Ich erhielt von zwei Bloggern eine Interviewanfrage, leider waren sie scheinbar mit dem Ergebnis des Interviews nicht zufrieden, deshalb veröffentliche ich es hier ;) Die Intention der beiden mag mal dahingestellt sein. Die Fragen waren aber sehr ungewöhnlich und damit durchaus interessant. Der Ablauf war recht simpel, sie schickten mir eine Frage per Mail und ich antwortete per Mail, usw.
Du betreibst das größte Aufklärungsprojekt zum Thema BDSM und gleichzeitig biederst du dich auf der Seite als aktiv einführender Mentor für Anfängerinnen an, wie passt das zusammen?
Ihr seid nicht die ersten, die das kritisieren, und ihr werdet mit Sicherheit nicht die letzten sein. Dies ist der am häufigsten kritisierte Punkt bei unserem Projekt und ich habe schon überlegt, meinen Bereich einzustampfen und auf ein neues Projekt umzusiedeln, um dort persönliche Dinge zu veröffentlichen.
Was ich aber auf keinen Fall so stehen lassen will ist das Wort „anbiedern“. Ich hatte schon vor diesem Projekt einen Blog und weiß, wie ich mich präsentieren müsste, um eine möglichst effektive Selbstvermarktungsplattform zu haben. Mehr Bilder, mehr Geschichten, eben alles was das Kopfkino anregt und keine unsexy Sicherheitshinweise und Co. Ich will auch gar nicht wissen, was die Doms so denken, wie viele Zuschriften ich bei derzeit 12.000 Besuchen pro Tag auf dem Projekt wohl erhalte. Die Realität sieht aber anders aus. Die Fülle an Informationen erschlägt eher eine potentiell interessierte Frau und baut eine hohe Hemmschwelle auf. Würde ich die Zeit, die ich für die Seite aufbringe nutzen, um in einschlägigen Coms auf die Pirsch zu gehen, dürfte der „Erfolg“ ein Vielfaches sein, das Problem wäre da nur, „Viel“ reizt mich nicht wirklich, ich habe lieber weniger, aber dafür intensivere Bindungen.
Was mich davon abhält meinen Bereich auszulagern sind vor allem die Besucher. Mein privater Bereich ist nach der Community der Bereich, der mit Abstand die meisten Leser anlockt. Ich gewähre sehr persönliche Einblicke und dazu gehören eben auch solche, die zeigen wie ich als Dom ticke und was ich suche. Ich stelle dabei bewusst auch Gegebenheiten dar, welche viele Subs eher abschrecken.
Die einzige Person, die mich dazu bringen könnte diesen Bereich einzustellen, wäre eine Partnerin, der dies aus welchen Gründen auch immer unangenehm wäre. Das Projekt lebt von persönlichen Einblicken, die BSMler gewähren und ich bin damit nur einer von vielen Bloggern, wenn auch durch den eigenen Bereich mit gewissen Sonderrechten, die ich mir aber wohl auch mit den Jahren verdient habe.
Dennoch erscheint es uns unseriös die Aufklärung mit der eigenen Partnersuche auf einer Seite zu kombinieren.
Wie bereits geschrieben, das seht nicht nur ihr so. Aber im Ernst, es ist ein deutlich abgetrennter Bereich der Seite, und nehmen wir mal eine Seite wie Stiftung Warentest, auch diese will den Verbraucher aufklären und dennoch finden sich dort Bereiche, in denen Jobangebote stehen oder auf die Möglichkeiten von Werbung hingewiesen wird. Dies ist normal. Unpassend und damit unseriös wäre es, wenn Stiftung Warentest nun einen Artikel zu Arbeitgebern veröffentlichen würde und sich selbst über den Klee lobt. Zeigt mir einen Sachartikel, bei dem ich dies mache, und wir können uns gerne darüber unterhalten. Meine Artikel sind möglichst objektiv gehalten und persönliche Ansichten werden als solche gekennzeichnet. Gerade weil mir manchmal aber auch eine persönliche Anmerkung unter den Nägeln brennt ist es gut, dass ich meinen persönlichen Bereich habe, um dort diese Gedanken unterzubringen.
Aber eine andere Frage, könnt ihr mir ein BDSM Projekt aus den letzten Jahren nennen, welches auch nur annähernd unsere Reichweite hat und über BDSM aufklärt?
Das wäre zum Beispiel der Datenschlag.
Ich schätze den Datenschlag sehr und finde es schade, dass er seit gut zehn Jahren nicht mehr aktualisiert wird. Meint ihr wirklich, dies Projekt ist vergleichbar mit dem unseren und ich rede dabei nicht über die Zeit vor 2002, in denen es über 60.000 Besucher im Monat gab, sondern aktuell, wo es nur ein kleiner Bruchteil dessen sein dürfte. Ach ja, in den letzten sieben Tagen hatten wir einen Schnitt von 12.213 Besuchen pro Tag, rechnet das mal hoch.
Anmerkung: Es gab keine weitere Antwort/Frage mehr zu dem Thema
Jeder vierte Artikel von dir ist ein Angriff auf die Szene, warum machst du das?
Es liegt mir fern die Szene anzugreifen, dennoch werde ich natürlich auf Missstände hinweisen, wenn mir diese auffallen. Ich sehe mich als neutralen Berichterstatter und freue mich gleichermaßen über Artikel, die positive oder negative Seiten von BDSM aufdecken. Ich will nicht werten und versuche aktiv, auch andere Sichtweisen unterzubringen. Das Konzept Debris habe ich zum Beispiel in einem Artikel sehr kritisch hinterfragt. Ich habe bekannte Debrisvertreter deswegen gefragt, ob sie einen Artikel schreiben möchten, der ihre Sicht darstellt. Nach mehr als zehn höflichen Anfragen, auf die ich nicht mal eine Reaktion erhalten habe, habe ich es aufgegeben.
Ich denke jene, die sich wirklich über uns (das Projekt ist schon lange kein Einzelkämpferprojekt mehr) aufregen, haben nur Angst vor der Wahrheit und getroffene Hunde bellen eben laut. Trotzdem muss ich sagen, wie überrascht ich inzwischen über die Unterstützung aus der BDSM Szene bin. Hier hat sich seit 2012 wirklich etwas getan, bis dahin wurden wir oftmals als Anfängerseite eher belächelt.
Persönlich macht es mir übrigens weitaus mehr Spaß, über die schönen Dinge beim BDSM zu schreiben und ihr sagt es ja selber, jeder vierte Artikel ist kritisch, demnach ist der Großteil eben nicht kritisch.
Einmal sagst du, du freust dich gleichermaßen über positive wie negative Artikel und dann wieder, dass du lieber positive schreibst, das passt nicht zusammen.
Das ist eure Interpretation und zeigt, wie leicht in der virtuellen Kommunikation Missverständnisse aufkommen können. Wie geschrieben freue ich mich gleichermaßen über positive wie auch negative Artikel. Pro Monat veröffentliche ich selber meist 1-4 Artikel, auf der Webseite erscheinen jedoch zwischen 10-25 Artikel im gleichen Zeitraum. Ob ein eingereichter Artikel nun eher einen positiven oder negativen Touch hat ist mir egal, solange er authentisch ist und den Lesern einen Mehrwert bietet. Selber aber schreibe ich lieber über positive Dinge. Da liegt der kleine Unterschied, einmal geht es um veröffentlichte und das andere mal um selbst geschriebene Artikel.
Müssen plakative Awards, wie der DummDomAward wirklich sein?
Entspannt euch, oder ist einer von euch Teilnehmer ;) Es gibt eben Auswüchse, die unschön und amüsant sind. Wenn man mit diesen auf eine humorvolle Art umgeht, wirken sie weitaus weniger abschreckend, wenn man dann zum ersten Mal selber damit konfrontiert wird.
Ist diese Art von Pranger überhaupt legal?
Ja, weil es eben kein Pranger ist. Wir machen die Personen unkenntlich und nehmen persönliche Daten wie Profilnamen, Webseiten, Nummern, Anschriften, Alter, usw. raus und stellen auch nichts online, bei dem ein Urheberrechtsschutz in Betracht käme.
Du hattest vor Jahren Streit mit den Schattenzeilen und dem SMJG bereust du das?
Da müsst ihr aber wirklich tief gegraben haben ;) Also mit den Schattenzeilen, das war durchaus unglücklich von mir initiiert. Ich habe damals Autoren von dort angeschrieben, ob sie nicht auch bei mir Geschichten veröffentlichen wollen. Das ist legal, aber nicht sehr höflich und damit wenig gentledomlike. Ich hatte gerade erst die Seite ins Netz gestellt und wusste noch nicht, wie ich am besten Inhalte erhalten kann. Heute würde ich es anders machen und dem Betreiber mein Projekt vorstellen und um Hilfe bitten. Mein Fehler, aber einen Streit zwischen uns beiden würde ich das nicht nennen, es war maximal eine Verstimmung, die ich vielleicht mit einem anderen Vorgehen hätte vermeiden können.
Das mit dem SMJG war eine ganz andere Hausnummer. Hier wurden von einem Mitglied Dinge behauptet, die eine strafbare Verleumdung darstellten und meiner Bitte, den Thread zu entfernen, wurde nicht entsprochen. Dann machte ich von meinen Rechten Gebrauch und forderte, unter Androhung juristischer Schritte, mein Recht auf eine Gegendarstellung ein. Viel mehr will ich dazu auch gar nicht schreiben. Es war eine sehr unschöne Sache, aber das liegt viele Jahre zurück und inzwischen sind die alten Verantwortlichen ausgeschieden und mit der neuen Führungsriege gibt es keine Probleme. Ich empfehle den SMJG inzwischen auch wieder weiter und beim SMJG wird immer mal wieder unser Projekt empfohlen. Da habt ihr wirklich eine alte Kamelle ausgegraben, die inzwischen längst verjährt sein dürfte ;)
Also bereust du den Streit mit dem SMJG nicht?
Ach kommt schon, wollt ihr hier künstlich einen Keil zwischen diese beiden Projekte bzw. ihre Verantwortlichen treiben? Ich finde es sehr schade wie es gelaufen ist, eine frühzeitige Löschung des Threads wäre der sauberere und stressfreiere Weg gewesen. Die Verantwortlichen hatten eben mehr die Sicht freie Meinungsäußerung was durchaus vertretbar aber unfair ist, wenn der andere wegen einer Altergrenze sich dazu nicht am gleichen Ort äußern darf. Am besten wäre es natürlich gewesen, die Situation wäre gar nicht erst entstanden, aber leider ist das Leben eben kein Wunschkonzert. Als Betreiber eines solchen Projekts steht man natürlich, selbst wenn man dies gar nicht will, auf einem kleinen Podest und somit wird es immer mal jemanden geben, der einen publikumswirksam davon runterschubsen will. Ich hatte mich damals zu dem Thema kurz mit SirX (der neben Matthias Grimme wohl der bekannteste Dom in Deutschland ist) ausgetauscht, und wenn ich höre, was über ihn schon alles virtuell „erzählt“ wurde, bin ich bisher echt glimpflich davon gekommen.
Der SMJG klärt auch auf, jedoch verzichten sie bewusst auf eine Flirtcommunity, für mich ist diese Erweiterung von gentledom.de ein deutliches Zeichen der Kommerzialisierung des Projekts.
Die Idee einer Flirtcommunity gab es auch beim SMJG mal, soweit mir bekannt, wurde dies damals auf Anraten eines Anwalts nicht gemacht. Inzwischen ist das Hauptargument aber, dass man beides nicht vermischen will.
Nutzungsbedingungen, Datenschutz, weitere rechtliche Unsicherheiten. Das erzeugt beim Start einer nichtkommerziellen Community Kosten von rund 1.500 bis 2.500 Euro für juristische Beratung und Erstellung von entsprechenden Texten und Aufklärung des Betreibers. Zudem muss bei Ärger immer mal wieder ein Anwalt hinzugezogen werden und das kostet dann erneut Geld. Bei einem kommerziellen Projekt holt man die Kosten schnell durch Mitgliederbeiträge und Werbung raus. Nichtkommerzielle Projekte können das nicht. Hier hat unser Projekt einfach großes Glück, dass ich Volljurist bin und mein beruflicher Schwerpunkt genau in diesem Bereich liegt. Die entsprechend nötige juristische Beratung kann ich daher selbst übernehmen.
Aber ich sehe keinen Schritt in die Richtung Kommerzialisierung, oder seht ihr irgendwo auf der Seite Werbung oder kostet die Mitgliedschaft etwas?
Das stimmt, aber es ist ein typischer Schritt solche Angebote zuerst kostenlos anzubieten und später dann Premiumprofile einzuführen.
Selbst wenn wir das tun würden und ich sage ausdrücklich, das ist derzeit gar nicht in unseren Planungen enthalten, wo wäre das Problem?
Ich bin Eigentümer des Projekts, mit meinem Eigentum kann ich verfahren, wie ich es will. Es gab in diesem Jahr ein Kaufangebot im fünfstelligen Bereich, ich habe es dankend und lachend abgelehnt. Sollte es jemals dazu kommen, dass die Seite kommerzialisiert wird, dann werden auch weiterhin alle Inhalte, die der Aufklärung dienen frei zugänglich sein. Die einzigen Punkte, an denen ich mir eine Kommerzialisierung überhaupt theoretisch vorstellen könnte wären der BDSM Atlas (geplant ist ein Atlas, in dem Stammtisch, Studios, Shops, Clubs, usw. verzeichnet sind) oder die Community, welche der Partnersuche gilt. Bei der Community gäbe es sicher auch Rabatte (junge Leute, Orgas aus dem Forum, evtl. Geringverdiener), aber Männer und Frauen würden gleichbehandelt werden und es müssten nicht wie bei vielen anderen Seiten nur Männer zahlen. Zudem würden die bisherigen Funktionen weiterhin frei nutzbar sein. Das Forum, welches dem Gedankenaustausch dient, wird unter dem derzeitigen Betreiber keinesfalls kommerzialisiert und das unterstütze ich ausdrücklich. Würden wir das Projekt also an den Punkten kommerzialisieren, würde keinem Besucher etwas weggenommen werden. Wir hätten aber Geld, um die Softwareentwicklung voranzutreiben, bessere Server zu bezahlen und vielleicht sogar bezahlte und nicht ehrenamtliche Mods einzusetzen.
Das sind aber doch sehr konkrete Ideen!
Ich war früher beruflich Startupberater im IT-Bereich. So ein Grobkonzept ist in weniger als einer Stunde erstellt, und natürlich haben wir uns intern schon einmal dazu Gedanken gemacht, es dann aber wieder verworfen. Wenn die Kosten oder der Programmieraufwand des Projekts Community ein gewisses, hobbymäßig nicht mehr tragbares Level erreichen sollten, könnte die Idee wiederbelebt werden.
So aber wer die ganze Zeit austeilt der muss auch einstecken können…
Ich habe mir mal eure Blogs angeschaut, siehe da, der Fragesteller selbst macht beim Partnerprogramm von Eis.de und Amazon mit. Er verdient also, ohne dass es der normale Nutzer mitbekommt etwas, wenn einer seiner Besucher Eiskunde wird oder über seine Buchempfehlung bei Amazon einkauft. Bei uns werdet ihr weder offene noch versteckte Werbung finden. In diesem Sinne, kehr erst einmal ein wenig vor der eigenen Haustür, dein Blog hat keine Einrichtungs-, Domain-, oder Serverkosten, das Geld fließt also in deine Tasche und dient nicht dazu, die laufenden Kosten deines Blogs zu tragen.
Daher mal meine Frage: Hast du es wirklich nötig, auf diesem Wege versteckt ein paar Extraeuros zu verdienen und warum kritisierst du dann eine höchstens theoretische Kommerzialisierung unseres Projekts in ferner Zukunft?
Keine Reaktion aber die Frage war nun auch recht gemein.