Die BDSM Sklavin

Nach dem letzten Beitrag zum Thema Sub und Sklavin, der im Ergebnis sagt, dass es meist sehr persönliche Labels sind, will ich niederschreiben, was für mich ganz persönlich eine Sklavin ausmacht.

Zuerst einmal hat eine Sklavin einen freien Willen, wie auch eigene Bedürfnisse und Wünsche. Als jemand, der BDSM auf Grundlage des deutschen Rechts betreiben will, welches glücklicherweise ziemlich deckungsgleich mit meinen Wertvorstellungen an dem Punkt ist, lehne ich Konstrukte wie Metakonsens und CIS für mich kategorisch ab. Meine Sklavin muss jederzeit die Möglichkeit haben, ihre gegebene Einwilligung ganz oder in Teilen zu widerrufen (eine andere Frage ist an der Stelle dann aber durchaus, macht das Fortführen unter den neuen Gegebenheiten Sinn).

Den Großteil meiner BDSM Beziehungen führte ich nicht mit einer Sklavin, sondern mit einer Sub. Ein intensives Machtgefälle wie es bei Herr und Sklavin für mich von Nöten ist, kann nicht erzwungen werden, es entwickelt sich oder entwickelt sich eben nicht. Eine Beziehung ohne diesen Punkt muss nicht schlechter oder weniger intensiv sein, nur weil das Machtgefälle nicht so weitgehend ist, dafür gibt es zu viele Dinge, die mir im Leben und auch in einer Beziehung Freude bereiten können.

Dennoch waren die wenigen Partnerinnen, bei denen ich mich als ihr Herr sah, besondere Beziehungen für mich. Solch eine intensive Form der Unterwerfung entwickelte sich bei mir immer aus einer intensiven Beziehung heraus und es war stets eine gemeinsame Entwicklung. Aber was verstehe ich nun eigentlich konkret unter einer Sklavin?

  • Eine Sklavin ist potenziell immer in ihrer Rolle, bedeutet, ich kann sie jederzeit benutzen und Regeln gelten nicht nur in einem zeitlich abgesteckten Rahmen, sondern dauerhaft.
  • Eine Sklavin ordnet ihre Interessen den meinen unter, dies muss nicht in allen Bereich des Lebens der Fall sein, aber zumindest im gesamten BDSM Bereich und auch einem größeren Teil ihrer Freizeit.
  • Eine Sklavin ist meins, dies bedeutet nicht, dass sie kein normales Privatleben haben kann, wohl aber, dass ich der bin, der darüber bestimmt wer ihren Körper genießen darf (wobei ich da egoistisch bin und ich nicht mit Männern teile).

Tja und nun sitze ich hier schon fünf Minuten und überlege, was es da noch zu schreiben gibt, so wenig soll bereits eine Abgrenzung sein, hört sich irgendwie arg nach Pascha an? Vielleicht stimmt das mit dem Pascha ja und sicherlich wirkt es grob egoistisch, aber dabei muss immer bedacht werden, dass genau das von beiden Seiten gewünscht ist, denn sonst funktioniert es schlicht nicht dauerhaft. Und mehr als diese drei Grundpfeiler gibt es bei mir nicht, manchmal ist es eine sehr schlichte Abmachung zwischen zwei Menschen. Wobei schlicht in dem Fall nicht bedeutet, dass sie nicht sehr weitgehend ist oder weitere Facetten haben kann. Die eigenen Bedürfnisse denen eines anderen unterzuordnen, ist kein typisch menschliches Verhalten. Eine solche Hingabe kann es nur geben, wenn eine entsprechend intensive Veranlagung vorhanden ist und eine entsprechende Projektionsfläche gegeben ist. Natürlich ist auch eine Sklavin nicht vollkommen selbstlos, entweder sucht sie von Anfang an einen Partner, bei dem sie genau so sein kann oder aber sie wächst in die Rolle hinein, weil sie in dieser aufgeht. Auf keinen Fall sollte jemand in diese Rolle gequetscht oder gedrängt werden, denn so schön es ist eine Sklavin zu haben, jeder Mensch mit etwas Empathie wird keine Freude daran haben, wenn diese Person dann dauerhaft unglücklich ist.

Das Konzept Sklavin ist für mich ein sehr weitgehendes Machtgefälle, mit diesen drei Minimalpunkten. Nicht vergessen und unerwähnt bleiben darf aber, dass mit dieser Macht auch Verpflichtungen einhergehen. Das Wohlergehen der Sklavin darf eben nicht aus den Augen gelassen werden und diese Pflicht gilt für mich nicht nur während der Beziehung, sondern auch danach. Kommt es zu einer Trennung, bedeutet das eben nicht das Ende der Verantwortung, denn da wo solch ein Machtgefälle aktiv und zusammen aufgebaut wurde, kann es auch nötig sein, es ebenso gemeinsam wieder abzubauen oder beim Abkopplungsprozess zur Seite zu stehen.

Was bedeuten diese drei aufgeführten Grundsätze konkret?

Meine Sklavin ist potenziell immer in ihrer Rolle, bedeutet, ich kann sie jederzeit benutzen und Regeln gelten nicht nur in einem zeitlich abgesteckten Rahmen, sondern dauerhaft.
> Hört sich sicher für viele knisternd an, immer auf Abruf zu sein, das ist doch mega spannend/erregend! Das stimmt auch, jedoch ist es anders als im Kopfkino, denn unser Kopfkino neigt dazu anzuspringen, wenn wir gerade bereits offen/erregt sind. Wenn aber diese Konstellation immer vorhanden ist, dann auch in Momenten, in denen wir eventuell gar nicht so offen für diese Aktivitäten sind. Was bedeutet, dies kann durchaus auch mich betreffen, denn auch ich habe nicht immer Lust eine notwendige Sanktion vorzunehmen. Herr-Sklavin ist eine Form der Unterwerfung beider unter ein sehr festes Konstrukt. Und selbstverständlich gibt es selbst hier immer auch Ausschlüsse. Wobei diese eher gering und darauf bezogen sind, dass dieses Recht nicht in vollkommen unpassenden Momenten ausgenutzt wird.

Eine Sklavin ordnet ihre Interessen den meinen unter, dies muss nicht in allen Bereichen des Lebens der Fall sein, aber zumindest im gesamten BDSM Bereich und auch einem größeren Teil ihrer Freizeit.
> Im Kontext BDSM machen wir was ich will, wann ich es will, sofern nicht sehr gewichtige Gründe dagegen sprechen. Unterm Strich sollen wir beide Spaß an unserem BDSM haben, unter dem Strich bedeutet aber mitnichten, dass sie immer daran Spaß haben muss, es kann eben auch sein, dass sie es für mich zu ertragen hat, weil es eben meiner Lust dient.

Eine Sklavin ist meins, dies bedeutet nicht, dass sie kein normales Privatleben haben kann, wohl aber, dass ich der bin, der darüber bestimmt wer ihren Körper genießen darf (wobei ich da egoistisch bin und ich nicht mit Männern teile)
> Jeder ist Herr über seinen Körper, nur in der Form dieses Beziehungskonstrukts geht dieses Recht in Teilen verloren. Auch nehme ich mir das Recht heraus zu sagen, wann ich sie bei mir haben will, natürlich werde ich sie damit nicht sozial isolieren, wohl aber richtet sie sich dann dabei deutlich mehr nach mir als ich nach ihr aus. Ich käme nicht auf die Idee, meine Sklavin mit einem permanenten Zeichen zu markieren oder ihr zu befehlen mit XY Sex zu haben, aber sie hat eben auch kein Mitspracherecht in Bezug darauf, mit wem ich schlafe oder BDSM betreibe. Nur weil mir ihr Körper in diesem Kontext gehört, gehöre ich noch lange nicht ihr. Dennoch hatte ich noch nie zwei Sklavinnen parallel, dafür ist mir die Verantwortung auch zu groß und so eine intensive Bindung kann ich nicht mehrfach eingehen. Unterm Strich sehe ich es als mein Recht an, über ihren Körper frei zu verfügen.

Ich vermute, dass 90% derer, die Interesse an der Form einer Herr-Sklavin-Beziehung haben, bei näherer Betrachtung doch lieber eine gleichberechtigtere Form von BDSM leben wollen. Ich kann das gut verstehen, denn auch ich kann mir eine solche Beziehung nur in sehr wenigen Fällen vorstellen und habe selbst weitaus öfters die Konstellation Dom-Sub denn Herr-Sklavin genossen.


Kommentare:


Blink schrieb am 04.09.2020


Ich finde es erfrischend auch mal von einem Dom zu hören, dass er auch mal keine Lust hat Sanktionen durchzusetzen.
Wenn man sich als Sub traut anzumerken, dass es Tage gibt, an denen man mal eine Auszeit braucht, dann brechen garantiert drei bis vier Leute aus den Büschen, die einem erklären, dann ist man nicht devot. Beim Dom ist es immerhin nur einer =D

Sehr schön geschrieben, ich schmöker mal weiter


Antwort auf diesen Kommentar

Selbst wenn man BDSM 24/7 leben sollte gibt es Tage an denen BDSM in den Hintergrund tritt, da das Leben größere Herausforderungen für einen bereit hält.

Marcus schrieb am 28.02.2020


Ein Dom muss immer ein Dom sein, sonst ist er kein echter Dom!

Dieses mal spielen ist doch nicht ernst zu nehmen, entweder spielt man eine Rolle in die man mal schlüpft oder man lebt es!


Antwort auf diesen Kommentar

.... oder man weist mehr Facetten auf und kann mehr in seinem Leben sein als nur ein Dom ;) Diese Menschen die ihr BDSM über das anderer erheben werden mir wohl immer suspekt bleiben... wenn spielen bedeutet, dass ich mehr als nur ein Dom in einer Partnerschaft und meinem Leben sein darf, dann bin ich sehr gerne ein Spielkind!

... schrieb am 27.02.2020


Hallo Gentledom,
ist es wirklich so schwierig eine Herr / Sklavin Beziehung zu führen? Ich finde es immer interessant, dass die "Grundpfeiler" alle Lebensbereiche mit einschließen, dann aber in der näheren Betrachtung das "alltägliche" Leben als eine Art "Belastung/Lusthemmer" gesehen wird.
Herr / Sklavin Beziehungen haben doch nicht nur eine sexuelle Komponente, sondern ziehen sich in alle Lebensbereiche hinein. Die Regeln gelten immer und überall, aber doch nicht immer nur im sexuellen Kontext.
Vielleicht verstehe ich dich da auch nur falsch, jedoch schreibst du einerseits, dass Regeln nicht nur in einem zeitlich abgesteckten Rahmen, sondern dauerhaft gelten und andererseits schreibst du "im Kontext BDSM machen wir was ich will, wann ich es will."
Vielleicht fehlt da manchmal die Leichtigkeit und die Abgrenzung zwischen Alltag und dem "sexuellen" Leben.
Liebe Grüße
...


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Und ich dachte schon die Kommentarfunktion ist defekt, da keiner was schreibt :D

 

Ich persönliche sehe das alltägliche Leben nicht als Belastung oder Lusthemmer an, wie kamst du zu dem Schluss? Von immer zu sprechen bei einer Beziehungsart ist zudem schwierig, dafür definiert jeder den Begriff Herr/Sklavin anders...

 

Ob dieses Machtgefälle permanent vorhanden und durchgezogen oder eben permanent abgerufen werden kann sind zwei verschiedene Modelle. Für mich persönlich ist die Minimalvoraussetzung die jederzeit mögliche Abrufbarkeit. Minimal lässt aber eben auch Raum für Erweiterungen, beziehungsweise in dem Fall Regeln die immer gegeben sind, nicht nur wenn man aus der Partnerin seine Sklavin macht.

 

Wenn es also eine Regel gibt die besagt, ich betrete immer zuerst einen Raum, dann ist es eine permanent Regel, eine andere Regel mag lauten, im Zustand der Sklavin hat sie sich für jeden Orgasmus zu bedanken. Wo also liegt der Unterschied. Man kann auch normalen Sex haben und eben nicht das Machtgefälle dafür abrufen, dann muss sie sich auch nicht bedanken.

 

Herr und Sklavin bedeutet für mich nicht automatisch 24/7 in dieser Rolle leben zu müssen, sondern dass der dominante Part 24/7 die Möglichkeit hat die Person als Sklavin zu nutzen...

 

Und auch hier wird es unterschiedliche Ansichten geben, ob dies nun eine Sklavin sein kann oder nicht, daher ist es auch als meine persönliche Ansicht zu einem Beziehungsmodell deklariert und erhebt null Anspruch auf Allgemeingültigkeit :)

 

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