Fehler

Wenn mich jemand besucht, ist dies meist für mehr als ein paar Stunden, und kommt es dann dazu, dass wir beide miteinander unseren Spaß haben, ist auch dies eine etwas längere Angelegenheit. Natürlich geschehen dabei schon mal Fehler, dies ist nur natürlich und verschiedenen Aspekten geschuldet.

Jeder, der mich etwas kennt, wird schnell merken, dass ich der männliche Part bei den Geschichten Hingabe und Neugier und Erfüllung bin. In beiden Geschichten kam es zu kleinen Unfällen, nichts Dramatisches, aber es sind eben keine fiktiven Geschichten, sondern Reale und in der Realität kommen auch Missgeschicke vor. Den Superdom, der hundert Sessions nacheinander perfekt durchzieht, den gibt es einfach nicht.

In der Geschichte Hingabe gibt es die folgenden Situationen:

Noch während meine Hände an der Spreizstange befestigt waren, ergriff er meine Hüfte und schwang sie auf seinen Schoß. Ich umklammerte ihn mit meinen Beinen. Der Versuch in mich einzudringen misslang. Also setzte er mich wieder ab, befreite mich von den Fesseln und führte mich zum Bett. Ich legte mich auf dem Rücken und er nahm meine Beine in seine Hände. Er lenkte sie in die Höhe, wie es noch kein Mann zuvor gewagt hatte und schließlich drang er in mich ein. Ich war fast wahnsinnig vor Lust und genoss jeden einzelnen Stoß.

und

Im Bett fiel es mir plötzlich wieder ein... der kleine Vibrator steckte immer noch in mir, obwohl er mittlerweile nicht mehr vibrierte, spürte ich es noch in mir stecken. Also ging ich noch einmal ins Bad, um es raus zupressen. Meine Methode brachte mir jedoch nicht den gewünschten Erfolg. So ging ich wieder ins Bett und flüsterte ihm ins Ohr, dass das „Dingen“ immer noch in mir stecke. Daraufhin meinte er nur ganz lässig, ich solle mir keine Sorgen machen, es sei aus Hartplastik und die Batterie könne nicht auslaufen. Morgen früh würde er es schon rausholen. Zur Not könnten wir auch ins Krankenhaus fahren und es dort entfernen lassen. Klar! Er hatte ja gut reden, denn es steckte nicht in ihm.

So lag ich da, presste ab und an und wurde immer nervöser, weil sich einfach nichts bewegen wollte. Da er meine Verzweiflung bemerkte, fragte er mich, ob er es jetzt rausholen solle. Ich nahm sein Angebot sofort an und er versuchte mit seinen Fingern in mich einzudringen. Leider vergeblich. Ich war zu verkrampft. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als den Morgen abzuwarten. Ich weiß gar nicht, wie spät es mittlerweile war. Ans Einschlafen war jedenfalls nicht zu denken. Er lag neben mir, fast nackig. Ich konnte einfach nicht meine Finger von ihm lassen, also begann ich ihn, am ganzen Körper zu streicheln. Sein Körper glühte. Ich sagte ihm, dass ich aufhören könnte, wenn es ihm nicht gefällt, aber da ich kein eindeutiges „Nein“ vernahm, streichelte ich ihn weiter bis ich schließlich in seinem Arm einschlief.

Irgendwann erwachte ich. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, denn die Jalousien in seinem Schlafzimmer waren zugezogen. Er schien auch schon wach zu sein. Mag sein, dass ich ihn geweckt habe. Als er aus dem Bad wieder kam, machte er sich sofort an die „Arbeit“. Zunächst stimulierte er mich mit einem Dildo und anschließend mit seinen Fingern, die mich schließlich ganz geschickt von dem kleinen Vibrator befreiten.

Die Frage, die sich jeder Dom stellen sollte, ist, wie gehe ich mit Fehlern und Missgeschicken um? Lächerlich ist es, diese einfach auf Subbi abzuschieben, wer dominant ist, sollte auch genug Arsch in der Hose haben, zu seinen Fehlern stehen zu können. Klappt Plan A nicht, sollte nur richtig reagiert werden. Meist bedeutet dies eben nicht, auf Biegen und Brechen fortzufahren, sondern flexibel zu sein und einen anderen Weg zu nehmen und ja, manchmal kann dies auch einfach bedeuten, zusammen lachend aufs Bett zu fallen.

Im ersten Beispiel schaffte ich es nicht, in sie einzudringen, wir kannten uns eben noch nicht und wenn man gar nicht eingespielt ist und zudem ein Kondom verwendet (ich für meinen Teil habe dann nicht wirklich so viel Gefühl) kann es passieren, den Eingang zu verfehlen, gerade wenn das Gegenüber zudem sehr eng gebaut ist. Bevor es sich nun zu einem krampfhaften Gestocher entwickelt, welches wenig luststeigernd sein dürfte, ist ein Wechsel der Position oder des Handlungsziels anzuraten. In den meisten anderen Positionen sollte das Eindringen auch bei nicht eingespielten Partnern eigentlich kein Problem sein und wenn Sub an der Spreizstange verbleiben soll, kann ja auch ein Dildo genutzt werden.

Die zweite Situation war schon etwas prekärer, wieder scheiterte es daran, dass sie eben extrem eng gebaut war und zudem in der Situation verkrampfte. Wer verkrampft, dem hilft es nicht, wenn in der gleichen Manier fortgefahren wird, also muss man abwarten können. In einer neuen Situation kann mit etwas Einfühlungsvermögen die Angelegenheit dann sehr schnell (und sogar auf eine schöne Art und Weise) gelöst werden.

Es kommt aber auch vor, dass man eine Situation vollkommen falsch einschätzt. Bei einer Session ist mir dies zwar noch nie passiert, aber vor kurzem geschah dies in einer für mich eigentlich rein amüsanten Situation. Subbi wollte nicht aufstehen und versteckte sich unter der Bettdecke. Ich holte eine Riemenpeitsche und lüftete jeweils an verschiedenen Stellen etwas die Decke und schlug zu. Ich zielte und traf immer folgende Körperbereiche: Arme, Beine, Fußunterseite, Rücken und Po, also Stellen, die man treffen darf. Subbi war aber wohl nicht erregt und konnte somit die Schläge gar nicht mit Lust in Verbindung bringen.

Als es auch mir irgendwann zu viel war, legte ich die Peitsche weg und fragte sie ganz freundlich, ob sie denn nicht aufstehen wolle, dabei schob ich zum ersten Mal die Decke über ihrem Kopf beiseite. Unter dieser war es ihr aber schon längst zu viel geworden und sie fing in dem Moment an zu weinen. Sofort legte ich mich zu ihr, redete mit ihr und kuschelte sie. Zum Glück weinte sie nur wegen der Schmerzen und war relativ zügig beruhigt. Als Belohnung gab es dann noch eine Runde Sex für sie und alles war wieder bestens.

Jedoch bleibt festzustellen, ich habe die Situation falsch eingeschätzt. Weil ich es nicht als Session ansah, war ich nicht so aufmerksam wie sonst, und da ich nie auf den Kopf hauen würde, war das Einzige, was die ganze Zeit unter der Decke war, ihr Kopf. Also konnte ich eben auch nicht merken, was dort geschah und sie war anscheinend nicht in der Lage, mir dieses irgendwie mitzuteilen.
Wer nun juristisch Schuld hätte, wäre eine interessante Frage, wohl niemand, aber als Dom übernimmt man neben den Rechten auch die Verantwortung, von daher sollte es auch selbstverständlich sein, in unklaren Situationen die Schuld auf sich zu nehmen: In dubio pro Subbi und contra Dom. Als Dom bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man sich entschuldigt und dem Vertrauen zwischen Dom und Sub ist dies eher zuträglich.

Auch ich selber lag schon mehr als zweimal im Bett und konnte nicht mehr, weil mich beim Rangeln Subs Knie, Kopf oder Ellenbogen niedergestreckt haben. In keinem der Fälle hatte Sub vorsätzlich gehandelt, es geschah einfach und war niemals eine koordinierte Attacke. Ergo lag die Schuld wohl bei mir.

Interessanterweise sind Subs extrem erschrocken, wenn es denn mal den Dom aus Versehen erwischt. Aber ganz ehrlich, das gehört dazu und wer austeilt, muss auch einstecken können. Jedoch, wenn Dom öfters auf der Matte als Sub liegt, sollten sich die Beteiligten langsam doch mal Gedanken machen. Wenn ich mich recht entsinne habe ich in den elf Jahren folgende Tiefschläge kassiert:

- Rohrstock auf den Hoden (Eigenverschulden)
- Knie einmal in den Weichteilen und einmal auf der Nase
- Ellenbogen auf der Nase (Ein Wunder, dass diese noch nie gebrochen wurde)
- Blowjob nach dem Genuss eines starken Pfefferminzbonbons (>Tunnelspiel)
- Subbies Stirn auf meinem Mund (böse Kopfnuss)
- Sicher gut zehn Mal Körperteile beim Kitzeln abbekommen (häufig Ellenbogen)
- Einmal bei sehr harten Sex ganz rausgerutscht und beim sofortigen Wiedereinstoßen das Ziel verfehlt
- leichter elektrischer Schlag

Wer genaueres über einige meiner Unfälle wissen will, sollte sich die Anekdoten XVI, V und I durchlesen.

Also, Fehler kommen vor und der richtige Umgang mit einer Situation wie dieser kann sogar dazu führen, dass sich Subbi noch sicherer und geborgener bei ihrem Dom fühlt. Fehler sind nicht immer eine Bürde, sondern können auch eine Chance sein, wenn man diese denn erkennt und nutzen will.
Ein Dom, der eine schwierige Situation meistert, dem wird von da an mehr Vertrauen entgegengebracht als es vielleicht vorher der Fall war. Immerhin weiß Sub nun, dass er auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren kann und/oder auf sie eingeht, wenn etwas schiefgelaufen ist.


Kommentare:


Wiebke schrieb am 01.07.2010


So ich hoffe ich mache nun alles richtig.

Dein Artikel Fehler spricht ein wirkliches Tabuthema von dem Großteil der dominanten Männern an. Viele stellen sich als perfekt dar und realisieren zum Teil nicht mal ihre eigenen ganz offensichtlichen Fehler. Schuld ist natürlich immer Subbi.
Wenn nun ein Dom mit deiner Erfahrung ganz offen dazu steht Fehler zu machen, so ist dies ein Zeichen mit Symbolcharakter. Niemand ist perfekt und ich denke auch keine Sub erwartet einen perfekten Dom, der Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen ist etwas das einen Menschen wirklich auszeichnet. Von diesem aufgeklärten Denken sollte sich ein Großteil Doms eine Scheibe abschneiden!
In diesem Sinne kann ich dir nur meinen Respekt aussprechen!

LG Wiebke


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Wiebke,
wie man sieht du hast alles richtig gemacht. Auf den Artikel Fehler bin ich bereits von zwei Bekannten angesprochen worden. Mir war gar nicht bewusst wie sehr dieses Thema viele Subs zu bewegen scheint. Für mich war es irgendwie selbstverständlich eben auch als Dom Fehler zu haben und damit eben auch zu diesen zu stehen. Sollte ich weitere ähnliche Zuschriften oder private Meldungen erhalten werde ich den Eintrag überarbeiten und daraus einen objektiven Artikel machen, so ist es etwas zu sehr auf mich bezogen.
Wie du siehst die Blogkommentarfunktion funktioniert auch inhaltlich.

Lieben Gruß 
Gentledom

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