Herr, Sklavin und die Liebe ...
BDSM ist für viele etwas sehr triebhaftes und anstelle von Liebe sollte daher in diesem Kontext besser von Begierde gesprochen werden. Wenn eine Sub ihre Lust nicht erfüllt bekommt, dann wird sie sich nach einem anderen Dom sehnen, außer ihre Begierde ist eben die sich den Wünschen ihres Herrn unterzuordnen.
Liebe und Begehren ist nicht nur in normalen Beziehungen etwas sehr unterschiedliches, sondern auch beim BDSM.
Liebe verehrt, schätzt und sucht immer das Beste für den Geliebten. Anstelle der eigenen Wünsche richtet sie sich nach den Wünschen des Geliebten aus. Sie ist damit selbstlos, aufopfernd und nicht zu trennen von der Selbstaufgabe.
Die Begierde hingegen sucht ein Objekt, das geeignet ist, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Sie ist alles andere als selbstlos und lehnt Selbstaufgabe der eigenen Bedürfnisse kategorisch ab.
Liebe und Begierde sind damit extrem gegenteilig, auch wenn sie oft als ein und dasselbe angesehen werden. Daraus resultiert für eine Sklavin die Frage: „Geht es mir bei meiner Unterordnung darum meine eigenen Bedürfnisse (Demütigung, Schmerz usw.) zu befriedigen oder blende ich diese aus und diene meinem Herrn, um ihm seine Bedürfnisse zu erfüllen?“
Liebe einer Sklavin
Die Liebe einer Sklavin kann weit über die normale Liebe hinausgehen und vielleicht sogar zu einer bedingungslosen Liebe führen, wie sie eigentlich zwischen erwachsenen Menschen gar nicht möglich ist.
In einer gleichberechtigten Liebe ist diese immer an Bedingungen geknüpft (Ich verlasse dich, wenn du untreu bist, ich verlasse dich, wenn du mich nicht liebst, ich verlasse dich, wenn ich mich langweile usw.), kurz es ist ein Geben und Nehmen.
Eine Sklavin stellt aber keine Bedingungen an ihren Herrn, sie ist wie ein Baby, welches sich aus einem Instinkt heraus voll und ganz auf seine Mutter einlässt und dieser einfach vollkommen vertraut. Das Baby hat keine Erwartungen, außer dass seine Mutter gut für es sorgen wird. Wie die Mutter außerhalb dieser Zweierbeziehung agiert wird für das Baby überhaupt nicht relevant sein.
Viele „Doms“ erwarten dieses vollkommene Vertrauen und das natürlich sofort. Im Gegensatz zu einem Baby ist eine erwachsene Frau aber mit Rationalität und Erfahrungen gesegnet. Sie kann daher gar nicht sofort und vollkommen vertrauen, da sie in vielen Jahren gelernt hat, sich nicht nur auf ihre Instinkte zu verlassen und Enttäuschungen, welche jeder in seinem Leben erfahren hat, zu kritischem und selbstreflektierten Denken führte.
Eine Sklavin kann sich ihren Herren wählen und ein Herr muss sich im Gegensatz zu einer Mutter das Vertrauen erarbeiten, wie überall kann es dabei auch zu Rückschlägen kommen und eine ganz gradlinige Entwicklung ist fast ausgeschlossen.
Die Rolle des Herrn ist eben nicht naturgegeben und absolutes Vertrauen zu erzwingen wird immer dazu führen, dass Restzweifel in der Sklavin bleiben werden. Blind zu vertrauen muss sie aus freien Stücken lernen und es ist etwas das sehr lange dauern wird, wenn es überhaupt so weit kommt.
Liebe eines Herrn
Ein Herr, der seine Sklavin in der Art und Weise liebt wie es das klassische und gleichberechtigte Beziehungsmodell unserer Gesellschaft vorgibt, müsste seine Bedürfnisse auf die gleiche Ebene stellen wie die seiner Sklavin. Damit wäre aber das Machtungleichgewicht nicht mehr gegeben und damit würde einer TPE-Beziehung bereits die Grundlage entzogen auf der sie fußt, da der Herr nunmehr zu einem gewissen Teil auch ein Wunscherfüller wäre.
Es ist sicher für einen Herrn nicht ausgeschlossen, eine Sklavin zu lieben, nur ist es eben die Frage, welcher Natur diese Liebe ist. In erster Linie ist meine Sklavin das Werkzeug, welches ich mich bediene um Freude zu erfahren. Wenn sie richtig geformt ist und mich mit Freude erfüllt, werde ich stolz auf sie sein und sie wird dies auch spüren. Ich stehe als Herr aber weit über ihr und somit ist die klassische Liebe die sich in unserer Gesellschaft aus der gleichberechtigten Beziehung von zwei Personen definiert gar nicht möglich.
Liebe ich eine Sklavin, so ist dies mehr eine Art väterlicher Liebe, denn wie ein Vater bin ich verantwortlich für diese Person und forme sie, so wie ich meine es wäre das Richtige. Liebt sie mich und schaut sie zu mir auf erfreut mich dies und weil sie mir sehr wichtig ist, will ich sie eben auch fördern.
Meine Sklavin soll nicht kleingehalten werden, ganz im Gegenteil soll sie erblühen. Meine Sklavin ist nicht mein Eigentum, denn sie ist ein Mensch mit unveräußerbaren Rechten, aber sie ist mein Besitz und mir liegt viel daran, meinen Besitz zu mehren.
Bei einer Sklavin geht es mir nicht um Quantität, also möglichst einen Harem zu haben, sondern um Qualität. Die Besitzmehrung liegt demnach darin, ihr Potenzial in allen Lebensbereichen vollständig auszuschöpfen.
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Eigene Stellungnahme zu dem Text: Die TPE Beziehung
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