Der Anfang

Vor nicht einmal einem Jahr habe ich angefangen, mich mit dem Thema BDSM auseinanderzusetzen, habe Worte für dieses widersprüchliche Gefühl in mir gefunden, Worte die es beschreiben, aber nicht erfassen.

Ich bin ein eher devot-masochistisch ausgerichteter Switcher, das hat der Test mir gesagt und ich habe mich gefühlt, als hätte ich einen Stempel mit der Aufschrift „PERVERS“ auf die Stirn gedrückt bekommen.
Zu dem Zeitpunkt war ich gerade in einer Beziehung, eine eigentlich glückliche Beziehung, die auf lange Zeit ausgelegt war, aber leider hatte mein Ex mit dem Thema nichts am Hut, was prinzipiell völlig in Ordnung ist, aber in diesem speziellen Fall eher ungünstig…
Ich hab versucht, mich selbst zu leugnen, habe mir meine Fantasien verboten und gewünscht, einfach „normal“ zu sein, was auch immer das ist.

Es hat nicht funktioniert, wie auch, man kann sich nicht einfach einen Teil seiner Selbst verbieten bzw. ersatzlos streichen, das geht nicht.
Inzwischen bin ich Single (die Beziehung ist nicht ausschließlich daran gescheitert) und sicher, dass ich wohl keine Vanilla-Beziehung mehr haben möchte, dieses inzwischen erlebte Gefühl nicht missen möchte.
Die Unterwerfung als Vorgang, dieses leichte „Rangeln“ oder „Kämpfen“ um die Machtposition und dann die Hingabe an einen Herrn, ist schwer mit irgendetwas anderem zu vergleichen.

Hingabe als Fliegen, so wird es manchmal beschrieben und ja, so ist es auch. Ich habe selten nach einer Session noch Erinnerung an das, was geschehen ist, zumindest nur noch grob. Es fühlt sich noch eher an, als würde man auf dem Wasser liegen, die Augen schließen, die Sonne wärmend auf den Körper scheinen und sich einfach treiben lassen. Keine Kontrolle über das „Wohin“ und das „Wie“, aber ein einfach wunderschönes Gefühl.

Selten gelingt es mir, mich so fallen zu lassen, zu oft ist meine Erziehung und mein Wertesystem mir im Weg und schreit in neonfarben in meinen Geist, wie ich es zulassen könne, dass ein anderer den Weg bestimmt und wie ich ihn gehe.
Ich denke, dieser innere Kampf ist typisch für Subs, haben wir doch alle (zumindest hoffe ich das) das Wertesystem des 21. Jahrhunderts angenommen, indem die Menschen gleichberechtigt sind und hebeln es im Moment einer Session komplett aus.
Natürlich ist es freiwillig und natürlich habe ich selbst entschieden meinen Willen einem anderen zu beugen und doch gibt es diese Stimme.

Der „Ring der O“ ziert inzwischen sehr oft meine Finger, mal rechts, mal links getragen, abhängig vom Umfeld und meiner Stimmung, zeigt er auch nach außen, dass ich meine Neigung akzeptiere, meistens.


Kommentare:


Noch keine Kommentare.

Einen Kommentar schreiben:

Bitte alle Felder ausfüllen!

Die e-mailadresse wird nicht veröffentlicht!
Dein Kommentar wird erst sichtbar nachdem er von einem Moderator freigeschalten wurde!
    Lila
    Wer bin ich, woher komme ich und was treibt mich um in der Welt? Ich werde euch jetzt nicht jede dieser Fragen beantworten, aber im Verlauf des Blogs wird wohl die ein oder andere persönliche Information zu euch gelangen.
Die neusten Artikel
     
  •   Wie viel Abstand braucht ein Spiel?
    Über eine der Fragen in der Interviewrubrik bin ich auf ein Thema ... [mehr]
  •   Zauberer
    Auf gleicher Höhe neben dir kniend liegt uns die Welt zu Füßen und ... [mehr]
  •   Der Anfang
    Vor nicht einmal einem Jahr habe ich angefangen, mich mit dem Thema ... [mehr]
Neue Kommentare