Das zweite Erste Mal

geschrieben von N. (Gastautor)

 

Nun ist es also passiert – ich habe mich zum ersten Mal einer dominanten Frau hingegeben. Wie mir schon mitgeteilt wurde, scheuen männliche Subs sich oft, darüber zu sprechen oder darüber zu schreiben und das wundert mich sehr. Deshalb möchte ich euch hier mal einen Einblick geben, wie das für einen absoluten Neueinsteiger war.

Zunächst stelle ich mich und die Umstände, unter denen das passiert ist, kurz vor:

Ich bin 24 Jahre alt und lebe mit meiner Freundin zusammen in einer offenen Beziehung. Erst zum Ende des vorigen Jahres hat BDSM Einzug in mein Leben gehalten, wie meine Freundin begann, sich damit intensiv auseinanderzusetzen, denn sie interessierte sich bereits seit langem für das Thema BDSM. Kurz zusammengefasst dachten wir beide zuerst, dass es eher auf eine „klassische“ Rollenverteilung hinauslaufen würde:

Sie wäre in dem Fall die Sub geworden und ich hätte den dominanten Part übernommen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir uns im Moment als Switcher sehen, bisher aber nur die Aufteilung FemDom und MaleSub haben, und es noch eine Weile dauern wird, bis wir erstmals die Rollen tauschen.

Weil ich aber schon vor unser beider Interesse an BDSM eine dominante Seite an ihr erkannt habe, habe ich sie dazu ermutigt, sich da doch auch mal ein bisschen schlau zu machen. Witzigerweise sagte sie mir, als ich sie direkt drauf ansprach, dass sie sich ja schon seit ein paar Tagen überlegt, mal was in Richtung FemDom zu machen.

 

Am darauffolgenden Wochenende haben wir schon mal zarte Versuche in der Richtung unternommen, die aber noch nicht allzu weit gingen. Aber dann, am nächsten Wochenende (aufgrund unseres Studiums konnten wir in der Zeit nur die Wochenenden gemeinsam verbringen) war es dann tatsächlich soweit, wir haben uns ganz unkreativ den Abend freigehalten und nach dem Essen mit unserer ersten richtigen Session begonnen.

Für uns beide natürlich eine sehr aufregende Situation, denn wir hatten es ja beide noch nie erlebt. Meine Freundin hat es geschafft sich nichts anmerken zu lassen, dass sie das Ganze doch ein wenig nervös machte, bei mir trug das nur zu meiner Anspannung bei: Ich wusste ja quasi doppelt nicht, was mich zukommt. So wurde es in vielen Momenten für mich nahezu unerträglich, was da nun mit mir geschehen sollte. Zumal, das ich eine ziemlich lange Zeit auch noch eine Augenbinde trug, welche die Unsicherheit zusätzlich noch steigerte.  Das, was wir gemacht haben, war vermutlich nicht allzu ausgefallen, aber es war für uns beide auch das erste Mal.

 

Als wir in die Session tauchten, fühlte ich mich sehr neugierig, aber auch ein wenig eingeschüchtert. Ich wusste, mir würde nichts schlimmes geschehen, aber gleichzeitig, hatte ich  keinerlei Vorstellung, was alles passieren könnte und sich dann jemand anderem so zu auszuliefern, verursachst schon ein mulmiges Gefühl in mir. Ich fühlte mich gleichzeitig verängstigt und geborgen. Eine seltsame Mischung. Eine kleine Randbemerkung an dieser Stelle: Ich gehöre wohl auch zu den, wie Ruby es nannte, echten devoten Subs. Ich diene in diesem Moment, in erster Reihe der Lust meiner Freundin und erst danach, komme ich  und das auch nur dann, wenn ich meine Aufgabe gut erfüllt und mir eine Belohnung verdient habe.

 

Nach dieser Erfahrung und einer weiteren Session sowie zwei, drei kleinen Episoden, in denen das Machtspiel ebenfalls eine Rolle spielte, muss ich einige Dinge feststellen:

Erstens habe ich viel neues an mir entdeckt, denn in meiner bisherigen sexuellen Erfahrung spielten Machtspiele keine große Rolle. Schon gar nicht hatte ich damit gerechnet, dass es mir so leicht fällt, mich meiner Freundin unterzuordnen, mich ihrem Willen hinzugeben und es auch noch zu so genießen. Auf der anderen Seite, hat auch meine Freundin viel über sich selbst gelernt, so hat sie z.B. wie bereits geschildert, schon immer gedacht, sie hätte wesentlich mehr Spaß daran, ihre devote Seite auszuleben, mittlerweile, fühlt sie sich in der dominanten Rolle sehr, sehr wohl.

Dass wir beide, später auch mal vorhaben die Rollen zu tauschen , gibt dem ganzen noch einen zusätzlichen und wie ich finde, nicht unwichtigen Faktor mit: Dadurch, dass wir dann beide Rollen selbst erlebt haben, können wir uns ja auch super in den anderen hineinversetzen und wissen auch aus eigener Erfahrung dann, wie sich bspw.  der eine oder der andere Gegenstand anfühlt.

Abschließend will ich noch erwähnen: Dass ich mir nicht vorstellen kann, mich jemand anderem auf diese Weise anzuvertrauen, so wie ich das bei meiner Freundin kann, denn aus meiner Sicht sind für den MaleSub einige Dinge sehr entscheidend.

Der allererste, der aber wohl auch für weibliche Subs gilt, ist Vertrauen, ganz klar.

Der zweite Punkt ist ebenfalls wohl keine Überraschung, nämlich der Wunsch, sich hingeben zu wollen. Körperlich dürfte es wohl den meisten Männern nicht schwerfallen, sich gegenüber Frauen zur Wehr zu setzen. Meine Freundin sagte neulich schon zu mir, wenn ich auf irgendetwas einfach keine Lust habe (zur Sicherheit erwähne ich hier, dass es nicht etwa um Tabus geht, sondern lediglich um Verweigerung, etwas bestimmtes, das kein Tabu ist, zu tun), hätte sie körperlich keine Chance, mich dazu zu zwingen.

Der dritte und für mich persönlich wichtigste Punkt ist, der es mir auch ermöglicht mich einfach mal ein paar Stunden meiner Freundin anzuvertrauen und zu überlassen: Ich möchte sie gerne glücklich machen, so kitschig das auch klingt. Für mich ist das ein sehr entscheidender Punkt, denn ich glaube wie gesagt nicht, dass mir das mit jemand anderem so gelingen würde. Es gibt sicherlich auch Subs, egal ob männlich oder weiblich, die da quasi egoistischer sind, aber ich könnte das nicht.

 

Zum Abschluss und weil ich hier im Blog gerade erst etwas darüber gelesen habe, wollte ich noch erwähnen, dass ich mich keinesfalls seltsam fühle, mich als Mann unterzuordnen oder so. Das Rollenbild der Gesellschaft legt es zwar leider anders nahe, aber es ist nicht so, dass ich mir denke „Eigentlich müsste ich doch jetzt zeigen, wer hier die Hosen anhat.“ (Allein diese Redewendung! Trägt meine Freundin etwa keine Hose?)

Aber im Gegenteil, wie ich bereits sagte, ist es für mich persönlich kein Problem, zumindest solange ich meiner Dom absolut vertrauen kann.

Also, liebe Männer, wenn ihr eine Dame kennt, mit der ihr so ein Vertrauensverhältnis habt und das schon mal probieren wolltet, dann scheut euch nicht, ich kann nur sagen, es ist eine sehr lohnenswerte und in meinem Fall auch eine für die Beziehung sehr schöne Erfahrung!

 

Alles Gute,

N.


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    ...und die unterwerfende/devote Bedienung. Eine Sammlung vom Machtaustausch, zwischen dominanten/sadistischen Frauen und Ihren Spielzeugen, ob nun Männlich, Weiblich oder ob aus einem Männchen, ein Weibchen gemacht wird. Ein gemischter Blog in dem Erlebnis
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