Wer sich mit BDSM beschäftigt und sich nicht mit dem eigenen Partner ausprobieren kann, für den taucht zwangsläufig irgendwann die Frage auf: Wie finde ich Gleichgesinnte?

Diesbezüglich haben wir es heute leichter denn je. Denn das Netz weiß alles. Neben einschlägigen Webseiten gibt es Magazine, Clubs und Tipps en gros. Nicht? In der Tat ist das nicht ganz so easy, wie es manchem vielleicht erscheint. Natürlich sind die großen Communities präsent und mit ihnen die Möglichkeit zu chatten, zu flirten, Anzeigen zu schalten und sich virtuell auf Entdeckungsreise zu begeben. Aber was ist mit dem wahren Leben, wenn die Phantasien irgendwann nicht mehr ausreichen? Kann man so ohne weiteres in die real existierende Szene abtauchen?

Ich muss gestehen, ich hab da so meine Hemmungen. Obwohl ich genau an dieser Stelle nicht komplett unerfahren bin. Ich war in einem Club. Wenn ich auch nicht weiß, ob das tatsächlich ein BDSM-Club war. Es gab ein Andreaskreuz, aber vielleicht nur zur Zierde? Ich habe niemanden eine Peitsche schwingen oder Ähnliches tun sehen. Doch die Vielfalt der Eindrücke hat mich auch so fast erschlagen. Ich kann mich an manches überhaupt nicht mehr erinnern. Beispielsweise, was genau ich getan habe, wie lange ich dort war und wie ich nach Hause gekommen bin. Obwohl ich nicht viel getrunken hatte. Der Besuch in diesem Club war eine Art Mutprobe (die ich übrigens wiederholen musste). Der Typ, der mich dorthin mitgenommen hat, hatte seinen Spaß an meiner Scham. Und ich wiederum fühlte mich vollkommen deplatziert angesichts der vielen halbnackten Gäste und war unangenehm berührt ob der unverhohlen gaffenden, sich deutlich in der Mehrheit befindlichen Männer. Ob ich das so noch mal erleben will?

Aber was gibt es für Alternativen? Bars oder Clubs, in denen sich auch das normale Volk tummelt und die dann irgendwo separierte special locations haben, in denen man spielen oder zuschauen kann? Als Neuling? Ohne Begleitung? Eher nicht.

Wie sieht es mit einem Stammtisch aus? Die gibt es vermutlich in allen größeren Städten. Doch wer schüchtern ist, hat wohl auch diesbezüglich Berührungsängste. Und vielleicht völlig falsche Vorstellungen davon, was bei einem Stammtisch geschieht. Und Angst vor einem möglichen Outing, sollte man (was ein dummer Zufall) einen der anderen kennen.

Also kein Club und kein Stammtisch. Dafür ein Event oder eine Messe? Da ist man anonymer, kann wieder gehen, wann und wenn man will, aber läuft eben auch allein herum. Und wenn mich dort jemand anspricht? Mich als leichte Beute betrachtet? Sich mir aufdrängt?

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will – die „Szene“ ist mir unheimlich. Ich kann mich nicht dazu überwinden, irgendeinen Schritt in diese Richtung zu tun. Obwohl damals im Club alle sehr nett waren. Obwohl mir Schubladendenken eher fremd ist und ich nicht dazu neige, über andere vorschnell zu urteilen. Eigentlich bin ich sehr offen, sehr neugierig und in der Lage, ein Gespräch, das mich interessiert, am Laufen zu halten. Oder mit einem Mann, der mir gefällt, zu flirten. Ich gehe auch als Allererste auf die Tanzfläche (wenn mein Partner tanzen kann). Aber in diesem Kontext schaffe ich es einfach nicht, über meinen Schatten zu springen.

Kennt ihr ähnliche Situationen? Welche Erfahrungen habt ihr damit? Und könnt ihr meine Beklemmung nachvollziehen?