Experiment geglückt!

So, nachdem ich jetzt Zeit hatte, mich von meinem „Freigang“ zu erholen, fühle ich mich auch wieder in der Lage, zu schreiben:-) Auch wenn es viele wahrscheinlich interessant fänden, habe ich mich allerdings entschlossen, über den „Seitensprung“ an sich nichts zu veröffentlichen; das wäre mir einfach zu persönlich und ich denke, andere Beteiligte sehen das ebenso. Abgesehen davon - ich glaube, in groben Zügen weiß jeder, wie so etwas ablaufen kann;-)

Alles in allem kann ich zu dem Ausflug zwei Dinge sagen. Erstens: ich hatte SCHISS! Wenn ich eines an diesem Unterfangen unterschätzt habe, was es meine eigene Angst. Es wundert mich immer noch, dass ich nicht vorher abgesprungen sind, meine Füße waren so kalt, dass ich damit die Hölle hätte einfrieren können... Und ich war letztendlich sehr froh, dass ich einen geduldigen Spielpartner hatte – sonst wäre wahrscheinlich überhaupt nichts passiert.
Noch nie wurde mir so deutlich vor Augen geführt, dass ich kein Mensch bin, der schnell Vertrauen fasst; ich brauche immer eine gewisse „Gewöhnungszeit“ und das war dieses Mal nicht anders. Jetzt verstehe ich auch auf einer anderen Ebene, warum BDSM kein Spiel für One Night Stands ist – ich bezweifle sehr, dass ich mich ständig auf einen neuen Mann einstellen und schnell genug Vertrauen fassen und mich fallen lassen könnte...
Was zu meiner Grundnervosität noch hinzukam, war der Schreck darüber, wie sehr mich meine Lust überrollte. Ich glaube, ich habe mich meinen eigenen Gefühlen gegenüber noch nie so hilflos gefühlt. Allerdings können Lust und Angst auch eine ziemlich explosive Mischung sein, wie ich festgestellt habe...

Zweitens: Der Aufschlag zurück in der Realität war um einiges härter, als gedacht. Sowohl mein Partner als auch ich hatten uns das emotional doch viel einfacher vorgestellt. Es klang ja auch alles sehr gut: Er wusste Bescheid, ich musste nicht lügen, nichts verbergen, eine absolut vertrauensvolle Situation (Wobei es schon sehr seltsam ist, seine Sachen für ein Stelldichein zusammen zu packen, wenn der Herzallerliebste daneben steht;-). Ich hatte mir über das Danach zugegebenermaßen wirklich wenig Gedanken gemacht...
Der Schock des Alltags traf mich dann auch am nächsten Morgen mit voller Wucht. Ich wachte auf und das erste, was ich fühlte war nicht mein Rücken oder mein Hintern – es war eine diffuse, seltsame Leere in mir. Ich fühlte mich völlig dumpf, wie ein Häufchen Asche nach dem großen Freudenfeuer...
Es war eben der tiefe Absturz nach dem hohen Flug - und irgendwie war nichts und niemand da, um mich aufzufangen. Fast die komplette Fahrt nach Hause weinte ich still in mich hinein, ohne wirklich zu wissen, warum. Ich fühlte mich einfach sehr berührt und verletzlich, ein seltsames, bittersüßes Gefühl.

Als ich zu Hause ankam und mich gerade wieder gefangen hatte, kam der nächste Schock: Mich erwartete ein Haufen Elend von Mann, verletzt und in sich gekehrt. Also zog ich die Jacke gar nicht erst aus – wir gingen direkt in den nahe gelegenen Park, um uns auszusprechen.
Aber wir waren beide so in unseren Gefühlen und der vergangenen Nacht gefangen dass wir uns nur anstarrten wie zwei Gefangene durch die Gitterstäbe ihrer Zellen... Unfähig, etwas zu sagen, was die Situation bereinigen konnte, unfähig, richtig zueinander durchzudringen.
Zwei Tage lang hielt er mich nur fest, wie um sicherzugehen, dass ich ihm nicht verlorengehen konnte... Und ich versuchte wirklich alles, um ihm das schlechte Gefühl zu nehmen. Wir redeten und redeten und ich beantwortete ihm alle Fragen, die er stellte. Und kam mir dabei irgendwie vor, wie am Pranger.
Trotz aller Absprachen, trotz allen Vertrauens fühlte ich mich miserabel, schuldig. Ich hatte mich an alle Abmachungen gehalten, hatte all seine Wünsche berücksichtigt, plus ein paar, die er selbst zwar nicht geäußert, die aber mein Spielpartner vorgeschlagen hatte. Was hätte ich noch tun können um es ihm leichter zu machen? Und ich war sauer, fühlte mich, was seine wahren Gefühle betrifft, belogen.

Aber trotz allem: Es ist gut ausgegangen. Ich brauchte nur einen Tag, um wieder ich selbst zu sein und ich bereue es absolut nicht, diesen Schritt gegangen zu sein. Mein Mann hat sich wieder gefangen und ich war sehr froh, als er mir gestern am Telefon sagte, dass er alles genauso machen würde – und das er seine Erlaubnis für die Zukunft nicht zurückzieht, unter der Bedingung, dass ich wieder genauso ehrlich zu ihm bin.
Im Endeffekt sehen wir beide – wir sind noch da. Unsere enge Verbindung hat keinen Schaden genommen, auch wenn ich da noch vor wenigen Tagen ernsthafte Bedenken hatte. Er weiß jetzt, dass ich ihm nicht davonlaufe (zumindest nicht, ohne wiederzukommen;-)

Fazit: Ich denke, diese Erfahrung hat mir sehr viel gegeben... mehr als das, was man auf den ersten Blick sehen kann. Ich möchte keine Sekunde missen und bin froh, dass ich mich getraut habe. Es war einfach ein schönes, für mich sehr intensives Erlebnis. Und auch wenn die Tage drumherum eher emotionaler Ausnahmezustand waren – ich würde es jederzeit wieder tun.


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