Bondage - die Magie der Seile

Bondage, schon die erste Berührung des Seils auf meiner Haut lässt mich eine ganz andere Bewusstseinsebene betreten. Meine Sinne werden fokussiert. Reize der sonst so alltäglichen Außenwelt treten in den Hintergrund.

Meine Wahrnehmung liegt ganz auf dem Seil, das sich mehr und mehr um meinen Körper legt. Und mit jeder Schlinge, mit jedem Knoten wächst meine Wehrlosigkeit, aber auch meine absolute Hingabe an meinen Herrn, an den Augenblick, an mich selbst. Das Seil bringt mich sozusagen ins Gleichgewicht, lässt mich die Fesseln des Alltags mit all seinen Verantwortlichkeiten und Forderungen abstreifen. Alle inneren Kämpfe legen sich zumindest für diesen Moment, es ist wie eine Art der Erdung, des Balancefindens, weil Widrigkeiten des Lebens in diesem Moment absolut unwichtig werden. Ich kann ja, gefesselt, hilflos, wie ich bin, dann nichts daran ändern, muss sie hinnehmen, sodass sie in den Hintergrund treten dürfen.

Zugleich aber werde ich empfänglicher für all die Reize, die ich geschenkt bekomme – die sanft streichelnde, warme Hand auf meiner Haut, die Lockungen, Verlockungen, hocherotischer Berührungen, der geschenkte Schmerz, den ich viel leichter für mich annehmen kann, wenn ich wehrlos bin, weil wie eben beschrieben jedes Ankämpfen sinnlos wäre. Indem ich diese Fesselung und meine damit verbundene Hilflosigkeit zulasse, zeige ich tiefstes Vertrauen. Lust und Schmerz, Stille oder begleitender Dirty Talk, Berührung oder auch (zeitlich begrenzte, weil vielleicht sogar mit Sinnesentzug verbundene) Isolation – all das sind Bausteine der Brücke zwischen meinem Herrn und mir. Mein Zulassen und mich Fügen sind Zeichen meiner absoluten Hingabe. Gegenwehr wird sinnlos, oft auch die Gegenwehr gegen innere Barrieren, die man sonst nicht abzutragen vermag. Aber ebenso spüre ich dann eben jene absolute Hingabe meines Herrn auch an mich, seine Wertschätzung, ja, seine Verehrung, denn nur ich bin es, die er in dieses kunstvoll geschlungene Netz aus Seilen und seiner Liebe einhüllt.

Mal davon abgesehen, ich bin Ästhetin, liebe die Schönheit geschlungener Seile und Knoten auf der Haut, die ja auch den Körper in eine bestimmte Form und Haltung zwingen. Der Herr wird dann zum Künstler, die Sub / Sklavin / die Gefesselte zum Kunstwerk, den Blicken und Berührungen und der Bewunderung ausgeliefert. Und die Spuren nach dem Entfernen der Seile als Zeichen dieser tiefen Verbundenheit trage ich zu Recht mit Stolz.

Das Lösen der Knoten, das Fallen der Seile am Ende ist wie ein schrittweises Zurückholen in die Wirklichkeit, in der mich, egal wie verwurstelt die Seile sein mögen, zuallererst die umarmende Wärme meines Herrn erwartet. Das große Aufräumen kann dann warten.

© Selina B.
http://sinnlichegedankenfluege.wordpress.com/


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