Unser Sklavenvertrag

Vorwort (Neu): Ein alter Blogeintrag, zwar war es damals ein Fehler aber nicht nur ich sondern auch andere sollten aus Fehlern lernen dürfen. Für meine damalige Partnerin war BDSM der primäre Beziehungsgrund und so verwundert es kaum, dass diese Beziehung nicht wirklich lange hielt. Sie wünschte sich damals einen Sklavenvertrag und darüber geht es in diesem Blogbeitrag.

Natürlich ist ein solcher Vertrag niemals etwas rechtlich Relevantes und es verpflichtet die Partner nur solange, wie sich beide daran auch gebunden fühlen. Aber ist dies nicht bei allen Versprechen so?

Fehlt einem Vertrag die Geschäftsgrundlage, so ist er nichtig, genauso ist es mit einem Liebesschwur oder einer anderen Bekundung. Ein Liebesschwur wird solange Bestand haben wie die Emotionen sich nicht negativ verändern, also bis eine oder beide Seiten sich wieder "entliebt" haben.
Die Beteiligten benötigen demnach die gemeinsame Basis, auf der sie handeln wollen. Etwas schriftlich zu fixieren, bringt im Kontext BDSM den Wunsch zum Ausdruck etwas von Dauer erschaffen zu wollen und sicher spielt hierbei ebenfalls der Kick und die Lust an Ritualen und Reglements eine entscheidende Rolle.

Allgemein stehe ich diesen Verträgen kritisch gegenüber. Fast immer werden Vorlagen kopiert und es fehlt mir vollends an der Individualität und damit dem Besonderen, der damit verbundenen Regelungen.
Ich habe in meiner jetzigen Beziehung gemerkt, dass meine Partnerin einen starken Wunsch nach solchen Regelung hegt und solange sie nicht nur die Vorteile dabei im Auge hat, sondern auch den Wunsch, wirklich die Bedingungen des Vertrages zu erfüllen, freue ich mich daran, sie in diesem Bereich zu fordern und zu fördern. Es hängt also von uns beiden ab, wie lange dieser Vertrag gültig sein wird.

 

Ich selber habe den Vertrag entworfen, dies hat noch keine Stunde gedauert. Es mag aber sein, dass ich durch meinen Beruf, das Studium und auch als erfahrener BDSMler hier gewisse Vorteile genieße und mir so etwas sehr leicht von der Hand geht.
Sie durfte im Nachgang Vorschläge machen und ich hörte ihre Wünsche an. Natürlich baute ich nicht alles genauso ein wie sie wollte, aber ich weiß auch, dass sie den Vertrag nur eingehen wird, wenn ich ihre Bedürfnisse ebenso beachte wie meine.

Meine Partnerin hat diesem Vertrag bereits zugestimmt und fühlt sich an ihn gebunden, eine noch zu erstellende handschriftliche Abschrift hat daher vor allem Symbolcharakter. In den nächsten Tagen wird unser Vertrag von ihr mit einem Silberstift auf eine große schwarze Pappe übertragen und von uns beiden unterschrieben. Aber weder sie noch ich können auf der Einhaltung des Vertrages pochen, sollte irgendwann die gemeinsame Basis fehlen.


Herr-Sklavin Vertrag zwischen XXXX und XXXX*

Präambel
XXXX und XXXX führen eine im Alltag gleichberechtigte Beziehung. Im Kontext BDSM vereinbaren beide dagegen ein Herr Sklavin Verhältnis zu führen. XXXX kann XXXX jederzeit zu seiner Sklavin machen. Er wird dabei aber dafür Sorge tragen, dass dies nicht in unpassenden Situationen erfolgt.

Reichweite
Die Sklavin steht ihrem Herrn uneingeschränkt zur Verfügung, solange nicht gesundheitliche oder berufliche Gründe etwas anderes zwingend erfordern. Alle in diesem Vertrag vereinbarten Rechte und Pflichten können von ihrem Herrn jederzeit eingefordert werden, solange der Vertrag selbst nicht einen Ausschluss vorsieht. Die Sklavin wird versuchen, ihre eigenen Bedürfnisse unter die des Herrn zu stellen.

Sonderregel für die normale Beziehung
Als Kompensation für die sexuellen Freiheiten, die XXXX als Herr genießt, gesteht er XXXX auf der Alltagsebene zu, dass sie andere Frauen und Männer küssen darf, solange es keine emotionale Bindung dadurch gibt, es sich nicht um Expartner oder gemeinsame Freunde handelt und der Ruf beider nicht leidet.

Safeword
Egal in welcher Situation, durch das Sagen des Wortes „Gnade“ werden alle Handlungen abgebrochen und die Rollenverteilung Herr-Sklavin wird aufgehoben. Ist es der Sklavin nicht möglich zu sprechen, so muss ihr eine Alternative zum Safeword geboten werden. Bevor die Situation nicht durch beide als geklärt betrachtet wird, ist es XXXX nicht gestattet, aus XXXX ohne ihr Einverständnis wieder seine Sklavin zu machen. Die Sklavin verpflichtet sich, das Wort wirklich nur im Notfall zu benutzen und es nicht zu missbrauchen.

Bitten
Die Sklavin darf höfliche Bitten an den Herrn richten, dieser ist an eine solche Bitte nicht gebunden.

Regeln
In dem Vertrag stehen die ersten vereinbarten Regeln. Sollte sich das Regelwerk verändern, wird dies jeweils in ein dafür noch zu erstellendes Regelbuch eingetragen, welches dadurch ebenfalls Bestandteil dieses Vertrages wird. Bei den Regeln wird folgend zwischen primären und sekundären Regeln unterschieden.

Primäre Regeln
Die folgenden Regeln haben eine sehr hohe Bedeutung:
Der Herr kann zu jeder Zeit über den Körper der Sklavin verfügen.
Halsband und Fesseln dürfen nur vom Herrn wieder gelöst werden.
Kontakte im Bereich BDSM unterliegen alleinig der Kontrolle des Herrn (Edit: Dies wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Sklavin aufgenommen).
Insbesondere ist der Sklavin jegliche Art intimer Kontakte zu anderen Personen untersagt.
Sie achtet darauf, dass das Ansehen und der Ruf ihres Herrn nicht beschädigt werden.
Kniet die Sklavin, tut sie dies so lange, bis der Herr sie zu etwas anderem auffordert.
Sperma ist immer durch eine der Öffnungen der Sklavin aufzunehmen.

Sekundäre Regeln
Auch diese Regeln sind bindend, jedoch sind diese nicht gleich essentieller Bedeutung wie die primären Regeln. Das Wort „Nein“ ist der Sklavin nicht erlaubt. Die Sklavin hat alle benutzten Sexspielzeuge zu reinigen, Müll zu entfernen, Kleidung im Raum nach der Session ordentlich aufzuräumen und das gemeinsam genutzte Bett sauber zu halten. Ohne Erlaubnis des Herrn darf die Sklavin sich nicht selbst befriedigen. Die Sklavin darf von sich aus in der Zeit von 12-20 Uhr um Erlaubnis bitten, sollten sich beide an dem Tag nicht sehen. Der Herr kann ihr zudem von sich aus diese kleine Freude schenken. Die Sklavin darf sich erst wieder ankleiden, wenn sie kein Halsband mehr trägt und sich ihr Herr bereits angekleidet hat oder dieser ihr eine andere Weisung erteilt. (Edit: Dies wurde auf ausdrücklichen Wunsch der Sklavin aufgenommen)

Pflichten
Die Sklavin verpflichtet sich, wahrheitsgemäß über Verfehlungen zu berichten und ebenso auf Fragen zu antworten. Der Herr verpflichtet sich ordentlich über die Einhaltung der Pflichten zu wachen, soweit ihm dies möglich ist. Er schützt die geistige und körperliche Gesundheit und den Ruf seiner Partnerin nach bestem Wissen und Gewissen.

Strafe
Die Sklavin hat ausdrücklich um eine harte Führung gebeten, daher wird sie die Flucht Strafen oder Verhandeln über selbige zukünftig unterlassen. Jeder Versuch führt mindestens zur Verdoppelung der Strafe.

Tabus
Der Herr verpflichtet sich, die Tabus der Sklavin zu achten. Die Tabus, wie auch die erlaubten Spielarten, sind Teil der Anlage 1, die hiermit Bestandteil des Vertrages wird. Die Sklavin selbst darf keine neuen Tabus aufstellen, es sei denn die geforderte Handlung ist nicht in der Anlage 1 aufgeführt und war der Sklavin zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses auch nicht bekannt. Will die Sklavin ihrem Herrn ein Tabu schenken, so trägt sie dies an einer eigens dafür vorgesehenen Stelle im Regelbuch ein.

Mit der Unterzeichnung des Vertrages erkennen beide Seiten die Rechte und Pflichten an welche hiermit festgehalten werden sollen.

In Demut und mit Freuden                                      Voll Stolz und der Verantwortung bewusst

Ort, Datum Sklavin                                                                Ort, Datum Herr


* Ich achte auf unsere Privatsphäre und haben daher unsere wirklichen Namen entfernt.


Kommentare:


Anselm schrieb am 17.06.2020


In den gesamten Beiträgen stelle ich immer wieder fest, dass man nur von Sklavin aber nie von Sklave schreibt. Auch beim DOM geht man immer von einer männlichen Person aus obwohl es auch FemDom gibt.

Sollte man mal überdenken. Anselm.


Antwort auf diesen Kommentar

Nope, hier auf der Seite kann jeder seine Texte veröffentlichen, das hier ist aber eben ein Blog eines MaleDoms der auf FemSubs steht und daher zumeist über diese Konstellation seine persönlichen Ansichten veröffentlicht. Es steht dir frei deine Texte einzureichen, geht einfach über die Mailaddy aus dem Impressum, wenn diese den Standards des Projekts entsprechen, gehen sie online :) Zumal auch hier in meinem Blog öfters neutrale Formulierungen zu finden sind... aber manchmal sind Sklave und Sklavin eben doch nicht so gleich und es gibt Unterschiede, nicht nur beim Geschlecht :)

Silentnine schrieb am 17.12.2017


Hallo Gentledom, würden sie auch einen Sklaven Ausbildungsvertrag durchlesen und mir ihre Anmerkung oder bedenken mitteilen. Anonym und Diskretion vorausgesetzt.0


Antwort auf diesen Kommentar

Sofern es noch einige Wordseiten sind, kann ich dir da gerne meine Meinung mitteilen, warne aber schon mal vor, in der Regel finde ich die meisten dieser Verträge nicht wirklich gut.

Elaine schrieb am 10.08.2017


Diese Seite ist wirklich toll. Auch wenn man keinerlei Erfahrungen in dieser Richtung hat. Zum einlesen für mich als neugierige und lernbegierige Person wirklich gut.
So ein Vertrag ist wirklich interessant. Ich finde dass er die bestehenden Gefühle deutlich machen und Unsicherheiten und Ängste dem gegenüber klarstellen kann.
Vielen Dank.


Antwort auf diesen Kommentar

Gerne, wobei ich die Verträge eher kritisch sehe, sie werden zu schnell geschlossen und es werden sich selten wirklich Gedanken um beide Seiten gemacht.

SWA schrieb am 26.04.2017


Gibt's auch noch irgendwo die Anlage 1?


Antwort auf diesen Kommentar

Die gab es sicher mal, aber wurde damals nicht eingestellt und wird sicher auch nicht mehr eingestellt, selbst wenn ich sie noch hätte :) Dort standen ihre Tabus drauf und ich denke, das sollte wenn jeder selber niederschreiben....

doggy54 schrieb am 14.03.2017


Guter Vertrag
An alles wurde gedacht

doggyonfloor
hab deinen schönen blog im net gesehn wundervoll


Antwort auf diesen Kommentar

An alles was für uns relevant war, mit anderen Vorraussetzungen würden sicher Sachen fehlen aber für uns hätte er evtl gepasst, wobei wie im Edit steht war die Motivationslage wohl die falsche :)

Psychotrop schrieb am 18.10.2014


Eine wunderschöne Formulierung und weit abweichend von den vorformulierten Standardtexten. Besonders der Modulare Aufbau mit Regelbuch und Anhang gefällt mir!
Großartig.


Antwort auf diesen Kommentar

Danke, wenn schon ein solcher Vertrag dann zumindest ein individueller :)

Jörg Hager schrieb am 08.08.2012


hagerix@gmx.de

Sehr geehrter Herr,
wissen Sie u.U., wo ich einen Vertrag für das Verhältnis Herrchen/doggy (petplay) finden kann?
Über eine schlüßige Antwort würde ich mich sehr freuen.
MgG doggyonfloor


Antwort auf diesen Kommentar

Da muss ich wohl doch irgendwann mal die ganzen Kommentare einfügen bei den alten Einträgen wenn sie noch immer gelesen werden ;-) aber zur Frage eine kurze und schlüssige Antwort: Nein da kann ich nicht helfen. Aber so schwer ist es nicht einen Vertrag zu schreiben...

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