Auch ich war vor vielen Jahren Anfängerin und hätte ich manches vorher gewusst, wäre mir so manche Enttäuschung erspart geblieben, wobei ich sicher nicht auf alles gehört hätte. Daher will ich den interessierten Subs einen kleinen Einblick geben. Was ihr mit meinen Erfahrungen macht, obliegt dann ganz euch.
1. Es gibt viele schwarze Schafe unter den männlichen Doms. Manche sind einfach nur Vollpfosten, andere sind gefährlich. Anzeichen dafür, dass etwas mit dem anderen nicht stimmt oder er/sie eine Niete ist: Verlangt Bilder, schickt selbst aber keine; fragt nach Tabus, wird etwas, das man noch gar nicht kennen kann dann nicht erwähnt, darf man es später nicht als Tabu aufnehmen („man hatte ja seine Chance“); lässt direkt den Dom raushängen und redet sehr viel über seine Erfahrungen und Fähigkeiten; geht nicht auf dich und deine Bedürfnisse ein; kennt nur das Thema BDSM; wenn man sich nicht wie gewünscht verhält, ist man laut ihm nicht wirklich devot; kann selbst keine eigenen Fehler eingestehen und wälzt diese auf die Sub ab; gibt keine Festnetznummer heraus.
2. Covern ist sehr wichtig, spezielle Situationen zu vermeiden aber auch. Lasst euch nicht dazu überreden, in ein fremdes Auto zu steigen oder ein/e Hotelzimmer bzw. Wohnung zu betreten, wenn ihr euch nicht ganz sicher sein könnt, dass diese Person vertrauenswürdig ist. Vertrauen muss sich ein Dom erarbeiten und Misstrauen ist nur vernünftig, immerhin begebt ihr euch in seine Hände.
3. Auch wenn Sub gerne erobert werden will, einen guten Dom zu finden erfordert Eigeninitiative. Die suchenden Doms sind leider häufig Nieten, daher sollte Sub lieber selbst Doms anschreiben, als auf das Glück zu hoffen, dass mal einer der netten Doms sich aktiv auf die Suche begibt.
4. Meine größte anfängliche Enttäuschung war die, dass es so gut wie keinen monogamen Dom gibt. Häufig wird das am Anfang zwar erzählt, leider ist dies aber meist eine Lüge. Doms sind nicht anders als andere Männer im Internet, die Quote der Lügen ist hoch und besonders beliebt sind Lügen bezüglich der Monogamie, des sozialen Status und auch der Fähigkeiten. Bei letzteren mag es aber auch an einer groben Selbstüberschätzung liegen.
5. Beim Outing will es sehr gut überlegt sein, gegenüber wem dieses geschieht. Im beruflichen Umfeld sollte man dies als devote Frau nicht tun und entsprechend auf eindeutigen Schmuck oder sichtbare Spuren verzichten. Das Outing im Freundeskreis dürfte inzwischen nicht mehr so kompliziert sein wie es noch vor Jahren war, BDSM ist nach Shades of Grey kein perverses, sondern schon fast ein normales Thema geworden. Dennoch würde ich nicht jedem in meinem privaten Umfeld sofort meine Neigung auf die Nase binden wollen, auch wenn das Bedürfnis vielleicht groß ist wenn man endlich glaubt seine Bestimmung gefunden zu haben.
6. BDSM ist sehr intensiv, aber für die wenigsten von uns wirklich eine Bestimmung. Als devote Frau schenkt man seinem Dom sehr viel und so kann es leicht geschehen, dass aus dem Spiel plötzlich Liebe wird. Wenn aber das Spiel das ist, was beide primär verbindet, wird diese Liebe nur sehr selten erwidert werden. Wer eine Affäre anfängt, sollte sich dessen bewusst sein, dass es wohl immer nur eine Affäre bleiben wird.
7. Es ist erlaubt Grenzen auszutesten, das macht dich nicht zu einer schlechten Sub. Doms, die damit nicht umgehen können, verdienen den Namen Dom einfach nicht.
8. Nicht jede Neigung passt zueinander, Dom und Sub kann sehr viel bedeuten und ist daher keine Garantie dafür, dass hier die Richtigen zueinander finden, genauso wie nicht jede Frau zu jedem Mann passt.
9. Sei dir deiner selbst so gut es geht bewusst, dazu gehört es, neben den Wünschen auch die eigenen Tabus zu definieren. Bricht jemand auch nur eines dieser Tabus, dann ist er/sie nicht vertrauenswürdig und du solltest schnellstens das Weite suchen.
10. Es ist kein Widerspruch, sich sexuell dominieren lassen zu wollen und dennoch im Alltag eine emanzipierte starke Frau zu sein.
Trotz all dieser Hinweise ist BDSM etwas Wundervolles und sollte ausgelebt werden, nur eben nicht blind und mit einem Blick für die möglichen Gefahren.
Autorin Erika
Lysan schrieb am 14.12.2012
Auf den Punkt gebracht
Kompliment an die Verfasserin, sie hat vieles zutreffend auf den Punkt gebracht.
Leite es gerne weiter.
Alexandra schrieb am 12.12.2012
Zustimmung
Hallo Erika,
du hast es wirklich gut auf den Punkt gebracht. Meine Erfahrungen sind deinen scheinbar sehr ähnlich, bei den Indikatoren für eine Domniete, gehört für mich auch der Nick dazu. Sir, Master, Lord sind alles Namenszusätze die mich inzwischen eher abschrecken. Auch wenn ein Dom Bilder von Exsubs schickt würde ich von ihm die Finger lassen, meist sind die Damen damit nicht einverstanden und wer weiß wo die eigenen Bilder später landen würden. Leute die nach den Gor oder O Regeln ihr Spiel aufbauen sind teilweise sehr verkrampft, aber das ist wohl Geschmackssache.
Liebe Grüße
Alexandra
Hallo Alexandra,
vielen Dank für deinen Kommentar, den ich nachvollziehen kann da er sich mit meinen Erfahrungen deckt. Wobei Pauschalisierungen immer auch gefährlich sind, da sie nicht immer zutreffen müssen.
Liebe Grüße
Gentledom (als "Verwalter" des Offenen Blogs)
W.W. schrieb am 12.12.2012
Vieles auch aus meiner Sicht zutreffend...
...aber: Irgendjemand schreibt immer ein "aber" dazu. ;-)
Den Beitrag an sich finde ich (m, D) gut und deutlich geschrieben.
Stimme auch dem Großteil des Inhaltes definitiv zu.
Bei Punkt 2 wurde ich als Dom schon mal damit überrascht, dass scheinbar gängige Hinweise zum "covern" nicht bekannt waren bzw. schlicht nicht beachtet wurden - weil ja ein "gutes Gefühl" da gewesen sei.
Da frage ich mich natürlich schnell, was da so im Kopf los ist.
Bei mir persönlich löst eine Sub, die -ganz besonders, wenn es vorher ***ausdrücklich*** nur ein Schnuppertreffen ist- gleich "all in" geht jedenfalls erstmal Misstrauen aus.
Zwar aus anderen Gründen (Minimum an gesunder Selbstbeherrschung, Gesundheit & Sauberkeit, Kontrolle über die eigene "Spontanimpulse"), aber mit ähnlicher Auswirkung auf meine Einschätzung der Person: "Finger weg. Wenn die so unvorsichtig und impulsiv bei Dir ist ... ist die Chance groß, dass sie es auch in anderen Bereichen ist oder schlicht eine Meise unterm Pony hat".
Punkt 1 und 3 stimme ich aus meiner Perspektive im wesentlichen zu.
Ob die Suche per Internet aus einer Person unbedingt eine minderwertige Wahl aus SMV-Sicht macht...würde ich eher in der heutigen Zeit (jeder hat Smartphones, entsprechende internetfähige Technologie ist Teil des Alltages für jedermann/frau) eher bezweifeln.
Eine entsprechenden Argumentationsstruktur mit anderen Inhalten verdeutlicht da schnell die Grenzen der entsprechenden Muster:
[Umgedrehtes Muster an]
"Auch wenn Dom gerne tolle Angebote zu Füßen gelegt kriegen will, eine gute Sub zu finden erfordert Eigeninitiative. Die suchenden Subs sind leider häufig www-attention-whores/Borderliner-Psychos, daher sollte Dom lieber selbst Subs ansprechen (am besten die anderer Doms für maximales Drama und um sicherzugehen dass sie wirklich Subs sind), als auf das Glück zu hoffen, dass mal eine nette Sub sich im Internet auf die Suche begibt."
[Umgedrehtes Muster aus]
Viele Grüße,
W.W.
Hallo W.W.
Ich bin ja gespannt darauf was du hier alles in deinem eigenen Blog schreiben wirst, soweit mir bekannt fängst du ja bald an ;) im offenen Blog ist immer das Problem, dass der Autor oder die Autorin nicht direkt kommentieren kann da es eben nicht ihr Blog ist.
Den Punkten 1 und 3 stimme auch ich im wesentlichen zu. Ob es nun viele schwarze Schafe oder einige gibt, das ist Auslegungssache. Für mich ist eine Niete kein schwarzes Schaf, sondern eben nur eine Niete. Ob es nach dem Abzug der Nieten noch viele sind wage ich zu bezweifeln, einige sind es aber wohl trotzdem noch. Ich denke auch, dass es egal ist wer sucht, wer die Initiative hat ist immer im Vorteil, egal ob Mann oder Frau, Dom oder Sub.
Also dann bis bald
Gentledom