The Seventh Date

Sie freute sich sehr auf dieses verlängerte Wochenende mit ihm. Kennen gelernt hatten sie sich in einem SM-Chat. Aufgefallen war er ihr durch seinen Witz und sein blitzschnelles Denken. Er hatte immer eine passende Antwort parat, ohne dabei rüpelhaft oder gar beleidigend zu werden.
So kamen sie sich Buchstabe für Buchstabe näher, bis sie ihm eines Nachts - sie hatten gewiss schon drei Stunden miteinander geschrieben - ganz unvermittelt mitteilte: Hey, ich will Deine Stimme hören, jetzt! Gib mir Deine Festnetznummer. Sie konnte quasi über die Datenleitung sein kurzes Innehalten spüren, dann schrieb sie die Nummer ab, fuhr den PC runter und wählte.

Das erste Telefonat endete Sonntag morgens um 8 Uhr. Sie kamen sich in endlosen Hör-Marathons sehr schnell noch näher und beide verspürten den Wunsch, zu schauen, ob es ihnen gelänge, diese tiefe Nähe, diese große Vertrautheit auch in die Realität zu transportieren.
Es gelang; das „First Date“ hatte glasklar gezeigt, dass die Chemie zwischen ihnen passte. Es war ein Knistern zwischen ihnen, eine Art Magie. Sie hatten mittlerweile schon einiges zusammen unternommen: Kino, Theater, und auch beim Tanzen kam es zu einer Symbiose zwischen ihnen.
Zusammenkünfte, wenn auch bisher unverbindlicher Art, welche den Wunsch auf noch mehr vom jeweils anderen hatten wachsen lassen. Für dieses Date, es war ihr siebtes, hatte sie ihm etwas besonderes versprochen.

Heute nun war es soweit, er kam zu ihr, es sollte eine Party geben und sie wollte ihm ihr Paradies zeigen. Er wusste nur, dass es für sie diesen Ort real gab, mehr konnte er ihr jedoch nie darüber entlocken.

Alle 777 Schmetterlinge schienen Tango in ihr zu tanzen, als sie ihn pünktlich um 20 Uhr am Bahnhof sah. Er trug eine dunkle Jeans mit braunem Ledergürtel, T-Shirt in der Hose. Seine Reisetasche hatte er lässig über die Schulter geworfen. Ihr Herz schlug schneller, sie liebte seinen Anblick, seine aufrechte korrekte Haltung. Ja, ja sie wollte ihn vor sich knien sehen, er sollte den Platz zu ihren Füßen einnehmen, nur er!
Schnell kam er an ihr Auto gelaufen, nachdem er ihr Hupen wahrgenommen hatte. Er öffnete die Beifahrertür, warf seine Tasche auf den Rücksitz und sagte: „Ich danke Dir sehr für das Einsammeln meiner Wenigkeit. Ich freue mich so, Dich zu sehen, bin aber auch schrecklich aufgeregt.“

Sie war normal gekleidet, schwarzer Rock, knielang, eine weiße Bluse mit halblangen Ärmeln. An den Füßen trug sie rote Lederpumps mit einem ca. 7 cm hohen Blockabsatz, deren Farbe sich im Halstuch wiederholte.

Ihre Augen konnte er nicht sehen, da sie von der Sonnenbrille verdeckt wurden. Sie lehnte sich etwas zu ihm, schob ihre Sonnenbrille hoch, schaute ihm tief in die Augen, streichelte ihn mit ihrer rechten Hand von der Stirn bis zum Kinn und ließ ihn nur ein „Psst“ hören.
In der anderen Hand hatte sie plötzlich das Tuch, welches eben noch ihren Hals zierte. Sie griff ihn mit zwei Fingern am Mund, zog ihn zu sich heran, um ihm in einer schnellen Bewegung die Augen zu verbinden. Dann küsste sie ihn leidenschaftlich. Das Zittern, welches ihn durchfuhr, übertrug sich auch auf sie.

Nachdem sie sich an ihm satt geküsst hatte, schnallte sie ihn an, und nach etwa 30 Minuten Fahrt erreichten sie das Ziel. Während der Fahrt erzählte sie ihm fröhlich über die bevorstehende Nacht. Sie habe diese Zeit nur für sie zwei reserviert. Er könne sich heute schon an das Partyoutfit von morgen gewöhnen.

Überhaupt könne er sich an eine der Rollen gewöhnen, die sie ihm immer mal wieder zuteilen würde. Sie erwarte, dass er sie korrekt ausfülle, sie hätten ja schon viel darüber philosophiert, er wisse welche Rolle es sei, wenn er das dazu gehörige Equipment sehe. Es sei an der Zeit, beider Träume und Wünsche zu beenden und sie in die Realität umzusetzen. Er saugte jedes ihrer Worte in sich auf, begierig auf mehr und war sogar froh, nicht reden zu müssen.

Nun bemerkte er, wie sie einen holprigen Weg befuhren, es schien etwas bergauf zu gehen. Dann stoppte sie, setzte das Auto zurück und schaltete den Motor aus. Sie stieg aus, er hörte wie der Kofferraum geöffnet wurde, dann schien sie sich zu entfernen. Ihr Geruch war immer noch vorhanden, verwirrte ihn.
Die Zeit verging, er wurde ungeduldig und überlegte, ob er es wagen könne, das Tuch etwas zu verschieben? Sie hatte es nicht verboten. Aber er wusste auch, dass sie brave Jungs bevorzugte. Ohne Augen schien die Zeit endlos, allerdings war sein Gehör jetzt sensibilisiert und er hatte den Eindruck, als seien sie in einem Wald. Auch das Vogelgezwitscher verstummte irgendwann. Hunger und Durst, sollten das seine Gefährten dieser so verheißungsvoll begonnenen Nacht sein?

Ihr noch immer vorhandener Duft, ließ ihn schmerzhaft seine Gier nach ihrer Nähe spüren. Ihm wurde wieder mal sehr bewusst, das sie es war, der er sich unterwerfen wollte. Morgens wachte er mit Gedanken an sie auf. Wenn er die normalsten Dinge des Alltags erledigte, erwischte er sich oft wie er drüber nachdachte, ob er es denn auch ihr recht getan hat.
Doch jetzt? Wo war sie? Wieso ließ sie ihn hier so allein sitzen? Er merkte, wie sich leiser Zorn in ihm breit machte. Wieso kam sie nicht zurück? Weshalb hörte er nichts mehr? Was sollte das? Sollte er etwa die wertvolle Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, mit verbundenen Augen im PKW verbringen? Genug!
Mit einem Ruck zog er das Tuch vom Kopf und war nicht wirklich erstaunt, als er sah, dass es bereits dämmerte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er über eine Stunde ausgeharrt hatte. Er verließ das Auto.

Nach einem Moment der Orientierung sah er vor sich eine Lichtung. Etwas schimmerte und fluoreszierte. Kerzenlicht? Während er noch darüber sinnierte, was es sein könne, hörte er sie mit ihrer jetzt sanften Stimme fragen: „Hab ich Dir gar nicht gefehlt? Solange ohne mich, tztz!“

„Ich wusste doch nicht, ob ich das Auto verlassen darf“, kam seine schnelle Antwort.
„Niiiicht?“, fragte sie lang gezogen und eine Oktave höher. Unsicher schaute er zu Boden.
„Du hast mir gefehlt, drum hab ich mich ja getraut“, stammelte er.
„Ah ja. Komm her!“
Schnell kam er die letzten zwei Schritte auf sie zu.
„Wer bist Du?" - „Ein Sub, ich bin ein Sub.“
„Ja, wohl wahr, ein Sub, oder ein hungriger Sub?“
„Na ja, meine letzte Mahlzeit hatte ich heute Mittag“ gab er zu.
„Wie schön, ich habe ein kleines Nachtmahl für uns vorbereitet. Spülen allerdings, wirst Du im Anschluss erledigen. Auch wenn wir kein Wasser hier haben. Aber da schau ich mir dann mal deine Kreativität an!“
Er räusperte sich: „Aber ja, selbstverständlich doch,“ antwortete er mit belegter Stimme und noch immer zu Boden gesenktem Blick.
Sie fasste ihn beim Kinn und zog ihn ganz nah an ihr Gesicht: „Schau mich an!“

Er konnte ihrem Blick nicht lange standhalten und schaute wieder zu Boden. Sie weidete sich an seiner Unsicherheit.
„Zieh dich aus!“
„Ja Herrin, sofort.“ Hastig zog er sein T-Shirt über den Kopf, Gürtel und Hose waren in der nächsten Bewegung geöffnet und in einer eleganten Drehung hatte er sich beider Kleidungsstücke entledigt. Er schaute zu Boden.
„Den Slip auch, ich sagte ausziehen!“
Sie konnte sogar im Dunkel die Gänsehaut und das Zittern, welches durch seinen Körper ging, erkennen. Mit heiserer Stimme flüsterte er: „Ja Herrin, sofort Herrin!“
„Was denkst Du, wo ist der Platz eines Sub in meiner Nähe?“
„Zu Ihren Füßen, Herrin!“
Sie lachte hart: „Worauf wartest Du?“

Er fiel in einer fließenden Bewegung vor ihr auf die Knie.
„Du bewegst Dich manchmal wie ein Panther, mein Kleiner, hübsch, sehr hübsch! Doch heute bist Du nicht mein Panther, heute wirst Du mich als mein ‚Kleiner Fifi’ begleiten. Schau einmal, was ich Dir hier mitgebracht hab!“
Als er vorsichtig zu ihr aufschaute, nahm er mit Freude ein Halsband wahr, welches sie an den mittleren Fingern der rechten Hand baumeln ließ. Sie legte es ihm an, zog es mit einem Ruck fest und verschloss es hinten.
„Oh, wie gut es Dir steht, mein Kleiner.“

Mit einem gurrenden Lachen hakte sie eine Leine an der Öse ein. Sie drehte sich um und riss ihn mit einem festem Zerren hinter sich her in Richtung Lichtung. Oh, wie oft hatte er davon geträumt, wie oft sich danach gesehnt?

Anfangs machte es ihm Probleme auf dem Waldboden zu kriechen, doch er war innerlich von Stolz erfüllt, so dass es ihm nach wenigen Metern vorkam, als sei er schon immer an der Leine geführt worden, und nicht nur in seinen Träumen. Er war so konzentriert darauf, ihr an der Leine zu folgen, dass er fast weiter gekrochen wäre, als sie abrupt stehen blieb.

Als er zu ihr hoch schaute, schien es, als sei sie von einer hellen Aura umgeben, er konnte noch immer nicht ausmachen, was den Schein ausmachte, denn sie versperrte ihm die Sicht.
„Schließe Deine Augen und öffne sie erst wieder, wenn ich es Dir befehle!“ Mit geschlossenen Augen folgte er dem Zug der Leine, bemüht in korrektem Passgang zu kriechen. Nun merkte er, wie sie sich niederließ. Ein harter Ruck an dem Halsband riss seinen Kopf nach hinten. Schnell ließ er seinen Körper folgen. Er roch ihre Nähe und spürte ihre Wärme. Sie saß hinter ihm, ihre Hand auf seinen Schultern, ganz nah bei ihm.

„Wenn Du bereit bist, wirklich bereit, dann öffne die Augen! Es ist angerichtet.“

Was er sah, raubte ihm fast den Atem. Sie befanden sich irgendwo am Waldesrand über einer Stadt. Deren bunte Lichter blinkten und funkelten um die Wette. Wie eine Haube lag der Widerschein des Lichtes über der Stadt und grenzte sie vom Nachthimmel ab.
Sie saß auf einer Decke in weichen Kissen. Ein Picknickkorb, ein Glas und ein Teller sowie Besteck standen auf der linken Seite bereit. Gegenüber, am Rand der Picknickdecke, stand ein wunderschön glänzender Hundefutternapf aus Edelstahl. Wein und Wasser wurden von Eis gekühlt. Im Eis spiegelte sich der Schein der Windlichte und Fackeln, die sie um den Platz drapiert hatte. Im Gebüsch des Waldes schienen Hunderte von Glühwürmchen einen Tanz nur für dieses Mahl vorzuführen.

Oben am Himmel schien die funkelnde Pracht der Sterne dennoch den Lichtern der Stadt ihre Erhabenheit beweisen zu wollen. Nein, sie bewiesen uns allen, wie klein und winzig ein Jeder von uns doch ist! Über allem schien eine unglaubliche Ruhe, ein Friede zu liegen.

Sah so das Glück aus? Fühlte sich Glück so an? Schmeckte so das Glück?

Verfasserin Herrin-A

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