Vertrauen zu seinem Gegenüber

Eigentlich wissen es alle, egal ob junger Hüpfer oder alter Hase. Im BDSM geht nichts ohne Vertrauen. Selbst die Theoretiker haben sich damit beschäftigt. Oft wird darüber diskutiert, aber alle kommen zum gleichen Schluss: Ohne Vertrauen kann Sub sich nicht fallenlassen, sich nicht voll hingeben oder ganz ohne Vorbehalt unterwerfen.

Es ist nichts Neues, das Vertrauen wachsen muss und doch scheinen einige Subs nicht daran zu denken. Wenn sie auf dem Weg sind, sich auf einen neuen Dom einzulassen. Egal aus welchem Grund, ob zu Abenteuer lustig, aus Neugierde, aus übermütiger Sehnsucht, aus Unerfahrenheit oder irgendeinem andern Grund. Der Effekt bleibt der Gleiche. Ein zu schnell gegebenes (unbegründetes) Vertrauen, kann nicht nur zu Abstürzen führen, auch zu Verletzungen oder Schlimmerem.

Die zwei Menschen sollten sich Zeit nehmen, einander kennenzulernen. Zu erfahren was der andre für ein Mensch ist (Interessen, Einstellungen, Verantwortungsbewusstsein, Emotionen, Charakter usw.). Das gelingt nicht mit 10 Mails und einem kurzen Treffen. Erste Sympathien entwickeln sich weiter, in einem längeren Mailaustausch. Vertrautheit entsteht und auch eine gewisses Grundvertrauen. Für das erste Treffen sollte man sich genau so Zeit nehmen. Nicht zwischen zwei Termine gepresst. In diesem Gespräch geht es nur darum, den andern kennenzulernen. Zu sehen, ob die Sympathie, aus den Mails, auch im realen Leben so empfunden wird.

Man sollte sich Zeit lassen die Eindrücke des Treffens zu verarbeiten. Eine Nacht darüber schlafen und seine Gefühle sortieren. Wenn ihr euch, am nächsten Tag entscheidet, hört auf euer Bauchgefühl und euren Verstand. Denn aus diesem, guten oder schlechtem Gefühl heraus, soll Vertrauen wachsen. Was für viele Spielarten Voraussetzung ist, um die Erfüllung zu finden.

Den ein Mann/Dom(?), der sehr souverän und ruhig wirkt, kann in einer Session unberechenbar sein. Wenn Sub hilflos gefesselt seinem gut dünken ausgeliefert ist. Ja, es kann ein Horrorszenario sein, muss es natürlich nicht. Aber darum geht es mir auch nicht. Ich möchte für diese Gefahr sensibilisieren. Nicht unüberlegt einem Fremden sein Vertrauen zu schenken.

kleines-sub-Biest

 

Zeitgleich erscheint von beloved der Beitrag Wie muss Sub sein?. Desweiteren möchten wir an dieser Stelle die bereits beantwortete AAQ  Wie kommuniziere ich anfänglich mit einem Dom? und Wie anfänglich auf Nachrichten reagieren? Anfängerinnen empfehlen.


Kommentare:


Fanya schrieb am 27.12.2015


Da mir persönlich diese Thematik sehr am Herzen liegt, möchte ich gerne ein paar Zeilen dazu schreiben:

Vertrauen ist ein Gefühl, man kann es nicht mit einem Fingerschnippen an- oder ausschalten, sondern es muss sich entwickeln. Nach und nach kann so aus dem kleinen Grundvertrauen, das in meinen Augen schnell gefasst ist (immerhin geht man ja im Alltag auch davon aus, nicht sofort ein Messer in den Rücken zu bekommen) ein tiefergehendes Vertrauen erwachsen. Sowas braucht Zeit und kann vor allem nicht wie im Artikel schon beschrieben nur aus ein paar Nachrichten erwachsen.

Was mir in diesen Zeiten des Internets auffällt ist, dass viele Menschen unterschätzen, wie wichtig der reale Kontakt zum Menschen zur Entwicklung des Vertrauens ist.
Tippen kann man viel, in ein paar Zeilen lässt sich noch viel mehr reininterpretieren und je nach dem, wie der Leser einer Nachricht gestimmt ist, können ein paar wenige Sätze oder Wörter ganz unterschiedliche Wirkungen entfalten.
Einen Menschen wirklich einschätzen kann man erst, wenn man ihn mit Gestik und Mimik erlebt hat, wenn man gelernt hat, seinen Tonfall zu deuten. Wie soll man jemandem vertrauen, bei dem man all das noch nie erleben konnte?

Zwar sind Informationen wichtig, um einen Menschen kennen zu lernen, aber ich erzähle doch nicht jemandem, dem ich nicht vertraue, meine Lebensgeschichte. Um tiefgehende Ängste und Unsicherheiten von sich preis zu geben, braucht es doch gerade Vertrauen.

Aber was bedeutet Vertrauen?
Vertrauen bedeutet für mich, dass ich sicher weiß, dass der andere mir nicht schaden wird, dass er weiß, was er tut. Aufs simpelste heruntergebrochen: dass ich nicht jede Handlung des anderen kontrollieren muss um sicherzustellen, dass kein Schaden entsteht.
Damit ist in meinen Augen Vertrauen gerade im Kontext des BDSM auch ganz klar eine Kompetenzfrage: Ist der andere kompetent genug, um mit mir und auch mit sich selbst umgehen zu können?

Jeder hat sicherlich auch schon auf die ein oder andere Art einen Vertrauensbruch erlebt. Die Sorge/Angst, dies in einem so intimen Bereich wie BDSM zu erleben, kennen sicherlich einige.
Daher auch ein Appell an alle, denen Vertrauen entgegengebracht wird: bitte lasst diese Sorgen und Ängste nicht Realität werden, um unser aller Willen!


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Innueno schrieb am 26.03.2015


Ich glaube, dass es keinen Zeitrahmen geben darf, bevor man in die erste gemeinsame Session geht.
Ich kann für mich nicht behaupten, eine Sub nach zehn Telefonaten und 27 Mails so gut einschätzen zu können, dass ich dazu bereit wäre.
Selbst beim ersten Treffen wird sie in mir nicht den dominanten Part sehen. Ich als Frau lerne sie als Frau kennen und nicht als BDSM lerin! Viele sind erstmal erstaunt, da sie erwarten, ihnen würde die Dominanz in Person gegenüber sitzen. Dann sehen sie aber einen sehr beobachtenden Menschen, der auf alles achtet...Gestik, Mimik, Betonung usw. Für mich ist das deshalb wichtig, weil erzählen kann man sicher sehr viel...und umso "normaler" das Treffen ist, umso besser kann man einschätzen :-)


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Innueno schrieb am 15.03.2015


Das gilt nicht nur für männliche Doms, denn ebenso sollte man auch bei weiblichen aufpassen.
Ich habe neulich jemanden real kennen gelernt, die im Vorfeld deutlich gemacht hat, sie würde niemals beim ersten Treffen ins Bett oder in eine Session gehen. Somit war ich sehr, sehr zurückhaltend. Musste mir dafür dann zwar anhören, ich sei wohl nicht dommig genug, aber damit kann ich leben ;-) Ich weiß, dass auch ich als FemeDom nicht gleich mein ganzes Sein präsentiere beim allersten Treffen.
Aber generell sollte vielmehr aufgeklärt werden. Gerade in fb-Gruppen steht das Profilieren im Vordergrund und nicht selten wird deutlich gemacht: wozu ein Cover? Ihr wisst doch, was ihr wollt und was nicht und ausserdem gibt es doch das Paßwort. Ich halte solche Gruppen grundlegend für viel zu gefährlich. Wettere zwar mit meinen Kommentaren dagegen, aber das führt nur zum Rauswurf :-P


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