Entwicklung

April 2006 – Erste Schritte

Die Auseinandersetzung mit BDSM hat mich verändert, hat mich geprägt. Die theoretische Auseinandersetzung, die Gespräche und vor allem die ersten Spielchen haben mir Einsichten über mich selbst gebracht, die ich auf einem anderen Weg nie gefunden hätte.

Ich kann mich nicht mehr auf eine „normale“ Beziehung einlassen. Auch wenn es schön gewesen wäre. Ich muss weiter ausprobieren, mich weiter selbst finden, weiter spielen und meine Grenzen erproben. Es ist kein einfacher Weg, das ist mir bewusst. Leichter wäre es, den anderen zu wählen – den der „Normalität“. Aber ich weiß, dass das nicht mehr mein Weg ist. Wenigstens im Moment nicht.

Vielleicht komme ich irgendwann an den Punkt, wo der Reiz vorbei ist. Vermutlich in der Intensität wie ich es nun am Anfang erlebe, aber BDSM wird wohl immer ein Bestandteil meines Lebens und von mir sein. Das sehe ich auch nach der kurzen Zeit schon ziemlich klar.

BDSM ist nicht nur eine sexuelle Neigung. Wenigstens für mich nicht. Für mich ist es auch ein Stück Lebensphilosophie und eine sehr intensive Auseinandersetzung mit mir selbst. Sicherlich können das Menschen ohne diese Neigung nicht nachvollziehen.

Es ist kein Zeichen von Hilflosigkeit oder Schwäche sich beispielsweise schlagen zu lassen. Im Gegenteil. Es ist ein Zeichen von Stärke, die eigene Leidensfähigkeit zu ergründen. Sich den eigenen Schwäche zu stellen, diese auszuhalten, die eigenen Grenzen immer wieder schrittchenweise zu überschreiten und sich den eigenen Abgründen zu stellen.


Juli 2010 – Eine Zwischenbilanz

Gut vier Jahre ist es nun her, dass ich anfing meine Neigung zu leben. Zeit, Bilanz zu ziehen.

Die Höhen und Tiefen, die ich seit her erleben durfte: in partnerschaftlichen Beziehungen, in Spielbeziehungen, in kurzen Momenten des Austestens. Der Weg, den ich gehe, ist kein einfacher, aber ein spannender. Und es ist mein Weg. Das sehe ich sehr klar.

Bisher kam der Punkt, wo der Reiz verflogen ist, nicht. Im Gegenteil, er wird immer größer. Auch die Intensität hat nicht abgenommen, sondern zugenommen. Die Gelegenheiten wirkliche Intensität zu leben wechseln. Umso dankbarer bin ich, wenn sich wirklich Momente ergeben, BDSM nicht nur als sexuelles Austoben zu spielen, sondern authentisch zu leben.

Unglaublich schön sind die seltenen Momente, in denen ich plötzlich und unerwartet auf einen Menschen stoße, der es vermag, mich in einen tiefen Zustand der Unterwerfung zu führen. Der es mir ermöglicht, völlig in meine Submissivität zu versinken. Nur noch gehalten durch ihn.

Vieles ist mir bewusster. Mein Wissen um meine Hingabe- und Leidensfähigkeit mit ihren Sonnen- aber auch mit ihren Schattenseiten. Aber auch das Wissen um meine sadistische Ader und meine Dominanz. Den Kick, den es mir bringt, auf der anderen Seite zu stehen und die Macht in mir zu spüren.

Die Auseinandersetzung mit BDSM hat mir ein tieferes Verständnis für mich selbst ermöglicht. Ich entwickele mich weiter…


Februar 2011 - Neue Wege

Nein, der Reiz verfliegt nicht, auch nicht die Intensität. Im Gegenteil. Es kommt immer darauf an, den „richtigen“ Menschen zu finden, mit dem man Intensität und Tiefe leben kann. Und mit jedem Gegenüber ist plötzlich alles anders, alles neu. Und es ist doch mein Weg, der im besten Fall zu einem gemeinsamen Weg wird. Auf dem man Intensität, Tiefe, Innigkeit, Zweisamkeit und manchmal sogar Einheit erleben darf. Auf dem sich immer mehr Puzzlestücke zusammenfügen und BDSM Teil eines großen Ganzen wird.

Immer öfter wird mir klar, das Leben ist vielfältig und bunt. Es gilt die Augen offen zu halten, Neues zu wagen. Und sich immer wieder auf sich selbst zurückzubesinnen. Wie fühle ich mich? Wie geht es mir dabei? Wie sieht die Entscheidung aus, die ich aus mir heraus treffen will.
Gerade als sub muss mir immer bewusst sein, die Grundentscheidung ist immer meine bewusste Entscheidung. Da kann und darf niemand über mich verfügen. An der Basis steht, das Ja zueinander. Auf beiden Seiten.

Nie habe ich so klar wie heute gesehen, dass gegenseitige Kommunikationsfähigkeit und gegenseitige Offenheit die Basis jeder Beziehung sind. Jemand der mit meiner Offenheit nicht umgehen kann, kann mit mir nicht umgehen. Und ohne subs Offenheit, kann Dom nicht mit sub „spielen“, ohne Doms Offenheit, kann sub kein Vertrauen fassen.

Die Auseinandersetzung mit BDSM und mit mir hat mir ein tieferes Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen ermöglicht. Auch hier gehe ich mittlerweile einen neuen, spannenden, gewagten und auch anstrengenden Weg. Einen Weg, den ich als Geschenk ansehe. Und bei dem ich für jeden weiteren Schritt dankbar bin und mich aus tiefstem Herzen darüber freue, dass er trotz aller Ungewöhnlichkeit möglich ist. Wir entwickeln uns weiter…


Oktober 2012 - Reich beschenkt

Ich bin wieder da, fühle mich wieder lebendig, bin wieder auf mich zurückgeworfen, kann und darf die sub in mir wieder völlig zu Ihrem Recht kommen lassen.

Die letzten Jahre ist BDSM ein wenig in den Hintergrund getreten, allerdings nie ganz verschwunden.  So ganz verschwinden kann die sub in mir wohl auch nie, auch wenn sie manchmal ihre Auszeit braucht,  sie sich erholen und erneuern muss. Die ein oder andere Erfahrung auf der dominanten Seite ist mittlerweile dazu gekommen. Die Erkenntnis: Es macht Spaß. 

Andere Themen hatten Vorrang wie bspw. Polyamory. Kann ich zu mehreren Menschen tiefe, innige Beziehungen führen? Kann ein Mensch mehrere andere Menschen tragen? Für sie da sein in guten wie in schlechten Tagen? Ein Zitat ist haften geblieben und hat mich bewegt : "So sehr schätze ich die Zweierbeziehung, dass ich gleich zwei davon habe."  Die Auseinandersetzung mit dem Thema hat mir Wege geöffnet, die  mein Leben bereichern.

Eine besondere Begegnung hat mir einen neuen Weg eröffnet. Ich bin gespannt wohin er mich führt. Und ich gehe ihn mit dem Gefühl vom Leben reich beschenkt worden zu sein.

 

 

 


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    FREKKJA
    Kurz zu den Fakten: Ich bin 1973 geboren und habe Anfang 2006 angefangen „mein“ BDSM zu leben. In meinem Blog möchte ich euch ein wenig an meinen Gedanken zum Thema BDSM teilhaben lassen.
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