Die BDSM Anfänger Saga - Kapitel 6 - Treffen und Spielen, aber richtig

geschrieben von Ruby

 

Zuerst muss man BDSM verstehen, dann kann man auch einen Partner in diesem Bereich suchen. Diese Reihe ist so zu sagen, eine sehr gute Einleitung für alle BDSM Anfänger.



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Wie läuft es ab wenn man sich trifft und man auch spielen will?

Das absolute Gebot ist GEDULD, versucht nicht auf Teufel komm raus den Super Sub oder Dom zugeben, es bringt nichts und ihr macht mehr kaputt,  als es euch nutzt. In 97% der Fälle ist die Konstellation „Erfahrene/r trifft auf Unerfahrene/n”, und da gibt es viele schwarze Schafe.

Das erste Treffen:

Ihr habt jemanden kennen gelernt, habt euch auch ein bisschen ausgetauscht und wollt euch jetzt treffen. Ist ganz normal, wie sonst auch, wenn man  jemanden kennenlernt. Aber wie soll ich mich verhalten? Wie läuft das ab?

Das erste Treffen sollte immer auf neutralem Boden stattfinden, dies kann ein Café sein, eine Bar oder der Fetisch Club um die Ecke. Ich persönlich empfinde es immer als sehr unangenehm, wenn ich zu jemandem gleich in eine Wohnung eingeladen werde, das mag ich eigentlich gar nicht. Mit neutralem Boden sind öffentliche Orte gemeint, Orte wo ihr nicht alleine seid. So kann man sich hier den Angel (auch Cover genannt, dies ist die Bezeichnung für eine Person, die euch absichert, alle eure Daten hat und wenn ihr euch nicht meldet Alarm schlägt), sparen.

Seid offen und ehrlich, das schreckt viele Irre ab. Man muss sich für nichts schämen, egal ob man Sub, Top, Pet oder ein ABchen ist und vollkommen egal wie sehr ihr euch per Mail, Nachrichten oder per Telefon unterhalten habt, als Anfänger redet bitte darüber von Face zu Face. Warum? Abgesehen davon, dass ihr selbst merkt wie euer Gegenüber dann auf die Themen reagiert, lernt man mit der Zeit ob man sich darauf einlassen kann oder nicht. Redet darüber, wie ihr euch das erste Mal vorstellt wenn ihr keine Erfahrungen habt, wo eure Grenzen sind und wo das Tabu anfängt. Kein guter Dom oder Sub wird euch böse sein, denn wir sind auch nicht vom Himmel gefallen und hatten gleich die heutige Erfahrung. Reden ist wirklich wichtig.

Nicht beim ersten Mal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Lasst euch auf keinen Fall zu irgendetwas überreden, wenn ihr auf eine Person trefft (dies gilt vor allem für die Devoten und Submissiven) die der Meinung ist, euch gleich einführen zu müssen und dies noch womöglich in einem öffentlichen Lokal (selbst im SM-Schuppen). Das ist ein Warnzeichen! Kein Dom,  kein Top, keine Herrin mit Verstand würde das tun, sie wollen euch auch erst kennenlernen. Nicht nur ein Sub muss Vertrauen haben, der „aktive” Part muss euch genauso vertrauen können.

Beim ersten Treffen, nur reden und nicht mehr. Ich sage dies aus gutem Grund, denn ein Anfänger kann das nicht wissen.  Man lernt sich kennen und dann erst spielt man. Darum habe ich auch weiter oben geschrieben, unsere „rosa Welt” der alten Hasen.  Ja, auch wenn es nicht so mein Ding ist, beim ersten Mal gleich zu spielen, würde ich es bei passenden Personen wahrscheinlich dennoch tun. Aber die wissen dann auch, dass ich ihnen eine scheuern würde, würden sie mich verletzen.

Selbst nach so vielen Jahren, wenn ich mit jemandem spielen will, rede ich immer noch lieber vorher mit der Person um sie kennen zu lernen. Sicher habe ich schon ein Gespür dafür bekommen in all den Jahren und kann  Menschen ein bisschen einschätzen, aber selbst ich kann mich irren. Am liebsten ist mir, wenn ich die Person vorher mit jemanden anderen spielen sehe oder zumindest jemanden kenne, mit  dem die Person schon mal gespielt hat oder sie persönlich kennt.

Ist der Verlauf des ersten Treffens positiv und man konnte sich ordentlich beschnuppern, trefft euch lieber noch ein zweites oder drittes Mal, wenn ihr euch nicht sicher seid. Es ist keine Schande, denn der erste Schritt ist immer ein großer. Auch nach Jahren und wenn euer Bauch nicht ja sagt, dann soll es eben nicht sein.

Geschafft, beschnuppert und jetzt die Session:

Alles ist Grün, ihr habt euch kennen gelernt, die Sympathie passt, ihr denkt gleich, dann kann man sich einmal zum Spielen treffen. Oder wenn man in einer Gruppe ist, es dann dort mit der Person ausprobieren.

Die erste Session sollte, wie das Treffen auch, an einem „öffentlichen Ort” sein. Es gibt überall Fetisch und SM Lokale oder im Notfall geht in einen Swingerclub um zu spielen. Warum? Nun, auch wenn ihr meint eine Person zu kennen, kann diese noch immer falsch für euch sein. Hier geht es um pathologisches Verhalten, krankhaft gestörte Sexualpräferenzen, die nicht gleich ersichtlich sind. Ja ich kenne auch SMler, die einen Hang dazu haben und da muss man vorsichtig sein, das kann nach hinten los gehen. Denn solche Personen können in diesen Rausch verfallen und glaubt mir, dass ist nicht angenehm, wenn sich Top selbst nicht mehr stoppen kann. Ein Sub geht da leicht über seine Grenzen ohne es mitzubekommen und spürt es dann erst im Nachhinein.

Vor der ersten Session sollte man noch kurz reden, ob alles in Ordnung ist, die Stimmung passt, vielleicht nochmal sagen, auf was man achten sollte und was euch noch wichtig ist. Ihr solltet auch beim ersten oder den ersten paar Malen, einen sogenannten Ampel Code oder ein Safeword vereinbaren. Ampel = Grün > Gelb > Rot oder ein einzelnes Safeword, was ihr wollt eben. Grün heißt alles o.k. –Gelb heißt, es geht an die Grenze, bitte ein bisschen langsamer/weniger aber weitermachen –Rot ist dann wie ein Safeword und bedeutet den sofortigen Abbruch des Spiels. Es kann sein, dass es euch zu viel wird, dass der Kreislauf nicht mehr mitspielt oder ihr aus einem anderen Grund abbrechen wollt. Am Anfang erachtet man das meistens als doof, aber mit der Zeit verwandelt sich dieser Code in eine nonverbale Sprache.

Eines noch, bitte spielt nicht wenn ihr etwas getrunken habt. Ihr könnt danach saufen bis zum umfallen, aber nicht davor. Euer Schmerzempfinden wird extrem beeinflusst und glaubt mir, über eine Woche lang nicht sitzen zu können und einen Popo zu haben, der tiefschwarz ist, ist nicht lustig. Euch kann auch der Kreislauf ganz leicht wegkippen, noch bevor ihr das Safeword sagen könnt. Die Treffsicherheit sinkt auch beim Top. Also Alkohol nur danach!

Ist dies auch geschehen, kann es losgehen.

Spielen wir:

Dann kann es los gehen, in den meisten Fällen wird zunächst ein Ritual stattfinden. Dies fällt von Spielern zu Spielern anders aus, mein Ritual ist es mich hin zu knien, die Beine zu spreizen, die Hände kommen auf den Rücken oder mit den Handrücken auf die Oberschenkel, meinen Kopf senke ich und blicke zu Boden und warte auf mein Halsband. Gut, ich brauche mein Halsband nicht mehr um Sub zu sein, aber wenn ich ein Halsband angelegt bekomme, dann gebe ich in dem Moment die Freikarte ab und sage damit: Du kannst über mich verfügen und ich bin jetzt dein. Ein kleines Beispiel:Ihr kniet nun mit Halsband =) schön oder *fg*
 

Auch wenn ihr nun in der Rolle seid, wird euch kein Top böse sein wenn ihr Meldung erstattet. Damit meine ich z.B.: „Herr meine Füße schlafen ein”, „Herrin meine Hand wir langsam Taub”, „Darf ich bitte etwas trinken Meister” und so weiter, euer Spielpartner muss euch erst kennen lernen um irgendwann zu wissen, dass wenn ihr so schaut oder die Bewegung macht, dies oder eben das bedeutet. Mit dem Worten eines Bondage Typen: „Bitte sagt vorher das euch etwas ein schläft, denn danach kann es passieren, dass es sehr lange schläft.”.

Sagt einfach, wenn etwas nicht passt. Mit der Zeit bildet ihr gemeinsam eine Einheit und Dinge gehen in die Automatik, aber bis dahin sagt es, wenn etwas nicht passt und nein ich meine damit nicht Jammern! Jammern werdet ihr sowieso irgendwann von ganz alleine.

Was jetzt nun in der Session selbst passiert kann ich nicht sagen, denn ich bin ja nicht dabei und ich bin nicht der mit dem du spielst. Wenn ihr etwas ausgemacht habt, dann sollte dies auch passieren oder bei der freien Hand alles Mögliche. Und fangt klein an, nicht gleich alles bis auf die Spitze treiben. Steigern könnt ihr euch jedes Mal, aber am Anfang kann es leicht zu viel werden und dann kann man abstürzen.

Das Danach:

Nach dem Spiel kommt wieder ein Ritual, dass Halsband wird abgenommen und dann seid ihr wieder „normal”. Bei mir was es früher so, nach der Session hab ich mich hingekniet zu meiner Herrin, sie legte meinen Kopf in ihren Schoß und streichelte mich, danach bekam ich mein Halsband ab und einen Kuss auf die Stirn mit einem Danke von ihr. Dann stand ich auf und war wieder „Oli”. Mit dem Ritual sagte und zeigte sie mir ihre Dankbarkeit dafür, dass ich mich ihr zur Verfügung stelle. Aber bei jedem sieht es anders aus,  ihr müsst für euch entscheiden, wie es bei euch aussehen soll.

Wichtig ist auch, dass ihr danach redet … Wie war die Session … Welche Dinge haben euch gefallen und welche nicht so sehr … erzählt wie ihr es empfunden habt dies oder das machen zu müssen, redet frei heraus.

Beim ersten Mal ist es schwer, der Körper ist voller Hormone und ihr könntet Bäume ausreißen. Mit der Zeit legt sich das und man wird viel klarer.  Daher trinkt nach der Session und genießt dieses Wolke 7 Gefühl, denn es vergeht sehr schnell wieder, zumindest bis zum nächsten Mal.

Für Top, Dom, Herrin und Co.:

Ihr habt es ein wenig leichter wenn es um die Sicherheit von Treffen geht, aber schwerer, wenn es um das Spielen selbst geht. Ein/e Sub ist es gewöhnt, sich fallen und führen zu lassen, wenn ihr aber am Anfang noch unerfahren seid und euch erst einspielen müsst, ist das für uns ungewohnt. Ich rede hier nicht vom „Topping from the Bottom”. Ein guter Sub oder eine gute Sklavin würde dies auch nicht ausnützen. Aber wir müssen in diesem Fall mehr auf euch aufpassen und viel mehr Feedback geben, damit ihr die Verbindung zwischen eurer Aktion und unserer Reaktion lernt. Sub hat es leichter, weil er sich fallen lassen kann und alles nebenbei lernt. Aber angefangen haben alle einmal und heute sind wir gut darin, man kann alles lernen und dies am besten spielerisch. Schlagen kann man am Polster üben, dann mit der Hand am Hintern des Subs. Ihr bekommt ein Gefühl dafür und lernt auch die Reaktion des Subs darauf kennen, dann kann man sich steigern, Peitschen, Gerten, Paddels, etc.

Mit der Dominanz ist es so, entweder ihr seid dominant oder nicht, man kann es lernen (ich glaube es nicht, nicht in dem Bereich des Lebens), aber dennoch ist es eine Eigenschaft die nicht jeder hat. Es kommt auch sicher auf den Partner an, wie weit man dann auch bereit ist zu gehen, denn euch muss bewusst sein, dass zwar gerade eure SUB quält , aber im selben Moment auch eure Partnerin, nicht jeder kann das trennen. Es tritt vermehrt dieser Gedanke auf „Ich kann ihm/ihr doch nicht weh tun.”, habe ich festgestellt und das muss ein Top auch erst lernen, dass er/sie uns nicht „wehtut”, sondern uns etwas Gutes (an)tut.

Kommt Zeit, kommt Rat und nach Jahren werdet ihr euch kugeln vor Lachen, wenn ihr an eure ersten Sessions erinnert.

Ich bin sicher nicht allwissend und daher sind dies nur meine Ansichten und Erfahrungen zu dem Thema, diese können aber bei jedem anders sein. Man darf mich nicht als Vorbild nehmen, dass wird nicht gehen, mein Lebensweg führte so fernab der normalen Wege, dass ich eben anders bin, denke und auch fühlen kann. Sagen wir es so, hätte ich eine Mentorin (eine Lady), die mir stets einen Arschtritt gibt und Rückhalt bietet, wäre ich im Stande alles zu machen und auch werden zu können was ich wollen würde, ohne diese kann ich nur auf Teile davon zurückgreifen. Das ist eben das Schreiben, dass ich auf andere eingehen kann, meine Kochkünste, ein Himmelbett mit einem Käfig darunter zu bauen nur aus den Gedanken heraus oder eben das ich 200% in meine Arbeiten Stecke, wie einen Beitrag (neu) zu schreiben der über die elftausender Marke gerade geht. Und damit ich hier nun endlich zu einem Schluss komme und nicht ewig so weiter schreibe. Das Spiel BDSM besteht aus mehr als nur den vier Buchstaben, mit denen man es bezeichnet. 

Es erfordert:

gegenseitigen Respekt

Vertrauen ineinander, dass sich jeder seiner Grenzen bewusst ist.
(wenn es passt, kann man auch diese Grenzen gemeinsam überschreiten)

den richtigen Spielpartner, die richtige Spielpartnerin 
(ob mit Liebe oder mit verliebt Sein im Gepäck)

eine gesunde Portion Menschenverstand

die Bereitschaft, Verantwortung für jemanden zu übernehmen

die Fähigkeit, Spaß daran zu haben, wertschätzen zu können und zu verstehen, dass es auf Geben und Nehmen basiert (für beide)

das Wissen, das es kein Zwang ist, sondern eine Spielart, für die sich Beide freiwillig entschieden haben

Und das es aus Lust, Spaß, Macht und viel positiver Energie  besteht. ……

In dem Sinne kann ich nur noch sagen, informiert euch, fragt nach und seid so wie ihr seid, dann wird eure Welt auch einmal in einem rosa Glanz erleuchtet sein. So hoffe ich, dass euch mein Beitrag gefallen hat und vielleicht hat ja der eine oder die andere ein Fünkchen Wahrheit in meinen Worten finden können.

Man sagt zwar, dass am Ende unseres Lebens nur wichtig ist, was wir geleistet haben und dass wir dies nicht bereuen. Aber hin und wieder sollte man schon darüber nachdenken, ob man wirklich jedes Weg überschreiten muss.

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Weiter geht es dann im Kapitel 7

Vorerst gibt es noch kein Thema dafür, aber ich nehme gerne Vorschläge entgegnen. ^^

Ruby


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