Reaktionsfetisch

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich dieses Wort vor Jahren zum ersten Mal gehört habe. Nach einer unserer ersten Sessions sagte meine damalige Sub zu mir: „Dafür, dass du angeblich keinen Fetisch hast, bist du aber ein ganz schöner Reaktionsfetischist“. und seit dieser Zeit ist mir der Begriff überhaupt erst geläufig.

Wofür aber steht der Reaktionsfetisch? Natürlich ist es kein Fetisch im eigentlichen Sinn, sondern soll nur zum Ausdruck bringen, dass man selbst sehr stark auf die Reaktionen des anderen reagiert. Tja, und bis jemand einen besseren Begriff dafür gefunden hat, bin ich geneigt, ihn trotz der falschen Terminologie, ab und an doch zu verwenden.

Bevor ich intensiver in den BDSM Bereich eingetaucht bin sagte ich gerne „Lust erzeugt Lust“, und meinte damit, dass die Lust des Partners zu spüren aphrodisierend wirkt und dies die eigene Lust steigert womit beide, wenn sie eben auf dieser Ebene harmonieren, gegenseitig ihre Lust befeuern und sich eine Art Lustspirale bildet.

Beim BDSM ist es aber noch etwas anders, zumindest bei mir. Hier geht es mir um die Reaktionen und diese müssen eben nicht zwingend ausschließlich lustvoller Natur sein. Natürlich macht es mich an, wenn ich die Hingabe meiner Sub spüre und merke wie ihr Körper (und Kopf) von Lust und Begierden erfüllt ist, aber das ist eben nicht die einzige Seite dieses Reaktionsfetischs. Wenn jemand seine persönlichen Grenzen überwindet oder auch etwas für mich aus Hingabe erträgt, weckt ebendiese Unterordnung/Devotion sehr ähnliche Reaktionen bei mir, wie wahrgenommene rein sexuelle Lust. Zu spüren, wie sich jemand überwindet etwas zu tun, um mir zu gefallen oder mich zu befriedigen, kann dabei sogar noch intensivere Gefühle hervorrufen. Eben jene besondere Mischung aus Geilheit aber auch Stolz, dass die Person sich getraut hat, sich für mich zu überwinden, und/oder auch das Wissen, dass sie dies eben für (derzeit) keinen anderen Mann machen würde.

Ich bin recht oral fixiert, genieße also den Mund einer Frau sehr und auch das, was nach dem Höhepunkt kommt ist für mich nicht unwichtig. Ich mag es, wenn eine Frau meinen Saft aufnimmt. Tut sie dies, weil es sie selbst erregt, turnt mich dieses Wissen sehr an. Anders, aber beim besten Willen nicht weniger erregend, ist eben das Wissen, dass sie ungern schluckt, es aber für mich dennoch macht. Wenn meine Sub also schluckt ist die am wenigsten erstrebenswerte Variante jene, dass es für sie ein ganz neutraler Akt ist und damit schließt sich der Kreis. Ich mag Reaktionen und Hingabe, wobei ich bisher noch nichts von einem Hingabefetisch gehört habe :)

Ein anderer Bereich in welchem mein „Reaktionsfetisch“ sehr deutlich wird, ist der Bereich SM, also eben jener, bei dem es um den Lustschmerz geht. Ich selbst halte mich nicht für einen echten Sadisten, dennoch kann ich großen Spaß am SM Bereich entwickeln. Zumindest wenn meine Partnerin diese Art von Schmerz auch in Lust umwandeln kann. Gerade beim Schlagen ist mein primärer Lustgewinn fast immer (ja so einmal im Jahr mag das anders sein) die Lust beim Partner zu erleben und mit dieser zu spielen und zum Spiel gehört es mitunter auch, dass nicht alles Spaß macht. In meinen letzten BDSM Beziehungen hatte ich nicht-/leichtmasochistische Partnerinnen, daher gab es auch so gut wie kein SM, außer es war ein Mittel zum Zweck, um unerwünschtes Verhalten abzustellen, wobei auch dies nur sehr selten nötig war. Betrachte ich das was ich ohne Rohrstock und Peitsche mache aber genauer, so fallen mir auch hier forcierte Reaktionen auf. Wenn ich mit meiner Sub schlafe, dann beiße und kratze ich sehr gern, aus Begehren, Geilheit, dem Wunsch zu markieren, aber vor allem auch deswegen, weil ein Biss oder Kratzer bei fast jeder Frau zwischen ihren Schenkeln ganz besondere Reaktionen auslöst, selbst wenn sie nicht masochistisch ist. Die veränderte Atmung, die kleinen Haare die sich dann ganz schnell aufstellen, spätestens dann, wenn man sanft die vorher malträtierte Stelle küsst/streichelt/anhaucht und die dabei sehr oft vorkommende noch stärker werdende Feuchtigkeit... Ok ich merke, ich beginne zu schwärmen und wenn ich hier weiter schreiben würde, könnte es Probleme mit dem Jugendschutz geben :D

Leidenschaft, Hingabe, Kontrolle und ein Körper der meine Begierden weckt, das sind wohl meine primären Vorlieben, also doch kein echter Fetisch für mich…


Kommentare:


Lola schrieb am 17.11.2019


Hallo Gentle :)
Heute beim stöbern auf deine Seite gestoßen und war sofort in dein Schrieb vertieft.
Deine Art der schriftlichen Kommunikation hat mich gefesselt. Danke für deine ausführliche Erklärung. I love it ...
Habe mich in einigen Situationen als Sub wieder erkannt ;)
Kopfkino ist mein größtes Gut :)

Freue mich, noch mehr von Dir lesen zu dürfen.

Liebe Grüße
Lola


Antwort auf diesen Kommentar

Und das Kopfkino ist auch ein sehr guter Wegweiser :)

Freche Schülerin schrieb am 02.10.2019


Beim Lesen deiner Gedanken zum Reaktionsfetisch, die ich allgemein recht interessant finde, stellen sich mir mehr Fragen als Antworten (was an sich nichts Schlechtes ist).

Dass man von dem Spüren der Lust der Partnerin selbst erregter wird, kann ich verstehen. Was mich aber wundert, ist, dass, wenn man spürt, dass die Partnerin etwas ungern tut, dies zu einer Erregung führt. Das erschrickt mich, muss ich ehrlich sagen, denn ich möchte weder als Aktive noch als Passive, dass meine Partnerin etwas tut, was sie ungern tut.

Und daraus folgend mein 2. Gedanke: Warum tut Jemand etwas nur dem Partner zuliebe, wenn er/sie das aber ungern tut? Wenn es eine Sache ist, die zwar nicht positiv, aber neutral empfunden wird, kann ich es noch verstehen, aber wenn es Abscheu auslöst, ist das meiner Meinung nach selbstschädigendes Verhalten. Das sind nur meine Gedanken dazu, keine Kritik. Jeder empfindet unterschiedlich, und mich interessieren Gefühle und Beweggründe immer sehr, schon allgemein, nicht nur auf Erotik bezogen.

So überlegt hat wahrscheinlich Jede(r) einen individuellen Reaktionsfetisch, wenn bestimmte Typen Mann/Frau und bestimmte Handlungen/Gesten/Stimmlage/Kleidung u.s.w. bestimmte Gefühle auslösen. Bei mir ist das das Gefühl der Geborgenheit. Frauen, die mütterliche Ruhe und Stabilität ausstrahlen, und bei denen ich mich sicher und geborgen fühle, lösen bei mir ein bestimmtes "Klick" aus, das im Weiterem auch zu Erregung führt.


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Warum tut Jemand etwas nur dem Partner zuliebe, wenn er/sie das aber ungern tut?

Ich hoffe sehr aus Hingabe, denn ein Grund wie Verlustangst wäre definitiv der falsche Grund und keine Grundlage für eine gesunde Beziehung. Wobei ich denke, dass auch viele BDSMler sicher in einer Beziehung etwas machen, was sie nicht mögen, weil es eben der Partner mag.

Corina schrieb am 28.09.2019


Hallo Gentle,

netter Begriff “Reaktionsfetisch“ aber sind wir das nicht alle auf die ein oder andere Weise, egal ob Dom oder Sub, Top oder Buttom? Wir kennen doch alle die Gleichung “Aktion=Reaktion“. Jeder erwartet doch eine gewisse Reaktion auf seine Aktion. Das ist für mich ein ganz normaler “Dialog“ zwischen den jeweiligen Partnern, von dem Beide im entsprechenden Rahmen profitieren.

Ignoriert zu werden, kann schon auch mal dazu führen, eine Reaktion zu forcieren. Ich bevorzuge für mich allerdings die direkte Kommunikation.

Bei diesem Begriff musste ich an eine Begegnung vor einigen Monaten in Wien denken, die mich immer wieder schmunzeln lässt. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen am See zum Relaxen, da kam ein Mann und er versuchte mich auf alle erdenkliche Weise zu provozieren. In dem er meinte, wir Deutschen wären prüde und das wären ja nicht meine natürlichen Brüste. Ich reagierte nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Ich verabschiedete mich höflich und ging schmunzelnd einfach weg.

Es liegt doch an uns, wie wir mit so einer Provokation umgehen. Natürlich kann es auch daran liegen, dass er ein Fremder war und ich ihm deshalb nicht meine Brüste, wie von ihm erwartet gezeigt habe.

Dein Beispiel der körperlichen Art empfinde ich als nicht beleidigend. Ich sehe es als eine Herausforderung an und im Endeffekt haben doch Dom und Sub was davon.

Im Gegenteil Ignoriert zu werden ist die größte Strafe, die man jemanden zuführen kann. Sie kann zwar auch manchmal heilsam sein aber ich bevorzuge die Aktion mehr, auf die ich dann auch dementsprechend körperlich reagiere. Ignorieren kann in einer Beziehung Schaden anrichten, der den devoten Part brechen kann.

Jetzt komme ich an den Punkt, wo ich ins Grübeln komme, ist es umgekehrt bei den Subs genauso gewollt zu provozieren? Da bin ich noch ein wenig unschlüssig. Sicher finde ich am Necken des dominanten Parts nichts Verwerfliches aber alles im geregelten Rahmen und etwas mit Absicht zu machen, um das zu bekommen, was man will, das wär für mich zu manipulativ. Ich möchte ja, dass mein Partner stolz auf mich ist, ihm gefallen und so würde ich mich nicht wohlfühlen.

Ich werde aber noch mal in Ruhe darüber nach denken, vielleicht fällt mir noch was dazu ein. Bis dahin ist hier erst mal Schluss.

Liebe Grüße aus dem verregneten Osten.

Corina


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Corina,

 

ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und ob dieses Necken einer Sub manipulativ ist oder nicht ist auch immer eine Frage der Beziehung. Es gibt durchaus Doms die genau dies sehr mögen, auch wenn ich mich selbst nicht zu jenen zähle :)

 

Liebe Grüße aus Bielefeld

 

Gentle

Jasmin schrieb am 28.09.2019


Ich verfolge mit großem Interesse deine neuen Blogeinträge und mag deinen Schreibstil sehr gerne. Insbesondere deine Aussagen in diesem Beitrag finde ich spannend und sie treffen auch auf mich zu.

Liebe Grüße
Jasmin


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Jasmin,

gern können wir uns auch mal direkt dazu austauschen, als ich noch vergeben war habe ich das ungern gemacht aber so bin ich dafür durchaus offen :)

Liebe Grüße

Gentle

Rote.Zora schrieb am 27.09.2019


Wie gestern schon auf Facebook dir geschrieben , eine Wahnsinnsschreibkraft und Kunst und ich mache innerliche Purzelbäume wenn ich deine Texte lese, wie wäre es Mal ein Buch zu schreiben?
Ich wär definitiv Testleserin/Versuchskaninchen ;)
Vielen Dank dass man dich hier lesen kann :)))


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Vielen Dank für das liebe Kompliment :)

Heike schrieb am 27.09.2019


Gerade eben durch Dich von "Reaktionsfetisch" gelesen.

Danke für die tolle Erklärung, kann mich auch zu Reaktionsfetisch zuordnen.

Wieder etwas schlauer.

Danke :)


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Ich kann mir sogar vorstellen, dass Subs solch eine Neigung nicht weniger haben werden als die Doms... Für viele Subs ist die positive Reaktion ihres Doms auf ihr Verhalten ja eine große Belohnung und bringt ihnen Befriedigung und dann gibt es zudem noch jene die gerne provozieren um eine entsprechende Reaktion zu erhalten... Es ist vielleicht ein wenig anders gelagert aber die jeweilige Intention, Dynamik und das Empfinden könnten auf Dom- und Subseite da sehr ähnlich sein.

Subjonas schrieb am 27.09.2019


Sehr geehrter Gentledom,
es ist mir immer eine Freude Ihre Beiträge zu lesen und ich ertappe mich häufig bei dem Gedanken, wäre meine Herrin doch etwas mehr wie Sie!
Ergebene Grüße
Sub Jonas


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Cool, dass mein Blog nicht nur von MaleDoms und FemSubs gelesen wird, das musste an der Stelle einfach mal raus :) Für dein Lob will ich mich herzlich bedanken und ich denke sie wäre nicht deine Herrin, wenn sie nicht auch deine Bedürfnisses befriedigt, aber das macht eben jeder Dom auf seine Art und Weise. Daher ist es gerade für Subs wichtig sich ihren Dom sehr genau anzuschauen, ob es denn mit diesem auf Dauer klappen kann. Ich freue mich sehr auf weitere Kommentare von dir und wünsche dir viel Spaß beim Stöbern auf dieser Seite! Liebe Grüße Gentle

Dirk schrieb am 27.09.2019


Danke.

Ich finde mich da in sehr vielen wieder, konnte es nur nicht so schön beschreiben.


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Wichtiger als so etwas beschreiben zu können wäre es ja auch es zu leben, solange das klappt machst du alles richtig :)

Various schrieb am 27.09.2019


Mir geht es wie dir Gentle. Ich habe diesen Befriff erst vor wenigen Jahren das erste Mal gehört und finde ihn absolut passend. Auch ich bezeichne mich als absoluten "Reaktionsfetischisten" und biete einmal mehr der Sub die Möglichkeit sich mit mir völlig auszuleben. Schließlich sorgt dieser "Fetisch" dafür, dass ich dann auch Dinge mag, sie in meiner Agenda eigentlich nicht ganz oben stehen. Im Gegenteil kann ich mit einer Sub, die keine Reaktion zeigt, wenig anfangen und verliere schnell die Lust/das Interesse.
Wie du so schön schreibst, geht es dabei nicht immer darum die Lust zusehen, die eine Sub empfindet sondern eben auch wenn sie einen Schmerz für dich erträgt oder etwas gegen ihre eigentlichen Vorlieben tut - weil sie es für sich tut.


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Sind wir wohl einer Meinung :)

Nady schrieb am 26.09.2019


Ein Text der einlädt von dem perfekten Dom zu träumen. Schön Dich wieder bloggen zu sehen und ich bin sehr gespannt, worüber du noch alles schreiben wirst. Verlernt hast du da ganz sicher nichts :-)


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Wenn du vom perfekten Dom träumst wäre ich aber sehr sicher die falsche Projektionsfläche, für perfekt halte ich mich sicher nicht, zumal es perfekt auch nicht als etwas allgemeingültiges in der Konstellation geben kann. Dom und Sub bilde eine EInheit und beide sind dabei eben auch Individuen mit ihren jeweiligen Vorerfahrungen (nicht mal zwingend nur aus dem BDSM Bereich). Perfekt harmonieren ist bei so viel gegenseitiger Individualität meist schwer, jedoch wenn die Basis stimmt und beide nicht ganz festgefahren sind kann sich daraus dennoch etwas Perfektes entwickeln, dafür braucht keiner von beiden selbst perfekt zu sein.

Kai schrieb am 26.09.2019


Auch ich bin ein Reaktionsfetischist. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man die Veränderungen einer Sub innerhalb der gemeinsamen Zeit wahrnimmt und so interpretieren kann, noch lustvollerer Zustände zu erreichen. Wenn man es schafft ganz bestimmte Trigger auszulösen, bis sie nur noch deine Dominanz fühlt.


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Mitnichten werde ich der einzige Dom sein, der an dieser Art von Reaktion Spaß hat, wobei es für mich beim BDSM nicht nur um die sexuelle Lust geht, die Trigger kenne ich aber nur zu gut. Wenn man sieht, dass ein Griff an die Kehle oder in den Nacken die Person sofort in einen anderen Modus versetzt, weil sie es eben mit unserer Art zu spielen verbindet ist das ein sehr schöner Zustand. Jedoch sind solche Trigger nicht ganz ungefährlich und es sollten vernünftige Grenzen gezogen werden.

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