Eine Beziehung zu führen, ist wahrlich nicht leicht in diesem Bereich, denn man muss es schaffen, zwei Beziehungen mit einer einzigen Person zu führen.
Zum einen gibt es die Ebene Mann und Frau, auf der man ein ganz normales Paar mit den ganz normalen Wünschen und Bedürfnissen ist, daneben gibt es aber auch noch die Ebene Dom und Sub.
Die Bedürfnisse der beiden Ebenen gehen öfter konträr und man muss sehen, wie man beide miteinander vereinbaren kann. Mir half dabei immer eine strikte Trennung beider Ebenen, zwar gibt es fließende Übergänge, aber man muss eben genau wissen, in welchem Bereich man sich gerade befindet und dies setzt auf beiden Seiten Einfühlungsvermögen und Umsicht voraus.
Ich selber lasse mir im Vorfeld die "Grenzen" (die Tabus meiner Partnerin) setzen, an die ich mich immer halte. Neue Grenzen gestatte ich jedoch nicht (es gäbe durchaus Ausnahmen, diese müssten aber schon sehr gewichtig sein), da ich sonst nicht mehr der Führende, sondern nur noch der Ausführende wäre.
Von daher sollte anfangs lieber etwas als tabu bezeichnet werden, solange man sich nicht sicher ist.
Zudem, einmal etwas im abgesprochen Rahmen auszutesten, führt noch nicht dazu, dass es kein Tabu mehr ist, jedoch sollte im Anschluss eine Entscheidung erfolgen.
Die gemeinsamen Grenzen zu erweitern hat durchaus seinen Reiz. Die Frage, wer letztendlich das Spiel bestimmt, bleibt also offen. Mag es der sein, der die Grenzen zieht oder auch der, der sich innerhalb der gezogenen Grenzen frei bewegen darf.
Schlagen kann so gut wie jeder, Führen hingegen ist in meinen Augen eine Kunst, die nicht jedem gegeben ist. Von daher kommt es immer sehr auf die persönliche Note an. Diese persönliche Note beinhalten im Bereich BDSM kleine Rituale wie auch selbstgemachtes Spielzeug.
Ein Ritual, was ich in jeder Beziehung hatte, war z.B., dass ein Halsband, das ich anlege, auch nur von mir wieder abgenommen wird, aber es gibt auch andere Rituale, wie eine besondere Form der Begrüßung.
Diese kleinen Rituale bilden den Rahmen. Das Bild, das in den Rahmen passt, wird aber bei jedem Mal neu erfunden. Seine Gestaltung erfolgt eher intuitiv, nicht geplant nach starren Regeln und somit zu berechenbar.
Auf standardisierte Verhaltensregeln zurückzugreifen, wie die Regeln der „O“, liegt mir persönlich nicht. Ich mag es individuell und auf die jeweilige Partnerschaft angepasst.
Um im künstlerischen Bereich zu bleiben, eine Partnerin ist wie ein unvollendetes Kunstwerk. Jemand mit Erfahrung ist schon bis zu einem gewissen Grad vorgeformt und aus ihm etwas gänzlich Neues zu machen, ist sehr schwer, also muss man sehen, wie sehr die Vorformung zu den eigenen Bedürfnissen passt.
Hat jemand keine Erfahrungen in diesem Bereich, so muss man mehr Zeit investieren, kann aber dafür ein Kunstwerk erschaffen, das sehr stark den eigenen Vorstellungen entspricht. Jedoch ist jeder Partner aus einem anderen „Material“, hat man also jemanden, der Granit gleicht, wird man diese anders behandeln müssen als bei Sandstein oder Lehm.
Nur wer sich selber wie auch den anderen einschätzen kann, vermag es gemeinsam etwas Schönes und Dauerhaftes zu erschaffen.
Auch kann eine persönliche Note dadurch erzeugt werden, dass Dinge im Spiel benutzt werden, die selber hergestellt wurden. Ein selbstgemachtes Halsband hat in meinen Augen einen größeren ideellen Wert als ein gekauftes und mit etwas Geschick kann man die Qualität der gekauften auch erreichen.
Für mich ist das Basteln von solchen Spielsachen (von kleinen Dingen wie Halsbändern, über Fesseln und Peitschen, bis hin zu ganzen Käfigen) zudem etwas sehr entspannendes. Es ist ein schöner Ausgleich zu der beruflich vor allem geistigen Arbeit und zudem sind diese Spielsachen den individuellen Bedürfnissen perfekt angepasst.
Feste, immer wiederkehrende Regeln, gibt es bei mir nicht viele. Eben, weil jeder Partner anders ist, will ich niemandem ein starres Regelkorsett anlegen, welches ihm gar nicht liegen könnte.
Zwei Dinge sind aber konstant: Ich akzeptiere auf Dauer bei einer Sklavin nicht das Wort Nein und ein Halsband, welches von mir angelegt wurde, wird auch nur von mir wieder abgenommen.
Warum kein Nein? Nun, ich achte die Tabus des Partners, daher bewege ich mich in den Grenzen, die mir von ihm gegeben wurden. In diesen Grenzen bin ich jedoch frei. Ein Nein würde bedeuten, dass ein Verbot ausgesprochen wird; würde ich dies akzeptieren, wäre ich nur noch ein Handlanger, der macht, was seine Sklavin will.
Ein Nein zwingt mich zur Reaktion. Zum einen werde ich die Handlung fast mit 100-prozentiger Sicherheit vollziehen oder gar erzwingen, zum anderen wird es eine Strafe für dieses Nein geben. Falls meine Sklavin etwas nicht will, steht es ihr frei mich darum zu bitten. Ein „Bitte nicht, mein Herr“ hat, wenn ich es nachvollziehen kann, durchaus gute Chancen beachtet zu werden.
Beim Halsband ist es ähnlich. Lege ich es an, ist es eine symbolische Annahme der Frau als meine Sklavin. Demnach kann sie, wenn sie Sklavin ist, nicht selbstständig darüber entscheiden, ob sie es wieder ablegen will. Diese Freigabe liegt in meinen Händen.
Ich bin jedoch sensibel genug, um zu merken, wann es besser ist, sie aus ihrer Stellung zu entlassen, wenn besondere Umstände dies erforderlich machen.
Das Wichtigste, oder zumindest mit das Wichtigste, in der Erziehung ist Konsequenz, doch gerade, wenn man liebt, fällt einem das nicht immer leicht.
Liebe kann dazu führen, dass man in Bezug auf die Konsequenz nachlässig wird, aber gerade nach Konsequenz sehnt sich ein devoter Partner, er will geführt werden.
Geht sie daher auf Seiten der dominanten Person verloren, wird diesem Verlust schnell ein Verlust an Respekt von Seiten des devoten Parts folgen, was eine ernsthafte Gefahr für jede Beziehung darstellt.
Fast jede Person, die erzogen wird, versucht ihre Grenzen auszutesten. Je mehr man durchgehen lässt, umso öfter muss man aktiv werden. Je mehr man zeigt, bis hier hin, aber nicht weiter, umso mehr werden diese Grenzen akzeptiert werden.
Es startet meist mit einer Eroberung, danach kommt oft eine Phase der Konsolidierung, woran sich die Phase des Austestens anschließt. Seid also zu jedem Zeitpunkt konsequent, jedoch niemals unfair. Falsches Verhalten muss am besten zeitnah und auf jeden Fall angemessen (= weder zu hart, noch zu weich) bestraft werden, aber nur wenn die Person wissen konnte, es war falsch.
Man sollte immer zeigen, warum bestraft wird, im Idealfall sieht der devote Part die Strafe als gerecht an und erträgt sie. Nach der Bestrafung, gerade bei einer härteren, sollte man den Partner behutsam auffangen und ihm zeigen, dass er einem sehr wichtig ist und sein eigenes Verhalten einen dazu gezwungen hat.
Übrigens es ist sinnvoll, nicht nur durch Strafen zu erziehen. Mindestens genauso gut ist das Erziehen durch Belohnungen, eben für positives Verhalten.
Ich stehe der „Szene“ recht ambivalent gegenüber, besonders die Neigung einiger zur Intrigenbildung ist abschreckend. Mit einem größeren Teil der Szene werde ich nicht wirklich warm, jedoch ein kleiner Teil sagt mir sehr zu und aus diesen Kontakten heraus sind über die Zeit sogar Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen will.
In meinen Augen hat die Szene nicht ganz umsonst einen derart schlechten Ruf. Es gibt viele schwarze Schafe und einige der „Doms“ sehen ihre Rolle nur als Masche an, um an Frauen zu gelangen, die sonst nicht ihre Kragenweite wären. Auch werden auf dominanter Seite oftmals nur die Rechte gesehen, die aus einer BDSM Beziehung hervorgehen, nicht aber die damit verbundenen Pflichten.