Doppelwirkung von Regeln

Der Deutsche neigt dazu, alles regeln zu wollen und das geht wohl auch nicht an dem Bereich BDSM vorbei. Hierbei sind Sklavenverträge eine Option, eine andere ist die einfache Absprache zwischen den Beteiligten. Je mehr Regeln aufgestellt werden, umso sinnvoller mag es irgendwann sein, einen solchen „Vertrag“ niederzuschreiben, allein schon um den Überblick zu behalten.

Aber bei all den Regeln sollte eben auch bedacht werden, dass diese Regeln den dominanten Part nicht wirklich entlasten. Viele glauben, dass wenn sie es einmal schriftlich fixiert haben, alles geklärt sei. Dabei wird aber übersehen, dass es an dem dominanten Part liegt über die Einhaltung der Regeln zu wachen.
Auf dominanter Seite kann es schnell anstrengend werden, ständig fünfzig solcher Regeln im Kopf zu haben und diese zu kontrollieren. Denn werden Regelverstöße eben nicht sanktioniert, kommt auf der submissiven Seite schnell Frustration oder auch Ratlosigkeit auf. Diese Situation kann leicht zu Spannungen und dem Verlust der Lust führen. Wenn der Herr nicht über die Einhaltung der Regeln wacht, sind diese ihm entweder nicht wirklich wichtig oder aber die Sklavin und ihr Fortkommen liegen ihm nicht am Herzen.

Weniger kann hier also auch mehr bedeuten. Wer will, kann sogar eine glückliche Beziehung mit nur einer Regel führen: „Sklavin versucht, den Herrn glücklich zu machen.“ Dann liegt es an der Sklavin, selbst zu überlegen, ob ihre jeweilige Aktion wohl zu dem gewünschten Ergebnis führen wird oder eben nicht.
Da vieles in diesem Fall unbestimmt wäre, obliegt es dem dominanten Part Situationen jeweils individuell zu bewerten. Zudem muss er sich einiges einfach nehmen, denn Gedankenlesen kann von niemandem erwartet werden, auch nicht von „Der perfekten Sklavin“. Sollte ihm etwas missfallen, muss er in die Strafe eben auch einfließen lassen, ob seine Partnerin dies vorhersehen konnte oder nicht.
Ähnlich wie im Strafrecht sollte daher zwischen der Fahrlässigkeit (=Dummheit) und dem Vorsatz (=Böser Wille) unterschieden werden.

Ich selber gehöre wohl zu der pragmatischen Gruppe von Doms und habe einfach wenig Lust, ständig Regeln zu überwachen. Dennoch gibt es natürlich fast immer Regeln, die Geltung hatten.
Die einzige Regel, die bei mir immer galt, ist die, dass ein Halsband, welches ich angelegt habe, auch nur von mir wieder abgenommen werden darf.

Eine häufige Regel ist das Verbot des Wortes „Nein“ für meine Sklavin. Immerhin bringt es zum Ausdruck, dass mein Gegenüber meint, ich dürfte dieses oder jenes nicht tun und dies ist für mich inakzeptabel.Denn in unserem Verhältnis bestimme ich, abgesehen von den Grenzen, die mir durch die Tabus auferlegt werden, was geschieht.
Diese Regel einzuhalten ist sicher nicht leicht, da es viele gewohnt sind, erst einmal nein zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen. Genauso kann ein „Nein“ von meiner Seite auch schon mal überhört werden, wenn es außerhalb einer intensiven Session zum Beispiel in einem normalen Gespräch – ja auch das kommt durchaus vor – gesagt wurde.

War „Schlucken“ kein Tabu und war es eine nicht nur oberflächliche Affäre, so gehörte auch dies zu den Pflichten. Ebenso wie in einer Beziehung das Säubern meines Gliedes nach dem Geschlechtsverkehr mittels des Mundes Aufgabe meiner Sklavin war.

Eine andere Regel, die nicht selten aufgestellt wurde, ist die des Aufräumens und Säuberns. Fast immer war dies jedoch nur auf den Kontext des Spiels beschränkt. Also Peitschen, die genutzt wurden, sollten durch Sub wieder an ihren Platz gebracht werden oder auch ein Glastisch, auf dem wir Spaß hatten, musste dann eben von ihr geputzt werden.

Daneben gab es je nach Beziehungskonstrukt noch andere Regeln, die aber eben individueller Natur und der jeweiligen Ausgangslage geschuldet waren. Aber selbst bei der intensivsten 24/7 Beziehung, die ich je geführt habe, kam ich nie über sieben Regeln hinaus.

 


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