Wie viel SM passt auf ein Buchcover?

Dieser Beitrag heute wird vermutlich nur einer für die Leser unter euch. Aber vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht beschäftigt die Frage, wie viel SM darf in der Kunst sein, ja deutlich mehr Leute, als ich denke?

Ihr wisst, dass ich Autorin bin. Und ihr wisst auch, dass es in meinen Romanen um Frauen geht, die die SM-Welt für sich entdecken. Durchaus auch deshalb, weil sie ein Buch mit dem Titel „Fifty Shades of Grey“ gelesen haben – ja, ich weiß, der Titel ist inzwischen inflationär. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Sondern ich möchte euch an meinen Gedanken teilhaben lassen, warum die „dunkle“ Welt des SM auf einem Buchcover nicht dunkel aussehen sollte. Bis ich das kapiert habe, hat's volle drei Monate gedauert.

Ich hielt mich für furchtbar clever, als ich überlegte, für meinen Roman, der im Bezug auf das SM-Thema ja einiges zu bieten hat, auch ein entsprechendes Cover zu wählen. Ich wollte es in schwarz-weiß. Und durchaus deutlich. Okay, sooo deutlich ist es nun auch wieder nicht, dass das Cover-Mädchen ein Halsband trägt. Aber für den Insider zu erkennen, oder? Ich mag auch den Blick des Mädels. Er ist spannungsgeladen, selbstbewusst und dennoch ist Devotion erkennbar. Perfekt, dachte ich. So muss das Cover für diesen Roman sein.

Kaum war er auf dem Markt, hagelte es jedoch Kommentare, die monierten, das Cover wirke zu düster. Der Blick zu finster. Und dass ein solches Erscheinungsbild den Leser eher abstoße.

Ich war hin und her gerissen. Einerseits stand ich zu schwarz-weiß oder von mir aus auch zu Grautönen. Ich fand, dass das Gesicht wunderbar zu meiner innerlich zerrissenen Protagonistin Marlena passte. Aber ich konnte auch diejenigen verstehen, die eine stressige, düstere Geschichte dahinter vermuteten, zu viel SM, zu wenig Leichtigkeit.

Natürlich ist die Geschichte tiefgründig. Natürlich enthält sie romantische Szenen und solche, die deutlich SM sind. Aber düster ist sie nun wirklich nicht.

Als Autor fragt man sich in einem solchen Moment: Hat der Leser, der ja derzeit ganz offensichtlich Geschichten um Dominanz und Devotion liebt, ein Problem, wenn SM zu deutlich rüberkommt? Möchte er es softer oder sogar romantischer? Entsprechen die Wünsche fürs visuelle Erlebnis dem, was man sich real vorstellen kann? Und da reicht die Bandbreite, wie wir von Befragungen wissen, ja von „nur gucken, aber niemals ausleben“ bis „ja, das ist definitiv meins“. Eine gewisse Ambivalenz ist unverkennbar.

Wenn dem so ist, dann hab ich vermutlich die, die nur gucken wollen, mit meinem Cover verschreckt, war bei der Auswahl des Fotos nicht einfühlsam genug. Und nur die, die SM mögen, haben vielleicht kein Problem mit schwarz-weiß?

Es ist natürlich eine Krux, ein Publikum erreichen zu wollen, das man nicht kennt. Gerade mit einem Thema, das aktuell so polarisiert wie SM. Vermutlich kann die Leserschaft für solche Romane zur Zeit nicht unterschiedlicher sein.

Jedenfalls ändere ich nun das Buchcover. Es wird romantischer. Und es wird keinen visuellen Hinweis mehr auf SM geben. Nur Kopfkino :-) Mal schauen, ob das dem Leser besser gefällt.

Davon unabhängig interessiert mich natürlich eure Meinung zum Thema. Ihr, die ihr SMler seid, und auch diejenigen unter euch, die gerade erst in dieses Thema eintauchen – wie muss für euch ein Buch aussehen, in dem es um das Thema SM geht? Wollt ihr schon auf dem Cover deutliche Hinweise darauf erkennen? Mögt ihr's bunt? Wollt ihr ein Gesicht dazu oder sogar Menschen in Aktion sehen? Oder soll es euch lieber über den wahren Inhalt im Unklaren lassen, sozusagen diffus wirken? Zum Vergleich hier das (alte) Cover meines Romans.

Ich freu mich auf eure Kommentare! Eure Vicky

PS: Das Cover ist inzwischen verändert und sieht nun so aus :-)


Kommentare:


LettiDom schrieb am 03.06.2015


Hai nochmal Vicky,

Das neue ist viel besser, nur fehlt mir hier der optische SM Bezug. das gleiche Bild mit einer schwarzen Augenbinde, ... das wärs ... ;-)

lg.

Letti


Antwort auf diesen Kommentar

Hi Letti, ich nehme an, du meinst das neue Cover zu THE SECRETS OF GREY DAYS? (Ich frage, weil inzwischen ein nächstes Buch raus ist ;-) )

In der Tat ist hier der SM-Bezug optisch nicht zu erkennen. Ich musste umschwenken auf romantisch. Im Interesse des Buches. Mit dem schwarzen Cover tat es sich sehr schwer. Jetzt läuft es besser. Vor allem findet das Cover bei den Lesern große Zustimmung. Eine Augenbinde hätte ich auch gut gefunden ;-)

Danke jedenfalls für deinen Kommentar auch zur Nr. 2. Vielleicht hast du mir ja gerade eine Inspiration gegeben, denn es gibt immerhin im August den Teil 2 des Romans. Das Cover dafür ist noch nicht fertig. Man könnte vielleicht ... ;-)

Liebe Grüße, Vicky

Letti schrieb am 28.05.2015


Hai,

..bei deinem 1sten Cover fehen mir die wichtigen Punkte
Lust + Leidenschaft, welche ich in dem Bild nicht erkennen kann. Das ist es aber doch gerade was eine Unerfahrene sub zu mehr Erfahrung drängt. Schau dir bei mir mal die Bildbeispiele im Lust Ordner an.


Antwort auf diesen Kommentar

Hi Letti,

danke für deinen Kommentar. Vermutlich hast du recht - der Blick auf dem genannten Cover suggeriert weder Lust noch Leidenschaft. Ein Freund meinte, er würde sehr plakativ SM rüberbringen. Aber eben nicht das, was unerfahrene Frauen darin suchen.

Ich ergänze meinen Beitrag mal um den Link zum veränderten Cover - es ist inzwischen fertig. Dann lässt sich ein Vergleich ziehen.

Deine Fotos kann ich mir nicht anschauen. Ich weiß ja nicht, unter welchem Nick ich suchen muss ;-)

Liebe Grüße, Vicky

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