz vor:

Hallo, ich heiße Cat, bin 21 Jahre jung komme ursprünglich aus Hessen und wohne seit einiger Zeit in NRW, bin seit längerem wieder alleine und trage noch nicht all zu lang die volle Erkenntnis mit mir, dass ich dev & maso bin….


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Wirklich bewusst, dass an mir was „anders“ ist, wurde es mir mit 16 und ja, einen Auslöser gab es (eigentlich mehrere, denke ich …, aber dieser war auschlaggebend, um mich mehr mit dem Thema zu befassen) .
Die „Schusseligkeit“ meines damaligen Freundes, wir waren in einer Phase unsrer Beziehung, in der wir viel ausprobierten und so auch auf den Gedanken kamen, uns Pornofilme in der Videothek auszuleihen.
Wir diskutierten lange darüber und kamen zu dem Entschluss, es einfach zu versuchen; meine einzigste Bitte an ihn war, dass ich keine Massenabfertigung sehen wollte und meinte, wenn einen, dann wenigstens mit ein wenig Handlung und Geschichte (was ja selten zu finden ist in einer Videothek).

Gesagt, getan, er kümmerte sich um den Film (ich durfte zu dem Zeitpunkt ja noch nicht in die FSK 18 Abteilung) und ich mich um einen „normalen“ … es ist bestimmt eine halbe Ewigkeit vergangen, bis er samt Film wieder rauskam… auf dem Heimweg fragte ich ihn natürlich, was er denn ausgesucht hätte (schade, dass ich mich nicht mehr an den Titel erinnern kann), aber laut seiner Aussage meinte er nur, es sind auf jeden Fall viele Frauen drin (zu dem Zeitpunkt dachte ich mir echt „Toll, typisch Mann … Hauptsache ne Menge Frauen!“), ich äußerte mich aber nicht dazu…

Kurzum, zuhause angekommen, erst mal was essen und es sich gemütlich machen, den Film Sieben uns angeschaut und ne Zeitlang darüber gesprochen… Aber die Gedanken, uns gemeinsam den nächsten Film anzusehen, reizte uns natürlich immer mehr … und ich weiß noch, wie ich mit Zahnbürste im Mund vor ihm stand und im zusah, wie er den Film auspackte und sich (in Zeitlupe) zu mir umdrehte und meinte: „Ähm… Schatz, wir haben den falschen Film, das ich nicht der, den ich rausgesucht habe!“

Da wir beide absolut keine Lust hatten, wegen so einem Film zurück zu laufen und das Cover eigentlich nett aussah, entschlossen wir uns, ihn uns anzusehen…
Ich schaute wie gebannt auf diesen Film, die Szenen, in denen die Frau die Macht des anderen spürte, die Unterwerfung und die Erziehung, die sie erlebte (es war also keine abgedroschene Massenabfertigung, sondern wirklich ein dezent gehaltener Film über und mit BDSM, wobei der Begriff BDSM erst nach dem Film in meinen Wortschatz einen Platz fand).
Je länger der Film lief und je mehr ich davon sah, umso mehr spürte ich auch, dass mich das alles zu 100 % ansprach… Geistig sowie körperlich… und ich wollte mehr über das alles wissen und warum es diese Gefühle in mir auslöste…

Wir haben den Film nicht bis zum Ende geschaut, auch haben wir nicht wie sonst darüber gesprochen (dafür war ich irgendwie zu verwirrt), aber ich danke heute noch meinen Ex, dass er mir unbewusst einen neuen Bereich eröffnet hat… und er heute zu einer der Personen zählt, der immer ein offenes Ohr für mich hat.


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Was reizt mich an BDSM ?! Nun, mein Wissen bezieht sich mehr auf Bücher, Filme und das Internet, Erfahrungen selbst habe ich noch keine bzw. sehr geringe, klar weiß ich wie es sich für mich anfühlt gefesselt zu sein, aber Macht zu spüren fehlt noch in meinen Gebiet des Erlebten…

In mir löst dieses Gefühl, von wehrlos sein eine unbeschreibliche „Wärme“ aus. Viele der von mir gelesenen Sätze und Wörter über Unterwerfung, Erniedrigung, Demütigungen im Konzept mit Zärtlichkeit, die Macht die ausgeübt werden kann und die Vorstellung solche Macht über einen zu spüren, lösen ein Art Gefühl aus was ich als „richtig“ beschreiben würde, so als wäre, genau das, wonach ich solange in mir selbst gesucht habe… Eine Gänsehaut die mich innerlich und auch äußerlich immer und immer wieder durchläuft…

Also um es Konkret auf dem einen Punkt zu bringen reizt mich die Erziehung, Beherrschung und Unterwerfung und auch bis zu einem gewissen Grad die Lust an Schmerzen!


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Nein, ausleben tu ich es noch nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass sich mein BDSM auf jeden Fall verändern wird.


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Für mein Leben: Ich möchte die Gedanken daran nicht mehr wissen, auch will ich es nicht mehr vor mir selbst verstecken oder verdrängen (das hab ich lang genug getan!). Aber und das ist das wichtigste, ich will mich nicht nur darauf beschränken, ich mag mein Selbstbewusstsein (das ich mir erarbeitet habe), ich Liebe meine Familie und meine wenigen wirklichen Freunde und das lass ich mir nicht nehmen (es gibt Bereiche, denen ziehe ich BDSM ganz klar vor!)

Für meine Beziehung: Wenn ich eine Partnerschaft eingehe, gehört dieser mit in „meine“ Familie. Aber der Bezug oder Stellenwert hat hier für mich einen größeren, auch wenn ich keine Erfahrungen habe…aber es gab eine Situation die mir ganz klar gezeigt hat, einer ohne die für mich passende Neigung muss er mir entweder die Freiheiten lassen, es ausleben zu dürfen oder aber es wird keine Partnerschaft auf Dauer werden…

Warum?!…
Mitte 2008 war ich mit jemand zusammen, dem ich nach anfänglicher Überlegung davon erzählt habe. Anfangs hörte er mir auch zu und wir sprachen auch darüber (ohne das ich jetzt sowas von ihn verlangt hätte, ich wollte einfach nur das loswerden, was in meinem Kopf um her ging) …
Zwei Tage später rief er mich an und beendet die Beziehung mit der Begründung „Ich war im Internet und du bist krank“,„Wenn ich der Meinung bin mich prügeln zu lassen, sollte ich mir jemand anderen suchen…“
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach oder was er gelesen hat, dass seine anfängliche Neugierde und Interesse in ein solchen „Hass“ umgewandelte wurde… Aber die Wörter trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht, selbst der Versuch ein klärendes Gespräch zu führen, war nicht mehr möglich, ich wollte ja nicht wegen dieser Neigung einen Menschen verlieren, der mir wirklich wichtig war!

Nun… nach diesem Erlebnis habe ich für mich beschlossen eine Partnerschaft erst zu dem Menschen einzugehen, wenn er dieselbe Neigung teilt (bzw. mein Gegenteil in sich trägt) oder aber er damit klar kommt, dass ich so bin und wohl die nächsten Jahre auch so bleiben will und werde.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Ich würde es auf jeden Fall gerne in einer Beziehung ausleben ;-) Aber nicht direkt 24/7 auf die extreme Art. Ich würde es mir wünschen, es wie ein kleines Geheimnis, einen Schatz, im Alltag mit mir trage. Ich will eine „normale“ Beziehung mit meinem Partner auf einer gemeinsamen Ebene… und zwischendrin… Das ein oder andere Zeichen das mir sagt wer das sagen hat und wem ich gehöre!

Einfach ein“ Geheimnis“ das ich mit Ihm teilen kann und das Bewusstsein welchen Schatz wir bei uns tragen und wie dieser für jeden auf seine Art und weise wertvoll ist.

Lieben und geliebt werden, Besitzen und Gehören


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?

Ich glaube, das ungewöhnlichste im Bezug auf BDSM war mein aller erstes Outing! Die Erste, die je davon erfahren hat, war meine Mutter. Wir sind in unsere Stammkneipe gefahren um uns mal wieder Luft zu machen (weil die Woche für uns beide nicht sehr gut lief); wir saßen am Tresen und unterhielten uns über Gott und die Welt über unsere Probleme die derzeit bestanden und die evtl. Möglichkeiten daran was zu ändern… und ich musste es einfach los werden, wollte endlich mit jemanden offen darüber reden… und da wir an einem Punkt kamen, an dem wir uns die unschönen Wahrheiten erzählten, dachte ich mir, das ist der richtige Zeitpunkt, nur wie erzählt man seiner eigenen Mutter, dass man diese Neigung hat und wie wird sie reagieren…

Auch die Überleitung zu diesem Thema wollte nicht kommen und dann geschah es grade, als sie einen Schluck trank, platzen bei mir die Worte: „Mum, ich bin devot und steh auf BDSM!“ raus. Natürlich kann sich jetzt jeder denken was passiert ist: Sie prustete los und verteilte erst mal die Cola auf dem Tresen (und ich dachte schon, jetzt muss ich Rede und Antwort stehen).
Als Antwort bekam ich dann ein einfaches „Ich hab´s mir schon gedacht." Im Laufe des folgendes Gespräches erzählte sie mir auch, dass sie Switcher ist…

Wir erzählen uns keine Einzelheiten oder so, aber ich habe eine Person meines Vertrauens gefunden, der ich mich anvertrauen kann, die weiß, wie es um mich steht und mir auch zuhört und es nachvollziehen kann … Ich bin glücklich darüber, dass wir so offen miteinander umgehen können und unsre Bindung zueinander hat sich (nach der schweren Zeit mit uns) nur noch mehr verstärkt!

Und ich bin überzeugt davon, dass nach der Aufwisch-Aktion in unsrer Kneipe, dieses stundenlange Gespräch über BDSM und Neigungen nicht nur an unsere Ohren drang!


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bienst du damit umgegangen?

Ohhh ja… !!! und wie ich mit mir gehadert habe… Ich fand es anfangs, so mit keinerlei Grundwissen, schrecklich so zu empfinden, ich hab mir die Nächte vorm PC um die Ohren geschlagen, von schönen und schrecklichen Dingen gelesen, Bilder gesehen die mir Angst gemacht haben und Bilder gesehen die Sngenehmes auslösten …
Ich war immer fasziniert von dieser Menge an Material, die mir das Internet bot, dass man  wenn man mich gesehen hätte, gedacht hätte, ich schau mir einen extrem spannenden Film an (in die Decke gekuschelt mit Süßigkeiten auf diesen Bildschirm gestarrt), von dem ich gleichzeitig angeekelt und neugierig bin.

Auch war es ein langer Prozess für mich, den Unterschied von Schlagen und Schlagen zu lernen … Es gab Phasen in meinem Leben wo ich untätig mit ansehen musste, wie manch ein Partner sich handgreiflich gegenüber meiner Mutter verhielt (und das nicht im Bezug auf BDSM).
Ich habe gelernt, mich zu wehren und jedem, der sich nicht unter Kontrolle hat, in den Weg zu stellen, um mich und meine Familie (und auch andere) zu schützen! Und dann DAS?!?! Ich stand mit mir selbst in einem Konflikt (aber mittlerweile sehr glücklich darüber, mit beiden Seiten in mir zu Recht zu kommen).

Ich hab drei Jahre gebraucht, um es WIRKLICH anzunehmen, ich habe es verdrängt, hab mich immer mehr zurückgezogen, weil ich nicht wusste, wohin mit den ganzen Gedanken, habe mir gesagt, das ist alles nur so ne dämliche Phase, die geht wieder vorbei. Und doch kam es immer wieder hoch, mit dem Wunsch, noch mehr zu erfahren und zu lesen.

Irgendwann kam ich an den Punkt wo ich versucht habe mir eine Pro und Kontra Liste zu schreiben mit den positiven und negativen Gedanken die ich hegte… und dann… nachdem ich diese liste gelesen hatte und bemerkte es hält sich die Waage…. Entschloss ich mich es zu akzeptieren! „Es ist wie es ist, nehm es so hin du wirst keine Antwort darauf finden, warum und weshalb es so ist“ Und ändern wirst du es nicht können!


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Es gab bis her zwei Beziehungen, in denen ich es versucht habe, meinen Standpunkt zu verdeutlichen und zu erklären… die eine Situation ist beim Stellenwert beschrieben, der anderen interessierte es nicht und nahm mich auch nicht ernst! Und die Bekanntschaften, die ich im Internet gemacht habe, ich habe gelernt zu versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen, viele sind durchschaubarer als sie denken, manche einfach nur Plump…
Und sobald sich mein Bauch, mit einem unguten Gefühl, meldete war die Sache für mich erledigt. Entweder höflich formuliert oder knallhart (und Notfalls mit der Igno- Funktion). Keiner wünscht sich für sein „erstes Mal“ eine Behandlung, die dich schon im Geiste überfordert …
Wer nicht mit einem darüber reden konnte, nichts über dich erfahren wollte, nichts über sich preisgeben wollte, oder nur meinte, ich zeig dir alles, dann sind deine Fragen alle beantwortet, kann nicht der Richtige sein in so einer Situation!
Grade als Anfängerin wünscht man sich doch jemanden, der dich langsam an die Geschichte führt… Mit dir spricht und dem du das Gefühl von Vertrauen schenken kannst!

Ich überlege dreimal, wem ich einen gewissen Rahmen an Menschlichkeit gebe, ansonsten bleibt er eine leere Datenbank auf der Suche nach dem Ziel….


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Keine Langeweile ;-) Ich hab meist immer was Neues auf Lager und lache gerne und viel, ich bin liebenswert tollpatschig und so manches Fettnäpfchen gehört auch schon mal mir … *rotwerd*
Manchmal sag ich, ich bin ein ungeschliffener Rohdiamant mit viel Ehrlichkeit und vielen positiven wie auch negativen Eigenschaften, die ich jetzt nicht alle aufschreiben möchte…

Von meinem Partner erwarte ich, dass er genauso wie ich nicht so schnell aufgibt und auch wieder aufsteht und weiter macht, wenn er mal hinfällt … mir beisteht, wie ich es tun würde und mich mit meinen zwei Gesichtern liebt und respektiert … Mich auffängt und sich zusammen mit mir weiterentwickelt!


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Siehe oben und… Dass wir ein gemeinsames Vertrauen zueinander aufbauen können, dass es für beide zu 100% eine verdammt schöne Zeit werden kann. Ehrlichkeit und das Wissen, dass wir immer für einander da sind… und kuscheln muss er mögen ;-)


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Grade als Anfängerin (und jeder hat mal klein angefangen) weiß ich, wie es ist, dieses neue Feld zu entdecken, es gibt immer wieder was Neues, was ich entdecke und lese oder hinterfrage und ich hab gelernt, dass auch die in euren Augen dämlichste Frage bei den richtigen Personen anklang findet und er oder sie es euch mit Sicherheit beantwortet …
Lasst euch Zeit, lest, fragt nach und vor allem hört zu!!! Da draußen gibt es eine Menge Menschen, die das gleiche erlebt haben und jeder, der es wirklich ernst meint (nicht nur als Masche) in diesem Bereich, wird euch eure Fragen beantworten, euch zuhören! Auch wenn die Welt manchmal engstirnig scheint… helft euch und anderen, um sich nicht die Lust am Spielen und lernen zu nehmen…

Und für mich das Wichtigste: Lernt euch selber kennen … Euer Körper sagt euch, wann es richtig ist und wann nicht … Euer Bauchgefühl weiß manchmal besser über euch Bescheid als euer Kopf …