Was mir am Dominieren Freude bereitet

Hmm, da ich grad mal wieder in einer Lebensphase bin, in der ich das für mich selbst rauszufinden versuche, hier auch der Versuch einer Antwort, was mir am Dominieren Freude bereitet. Und ja, es wird ziemlich kitschig werden, man möge mir also die blumige Sprache verzeihen...

Im Grunde ist es das Gefühl, dass mein Herzallerliebster mir zum Kostbarsten auf der Welt wird. Dass alles außer ihm für mich in den Hintergrund tritt. Ein bisschen vielleicht auch: "Hast du mich immer noch lieb, wenn ich so fies bin? Ja? Und was, wenn ich jetzt auch noch..."

Ich möchte über alles Bescheid wissen, was er tut. Möchte nachmittags um halb drei anrufen können und sichergehen, dass er mich immer noch liebt, dass er immer noch den Boden unter meinen Füßen verehrt - und wenn er irgendwie auf andere Gedanken kommen könnte, dann habe ich gefälligst dank Metakonsens die Macht, ihn wieder zurück zu mir zu zwingen!
Ich liebe es, ihm aufzulauern... Ich komme eine Viertelstunde zu früh, wenn wir am Bahnhof verabredet sind, verberge mich im Schatten und warte da darauf, dass er kommt... Sich umschaut... Sich immer wieder suchend umschaut, während ich unbeteiligt weiter gucke und er zweifelnd in meine Richtung schaut und dann doch wieder in eine andere Richtung Ausschau hält - bis ich mich schließlich aufrichte, ihn siegessicher anlächele und auf ihn zugehe...
Denn er gehört mir und ich habe die Macht, ihn zittern und warten zu lassen, damit ich ständig in seinen Gedanken bin.

Ja, es ist das Gefühl, dass er vor allem anderen unendlich kostbar für mich ist. Wenn er sich hinkniet und ich seine Position korrigiere, dann schleife ich einen wunderschönen Diamanten zu noch herrlicheren Facetten, in denen sich das Licht unserer Liebe brechen kann. Wenn ich ihn fessele, dann sollen meine Seile die Schönheit seines Körpers noch unterstreichen.

Ich selber mag übrigens keine Bestrafungsspielchen, ich hasse sie sogar. Was nützt es mir, wenn er mir nur gehorcht, wenn ich ihn dafür schlage? Und was für ein oberflächliches, falsches Spiel wäre es, wenn wir im Rollenspiel erst einen Grund dafür finden müssen, dass ich ihm auf diese Weise Lust bereiten kann?

Nein, ich betrachte mich selbst als Künstlerin. Meine Seile unterstreichen die Schönheit seines Körpers, seiner freiwilligen Hingabe... Was ich ihm dann an Schmerzen zufüge, ist eine Komposition, mit der ich ihm Freude bereiten will und die gleichzeitig meinen Sinn für grausame Ästhetik befriedigen soll. Sanfte Schläge, die nur ein wenig die Haut röten... Wachs, das ein eigenwilliges Muster formt und je nach Hitze die Haut ein wenig mehr rötet...
Sein stärker und stärker verzerrtes Gesicht, die Weichheit der Haut an seinem Hals, die ich erst dann wirklich spüre, wenn ich so scheinbar brutal zudrücke, sein hilfloses Keuchen... Rote, manchmal blutige Linien, die meine Fingernägel auf seine Haut zeichnen... Striemen, die von Gerte und Peitsche hinterlassen werden...

Irgendwann werden meine Kunstwerke auch mit der Rasierklinge gezeichnete Muster, mit dem Rohrstock geschlagene blaue Flecken beinhalten - vielleicht? Wenn ich mich das traue. Wenn er es mir erlaubt. Wer weiß das schon?

Es ist eine Komposition, von der ich nur erahnen kann, wie sie sich für ihn anfühlt, aber mit der ich ihn glücklich zu machen versuche. Ein gemeinsames Kunstwerk, dass wir in einer Session schaffen, weil wir uns so lieben. Ein Geschenk, dass er mir mit seiner Hingabe macht.

Und das alles ist mir nur deshalb so kostbar, weil er mir so kostbar ist. Weil ich ihn so sehr liebe, dass ich ihn besitzen will.


Für Vanillas klingt das wahrscheinlich ziemlich krank. Und ehrlich gesagt macht mir das alles manchmal auch noch tierische Angst. Aber auch diese Angst muss in dieser Beschreibung vorkommen. Eben die Angst vor dem, was da mit dir passiert.
Denn bisher hast du dich für einen vergleichsweise lieben, netten und einfühlsamen Menschen gehalten. Aber da sind Abgründe in dir...


Noch was aus meiner Biografie, um diesen Punkt zu verdeutlichen. In einer früheren Beziehung von mir hatte ich fast nie Sex. Warum nicht? Nun, immer, wenn mein Freund neben mir im Bett lag, und ich über seine Haut streichelte und erregt wurde - dann wurde ich plötzlich furchtbar müde. Libido war komplett futsch.

Warum passierte das? Ich begriff es nie. Lag es etwa daran, dass ich meinen Freund nicht mehr liebte? Schuldbewusst begann ich dann immer, ihm trotz meiner Müdigkeit Erregung vorzuspielen und gegen meinen eigentlichen Willen mit ihm zu schlafen. So was ist eigentlich fast schon ekelhaft - gegen den eigentlichen Willen mit jemandem zu schlafen...

Tja, der Grund war der hochkochende Sadismus. Wenn ich erregt wurde, wollte ich ihm wehtun. Aber ich hatte mir sehr gute innere Blockaden aufgebaut - und finde das eigentlich auch absolut richtig. Es geht ja wohl nicht, dass man einfach so jemand anderem wehtut, nur weil es einen selber erregt! Das wäre pathologisch!
Meine inneren Barrieren finde ich heute eigentlich sehr gesund. Aber natürlich habe ich mir damit auch eine Menge Freude und schöner Erfahrungen genommen... Der Freund damals war auch sehr devot veranlagt und hat manchmal Andeutungen gemacht, die in Richtung Masochismus gingen. Damit hatte er mich immer furchtbar verschreckt - ich wollte so was schließlich nicht! Ich liebte ihn doch! Ich könnte ihm nie wehtun!

Die Beziehung zerbrach am Ende - nicht zuletzt, weil wir halt fast nie Sex hatten. Ich wurde immer müde, wenn wir damit anfingen. Warum - das habe ich halt erst viel später rausgefunden.

In meiner ersten Session als dominante Frau, Jahre später, hatte ich das Gefühl, dass ein riesiger Damm in mir bricht, und es machte mir große Angst - aber es war auf einmal zu mächtig, um es aufzuhalten.
Ich peitschte, bis mir der Arm wehtat, und hatte gleichzeitig furchtbare Angst vor dem, was da mit mir passierte, was da aus mir werden könnte. Drei Tage war ich euphorisch - und danach hatte ich einen so tiefen Absturz, dass ich danach für fast ein halbes Jahr sämtliche Ausflüge ins Land BDSM auf die devote Seite beschränkte.


So, das ein bisschen dazu, warum man dominant ist, wie sich das anfühlt, wie der Weg dahin aussehen kann - zumindest in meinem Leben, das natürlich nur für mich gilt und keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.

Verfasserin Martina Reinbach

 


Artikel: Die Lust am Herrschen & Dienen und Die Lust zu dienen


Kommentare:


Noch keine Kommentare.

Einen Kommentar schreiben:

Bitte alle Felder ausfüllen!

Die e-mailadresse wird nicht veröffentlicht!
Dein Kommentar wird erst sichtbar nachdem er von einem Moderator freigeschalten wurde!
    Offener-Blog
    Du willst Dich nur zu einem Thema äußern, welches Dir unter den Fingernägeln brennt oder hast keine Zeit häufiger zu schreiben? Nun, dann kannst Du gerne diesen Blog nutzen. Achte aber bitte auf einen guten sprachlichen Stil und einen nicht jugendgefährden
Die neusten Artikel
     
  •   Exhibitionismus
    In der letzten Ausgabe habe ich bereits von meinem Dauerklienten Olaf ... [mehr]
  •   Dogplay
    Eines der größten Vorurteile beim Petplay ist, dass es sich hier im ... [mehr]
  •   Zwischen Lust und Moral
    Wer hat ihn noch nicht erlebt, den Zwiespalt zwischen Lust und Moral? ... [mehr]
  •   Gedanken einer dominanten Seele
    Heute, nach langen Überlegungen, bin ich mir sicher, dass ich bereits ... [mehr]
  •   Wenn aus dem Spiel ernst wird – eine Streitschrift
    DS, zwei kleine Buchstaben, ein großes Kopfkino, zehntausend schöne ... [mehr]
Neue Kommentare
     
  •   zqoSYpujxPkfw schrieb am 12.10.2020
    Ein spannender Einblick, vielen Dank dafür! [mehr]
  •   Fanti schrieb am 28.09.2020
    Hallo Dominus.Berlin, vielen Dank für den interessanten Einblick in ... [mehr]
  •   Fanti schrieb am 24.09.2020
    Geht es hier wirklich um Moral oder nicht eher um "Was denkt mein ... [mehr]
  •   Evelin Vetter schrieb am 06.05.2020
    Genau das haben wir auch erlebt. Sogar schon zwei Mal. [mehr]
  •   Crystal schrieb am 28.12.2019
    Das sind schöne Gedanken. Leider scheint sie längst nicht jeder Dom zu ... [mehr]