Begonnen hat sie vor rund zwanzig Jahren in meinem Kopf. Es schlichen sich ungewollt Bilder ein, die mich vor entzückten, gesichtlosen Herren auf ihr Geheiß wie eine Hündin furzend und Kot abgebend zeigten, ich sah mich Arschlöcher sauber lecken und hatte riesige, dreckige Schwänze im Mund, nachdem sie mich in meinen gefüllten Arsch gefickt hatten.
Das Widerwärtige zog mich an. Ich war zwanzig Jahre alt und musste damit zurechtkommen, dass derlei Abscheulichkeiten meine Fantasien besiedelten. Das gelang mir schlecht und wie kann es anders sein - ich fühlte mich schmutzig und abartig.
Es war noch einmal etwas anderes, als meine Vergewaltigungsfantasien auf die Reihe zu kriegen und mit dem zu vereinbaren, was mich die Gesellschaft, Normen und meine emanzipierte Rolle als Frau gelehrt hatten und vorschrieben. Immerhin las ich Jahre später, dass ich mich zumindest damit in Gesellschaft von gar nicht wenigen Frauen befand.
Hier träumte ich allerdings von etwas, von dem ich wusste, dass es nicht viele geben wird, die es teilen. Ich wusste, denn mein Ekel und meine Scham leugneten es nicht, dass es sich um einen Perversion handelt, die man nicht leicht verstehen kann. Ich konnte es zumindest nicht, aber ich verbot mir diverse Exzesse in meinem Kopfkino dennoch nicht und handhabte es wie mit anderen etwas unüblichen oder real gar nicht durchführbaren Gelüsten: ich verbannte sie ins Reich meiner Fantasie, dort beflügelten sie mich und verschafften mir, meine Finger an meinem Kitzler Momente größter Wolllust.
Was mich dabei so enorm kickte, war diese unvorstellbar große Erniedrigung durch das Spielen mit Exkrementen. Dass ich in diesem Film dazu gezwungen wurde, zur dreckigen Hündin gemacht, zum verkommenen Objekt wurde, das den seltsamsten Passionen der Herren zu dienen hat. Der Reiz bei meinen die Masturbation begleitenden Geschichtchen, die plötzlich da waren, sobald meine Finger zu spielen begannen um mir Befriedigung zu verschaffen, war sehr bald das Extreme. Dinge passierten und tun es noch, die nur dort im Irrealen möglich sind. Die ich mir in echt und so ganz wirklich, ganz sicher nicht wünsche.
Kaviar an mir, in mir oder sonstwo also definitiv auch nicht. So wie jeder, ausgenommen es ist sein Fetisch, vermeide ich alles um damit in Kontakt zu kommen. Grauslich ist das Zeug, was sonst. Stinkend, würgreizfördernd. Ein ungesundes Abfallprodukt. Das Sinnbild des Ekelerregenden, der Kontrapunkt zu unserer zivilisierten, hygienischen Welt, in der Schmutz und penetrante Gerüche unsere Sinne verstören und nicht anregen. Im Normalfall.
Also ein Tabu. Fix!
Eines meiner Tabus in meinem Profil auf einer BDSM Community. Aber irgendwie roch der Herr, den ich innerhalb eines Tages seit meiner Anmeldung kennengelernt hatte, dass tief in mir eine Schwäche für den Reiz des besonders Verdorbenen schlummert.
Denn da war nach wenigen Tagen des Kontakts eine E-Mail von ihm da, die eindeutig von einer Aufgabe, die auch ein KV Spielchen beinhalten sollte, sprach. Ich war sprachlos. Hallo Tabus?
Ich widersprach nicht. Wie ich es nie tat.
Ich überwand mich. Um zu gehorchen.
Denn der Reiz, DAS für ihn zu tun, tun zu müssen, zu SO ETWAS quasi gezwungen zu werden, war stärker als mein Ekel. Hey, es kommt aus mir raus, aus meinem Körper, ich wusste ich kann das. Es kickte mich die Vorstellung diese verstörend anregenden Szenerien jetzt tatsächlich real werden zu lassen, so unvorstellbar es im Moment des Lesens meiner Aufgabe durchaus noch war.
Und ein ganz anderes und wunderschönes Gefühl erfasste mich. Es gab da jemanden, der sogar in diesem Bereich wie ich tickte. Also bin ich doch nicht allein mit meinen, für mich nicht und für andere schon gar nicht, nachzuvollziehenden Fantasien. Die Tatsache berauschte mich, dass dieser Mann eine meiner Suggestionen erahnt hatte und diese eben anscheinend auch seine war. Ja, das waren besondere Glücksgefühle mich nicht mehr dafür schämen zu brauchen. Mich für nichts mehr schämen zu brauchen. Die Scham als Hemmschuh meiner Lustentfaltung ablegen können.
Anscheinend müssen solche Schranken fallen, um mich fallenlassen zu können. Anscheinend brauche ich es, durch solche Akte der gleichsamen aber doch nur temporären Selbstaufgabe, durch Beraubung jeglicher Intimität, aus mir herauszutreten. Offensichtlich finde ich Gefallen daran Animalisches zu tun, die Grenzen, mit denen wir zum zivilisierten Menschen werden, zu übertreten, ohne damit jemandem zu schaden und damit trotzdem gewisse Moralvorstellungen und Normen zu negieren, mich darüber hinwegzusetzen. Nur meine Lust auch mit untypischen Mitteln unterworfen zu werden regiert.
Nicht der Verstand, keine Konventionen, nicht mein überwindbarer Ekel, nicht meine anerzogene Scham, diktieren meine Sexualität. Es ist einzig der Rausch, den auch Widerwärtiges erzeugen kann, tut man es zum Gefallen des Herrn. Die Möglichkeit etwas maximal Erniedrigendes in pure und tiefe Lust zu wandeln. Diese Geilheit erreiche ich auch durch andere Instrumentarien der Unterwerfung, durch Schmerz eher weniger. Bis jetzt.
Aber um konkret zu werden und wer es bis hierher ausgehalten hat, wird auch das Folgende verkraften:
...auf der Klobrille hockend musste ich scheißen. Den Arsch und das Gesicht dabei in die Kamera gereckt
...ich musste mich mit meiner Scheiße abwichsen
...mich mit dem Klobesen stimulieren
...in einem Schandmaul - Strafritual musste ich mir die Lippen damit einschmieren
...mit meinem Dreck schmutziges Klopapier, langsam in meinem Mund auflösen lassen
...meine Pisse, in der auch mein Kot schwamm, schluckweise aus einer großen Glasschüssel trinken
...ich hatte einen weißen Slip zu tragen, vorher mit Edding meinen Sklavinnennamen drauf zu schreiben, und ihn im Zuge einer Wochenaufgabe täglich zu tragen, ohne mich nach dem Klogang abzuwischen. Beim abschließenden Masturbationsritual, das meine Belohnung dieser Woche war, diente er dann als Knebel...
Dabei hatte ich mündlich zu untermalen, was ich bin und deshalb hier treibe. Hündin und Sau, Drecksau, jawohl, genau das war ich in diesen Momenten und wollte nichts anderes sein.
Danach schaute ich mich jedesmal amüsiert im Spiegel an. Ich liebte es, welchen Ausdruck mein Gesicht angenommen hatte. Ich würde meinen es war Stolz was ich sah und Glück, weil solche Spiele ganz normaler Teil meiner Sexualität geworden waren und ich mich nicht mehr schämte, dass ich so ticke. Im Gegenteil hatten diese Spielchen sogar etwas Unschuldiges an sich. Wie Kinder, die noch außerhalb der Norm stehen und sich nichts dabei denken, wenn sie mit ihrer Kacke experimentieren. Und sobald ich in dem Spiel drin war, waren reglementierende Gedanken weg. Es fühlte sich tatsächlich auch natürlich an. Bis zu einem gewissen Grad, denn wäre es in meinem Bewusstsein zum Normalsten auf der Welt geworden was ich da für ihn tat, wäre die erniedrigende Komponente ausgeblieben. Es war ja trotzdem dieses Moment der ungeheuren Macht, die er dabei über mich hatte, eben weil ich diese "abartigen" Rituale ausführte. Ich genoss sie, auch wenn mir bevor ich anfing, mir oft davor graute. Ich wünschte mir solche Aufgaben nicht und zum Glück gab es nicht nur solche, doch die meisten brachten mich ebenso hart an meine Grenzen, aber war ich dann drin, ging ich darin auf seine versaute Dreckshure zu sein.
Dass ich das hier schreibe, ist Ausdruck meines Bedürfnisses dazu zu stehen, welche Erfahrungen ich machen durfte. Auch wenn es kaum jemandes Geschmack ist, mich zu trauen davon zu berichten. Das hab ich nun geschafft und gestern Abend ist mir etwas noch viel Wichtigeres gelungen. Als mein Freund wissen wollte, woran ich schreibe, antwortete ich mit Ausflüchten. Ich war mir sicher, das Thema ihm gegenüber niemals zu erwähnen, in Grund und Boden versinken zu müssen, wenn er meine Erlebnisse hören würde. Ich wusste, dass er damit absolut überhaupt gar nix anfangen kann und derlei absolut und ausnahmslos ekelig findet. Nicht einmal NS ist seins.
Aber trotzdem gibt es das, Menschen machen so etwas und es ist wie alles eine Frage des persönlichen Zugangs und der Wahrnehmung. Ich habe meinen gefunden, welchen Zugang andere wählen, ist nicht mehr mein Problem. Zumindest kein Grund meine Erfahrungen zu verleugnen, mich damit zu verleugnen.
Also rückte ich raus mit der Sprache. Und siehe da, er verstieß mich nicht ;-). Er finde es sogar irgendwie auch cool, dass ich sowas mache. Für ihn ist es diese "Ich scheiß mir nix - Haltung", die ihm auch sonst so imponiert an mir. Sein Problem war nicht die Akzeptanz, sondern die Tatsache, dass es mal jemanden gab, der solche Macht über mich hatte mich all das tun zu lassen.
Aber das ist wieder ein anderes Thema...
Verfasserin Deveda