Vertrauen

Ich frage mich in letzter Zeit doch öfters, was man mir im Krankenhaus ins Essen gemischt hat... Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mich noch einmal um 180° gedreht. Es ist wirklich lustig, ich denke, ich kenne mich und dann... Überraschung!

Jahrelang hielt ich mich für eine beziehungstechnisch wirklich gefestigte Frau. Für mich war... alles locker. Hauptsache, keinen Stress. Ich hielt mich für robust und den Stürmen einer Beziehung (den schlechten wie auch den guten;-) in jeder Hinsicht gewachsen.
Egal ob es um andere Frauen, Sextechniken oder Motorräder ging – mit mir konnte man über alles reden, ich hatte für alles Verständnis (und trotzdem genügend Selbstbewusstsein, um auch mal "nein" zu sagen) und wenn meine bessere Hälfte mal zu unmöglicher Uhrzeit der Trieb packte und ich eigentlich alles außer Sex im Kopf hatte – nun ja, dann war das auch ok.

Aber jetzt ist mal wieder alles anders. Irgendwie muss alles jetzt viel vorsichtiger passieren, sowohl im emotionalen als auch im körperlichen Sinne. Ich bin so wahnsinnig empfindlich geworden – und noch viel sensibler für Zwischentöne, als ich es ohnehin schon immer war. Und was kann ich plötzlich Worte auf die Goldwaage legen!
Es ist auch interessant, wie sich meine Prioritäten unmerklich verschoben haben... Ich dachte immer, es wäre wichtig für mich, den perfekten Dom zu finden – jetzt bin ich gerade einfach nur überglücklich über den perfekten Mann, der mir genau die Sicherheit gibt, die ich brauche, ohne mir dabei den Freiraum zu nehmen. Und der Abstriche macht...

Es ist eindeutig nicht mehr, wie es einmal war mit mir. Sex zu jeder Tages- und Nachtzeit geht nicht mehr einfach so, da muss ich stark auf meine Stimmung hören. Ich habe oft Schmerzen – für mich bis dato ein völlig unbekanntes Phänomen. Auch mit dem Schlagen ist das so eine Sache... ich muss mich in diesem Moment emotional schon sehr gehalten fühlen, sonst dreht es mich emotional durch den Fleischwolf.
Für einen Mann, der es liebt, einfach mal in bester Rape-Manier eiskalt über mich herzufallen, ist das sicherlich nicht einfach. Ich spüre, wie sehr es ihn manchmal danach verlangt und es tut mir richtig weh, dass ich ihm das momentan nicht geben kann. Aber zurzeit habe ich einfach keinen Spaß an solchen Spielchen.

Allerdings fällt mir momentan etwas anderes zwischen uns auf: Trotz der Hürden habe ich das Gefühl, dass unsere Beziehung wächst. Das Vertrauen zwischen uns wird täglich stärker und es fühlt sich richtig gut an, zu ihm aufzusehen.
So sehr also die körperliche Machtausübung seinerseits eingeschränkt ist und leidet, seine psychische Macht über mich ist stärker denn je. Vielleicht auch, weil er gerade jetzt die Qualitäten beweist, die ich an einem Dom schätze und brauche: die Fähigkeit, nicht nur zu herrschen, sondern auch zu halten und Verantwortung zu übernehmen sowie das Wissen um meine Grenzen.
Aber das Wichtigste ist, dass er mein Vertrauen wert ist. Denn pures Vertrauen ist es letzlich, was eine Sub endgültig an ihren Herren bindet – mehr als jede Kette.


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