Anxo über seine offene Ehe, Fotografie und Hypnose

Cat: Wie hast du deine Neigungen zum BSDM entdeckt und wie bist du damit umgegangen?

Anxo: Da kann ich Copy und Paste in meinem Profil machen, macht es mir einfacher. Schon im Alter von 17 oder 18 Jahren lebte ich meine Neigung unbewusst aus. Hatte immer Partnerinnen, die devot und/oder masochistisch waren. Man lebte, genoss und alles war gut. Vor vielen Jahren kam es dann zu einem Gespräch, wo sich eine Person mir gegenüber als "SM-ler" outete. Meine erste, gedankliche Reaktion: "Iiihhhh... das ist doch pervers! ". Dann unterhielten wir uns über das Thema. Ich stellte Fragen, was denn so da passiert. Immer häufiger musste ich sagen.... DAS mache ich auch. Jenes lebe ich auch. Sicher nicht mit den umschriebenen Werkzeugen, aber bei mir gab es ja auch die Hand, den Gürtel oder auch mal den Kochlöffel. Irgendwann musste ich mir dann eingestehen: " Ich bin ja AUCH ein Perverser". Damals gab es noch nicht so viele Seiten im Internet, aber dennoch wurde ich fündig. Die ersten Peitschen wurden gekauft, Seile, usw.

Cat: Hast du dich im Freundeskreis und/ oder der Familie geoutet und was hat dich dazu bewogen dich dafür oder dagegen zu entscheiden?

Anxo: Bewusst geoutet habe ich mich nie, gehe aber offen damit um. Gerade am Anfang der Erkenntnis, SMler zu sein, kaufte ich mir den Ring der O und trug ihn ständig, Wurde ich darauf angesprochen, habe ich bereitwillig, offen und ehrlich darauf geantwortet. Sehr witzig war eine Begegnung vor etwa 8 Jahren. Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich in einem Hotel als Nachtportier. Mir wurde bei der Übergabe gesagt, wir hätten einen prominenten Gast im Haus, der wohl erst gegen 2 Uhr zurück in sein Zimmer kommt. Es war der Schlagzeuger von „Kiss“. Kurz vor 2 Uhr erschien er dann mit 2 weiteren Personen und sie bekamen von mir ihre Zimmerschlüssel. Er sah dabei auf meine Hand, zwinkerte mir zu und meinte dann lächelnd: „Nice Ring“. Wir mussten dann beide lachen.

Cat: Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Ehe bzw. Beziehungen?

Anxo: BDSM ist für mich definitiv nicht Lebensmittelpunkt, sondern eine sehr schöne, intensive Ergänzung. Meine Frau und ich haben fast 2 Jahre versucht, SM miteinander zu leben. Es wurde mit der Zeit immer schwerer und weniger erfüllend. Wir konnten uns, durch einen stressigen Alltag, aber auch durch Nachwuchs, beide nicht richtig fallen lassen. Immer wieder kamen z.B. in einer „Session“ Gedanken an Alltägliche Dinge auf. Dies hab ich vergessen zu erzählen, Das ist heute noch passiert, usw. Irgendwann haben wir dann beschlossen, BDSM getrennt auszuleben. Dies wurde uns aufgrund unserer offenen Sexualität (wir waren auch in Swingerkreisen unterwegs und können Sex und Liebe trennen) nicht zum Problem. In den meisten Fällen haben wir bisher immer den SM-Partner des Anderen auch „neutral“ kennengelernt. Beide leben wir SM nicht zwanghaft aus. Es kann vorkommen, dass wir auch mal eine längere Pause haben, wenn eine Beziehung beendet wurde.

Cat: Lebt ihr BDSM nach eurem Entschluss gelegentlich doch noch zusammen aus oder trennt ihr es strikt?

Anxo: Das trennen wir strikt. Es würde, dessen sind wir uns bewusst, letztendlich wieder nur zu Frust führen.

Cat: Hat das Ausleben von BDSM Einfluss auf deine Alltagsbeziehung beziehungsweise auf deine Ehe, und wenn ja magst du uns verraten welchen?

Anxo: Sicher hat das Ausleben Einfluss auf meine Ehe. Aber absolut nicht negativ. Meine Frau und ich profitieren BEIDE davon. Jeder ist ausgeglichener. Keiner von uns hat den Druck, gerade DEN Bereich unterdrücken zu müssen. Bei uns ist es sogar so, dass wir gegenseitig von den Ideen des Anderen profitieren. Wir reden immer wieder mal, was so gewesen oder geplant ist. Gerade für den D/s-Bereich kommen dann mal Ideen auf, was man noch machen könnte.

Cat: Ihr tauscht euch viel miteinander aus. Hast du schon einmal ein von ihr erlebtes Ereignis für deine Spielbeziehung genutzt?

Anxo: Bei uns geht es nicht darum, Dinge umzusetzen, die der Andere erlebt hat. Es hat eine andere Dimension.
Beispiel: Es war ein gemeinsamer Besuch bei Beate Uhse mit meiner Sub geplant. Ich sprach mit meiner Frau darüber. Da kam spontan von Ihr: Wenn Sie dann nicht spurt, kann Sie sich ja die Dinge dort im Knien ansehen. Die in dem Laden kennen das ja...

Cat: Was bedeutet es für dich eine Beziehung im Rahmen von D/S, also mit einem Machtgefälle zu führen, wo durch manifestiert sich dieses Machtgefälle?

Anxo: Die Macht wird mir von meiner Sub verliehen. Dazu muss man erstmal das Vertrauen aufbauen. In meinen Augen ein Vertrauen, welches viel höher ist, als in einer „Vanilla-Beziehung“. Ist dieses Vertrauen da, macht es mich Stolz. Das Spiel mit Macht und Ohnmacht, welches ja eher ein Spiel mit dem Kopf ist, kann man dann auch sehr schön in der Öffentlichkeit „spielen“, ohne dass die Umwelt es mitbekommt. Mir ist dabei allerdings wichtig, mit meiner Sub auf Augenhöhe zu sein. Sie als Mensch im Ganzen zu Achten. Dann kann Augenhöhe sehr gerne aus der horizontalen Augenhöhe auch in die vertikale Augenhöhe wechseln. Anders ausgedrückt, ist Machtgefälle für mich nicht anderes, als dass Sub mir die ganze Verantwortung um das Handeln Vertrauensvoll in die Hände legt.

Cat: Du machst Erotik- und Fetisch-Fotografie. Hast du bestimmte Fetische die du besonders gerne ablichtest? Was fasziniert dich daran?

Anxo: Wenn ich fotografiere, geht es mir (anders vielleicht als bei anderen Fotografen) nicht um MEINEN Fetisch. Wenn ich überhaupt einen Fetisch habe, ist es der für Ärsche. *lach* Mir geht es bei der Fotografie darum, den Menschen in SEINER Erotik bzw. in SEINEM Fetisch zu zeigen. Ich setze am liebsten die Ideen des Models um. Das Model kann dann Sie selbst sein und muss in keine Rolle schlüpfen. Dies umzusetzen fällt ja schon den professionellen Modellen sehr schwer. Wie soll dann ein Amateur das umsetzen. Das sieht man dann auf den Bildern. Wenn man es denn dann als Fetisch ansehen mag, ist es mein Fetisch, den Menschen so zu zeigen wie er ist. Auch in seiner Erotik bzw. in seinem Fetisch.

Cat: Wie bereitest du dich auf ein Shooting vor beziehungsweise Wie kann man sich die Herangehensweise an ein solches Fetisch-Shooting vorstellen? Führst du Vorgespräche mit deinen Models und/ oder hilfst du bei den Vorbereitungen mit?

Anxo: Da gehören selbstverständlich, wie bei jedem normalen Shooting auch, vorherige Gespräche, aber auch ein spontanes Probeshooting dazu. Man muss sich gegenseitig ja erstmal kennenlernen und Vertrauen aufbauen. Was Kleidung angeht, bitte ich dann meist darum, 3-5 Outfits mitzubringen. Diese werden nicht alle genutzt, sondern es werden dann gemeinsam 1-3 ausgesucht, die beim Shooting dann genommen werden. Hattest du ein besonderes Shooting von dem du uns erzählen möchtest? Wir hatten vor ein paar Jahren ein befreundetes Paar aus Frankfurt übers Wochenende zu besuch. Auch SMler. Die hatten eine Location für den 2. Tag angemietet, um dort von einer Fotografin SM-Fotos machen zu lassen. Abends kam dann der Anruf, Sie könne zu dem Termin nicht erscheinen. Ich wurde dann gefragt, ob ich das nicht machen könne. Gesagt getan. Wir sprachen über Ihre Vorstellungen. Sie wollten möglichst authentische Bilder. Ich habe dann Vorgeschlagen, daß die Beiden dort einfach eine „Session“ machen und ich versuchen werde, aus dem Hintergrund die Fotos zu machen, so dass nichts gestellt ist.

Es war ein sehr aufregendes Erlebnis. Sie haben nachher gesagt, sie haben mich nicht wirklich Wahrgenommen. Es sind sehr eindrucksvolle Bilder daraus entstanden. Als Dank haben Sie mir dann ein Fotobuch mit den schönsten Bilder machen lassen und geschickt.

Cat: Du lebst BSDM zusammen mit Hypnose aus – wie kann man sich das vorstellen? Wie gestaltet sich ein Spiel unter Hypnose?

Anxo: Das ist eine Frage, die eigentlich ganz einfach zu beantworten ist, aber dennoch einer Erklärung bedarf. Hypnose KANN ein sehr mächtiges Werkzeug sein, wenn das Vertrauensverhältnis da ist. Dazu sollte man sehr, sehr vorsichtig damit umgehen. Grundsätzlich Spiele ich NIE unter Hypnose. Die Gefahr, dabei Dinge auszulösen, die psychische Schäden nach sich ziehen könnte, ist mir zu groß. Was also mache ich? Ich setze in einer separaten Sitzung, die kein Spiel ist, Hypnotische Anker.
Beispiel: Jeder Mensch kann alleine durch die Kraft der Gedanken zum Orgasmus kommen. Hat sicher jeder schon mal erlebt. Sogenannte „feuchte Träume“. In der Hypnose führe ich an einen Orgasmus heran. Dann verknüpfe ich dies mit einem bestimmten Wort und einer Geste. Eine Geste kann z.B. das Schnippen mit den Fingern sein. Dies wird dann in der Hypnose, zum Vertiefen, mehrfach ausgelöst und verankert. Diese Anker können dann später, ohne dass Sub wieder in Hypnose versetzt werden muss, jederzeit und an jedem Ort ausgelöst werden. Jetzt kommt der ganz wichtige Teil. Die Verantwortung. Diese Anker muss ich auf MICH beziehen. Nur wenn ICH diese Anker benutze, wird dieser auch ausgelöst. Auch wichtig, NIEMALS ein alltägliches Wort zu setzen. Das sage ich ganz bewusst, da ich selber vor gut 10 Jahren den Fehler unbewusst gemacht habe. Es war das erste Mal, dass ich dies verankert hatte. Habe aber 2 kleine Fehler gemacht. Nicht auf meine Person beschränkt und das Wort „JETZT“ als Auslöser gesetzt. Es kam, wie es kommen musste. Meine damalige Sub war an ihrem Arbeitsplatz. Ihr Vorgesetzter rief ihr zu: „ XYZ, kommst Du mal bitte?“.... Sie rief zurück: „Wann?“..... Er rief: „JETZT“... Und sie kam. Konnte den Orgasmus zwar stimmlich unterdrücken, ihr Körper aber nicht. Wir haben nachher beide herzhaft darüber lachen können, aber die beiden Fehler habe ich dann umgehend korrigiert.

Wozu nutze ich es sonst noch? Man kann Anker für Bewegungslosigkeit setzen, dass Sub sich nicht mehr bewegen kann. Das Sub Schläge spürt, die real nicht stattgefunden haben und vieles mehr. Ergänzend muss ich sagen, dass die Anker auch mal NICHT funktionieren. Nämlich dann, wenn das Unterbewusstsein sagt, in der jetzigen Situation ist es absolut unangemessen. Einfaches Beispiel: Sub hat ein Kind. Spielt mit diesem, hat es vielleicht auf dem Schoß. Wird jetzt der Anker abgerufen, wird absolut NICHTS passieren, weil es nicht angemessen ist.

Cat: Die Anker von denen du sprichst, kannst auch nur du wieder entfernen?

Anxo: Jeder ausgebildete Hypnotiseur kann die entfernen, da ich keine versteckten Anker setze. Wer das macht, ist in meinen Augen nicht seriös. Und gerade diese Anker lösen sich normalerweise sofort, wenn die Beziehung beendet wird. Es sei denn, der „Hypnotisierte“ will die Anker behalten und auf jemanden anderen übertragen. Das geht auch.

Cat: Wie lange hast du gebraucht um deine Techniken zur Hypnose zu erlernen?

Anxo: Mit Hypnose beschäftige ich mich schon seit ich etwa 20 Jahre alt war. Habe es ab und an im Bekanntenkreis genutzt für Spass-Effekte. Vor etwa 6 Jahren habe ich dann bei einem seriösen Hypnoseinstitut eine fundierte Ausbildung gemacht, um mit Hypnose Menschen zu helfen. Vor 5 Jahren habe ich dann eine Hypnosepraxis eröffnet.

Cat: Hattest du auch schon Partner/Innen bei denen die Hypnose nicht angeschlagen hat?

Anxo: Nein. Liegt aber auch darin begründet, daß ich vorher aufkläre und die Menschen mir da vertrauen.

Cat: Gibt es Tipps bzw. besondere Dinge mit denen man sich auf eine Hypnose vorbereiten kann?

Anxo: Man muss weg von den Dingen, die im TV gezeigt werden. Showhypnose hat eine ganz andere Herangehensweise. Die Menschen dort sind aus der Masse heraus ausgesucht. Nicht falsch verstehen, die sind nicht gestellt. Der Hypnotiseur sucht sich da ein paar Menschen heraus, wo er sieht, dass sie schnell in eine Trance gehen. Meist Menschen, die mal im Mittelpunkt stehen wollen. Er macht kurze Tests, die einem nicht wirklich auffallen. Am Ende der Show setzt er eine Amnesie für die Zeit der Show. Daher erinnert sich direkt im Anschluss niemand an das, was da passiert ist. Die meisten Menschen bekommen ihre Erinnerung aber nach ein paar Tagen oder Wochen wieder.

In der „normalen“ Hypnose bekommt man alles mit. Man fühlt sich nur wie in Watte gepackt. Der Fokus des Denkens wird auf meine Stimme gelenkt. Somit werden störende Gedanken zur Ruhe gelegt. Niemand gibt seine Kontrolle ab. Man kann sich jederzeit selbst wieder aus der Trance herausholen, wenn man das will. Zudem kann ich nicht wirklich Dinge suggerieren, die gegen die eigenen ethischen Werte verstoßen.

Cat: Vielen Dank, dass du dich für das Interview zur Verfügung gestellt hast um ein bisschen über, wie ich finde sehr interessante Themen aus dem Nähkästchen zu plaudern.