Beziehung, Partnersuche und Sex

Beim Sex ist es leicht, ich bin derzeit brav und habe nur Sex mit meiner Hand und meinem Kopfkino. Nach rund elf Jahren Daueraktivität eine sehr interessante Erfahrung und sicher nichts, was mir mal schadet. Ganz so schnell sind die anderen beiden Themen aber nicht abgehakt ;-)

Partnersuche
Inzwischen hatte ich einige nette Telefonate und auch Treffen, die „Richtige“ war aber noch nicht dabei. Eigentlich war nur ein Date ein wirklicher Reinfall, besagte Dame verspätete sich, weil sie zu lange shoppen war. In meinen Augen ist dies ein Zeichen mangelnden Respekts und bereits nach kurzer Zeit kam zudem heraus, dass sie in Bezug auf ihren Abschluss und Beruf gelogen hatte. Da sie sich selbst als locker und aufgeschlossen bezeichnete und sie für mich aus verschiedenen Gründen partnerschaftlich nicht mehr in Frage kam, habe ich mir einen Spaß daraus gemacht zu schauen, wie locker sie wirklich war. Tja, am Ende war sie sehr schockiert und belehrte mich, wie ich denn mit Frauen umgehen würde. Dabei habe ich ganz einfach nur beschrieben wie ein Mann eine Frau lecken könnte, um das Kopfkino anzuregen, also etwas, das eine so lockere und aufgeschlossene Person eigentlich nicht schockieren dürfte. Ansonsten lernte ich Frauen kennen, die charmant und fast alle auch sehr gebildet und humorvoll waren, wie auch über ein solides Wertesystem verfügen. Also Eigenschaften in sich vereinen, die mir bei einer Partnerin wichtig sind. Bei zwei Frauen hätte durchaus ein Funke überspringen können, aber sie waren beide für den Bereich BDSM überhaupt nicht aufgeschlossen, zwei andere andere erfüllten jene Kriterien zwar, sagten mir optisch aber nicht wirklich zu. Auf jeden Fall brachten mich zwei Gespräche dazu, nochmals über den Stellenwert von BDSM in einer Beziehung nachzudenken.

BDSM und Beziehung
Gäbe es die Möglichkeit, eine Pille gegen die Neigung zu nehmen, ich würde es tun. Bevor nun der Verdacht aufkommt, dies sei eine sehr neue Einstellung von mir, kann ich damit gleich aufräumen: Diese Einstellung habe ich schon seit mehr als fünf Jahren. Natürlich genieße ich BDSM, wenn ich es/ihn oder was auch immer betreibe, nur, wenn ich die Neigung gar nicht hätte, wäre das Leben etwas einfacher und vor allem: Fehlt die Neigung, würde ich nie etwas vermissen. Da die Neigung vorhanden ist, bin ich aber froh diese zu kennen, andernfalls würde ich innerlich wohl immer etwas vermissen oder aber würde sie vielleicht in ferner Zukunft entdecken, wenn ich eine kleine Familie habe und falls meine Partnerin diese Neuentdeckung nicht teilen würde, würde ich in der berühmten Zwickmühle stecken. Derzeit gibt es drei Optionen, BDSM und eine Partnerschaft zu verbinden, entweder es passt in diesem Bereich oder ich verzichte auf einzelne Teile davon oder aber ich lebe es anderweitig mit Wissen meiner Partnerin aus. 1. BDSM wird zusammen ausgelebt Natürlich ist diese Form der Beziehung perfekt, ich teile dieses Vergnügen sehr gerne mit meiner Partnerin und auch wenn es wohl nie eine 100% Übereinstimmung geben wird, dafür ist der Bereich viel zu facettenreichen, erfreue ich mich an einem intensiven und häufigen Spiel.
Wollen es beide so, darf das Spiel sogar bis in einen Teil des Alltags hineinreichen, solange ich nicht das Gefühl habe, meine Partnerin würde ihre Selbstständigkeit verlieren. Dies ist aber beim besten Willen keine Bedingung für ein intensives gemeinsames Ausleben. 2. BDSM wird in Teilen ausgelebt Mir sind viele Faktoren in einer Partnerschaft wichtig, BDSM ist einer davon, aber nicht einmal der wichtigste. Daher ist der obige Idealfall zwar wünschenswert, aber eben nicht eine zwingende Voraussetzung.
Ich habe zwei Sexualitäten und als jemand, dem Sex wichtig ist, will ich diesen genießen. BDSM ist dabei der triebhafte Teil meiner Sexualität, der normale Sex der emotionale und intime. Mit zwei Sexualitäten ausgestattet, kann ich meist mehr Lust empfinden als die Menschen, die eben nur eine der Spielart kennen.
Angenommen, ich lebe in beiden Bereichen 70% meiner Sexualität aus, dann würde ich zusammen auf 140% kommen, mehr als jeder haben kann, der nur einen Bereich kennt. Natürlich gibt es auch für mich Minimalwerte, die nicht unterschritten werden sollten. Theoretisch taxiere ich diesen Wert derzeit bei 30%, eine Partnerin mit der ich mich im Bereich BDSM also nur sehr bedingt (30%) ausleben könnte, mit der es aber auf der anderen Ebene perfekt klappt, käme für mich durchaus als Partnerin in Betracht. 3. BDSM wird gar nicht ausgelebt Ich habe in der letzten Zeit zumindest zwei Frauen kennen lernen dürfen, welche mich als Person sehr gereizt hätten, welche für sich persönlich aber den Bereich BDSM selbst in Ansätzen ausgeschlossen haben. Selbstverständlich führt dies auch bei mir zu einer kritischen Reflexion der Neigung und der jeweiligen Optionen, die damit einhergehen.
Wie oben geschrieben kann ich es mir durchaus vorstellen, mein Leben mit einer Frau zu teilen, mit der ich mich nur sehr bedingt in jenem Bereich ausleben kann. Würde aber selbst dieser Schwellenwert unterschritten, würde mir etwas in der Beziehung fehlen, was dauerhaft wohl nur sehr schwerlich zu unterdrücken ist. Viele leben ihre Neigung heimlich ohne den Partner aus, dies ist für mich keine Option. Aus verschiedenen Gründen bin ich niemand, der in einer Partnerschaft lügt und denke, diesen Charakterzug werde ich auch nie ablegen. Was wäre wenn… also konkret: Wenn nun die Partnerin sagen würde, ich dürfte mich unter abgeklärten Auflagen im Bereich BDSM ausleben, weil sie weiß, welchen Stellenwert es für mich hat und sie damit umgehen kann. Ich hatte vor vielen Jahren eine solche Beziehung, diese hielt 5,5 Jahre und bei der Trennung spielte die Sexualität bei uns absolut keine Rolle. Damals hatte ich aber auch eine andere Einstellung zu BDSM und auch zu meiner privaten Zukunftsplanung. Sollte eine Frau mich wirklich sehr reizen, sie aber die entsprechende Neigung nicht besitzen, aber dennoch die Größe haben, mir dann gewisse Freiheiten zu gewähren, ich glaube ich würde mich auf diese Beziehung einlassen. Jedoch nur, wenn ich mir sehr sicher bin, dass sie mit einer solchen Situation wirklich umgehen kann und weiß, dass diese Sklavin für sie keine Konkurrenz wäre. Wie könnte eine solche Regelung aussehen? - Egal wann und warum, die Beziehung geht immer vor - In kritischen Beziehungsphasen haben Affären zu ruhen - Die Affäre muss einen ganz klaren Schwerpunkt auf BDSM haben - Nur geschützter Verkehr - Die gemeinsame Zeit darf nicht unter der Affäre leiden - Die Partnerin entscheidet, was sie wissen will und ob sie die Affäre kennen lernen will oder nicht - Freunde und Familie wissen nichts von den Freiheiten und haben davon auch nichts zu erfahren Weiterhin würde ich von mir aus bei einer längeren Beziehung wohl auf mein Spielzimmer verzichten. Ich fände es unangebracht, meine Partnerin in dem Fall ständig mit einem Raum zu konfrontieren, welcher dafür steht, dass ich etwas mit einer anderen Frau auslebe, das ich nicht mit ihr ausleben kann. In dem Fall würde daraus wohl ein kombiniertes Gäste- und Ankleidezimmer werden. Aber dies alles ist ja nur ein "was wäre wenn Spiel", also warte ich einfach ab was passieren wird… Was ich sehr interessant fand, selbst viele der Frauen, die mit BDSM nicht wirklich etwas anfangen konnten, beichteten mir, Vergewaltigungsfantasien zu haben. Diese Fantasie scheint in wirklich sehr vielen Köpfen zu stecken und ich bin ehrlich, mich reizt es ja auch, natürlich nur auf freiwilliger Basis und mit einer jederzeit nutzbaren Ausstiegsmöglichkeit seitens des Opfers. Daher stammt auch der nächste Beitrag.


Kommentare:


caro schrieb am 15.04.2013


wie tolerant wärst du denn?

guten morgen gentledom,

du schreibst sehr oft, dass dir der bereich bdsm sehr wichtig ist und du keine beziehung führen könntest, in dem dieser teil nicht gelebt wird....zumindest erwartest du dann die freiheit, dass du dich, reduziert auf den bereich bdsm, ausleben darfst. verstehen kann ich, dass dir etwas in der partnerschaft fehlen würde und du dich vielleicht nicht so ausgeglichen und erfüllt fühlen würdest, wie wenn alles perfekt passen würde. aber, und da schein ich wohl sehr altmodisch zu sein, gehört das, was du dir dann alternativ wünschst, schon in die kategorie fremdgehen und wäre ein absolutes no-go für mich.
aber mich interessiert eine hypothese: du bist über beide ohren verliebt, alles scheint perfekt mit ihr zu sein, ihr redet über eure gemeinsame zukunft. nur der bereich bdsm ist für deine traumfrau absolut gar nichts. sie erlaubt dir nun, dass du diesen bereich mit einer sklavin ausleben darfst....alles ist gut, du gibst ihr immer das gefühl, dass subbie keine konkurrenz ist und eines tages fällt deiner traumfrau auf, dass sie damit einfach nicht leben kann/will. sie hatte die ganze zeit akzeptiert, dass du spielen gehst, merkt aber, wie sie immer mehr daran kaputt geht. was wirst du tun?

und die zweite frage, die sich mir stellt....selbe ausgangslage mit der traumfrau, aber sie lebt bdsm mit dir aus. aber aus irgendeinem grund hat sie wünsche/bedürfnisse, die du ihr nicht erfüllen kannst....sagen wir z.b. sie ist switcher. wäre es für dich tatsächlich ok, wenn sie sich ihre sexuellen bedürfnisse andernwertig befriedigen lassen würde? diese frage finde ich sehr spannend, weil ich auch in meinem bekanntenkreis einige paare habe, die eine offene beziehung führen, dies aber nur offiziell so stimmt. eigentlich ist es tatsächlich so, dass einige der männer rasend vor eifersucht sind, wenn sich ihre frau außerhalb vergnügt, nehmen das recht für sich aber absolut in anspruch.

bin auf deine antworten sehr gespannt!!!

liebe grüße

caro


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Caro,

lies doch einfach meinen Artikel "Warum ich monogam leben kann", dort steht dass ich durchaus auf BDSM verzichten kann. Die erste Frage ist leicht beantwortet, ich verzichte (vgl. www.gentledom.de/gblog/Blogartikel/Gentledoms-Blog/warum-ich-monogam-leben-kann-345/). Auch die zweite Frage habe ich genau so bereits beantwortet, weiß gerade aber selber nicht wo :D Also wenn wir beide BDSM ausleben wollen und meine Partnerin Switcherin und hetero ist, dann würde ich ihr einen männlichen Sub erlauben. Warum, recht einfach, ich habe hier scheinbar meine Freiheiten und ich bin für eine Gleichwertigkeit beider, ich kann ihr nicht das geben was sie braucht denn ich habe keine devote Ader im Kontext BDSM, auch können wir es nicht gemeinsam ausleben da ich nicht bi bin und wenn sie es eben auch nicht ist die Option gemeinsam eine Sub zu haben eben nicht möglich. In dem Fall einer heterosexuellen Switcherin und der Freiheit mir dann wie sie auch eine weitere Sub "zuzulegen", war ich schon immer dafür, dass meine Partnerin einen Sub haben darf, auch in der Zeit als ich mir eine Beziehung ohne BDSM noch nicht vorstellen konnte.

Liebe Grüße

Gentledom

 

P.S. Dieser Artikel ist schon älter und das Datum wurde von denen die es eingepflegt haben leider nicht korrekt gesetzt, aktuell steht bei einigen Artikeln das Übertragungs- und nicht das Veröffentlichungsdatum...

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