Jette (29)

Stell dich bitte kurz vor:

Ich bin 29 Jahre alt und alleinerziehende, jedoch ganztägig berufstätige Mutter von zwei Kindern. Im Internet bin ich meistens unter dem Nick jette unterwegs und bin eher devot als masochistisch veranlagt.


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Einen Auslöser gibt es nicht oder es ist mir keiner bewusst. Ich denke, dass ich diese Neigung schon immer hatte. In meiner Jugend wusste ich nichts von BDSM und so waren meine sexuellen Phantasien und Wünsche für mich normal. Ich habe mir auch nichts dabei gedacht, dass meine Freunde andere Vorlieben hatten, denn die Palette war unheimlich facettenreich und es erschien mir nur selbstverständlich, dass verschiedene Menschen auch verschiedene Phantasien und Vorlieben haben. Das Internet öffnete mir dann 1999 die Augen.;-)


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Ich bin keine Spielerin und BDSM bietet mir die Möglichkeit, einen Teil meiner Persönlichkeit auszuleben.
Ich genieße es mich hinzugeben, mich fallenzulassen, bin aber auch sehr gerne aktiv, indem ich mich um das Wohlergehen meines Doms kümmere und ihm diene, indem ich ihm z.B. abends ein Fußbad bereite und danach seine Füße massiere. Diese Situation hat nicht zwingend einen sexuellen Aspekt, nicht einmal, wenn ich dabei nackt bin, ist aber für mich (und hoffentlich auch für ihn) sehr innig, respekt- und liebevoll und ist zudem ein schönes Bild für „mein“ BDSM.


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Ja! Meine ersten Erfahrungen habe ich mit 19 gemacht und mich kopfüber in diese spannende neue Welt gestürzt. Ich war unglaublich naiv und gutgläubig (böse Zungen behaupten, dass sich das bis heute nicht geändert hat) und habe fast alles geglaubt, was mir irgendwelche Doms in Chats und Telefonaten erzählt haben. Ich bin gleich bei ersten Treffen zu Doms nach Hause gefahren und habe mich nicht covern lassen. Im Nachhinein kann ich froh sein, dass mir nicht wirklich etwas passiert ist.
Zudem war „mein“ BDSM anfangs eher körperlich ausgerichtet und ich habe das Gefühl, dass ich mehr maso war oder mehr aushalten konnte als heute.
Mittlerweile bin ich vorsichtiger geworden und da ich mir heute besser über meine Bedürfnisse und meine Neigung im Klaren bin, mache ich auch nicht mehr alles mit, „weil man das eben so macht“ oder weil mir jemand sagt: „Als Sub musst Du das aber machen!“.
Der körperliche Aspekt ist selbstverständlich noch immer vorhanden, aber der Kopf ist heute ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger. Der fest in meinem Kopf verankerte Gedanke „Ich gehöre ihm“ kickt mich mehr als alles andere. So empfinde ich bei einer Züchtigung durch den Schmerz keine Lust und die Tränen laufen schon nach den ersten Schlägen, aber der Gedanke hält mich und gibt mir eine Art Befriedigung.


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Derzeit einen zu kleinen. Ich bin seit einigen Jahren Single und lebe BDSM nur in Affären aus. Eine Beziehung ohne BDSM kann ich mir nicht mehr vorstellen.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Ich habe es bisher nur in einer Beziehung gelebt, in der es ausschließlich sexuelle Spielart war. Seit mir bewusst ist, dass ich mehr als das möchte und es wirklich ein Teil meiner Persönlichkeit ist, wünsche ich mir eine 24/7-Beziehung mit fließenden Übergängen. Ich kann mir nicht vorstellen, ständig auf dem Boden herumzurutschen, aber ich bin nicht nur dann Sub oder Sklavin, wenn ich ein Halsband trage.


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Ja, habe ich. Und das mehrfach. Die Ursache sehe ich in der Tatsache, dass ich meine Neigung lange Zeit nicht wirklich akzeptieren und annehmen konnte. Meistens war es dann eine Session, die das Fass zum Überlaufen brachte und dazu führte, dass ich mein gesamtes Spielzeug und alle Bücher, die sich mit BDSM beschäftigten in den Müll warf (zweimal habe ich das so gemacht – ein teurer Spaß). Ich hatte jeweils einen emotionalen Absturz, den ich jedoch keineswegs meinen Partnern, sondern nur meiner innerlichen Zerrissenheit zuschreiben kann.
Danach habe ich dann mehrere Monate die Finger von BDSM gelassen, bis die Sehnsucht zu stark wurde. Irgendwann nach der zweiten Entsorgung habe ich dann viel über meine Neigung und meine Zerrissenheit und die Ursachen dafür nachgedacht und kam dann an den Punkt, an dem ich meine Neigung annehmen konnte.


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Ich kann hier nur von der Partnersuche über das Internet berichten und denke, dass man auch in der virtuellen Welt einen passenden Partner finden kann. Ich bin zwar noch nicht fündig geworden, habe aber schon einige nette Bekanntschaften geschlossen. Man darf sich nicht nur vom geschriebenen Wort beeindrucken lassen, ein erstes Telefonat bringt schnell ans Tageslicht, ob Dom und sein Profil/seine Kontaktanzeige zusammenpassen.
Ohnehin sollte ein relativ schneller Wechsel in die Realität erfolgen und Doms, die gleich unheimlich hohe Erwartungen haben und diese auch äußern, sind mir unheimlich. Es mag ja schön und/oder erregend sein, wenn er noch im Chat oder beim ersten oder zweiten Telefonat äußert, dass er sich ganz sicher ist, dass alles passt und du bald vor ihm knien oder seine Sklavin sein wirst, aber ich denke, dass solche Sätze auch ein Gefahrenpotential bergen. Erwartungen werden geweckt, das Kopfkino springt an, man idealisiert das noch unbekannte Gegenüber und die Gefahr der Enttäuschung beim ersten realen Kontakt steigt.


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Ich biete meine Hingabe, meinen Gehorsam, meine liebevolle und fürsorgliche Art, Sinn für Humor, die Fähigkeit und den Willen zu lernen, Ehrlichkeit und Respekt. Die wichtigsten Eigenschaften, die mein Partner mitbringen sollte sind Ehrlichkeit, Respekt und viel Humor.