Lucille

Stell dich bitte kurz vor
Männern, welche mein Interesse wecken, stelle ich mich grundsätzlich mit Lucille vor. Ich bin 30 Jahre alt und Single.

Bei meinem Erscheinungsbild würde wohl niemand auf die Idee kommen, dass ich gern mal mit einer Gerte einem Mann den Hintern versohle.

"Bezaubernd wie eine Elfe, boshaft wie eine Hexe" hat es ein Bekannter mal sehr treffend auf den Punkt gebracht.

 

Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?
Es gab keine bestimmten Auslöser, sondern viele. Angefangen hat es bereits in meiner Kindheit. Meine Eltern pflegten Fehlverhalten durch Bestrafungen zu korrigieren (Arrest, Verbote, Liebesentzug, böse Blicke, Schläge). Den Spieß drehte ich schnell um, nur für mich. Ich provozierte um die Reaktionen und Grenzen zu testen. Nutze die Methoden um von meinen jüngeren Geschwistern und Freunden zu bekommen was ich wollte. Eher im psychologischen Sinne, nicht durch Schläge o. Ä.

Nach Außen funktionierte ich, in mir brodelte es.

Es hat dann viele Jahre gedauert, bis ich mich richtig verstanden habe, bis ich mich gefunden und meine Persönlichkeit sich gefestigt hatte. Im Beruf war ich immer die Unterlegene und das passte mir nicht. Ich hatte es immer schwer mich unterzuordnen bis es mir letzten Endes reichte. In der Selbständigkeit habe ich meinen Traumberuf und meine Erfüllung gefunden, als Personal Trainerin und Seminarleiterin.

Ein weiterer Auslöser war eine Bekanntschaft, der einige Erfahrungen in dem Bereich BDSM hatte. Ich war neugierig und habe ihn förmlich ausgequetscht, ich wollte ALLES wissen. Das was ich aus den Medien kannte war nichts für mich und ich konnte mich damit auch nicht identifizieren.

Irgendwann war ich mit einem Bekannten in einer Bar. Viele Menschen standen an der Theke plauderten und tranken. Ein Paar, ganz unscheinbar und völlig normal wirkend, blitzte auf einmal aus der Masse heraus. Er hatte etwas verschüttet und sie schimpfte mit ihm. Daraufhin kniete er nieder und sie schlug ihn (nicht doll) auf den Hinterkopf, sein Blick war zum Boden gerichtet. Ich schaute nicht weiter auf das Paar, sondern auf die entgeisterten Gesichter drumherum und spürte etwas in mir. Ich erwischte mich, wie ich nun lächelnd da stand und Bewunderung für diese Frau empfand. Die Macht die sie ausstrahlte. DAS genau das brauche ich!

 

Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?
Der verantwortungsvolle Umgang mit Macht.

 

Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?
Es verändert sich stetig. Ich bin offen für neue Methoden, meine Neugier und meine Kreativität scheint mir grenzenlos und mein Dienender ist stets erfreut zu lernen. Ich forme ihn nach meinen Vorstellungen, Werten und Wünschen. Hauptsächlich aber nicht über Bestrafungen (die natürlich nicht unumgänglich sind, jeder macht Fehler), er lernt am besten über Belohnungen. Es sollte sich meiner Meinung nach immer die Waage halten. Ich traue mich momentan aber immer mehr in die Öffentlichkeit. Die Gesellschaft ist toleranter geworden und so kann ich mit meinem Dienenden auch mal essen oder etwas trinken gehen. Das ist toll! Demütigungen in der Öffentlichkeit haben ihren besonderen Reiz, das ist neu für mich und ich taste mich momentan noch langsam ran.

 

Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?
Meine Sexualität hatte schon immer einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Normaler leidenschaftlicher Sex beinhaltet für mich immer auch das spielen mit der Macht. Eine traditionelle Beziehung führe ich nicht. Ich habe drei "Beziehungen". (Ich nenne die drei jetzt mal A,B und C)

A. ist mit mir auf Augenhöhe, wir sind beide dominant, aber das macht es um so spannender. Wir beide möchten das Zepter halten und so ist es ein unerbitterlicher Kampf, leidenschaftlich und aufregend.

B. Ist meine Insel, ich kann mich fallen lassen. Er überschreitet nie meine Grenzen und fügt sich dem was ich ihm "erlaube". Er ist mein Seelenstreichler nach einer anstrengenden Woche. Mit ihm tausche ich mich aus, lasse mich verwöhnen. Er ist sehr fürsorglich und ich genieße es von ihm bekocht, gestreichelt und umworben zu werden.

C. ist der Dienende, er kommt einem Sklaven am nächsten. Er wird bestraft, wenn er nicht hört. Mit ihm habe ich Verhaltensregeln festgelegt. Er kniet vor mir und bekommt auch die Gerte zu spüren. Meine Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen ist sein höchstes Ziel.

 

Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus?
Mit A. ist es sehr unterschiedlich (auch selten), es ergibt sich aus der Situation und aus der jeweiligen Stimmung.

Mit C. lebe ich das aus was an dieser Stelle wohl am interessantesten ist, so kann ich hier nur einige Beispiele nennen. Er nennt mich "seine Gebieterin", er hat keinen Namen. Er steht mir zur Verfügung, wenn ich es wünsche. Möchte ich mit meinen Freundinnen essen gehen, frage ich ihn nach Empfehlungen und lasse mir von ihm einen Tisch reservieren.

Kommt er zu mir, begrüßt er mich mit einem Handkuss, zieht sich aus, legt sein Halsband an, kniet sich neben die Tür und wartet auf Anweisungen von mir. Wenn ich unzufrieden mit ihm war, streue ich Salz auf den Fußboden und lasse ihn eine Weile schmoren. Hin und wieder schaue ich nach dem Rechten und streichel ihm sanft über seinen Schopf und stelle ihm Fragen. Irgendwann kontrolliere ich seine Hände und Fingernägel und schleife ihn mit in mein Spielzimmer. Ich lasse im Hintergrund ruhige Musik laufen und dann muss er Aufgaben erfüllen. Macht er seine Sache gut, wird er belohnt. Er mag es gefesselt mit Maske unvorhersehbaren Reizen ausgesetzt zu werden. Kann er seine Aufgabe nicht zu meiner Zufriedenheit erfüllen, wird er Bestraft. Er beschwert sich dann auch gern, was es nicht besser macht, für ihn. Wir haben zwei Safewords festgelegt. Eines zum sofortigen Abbruch und eins, wenn er nicht mehr kann und eine Pause benötigt. Bisher hat er noch nie eines davon benutzt.

 

Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?
Als intensiv emfpinde ich fast jede Situation. Lustig, finde ich die Blicke von C., wenn ich mit einem neuen Spielzeug daherkomme. Ich muss dann oft lachen (ich bin nämlich ein ganz fröhliches und lustiges Wesen) und er kann dann natürlich auch nicht an sich halten, was mich sofort zur Bestrafung auffordert.

 

Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?
*lach* Ja, ich war beim Psychologen. Mein erster Satz "Mit mir stimmt was nicht" Die Gespräche haben mir einen ganzen neuen Blick auf mich selbst gegeben. Ich weiß woher diese Neigungen kommen. Und ganz ehrlich, ich bin doch harmlos

Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?
Es ist so leicht einen Partner zu finden, ich möchte aber keinen. Jetzt nicht.

 

Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?
Vertrauen und Respekt. Neugier und Offenheit.

Ich möchte irgendwann einen Partner, der fest im Leben steht. Der erfolgreich ist, in dem was er tut und seine Freizeit spannend gestaltet. Sportlich sollte er sein und begeisterungsfähig für meine, manchmal recht ungewöhnlichen Ideen. Reiselust und Interesse an fremden Kulturen.

Er sollte Stil haben und ein absoluter Gentleman sein.

 

Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?
Ja, interpretiere BDSM nach deinen Wünschen und Vorstellungen. Es gibt kein Gesetz wie das alles zu funktionieren hat. Sei kreativ und gestalte es so wie du dich gut und wohl fühlst. DU machst die Regeln.