Buchrezension: Laura Reese "Brennende Fesseln"
Die Geschichte: Nach dem bestialischen Mord an ihrer Schwester Franny begibt sich die erfolgreiche Journalistin Nora Tibbs auf die Jagd nach dem Mörder. Schon bald hat sie den angesehenen Musikprofessor Michael M. im Visier. Um ihm den Mord an ihrer Schwester nachzuweisen, lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein. Der charismatische, dominante Mann zieht sie immer mehr in seinen Bann. So gerät sie in einen Strudel aus qualvoller Leidenschaft, Angst und Verlangen und riskiert dabei ihr Leben.
„Brennende Fesseln“ ist eine erotische und zugleich abstoßende SM-Geschichte, eingebettet in einen Krimi. Während Nora Tibbs auf der Suche nach dem Mörder zunehmend ihre devot-masochistische Neigung entdeckt und der zweifelhaften Anziehungskraft des Micheal M. verfällt, erfährt der Leser in Rückblenden, was ihre Schwester Franny vor ihrem Tod alles hat durchmachen müssen, als sie noch mit Michael M. zusammen war.
Trotz der gewöhnungsbedürftigen Schreibweise in der Gegenwartsform schafft der Roman es, den Leser innerhalb weniger Seiten mitzureißen und die Spannung auf weiten Strecken aufrechtzuerhalten. Was mit der Zeit ein wenig aufstößt, sind die unzähligen detaillierten Schilderungen der jeweiligen Kleidung, die die Protagonisten und Nebencharaktere tragen. Die Sexszenen hingegen hätten durchaus ein wenig üppiger geraten können, werden jedoch in einer nüchternen, klaren Sprache erzählt.
Laura Reese zeichnet hier die Entwicklung der Protagonistin auf, die nach und nach ihre devote Neigung entdeckt und sich dabei zugleich abgestoßen und angezogen fühlt, wobei man oftmals nur den Kopf schütteln kann angesichts ihres bodenlosen Leichtsinns. Immer wieder fragt man sich, was sie eigentlich noch alles zulassen wird. Immerhin hält sie M., dem sie sich unterwirft, für den Mörder ihrer Schwester.
Mit Michael M. entwirft Laura Reese einen undurchschaubaren Charakter, der aus purem Vergnügen das Leben anderer Menschen zerstört und dabei von der ersten bis zur letzten Seite unsympathisch wirkt. Ein verantwortungsloser Sadist, der die Grenzen des Erträglichen gerne überschreitet. Entsprechend nimmt die haarsträubende Beziehung zwischen M. und Nora, die im Mittelpunkt dieses Romans steht, einen fatalen Verlauf. Wer also auf prickelnde Erotik und sinnliche Romantik hofft, der hofft vergeblich. Stattdessen gibt es harten Sex, gebrochene Tabus und eine etwas zu dünne Kriminalgeschichte, die man nach 478 Seiten mit einem tiefen Aufatmen zur Seite legen kann, wenngleich das Ende ein wenig an den Haaren herbeigezogen zu sein scheint.
Fazit: Ein Buch, das man sicherlich kontrovers betrachten kann, und das stellenweise auch erfahrenen SMlern das eine oder andere Kopfschütteln entlocken dürfte. Unterhaltsam, spannend, aber aufgrund der extremen Praktiken, die hier geschildert werden (Stichwort Sodomie) sicher nichts für zarte Gemüter.