Die drei Formen der Macht

Prolog:

Es gibt Artikel, die handeln von einem sehr interessanten Thema, aber man ist einfach nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Seit mehr als einem Jahr liegt der Artikel „Die drei Formen der Macht“ in einem solchen Ordner. Ich denke, einen ganz neuen Zugang werde ich dazu nicht finden und ihn komplett zu löschen, das wäre zu schade. Ich würde mich freuen, wenn Leser einfach ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema Macht im Kontext BDSM posten würden.

Die drei Formen der Macht Die intensivste Form der Macht ist die, geliebt zu werden. Aber Liebe ist nicht der einzige Quell von Macht. Macht, in ihren unterschiedlichen Ausprägungen, befähigt mich dazu, meine Interessen durchzusetzen. Ohne eine Machtbasis kann ich nicht führen und somit auch kein Dom oder Herr sein. Die Erlangung von Machtstellungen außerhalb der Liebe kann grundsätzlich durch drei Faktoren erreicht werden. Eine ist die Autorität, die beiden anderen sind die psychische und die physische Einflussnahme.

1. Physische Macht Die Kontrolle über eine Person durch körperliche Überlegenheit zu erlangen, ist wohl die älteste Form der Machterlangung überhaupt. Kann sich mein Gegenüber meiner körperlichen Überlegenheit nicht entziehen, so habe ich die Kontrolle über ihren Körper. Gleiches gilt, wenn ich mich anderer Mittel bediene. Beispiel: Ich greife der Sklavin in den Nacken und drücke sie unter Gegenwehr mit Gewalt zu Boden.

2. Psychische Macht Im Gegensatz zur körperlichen Unterordnung steht die Geistige. Der Mächtige erlangt hier die Kontrolle, nicht durch körperlichen, sondern durch geistigen Zwang und dies kann diverse und leider auch sehr unschöne Ausprägungen haben. Macht auf dieser Ebene hat vor allem zwei Ausprägungen, die eine ist offen, die andere subtiler Natur. Durch Druck, Nötigung, Einschüchterung, kleinhalten, runtermachen wird direkt Einfluss genommen.
Subtiler und damit manipulativer Natur sind die Methoden, den Ehrgeiz zu wecken, Zuneigung abhängig von Verhalten zu machen, Anstachelungen oder gar das Wecken von Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühlen. Die meisten Mittel, die zur Erlangung psychischer Macht dienen, sind destruktiver Natur. In positiver Weise Macht über eine Sklavin zu erlangen, kann man am besten, in dem man ihr Verlangen weckt, dienen/gefallen/begehrt werden zu wollen. Den Anspruch zu wecken, selber das Beste erreichen zu wollen, ist besser, als die Angst vor dem Versagen zu schüren oder eine Person gar zu demontieren, nur um sich selbst damit zu erhöhen. Beispiel: Das Beispiel, welches wohl viele kennen, ist das Anlegen eines Halsbandes. Für mich bedeutet es, die Person in Besitz zu nehmen, es ist eine Art Symbol und trägt sie es, sind an sie besondere Anforderungen gestellt.

3.1 Autorität Autorität ist das Ansehen, welches eine Person innehat und das bewirkt, dass sich andere in ihrem Denken und Handeln nach dieser richten. Es kommt dabei nicht darauf an, dass das Ansehen ein Spiegelbild der Realität ist, nur eben, dass dieses geglaubt wird.
Wer kennt nicht die Geschichte vom „Hauptmann von Köpenick“? Erst die Macht macht die Stellung einer Person aus. Autorität im Kontext BDSM bedeutet für mich, den entscheidenden Einfluss auf das Geschehen zu haben. Hat eine Sub Macht über ihren Dom, zum Beispiel, da sie ihn gut manipulieren kann, so ist sie, es die lenkt (topping from the bottom). Die Grundlage, auf der Autorität beruht, kann sehr unterschiedlich sein, hier kommen neben der schon erwähnten Macht Faktoren wie Führungsqualitäten, Stellung, Charisma, Authentizität, Intellekt und Wissen ins Spiel. Autorität bedeutet faktisch nur großen Einfluss zu haben, da einem eine äußere und/oder innere Überlegenheit zugeschrieben wird. Ein Mangel an Autorität führt dazu, dass das Spiel als solches nur noch als Rollenspiel durchführbar ist, bei dem die Beteiligten gleich Schauspieler agieren, nicht aber ihre Rolle wirklich leben.

3.2 Natürliche Autorität Den Idealzustand der Autorität nenne ich natürliche Autorität. Diese erzeugt das Gefühl von Achtung, Vertrauen könnens, Sicherheit und Geborgenheit. Ich glaube, von Natur aus will der Mensch vertrauen und bei einer solchen Person meint er, es zu können. Er meint, dass wenn er sich einer solchen Person unterordnet, er dennoch geschätzt und für ihn gesorgt wird.
Das Charisma des Führenden führt sogar dazu, dass der Geführte sich trotz seiner Unterordnung erhoben fühlt. All diese Hoffnungen werden damit auf diese Person projiziert und im Idealfall wird dieser Mensch den Anforderungen gerecht. Wirkliche Autorität ist gerade kein Verhältnis der Machtausübung oder gar der Gewalt, sondern Vertrauensmacht. Die Lateiner unterscheiden hier vortrefflich zwischen der auctoritas, die Gewalt ausschließt und potestas, die immer auch mit einer Art von Gewalt verbunden ist. Führung durch den Anspruch aus der auctoritas kennt daher nur Partner, sie hat Gewalt nicht nötig und verliert sich gerade in dem Maße, in dem sie durch Gewalt ersetzt wird.

4. Wie nun führen? Bedürfnisse und Fähigkeiten prägen den jeweiligen Führungsstil. Um führen zu können, muss der Führende zuerst sich selber kennen. Die eigenen Fähigkeiten bestimmen genauso den Führungsstil wie die Wünsche, die es in einer solchen Beziehung gibt.
Als jemand dem das Machtspiel besonders am Herzen liegt, lege ich viel wert auf Autorität, dennoch würde ich nicht auf die anderen Machtbasen verzichten wollen. Mir macht es einfach Spaß, eine Frau zu überwältigen oder auch ihre Lust ganz aktiv für meine Zwecke zu nutzen und ja, ich bediene mich dabei auch Methoden, die gesellschaftlich allgemein abgelehnt werden. Wenn ich meinen Willen durchsetzen will und dass möglichst schnell und effektiv, greife ich auch zur Gewalt oder nötige die Partnerin etwas zu tun, wozu sie in dem Moment keine Lust hat. Der Unterschied, zu der zu recht gesellschaftlich abgelehnten Gewalt, ist eben der, dass beide diese Rollenverteilung wünschen und ich aus freiwilligen Stücken von meiner Partnerin über einen (kleinen/eingeschränkten/großen) Teil ihres Lebens eine Verfügungsgewalt erlange, die ich mit den Mitteln durchsetzen kann, die eben kein Tabu darstellen. Meine Partnerin wiederum vertraut mir, dass ich diese Macht nicht schädlich einsetze und ich sehe mich dazu auch verpflichtet. Schon deswegen gibt es auch Methoden, die ich bereits grundsätzlich ablehne. Hierunter fallen das Erzeugen von Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühlen oder auch das Kleinhalten/Runtermachen des Partners.


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