Das BDSM-Menü

Ich glaube, es ist gerade für einen Anfänger eine schwierige Geschichte herauszufinden, an welchen BDSM-Elementen er Gefallen finden könnte, was ihn neugierig macht, ohne dass er es ausprobieren möchte, und worauf er lieber ganz verzichtet. So detailliert Aufklärungsseiten auch sind, wenn es in die Zielgerade geht, wo Phantasie in Realität umschlägt, ist jeder auf sich allein gestellt.

Die Frage lautet also: Gibt es so etwas wie ein BDSM-Menü? Eine Ansammlung von Praktiken und Techniken, aus denen man wählt?

Hört sich natürlich ein bisschen abgefahren an und vielleicht eher nach Essen gehen wollen. Aber ist es nicht im weitesten Sinne tatsächlich so? Dass der Anfänger erst mal wissen muss, was genau auf der Karte steht, bevor er sich seine Portionen zusammenstellt?

Im Grunde spricht ein solches Vorgehen gegen Spontanität und hört sich nach einem Plan an. Und nach Plan will wohl kaum jemand seine erotischen Erlebnisse gestalten. Betrachten wir es also vielleicht von der Seite, dass der Anfänger letztlich in der Lage sein muss, seine Limits zu formulieren. Und das kann er nur, wenn er weiß, was auf ihn zukommt.

BDSM hat viele Facetten. Der erlebnishungrige Laie weiß oft nicht, ob eine Praktik (beispielsweise der Griff ins Haar oder in den Nacken) bereits in diesen Bereich gehört oder nicht. Ich habe das gemerkt, als ich meine jüngste Geschichte schrieb. Darin möchte die Protagonistin herausfinden, ob BDSM der Kick ist, der den Sex für sie erfüllend macht. Sie lässt sich auf ein entsprechendes Arrangement ein und wartet förmlich darauf, dass der Typ sie schlägt, fesselt oder erniedrigt. Was er aber tut, sind Dinge, die sie gar nicht als BDSMlastig wahrnimmt. Und trotzdem ist es eindeutig so. Er dirigiert sie, er kontrolliert sie, er sagt ihr, was sie zu tun hat und was nicht. Würde er sie fesseln, wäre es für sie nachvollziehbar klar. DS dagegen kann sie kaum erkennen.

Da frage ich mich dann als nächstes: Ist es leichter, eine SM-Neigung zu entdecken, als eine für DS? Weil der Anblick einer Peitsche keine Zweifel zulässt, Orgasmuskontrolle durchaus aber auch als harmlose Spielerei durchgeht?

Bisschen schwer zu formulieren. Ich hoffe trotzdem, ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. Ich mache mir einfach Gedanken über falsche Erwartungen, Missverständnisse, fehlerhafte Interpretationen und schwammige Kommunikation zwischen potentieller Sub und Dom. Ich bin überzeugt davon, dass der Anfang extrem schwer ist. Egal, wie gut oder schlecht man sich vorab informiert hat.

Wie war oder ist das bei euch? Als ihr begonnen habt, eure Neigung auszuleben, wusstet ihr da genau, welche Praktiken und Techniken auf eurem BDSM-Menüplan stehen sollten? Hattet ihr den Überblick? Oder gab es Dinge, die euch total überraschten, ängstigten oder sogar Ablehnung hervorriefen?

Wie immer gespannt auf eure Kommentare, Vicky


Kommentare:


Ruby schrieb am 08.06.2015


Huhu Vicky,

ja, es gib sowas wie eine sehr Ausführliche Speisekarte in verschiedenen Versionen, wo so gut wie alles, von S/M bis zu D/S aufgelistet ist. Ist meiner Meinung nach auch eine gute Idee und ich sage auch dazu, das ich vor meinem Besuch bei meiner Lady, auch diese "Speisekarte" Ausgefüllt habe, damit wir unser Spielfeld abstecken konnten.
Nein, das ist kein Wunschzettel, es nennt sich "BDSM Checklist" (einfach mal Tante Google Fragen) die wirklich ausführlich sind an der Auswahl der verschiedensten Praktiken und Techniken die man in verschiedene Kategorien einordnen kann. So bekommt man wirklich einen Überblick was alles möglich wäre und kann je nach belieben sie die Speisen aussuchen die man probieren möchte und Dom oder FemDom kann dann daraus das Menü zusammenstellen. ^^

Und auch als Anfänger ist das eine sehr gute Idee, denn so sieht man mal was es alles geben kann an verschiedenen Elementen. Bei der einen oder anderen wird man sich auch nachlesen um was es sich dabei genau handelt und somit beschäftigt man sich damit und findet eher raus ob das was für einen ist und man es Ausprobieren möchte, es später mal probieren möchte, es eher was ist um zu strafen oder ob es zu den Tabus kommt. Klar, im voraus wird man nie sagen können ob es einem dann auch den Kick gibt oder nicht. Aber das weiß man ja von dem sexy Typen an der Bar auch nicht, ob er gut im Bett ist. ^^

Was man ja auch bedenken muss, es ist ja nicht nur ein Menü das man zusammen stellt, sondern mehrere und somit wird die Spontanität nicht eingeschenkt, denn man Dom und FemDom hat dann die Auswahl, was es dann zum Essen gibt.

Ich denke das keines von beiden "SM/Ds" leichter oder schwerer ist zu entdecken, denn beides kann schlimm oder schön sein, beides kann ästigen oder einen in lustvolle höhen bringen. Jeder ist verschieden und jeder "steht" auf was anderes und somit ist es für den einen leichter sich hineinfallen zu lassen und beim der anderen geht es gar nicht, aber dafür liegt ihr ein ganz anderer Bereich. Aber wenn man mal im Rädchen sitzt und läuft, wird alles leichter.

Und wie war das bei mir? Ich sage mal, ich habe mir die Theorie durchgelesen und bin dann einfach ins kalte Wasser gesprungen und habe einfach erlebt. Nein, da gab es keinen Menü Plan, bzw, ich habe weder was vorgegeben noch gesagt das will ich nicht. Ich habe mich einfach leiten lassen und hatte halt Glück, das ich jemanden hatte die mich besser lesen konnte, als ich mich selbst. Das kann halt nicht jeder, denn dazu braucht man auch den Charakter, der nicht gleich einknickt, wenn was vielleicht anfangs nicht so schön oder beängstigend ist und man sich im ersten Moment selbst ausblendet in der Situation und sie dann einfach machen lässt.

Liebe Grüße,
Ruby


Antwort auf diesen Kommentar

Huhu, Ruby,

schön, wieder von dir zu lesen :-)

Ich habe Tante Google bemüht und mir einige Checklisten zu Gemüte geführt. Das war eine gute Idee von dir - da gibt es tatsächlich so einiges und durchaus Empfehlenswertes. In jedem Fall für jeden Anfänger hilfreich, wenn es darum geht, was eigentlich alles machbar ist. Wo jeder so seine Grenzen hat oder auch Fantasien.

Sich theoretisch zu informieren, ist vermutlich immer der Anfang. Zumindest denke ich, dass es günstig ist, wenn man in Gedanken das eine oder andere präsent bzw. vielleicht sogar schon durchgespielt hat. Und dann noch jemanden zu finden, der einen gut und emphatisch einführt - was für ein Glück!

Danke für dein Feedback und liebe Grüße, Vicky

Corina schrieb am 07.06.2015


Hallo Vicky,

ich freu mich immer, wenn du etwas von dir hören lässt, weil du vieles ansprichst, was auch mich beschäftigt. BDSM als ein Menü? Menü bedeutet à la carte, auch wenn man zwischen verschiedenen Komponenten wählen kann, letztendlich ist es doch schon irgendwie festgelegt. Ich sehe es eher als ein Büffet gefüllt mit lauter farbenprächtigen Speisen, die einen sprechen einen mehr an, die anderen weniger. Man macht sich ein Bild von den einzelnen Dingen, in dem man seinen Blick neugierig über den Tisch wandern lässt. Ich liebe die Vielfalt bei einem Büffet. Dennoch ist es zu groß, kann man schnell den Überblick verlieren und man könnte sich verloren fühlen. Man sollte sich gerade als Anfänger nur das auf den Teller legen, was einem zusagt, ohne aber dabei zu denken, wenn ich dieses nicht mag, dann darf ich auch jenes nicht machen. Ruhig auch mal den Tipp von jemand anderen anhören und vielleicht umsetzen. Bei einem "Nachschlag" nehme ich mir vielleicht etwas, was meine "Geschmacksknospen" noch mehr zum Beben bringt. Das Eine schließt das andere doch nicht aus. Sondern es wird zu meinem EIGENEN "Leckerbissen". ;)) Der eine mag mehr SM-Anteil, der andere weniger, aber ist es nicht egal? Hauptsache ist doch, dass es beide genießen. Darum bin ich auch immer der Meinung es alles Schritt für Schritt zu erleben. Spontanität beinhaltet für mich nicht, mich Hals über Kopf in etwas zu stürzen, ohne nachzudenken. Es bedeutet für mich vielmehr, dass man je nach Umgebung, Atmosphäre und Befinden über seinen Tellerrand schaut und sich einfach mal was auf seinen Teller legt, was die "Geschmacksknospen" noch ein wenig mehr kitzelt. Einfach mal dem Geschmack seines Partners vertrauen und auch mal einen "Happen" von seinem Teller probieren, ohne das Gefühl zu haben, sich seinen Magen zu verderbe. Allerdings muss ich gestehen, dass es einige Sachen gibt, die ich für mich ausschließe. Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden. So und jetzt bekomme ich Hunger auf was Süßes. ;))

LG
Corina


Antwort auf diesen Kommentar

Liebe Corina,

auch für mich ist es immer wieder schön, deine Kommentare zu lesen :-)

Das Bild, das du vom Buffet zeichnest, gefällt mir ausnehmend gut. Das kennt jeder. Und vor allem hat jeder schon mal nach dem Teller des anderen geschielt, was der sich wohl draufgelegt hat, und dann kosten wollen. Toll. Ja, genauso ist das wohl auch mit BDSM. Man setzt zunächst auf Vertrautes und tastet sich Stück für Stück an gänzlich Unbekanntes heran.

Danke für diese super Ergänzung und liebe Grüße, Vicky

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