Ein Nicht-BDSMler wird die Lust auf Schläge oder gar die Sehnsucht danach nicht nachvollziehen können. Das sollte man sich immer bewusst machen. Mir ging es ähnlich. Obwohl ich seit langem wusste, dass da eine dunkle Seite in mir schlummert. Aber Schläge? ...
... Never. Ich bin doch keine Masochistin. Meine Neigung hat eher mit D/S zu tun, war ich überzeugt. Und dann kam jener Tag, an dem ich zum ersten Mal meinen Hintern hinhalten wollte. Wollte! Okay, vielleicht ja nur ein Po-Fetisch, könnte man jetzt behaupten. Aber bei einem Mann, von dem man weiß, dass er zuhauen kann? Sich freiwillig Schmerzen zufügen lassen? Denn das würde doch passieren …
Wie heißt es so klischeehaft? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dieser Spruch passt zwar nicht zu mir, doch zu dem, was geschah. Es war eine sehr intime Situation, in der es die ersten Schläge für mich gab. Beim Küssen und Kuscheln. Das Vorwärmen hab ich gar nicht als solches begriffen. Es war, als ob es dazu gehörte. Eben ein bisschen gröber kuscheln ;-) Irgendwann dann die ersten Klapse, aufmerksame Blicke dazu und erneutes Küssen. Streicheln, küssen, Haue. Küssen, Haue, streicheln. Ich versuchte, den Rhythmus dahinter zu erkennen. Vergeblich. Ich konnte nicht. Wozu auch? Ich hatte keinen Grund, mich einzumischen. Ich nahm es einfach hin. Weil es mir gefiel. Weil es genau das war, was ich in jenem Moment wollte. Was mich atemlos machte. Was mir Lust in den Schoß trieb. Hin und wieder zuckte ich. Erstaunlicherweise nicht weg. Es war ein Sich-winden, der Wunsch nach mehr, die unbewusste Suche nach der Position, die die größte Intensität erzeugt, die meiste Lust. Schmerzen? Schmerzen konnte ich nicht spüren. Ich hörte es nur klatschen. Manchmal entlockte mir dieses irgendwie verruchte Geräusch sogar ein Grinsen. Dann wieder lächelten wir uns in stillem Einvernehmen an, während er erneut ausholte und ich, als sei ich in Erwartung des Schlimmsten, die Augen zusammenkniff.
Dass die Schläge schließlich hin und wieder kräftiger ausfielen, erschreckte mich nicht, sondern ließ mich staunen. Weil es noch immer nicht schmerzte. Mir wurde warm. Na ja, eigentlich ziemlich heiß. Ich begann, ein wenig zu jammern. Aber mehr aus Spaß an der Freude. Ich wollte nicht wirklich, dass er aufhörte. Irgendwann bedeckte ich die Pobacke, von der ich glaubte, sie sei als nächstes dran, sogar mit meiner freien Hand. Vielleicht wollte ich wissen, was daraufhin passieren würde? Keine Ahnung. Ich dachte mir nichts dabei. Überhaupt dachte ich nicht mehr viel. Ich war ins Fühlen gekommen. Und es fühlte sich unglaublich gut an. Meine halbherzige Verhinderungsaktion brachte uns eine Pause ein. Dann geflüsterte Worte dicht an meinem Ohr. „Gib mir deine Hand!“
Ich tat es. Auch darüber dachte ich nicht nach. Die Schläge, die folgten, waren noch intensiver, aber noch immer nicht schmerzhaft. Währenddessen fuhren meine Emotionen Achterbahn. Gehalten und geschlagen werden, zur selben Zeit – mein Gott, gibt es etwas Schöneres?
Am nächsten Tag und am übernächsten schwebte ich auf einer rosaroten Wolke. Nur in Zeitlupe löste sie sich auf. Die Spuren auf meinem Hintern verblassten viel schneller. Als die rosa Wolke sich aufgelöst hatte, waren sie längst nicht mehr zu sehen. Statt dessen tauchte die Frage auf, ob ich nun maso sei. Doch ist es wirklich wichtig, das eine oder das andere zu sein? Ist es nicht viel wichtiger zu wissen, was man genießen kann, was man haben möchte, um sich gut zu fühlen, und was dem anderen Freude bereitet?
Apropos – ich musste an jenem Tag noch mit einem anderen Vorurteil aufräumen. Ich hatte so häufig davon gelesen, dass manch einer den tiefen Wunsch verspürt, sich für die Qual, die man ihm angetan hat, zu bedanken. Ich hielt das immer für völlig übertrieben oder ziemlich weit hergeholt. Tja, ist es nicht. Diesen Wunsch kann ich jetzt sehr gut nachvollziehen ;-)
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