Dominant oder Devot? Das war nun die Frage. Doch wie sollte ich das herausfinden? Schließlich konnte ich nicht zu einem Dom gehen und sagen: „Jetzt verhau mir mal den Hintern, damit ich weiß, ob mir das gefällt.“ Auf der anderen Seite hatte ich keine Ahnung, auf welche Art und Weise ich meine dominante Seite ausleben könnte. Alles gestaltete sich schwieriger als ich angenommen hatte. Ziemlich ratlos eierte ich also durch die Weiten des Internets.
Ich meldete mich als Switcher bei einer großen BDSM-Community an und harrte der Dinge, die da kommen würden. Angenehm überrascht nahm ich die ersten Mails entgegen. Keine plumpen Anmachen, sondern nette Anschreiben trudelten im Minutentakt ein. Nachdem, was ich über diverse Kontaktaufnahmen gelesen hatte, hatte ich anderes erwartet.
Ich landete mit einem netten Mann im Chat und wir merkten sofort, dass wir auf einer Wellenlänge waren. Anfangs plauderten wir über allgemeine Dinge und lachten viel zusammen. Dann schlichen sich die ersten dominanten Zeilen von ihm in das Gespräch und es prickelte bei mir. Seine Fantasien waren sehr anregend, doch plötzlich kippte das Gespräch und ich fand mich in der dominanten Rolle wieder. Was soll ich sagen? Ich kam so richtig in Fahrt und je heftiger er auf meine geschriebenen Handlungen reagierte, umso erregter wurde ich. Ich lief sozusagen zu Höchstform auf.
Erschrocken über mich selbst fragte ich mich danach, welche Seite denn nun eigentlich stärker war? Konnte ich in die Rolle des dominanten Parts schlüpfen und dort meine Frau stehen? Wie spielten Switcher denn überhaupt miteinander? Wurden bei jedem Spiel die Rollen am Anfang klar verteilt oder könnte es auch während der Session passieren, dass plötzlich Sub das Ruder übernimmt? Würde das die Session kippen lassen oder nur noch mehr anheizen? Müssten beide mit einem spontanen Wechsel einverstanden sein? Könnte jeder mit diesem Wechsel umgehen oder käme es hier zum Crash der Gefühle?
Schon wieder waren da Fragen über Fragen. Das Chaos in meinem Kopf nahm stetig zu und ich wurde eigentlich immer unsicherer. Doch den Schritt, mich mit jemanden zu treffen, der beide Seiten in sich trägt, wagte ich nicht, obwohl ich wusste, nur so könnte ich meine wirkliche Neigung herausfinden.
Gespräche mit erfahrenen BDSM’lern halfen mir sehr, meine Ängste zurück zu drängen und nicht hinter jedem Busch einen Massenmörder zu sehen. Mein größter Dank geht an eine wundervolle Frau aus dem Gentledom-Forum, die mich sehr bestärkt hat, meinen Weg zu gehen, nicht alles auf die Goldwaage zu legen und weit weg vom Schubladendenken ganz frei nur an mich zu denken. Dieses intensive Gespräch an einem sonnigen Frühlingsabend beflügelte mich und als ich zu Hause an meinem Rechner saß, wusste ich plötzlich, was ich wollte:
Ich suche:
Einen Mann, bei dem ich eine dominante Rolle einnehme und der Spaß und Lust daran hat, Zärtlichkeit mit Härte gepaart zu genießen. Ich will auf keinen Fall sofort die ganz harte Tour fahren. Ich möchte einen Mann, der Erfahrung im Dominieren hat und mir einfühlsam bei den ersten Schritten hilft. Ich erwarte als Gegenleistung die sanfte Einführung in den BDSM Bereich, mit mir in der devoten Rolle.
Ich schlief seit langem endlich einmal wieder mit einem guten Gefühl ein; mit dem Gefühl, dass ich nun endlich meine Wünsche für die Zukunft definiert hatte. Aber meistens kommt es anders als man denkt …
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