Sklavin versus Sub, das ewige Thema

Was ist eine Sklavin, was eine Sub und wo liegen die Unterschiede? Seit ich BDSM kenne, ist dies ein Punkt, der immer wieder von Leuten diskutiert wird.

Dabei gibt es im Bereich BDSM noch immer keine DIN Norm oder die Deutungshoheit für Begriffe durch eine Person oder Gruppe. Sub, Sklavin und Bottom sind zunächst einmal nicht klar definierte Begriffe, deren Bedeutung folglich immer mit einer gewissen (Abgrenzungs-)Unschärfe einhergeht.

Ein Punkt unterscheidet aber die Begriffe Sub/Bottom von Sklavin, Letzterer ist nämlich den Leuten auch außerhalb der BDSM Szene ein Begriff, und erfährt dadurch automatisch eine normative Wertung. Ein/e Sklave/Sklavin ist eine Person mit keinen oder so gut wie keinen Rechten, es wäre also recht einfach, diesen allgemeinen Begriff auf den Bereich BDSM zu übertragen. Dies wird aber nicht funktionieren, da es eben typisch ist, dass Szenen Begriffe anders besetzen. Ein BDSMler versteht eben Worte wie „pervers“, „aua“, „Daddy“ oder „fliegen“ anders, da sie mit den Jahren in der Szene eine andere Bedeutung bekommen haben.

Da es kein BDSM Gesetzbuch oder eine Art Heilige Schrift des BDSM geben wird, werden die Begriffe wohl ewig von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich genutzt und verstanden werden. Grundsätzlich lassen sich dabei zwei Hauptrichtungen herauskristallisieren. Die einen sehen Sub als Sammelbegriff an, unter welchen jede devote Person fällt. Die anderen meinen Sub wäre eine Bezeichnung für eine besondere Art von devoter Person. Dabei wird Sub meist als jene Stufe angesehen, die am meisten Rechte hat, und die BDSM vorwiegend in Sessions zur Befriedigung der eigenen Lust auslebt, wohingegen Sklaven oder Sklavinnen am anderen Ende der Neigungsintensität stehen und Personen beschreibt, die weitestgehend oder gar vollkommen unterworfen/entrechtet werden, und dabei mehr dem dominanten Part als eben sich selber dienen. Welche Ansicht die Herrschende ist, kommt also immer auf die Umgebung an, in der man sich gerade befindet.

Womit der Übergang zum nächsten Punkt sehr leicht ist. Das Kopfkino ist auch unter aktiven BDSMlern durchaus etwas, das nicht immer mit der Realität mithalten kann oder soll, was auch die „Titel“ betrifft. Sklavin hört sich für einige einfach viel intensiver an, dies bedeutet aber nicht, dass sie sich wirklich diesen Status mit allen erdenklichen Konsequenzen wünschen. So wie sich manche Doms eben Titel wie Sir oder Marquise geben, kann auch Sub sich hier einen wohlfeilen Namen zulegen und sich Sklavin Scheherazade nennen ohne wirklich ein so intensives Machtgefälle anzustreben.

Eine selbst gewählte Kategorie wie Sub oder Sklavin ist ein Label, welches für sich in Anspruch genommen wird. Ein solches grobes Label wird aber nie einen Menschen oder auch nur eine so facettenreiche Neigung wie BDSM in Gänze definieren können. Probleme treten vor allem dort auf, wo zwei Menschen etwas miteinander anfangen wollen und aufgrund von solchen Bezeichnungen von ganz unterschiedlichen Intentionen ausgehen. Einem erwachsenen Menschen ohne Scheuklappen sollte aber klar sein, dass solche unbestimmten Begriffe beim BDSM nur sehr bedingt Rückschlüsse auf Wünsche und Bedürfnisse zulassen. Kommunikation ist und bleibt somit die Grundlage, um sich anzunähern und über Wünsche, Tabus und Erwartungen zu reden oder zu schreiben. Dies mag sich nach lästiger Pflicht anhören, kann aber auch ein sehr schönes und vor allem sinnvolles Vorspiel sein.

Am Ende kommt es schlicht darauf an, was man selbst draus macht und das bedeutet beim Label eben, wie man dieses mit Leben füllt. Zumal niemand gezwungen ist, sich überhaupt solch ein Label anzuheften und selbst wenn ein solches besteht, für immer in diesem festhängen zu müssen. BDSM hat als Grundlage die Einvernehmlichkeit, und wenn sich Wünsche und Bedürfnisse ändern, so können sich eben auch Bezeichnungen und Beziehungskonstellationen ändern. BDSM ist Freiheit und Freiheit bedeutet Entscheidungen treffen und revidieren zu können. Wer heute Sub ist, kann morgen Sklavin und übermorgen Herrin sein, wobei ein Partner hier eben auch die Freiheit hat, nicht jeden Schritt mitgehen zu müssen.

Daher nennt es auch so wie ihr es wollt, aber vergesst nicht zu kommunizieren, was ihr denn wollt :)


P.S. Wenn ich meine Texte auf dieser Seite lese, merke ich, wie sich auch meine Definition einer Sklavin immer wieder leicht geändert hat, was vor allem mit meiner Umgebung und der jeweiligen BDSM Partnerin zu tun hatte. Sub ist für mich der Oberbegriff für alle devoten Personen. Sklave oder auch Sklavin ist für mich jemand, der ein intensives und weitgehendes Machtgefälle anstrebt, welches sich nicht nur im Rahmen von Sessions manifestiert. Ab welchem Punkt die nötige Intensität erreicht ist, hängt auch bei mir von dem für mich gewohnten BDSM Rahmen ab, und dieser verschiebt sich naturgemäß, vor allem durch persönliche Interaktionen, immer wieder bis zu einem gewissen Grad.


Kommentare:


Emie schrieb am 21.11.2021


Hey ich bin die Emie

Und bin ziemlich neu hier, ich Danke Ihnen für die Erklärung wo die Unterschiede zwischen einer Sub und einer Sklavin ist, manche Dom‘s verstehen das nicht , glaube ich oder wollen nicht verstehen das ich keine Sklavin sein möchte .
Ich möchte gerne im Bereich Sub kennenlernen um zu schauen ob es was für mich ist. Lg von mir


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Viel Erfolg bei deiner Suche!

Sweet-sugar schrieb am 27.09.2020


Ich bin neu hier- ich hoffe es ist trotzdem ok das ich noch einen Kommentar schreibe...
Ein sehr gelungener Text wie ich finde..
Die Frage die sich mir stellt ist: Warum muss man den im Vorfeld alles genausten ausdiskutieren, klar ich muss einen Rahmen definieren. Nach meiner Erfahrung findet sich es doch von alleine in welche Richtung die „Spielbeziehung „ geht - wenn die Chemie stimmt findet sich der Rest von ganz alleine.
Kommunikation ist am Anfang das A und O - aber letztlich ich glaube es ist sehr schwer schon am Anfang alles aus zudiktierten. Für mich ist am Anfang mein Bauchgefühl wichtig und meine Nase hat immer Mitspracherecht , weil wenn ich mein Gegenüber nicht riechen kann - kann ich mich weder fallen lassen noch hingeben...


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Klar ist es ok, dass du schreibst, ich für meinen Teil finde es mehr als OK und freue mich über deinen Kommentar :)

Autumn Leaf schrieb am 05.09.2020


Ihre Art der Definition ist freundlich beinahe schon diplomatisch.
Es gefällt mir sehr, dass hier nicht in schwarz weiss erklärt wird, sowie der Hinweis auf eine stetige Entwicklung, ebenfalls angesprochen wird.
Für Menschen, die mit strengen Weltbildern gross werden, ist es generell schon schwer, es anzunehmen, wenn man spürt und erkennt was einem fehlt. Solche Erläuterungen erleichtern einem das Herz, und geben einem Mut.
....Nicht von Heute auf Morgen, komplett anders funktionieren zu müssen, nur um diesem Verlangen nach zu gehen...

Danke.... Dafür


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Vielen Dank für dein liebes Feedback!

Elaine schrieb am 21.03.2020


Genau nach einer Beschreibung wie dieser habe ich gesucht.
Vor kurzem kam das Thema bei mir noch auf und ich stimme da ganz mit dir überein.
Letztlich ist es immer eine Frage der eigenen Sichtweisen und Erfahrungen. Es ist leicht Aufgrund eines Begriffes der schon durch den geschichtlichen Aspekt geprägt ist, in ein Schubladendenken zu fallen.
Schwer wird es wenn man die individuellen Bedürfnisse des Gegenübers, dann damit abgleichen muss. :)


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Das Abpassen macht aber auch sehr viel Sinn, man braucht eben eine gute gemeinsame Basis, besonders wenn das eigene BDSM weiter geht als bei den meisten :)

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