Ein ausgedehnter Spaziergang auf dem Tellerrand

Mein erstes Mal. .. Wer hätte das gedacht.. Ich bestimmt nicht.

In mir machte sich seit der Einladung zu der Playparty eine innere Aufregung breit. Playparty.. In meinem Kopf formten sich Bilder von Massen von Menschen, die keine Scheu hatten, ihre Vorlieben in Lack, Leder und Latex intensiv auszuleben. Masken über Masken. Die Begrüßung .. ein Peitschenknall und jeder der nach Unterdrückung riecht, muss sich zur Belustigung der anderen bis auf die Haut ausziehen und wird von einem zum anderen gereicht. Tja, Kopfkino muss nicht immer anregend sein, es kann einen auch hemmen. Doch warum machte ich mir eigentlich solche obskuren Gedanken? ICH wollte es doch. ICH als Unerfahrene hatte gefragt und jetzt einen Rückzieher machen? Nie im Leben. Außerdem hatte ich jemanden, der mich an die Hand nehmen würde und auf dem ich vertrauen konnte. Nennen wir sie mal der Einfachheit halber Miss X.

Als es wegen andere äußerer Einflüsse dann doch eher spontan zu dem Besuch kam, war ich innerlich schon so gefestigt, dass ich einfach mal das Kino in meinem Kopf geschlossen hatte.

Was ziehe ich an? Hm,... Also so viel Auswahl habe ich ja mal nicht, was Kleidung betrifft , da ich eh mehr so der sogenannte Jeanstyp bin, dadurch vereinfachte es die Sache ein wenig und ich entschied mich dann doch mal für meine enge schwarze Lederhose und dazu ein schulterfreies Oberteil. Nach dem ich ein Probefoto an Miss X geschickt hatte und dieses abgesegnet wurde, war ich schon wieder erleichtert. Eine Hürde geschafft. Jetzt gab es kein Zurück mehr. In meinem Hinterkopf spielte "Von nun an gibt es kein zurück" von Phantom der Oper.. Wie passend und ja es war so. Ich hatte mich entschieden und würde jetzt auch keinen Schritt mehr rückwärts gehen.

Der Tag der Wahrheit. Bis auf die letzte Minute nutzte ich, um alles einzupacken und mich reisefertig für den "Tanz auf dem Tellerrand" zu machen. Ich schaltete jetzt wirklich alles aus. Keine verstörenden Bilder mehr, nein, ich freute mich sogar sehr darauf. Mein Bauchgefühl zeigte mir ja schon einen Tag zuvor, dass ich es ruhig wagen könnte, ganz entspannt zu sein.

Nach einer Tagesreise kam die Landmaus in der Stadt schon lachend an. Whatsapp kann einen während einer Fahrt sowas von Lachattacken bescheren. .. Na egal, wo ich war ich noch mal? Ach ja,.. also dort angekommen, wurde ich schon mal herzlich begrüßt und dann ging es erstmal zu Miss X ihrem "Reich". Dort angekommen gesellten sich noch Mr. Y, der mir bis dahin noch unbekannt war und Mr. Z, den ich schon kannte, zu uns. Was ich nicht erwartet hatte war, dass ich auch noch mit selbstgebackenen Kuchen und einem sehr nützlichen Geschenk, eine Aloe Vera- Pflanze, überrascht wurde. Das hatte ich mal überhaupt nicht auf meinem Plan. Da sieht man mal wieder, wie schön doch unerwartete Dinge sein können. Ich weiss, ich schweife wieder mal ab aber sorry, dass musste einfach noch erwähnt werden. Ich hab mich riesig gefreut.

So jetzt wieder zurück. Wir Frauen machten uns, zur Verwunderung der Männer, in Rekordzeit zurecht und dann staksten wir auf unseren Absätzen zum Event des Abends. Also ich stakste eigentlich mehr, ihr erinnert euch, ich bin der Jeanstyp und die tragen nicht so häufig hohe Absätze. Auf dem Hinweg wurde viel gescherzt und gelacht. Dann der Weg durch das Tor, der Empfang. Wir kamen in einen Raum voller Spints, den ich als Umkleideraum deutete, wo wir alle überflüssigen Sachen, ich rede hier von Jacken und Taschen, verstauen konnten. Ein nicht nur auf den ersten Blick sympathischer Mann, der sich weder geifernd noch gaffend auf uns stürzte, sondern uns ganz normal in T-Shirt und Hose freundlich begrüßte.

Die nächsten Schritte führten uns in den Barbereich und da wurde mein vorheriges Kopfkino endgültig durch die Realität ersetzt, die sich nicht im geringsten mit diesen Bildern glich. Es war ein sehr schönes Ambiente, ein kleiner Barbereich, auf der einen Seite, auf der anderen gemütliche Sitzgruppen. Es wurde sich begrüßt. Natürlich gab es auch nackte an der Kette geführte Körper, aber das war jetzt nicht verstörend für mich, das zu sehen. Es floss einfach so in das Ambiente mit ein. Es gehörte dazu und machte das Bild von dieser wirklich sehr schönen Atmosphäre komplett.

Man setzte sich und nein man muss nicht nur alkoholische Getränke bestellen. Ich schaute mich noch etwas vorsichtig um. Schließlich wollte ich nicht, dass sich jemand durch meine Anwesenheit unwohl fühlen würde. Ich hatte ein wenig Angst, ich könnte diese Stimmung durch mein "jungfräuliches" Erscheinen stören. Doch diese Befürchtung wurde mir nach wenigen Minuten genommen als Miss X uns, also Mr. Y und Mr Z. und meine Wenigkeit, durch die jeweiligen Räume führte und ich war einfach nur begeistert, wie stilvoll alles eingerichtet war.

Es gab einen Kerkerraum mit einigen mittelalterlichen Gerätschaften unter anderem einer Streckbank, die mich faszinierend in ihren Bann zog. Ich betrachtete alles mit etwas Abstand aber dennoch neugierig und mein Interesse wuchs. Ich stellte mir so einige Szenarien vor. Jeder Raum war individuell und nach den jeweiligen Bedürfnissen eingerichtet. Von den anderen Gästen bekam ich ein immer "normaleres" Bild. Ich schämte mich, dass ich vor einiger Zeit noch dachte, auf so einer Party würde es nur um Lack, Leder, Latex gehen. Schuld daran waren halt diese verstörenden Infos, die man teilweise im Internet um die Ohren geschlagen bekommt. Die Gesellschaft bestand aus Leuten im Alter von Mitte Zwanzig bis zu denen, die die Mitte des Lebens schon erreicht hatten. Also total gemischt, was noch sympathischer wirkte. Es gab diese alten Hasen, dann die schon Erfahrenen und nicht zu vergessen Unerfahrenen so wie ich oder die schon Blut geleckt haben und es dort noch etwas auskosten/ vertiefen wollten.

Es wurde gescherzt, gelacht. Also bierernst war gestern. ;)) Neben uns gesellte sich ein Mann, der offensichtlich der Sklave/Sub einer der Gäste war. Er kniete sich neben uns auf dem Boden. Zum ersten Mal habe ich dieses Ritual gesehen und ich empfand es nicht als beschämend, sondern lauschte gerne den Worten. Dann durfte ich einer rituellen Züchtigung beiwohnen. Schon wieder ein erstes Mal. Eine Herrin züchtigte einen anderen Sklaven/Sub mit einem sogenannten Mindgame. Ich wusste theoretisch, was es ist, aber praktisch war es neu für mich und auch hier nahm ich wieder etwas Neues für mich mit.

Die "Einweihung" des Kerkerraums war für mich einer der Höhepunkte des Abends. Erm, um keine falschen Hoffnungen aufkommen zu lassen, nein ich war nicht die "Flasche Sekt" sondern Miss X. Sie wurde kunstvoll auf der Streckbank drapiert/gefesselt und dann fing Mr. Y an sie auszupeitschen. Ich hörte aber nicht diesen Knall auf der Haut, den Schmerz. Für mich klang es wie ein Streicheln der Haut, schön melodisch. Ich zuckte zu meiner eigenen Verwunderung nicht zusammen, sondern ließ dieses Geräusch, diese Melodie der "Züchtigung" auf mich wirken. Es war ein sehr schönes Zusammenspiel. Später betrachtete ich dieses "Kunstwerk" an ihrem Rücken und Mr. Y und ich waren uns einig, dass diese Wellen einer Wüstenlandschaft glich, wo der Wind den Sand sanft streichelt. Wieder wurde gelacht.

Kurze Fußnote...Es ist übrigens durchaus erlaubt zuzusehen, wenn nicht gerade eine Kette vor dem Raum hängt. Ich war jedenfalls sehr dankbar, dass mir ein weiteres erstes Mal zu einem noch weiteren Blick über den Tellerrand verholfen hat. Selbst als eine andere Lady mit der Gerte auf den Hintern eines Sklaven/Sub schlug, der an einem Pranger fixiert war, war der Knall zwar hell aber auch hier zuckte ich nicht zusammen, sondern ließ das Geschehene auf mich wirken. Ich blickte auf den langsam geröteten Hintern des Sklaven, der die Schläge sowas von wegsteckte, trotz Aufschrei.

Ein weiteres Highlight war zu sehen, wie besagter Mr. Y Lady X mit Nadeln "schmückte". Dies geschah in einem anderen sterilen Klinikraum und auch hier wurde gescherzt und mit präziser Genauigkeit ohne das es nüchtern wirkte, die Nadeln gesetzt. Dabei wurde so mancher "Zuschauer" durch die ein oder andere Info von Mr. Y erhellt. Ich konnte mein Mäulchen nicht halten, als es um die Auswahl der Nadelstärke ging. Ich sah nur das Grün und meinte, dass Grün, ja die Hoffnung wäre.. ohne zu wissen, dass es die Stärksten waren. Ich sollte wirklich nicht immer meinen Senf dazu geben. Besonders, wenn dadurch jemand anderes leiden muss. Aber Miss X war ruhig und man sah ihr nicht einen Augenblick die Schmerzen an. Niemand im Raum gaffte, sondern blickte andächtig auf das Geschehene. Für mich glich es einer Stickerei, in der der Faden mit der Nadel langsam mit den geschulten Fingern von Mr. Y durch den Stoff gezogen wird. Wieder nichts Zerstörendes.

Was da hinter dem Tellerrand passierte, wurde für mich immer interessanter. Der Abend ist für mich zu dem Tag geworden, der mir zeigte, wohin mich mein Weg weiterführt.

Bitte nicht falsch verstehen, ich geile mich nicht daran auf, anderen beim Schlagen zuzusehen. Ihr müsst das so sehen, ich bin wie ein Kind, das ständig neue Erfahrungen macht und sich Schritt für Schritt an das Erlebte ran wagt, und dieser Abend hat mir dabei sehr geholfen. Ich sage jetzt nicht.. los hopp hopp, geht auf die nächste Playparty, möglichst noch alleine. Nein, aber wenn ihr jemand kennt, der so einfühlsam ist, so wie ich es erlebt habe, dann wagt den Schritt und wenn es dazu noch eine Party ist, bei dem diese Person so Einige kennt, dann vertraut auf sie. Ihr werdet es nicht bereuen. Gerade wenn ihr am Anfang etwas verunsichert seid, wird euch dieser Besuch helfen, die Dinge klarer zu sehen.

Ich hatte eine Menge Spaß, habe viel für mich mitgenommen und es war bestimmt nicht das erste und letzte Mal für mich. Denn in einer so sympathischen Runde macht so ein gemütlicher "Perversen-Abend" so richtig Vergnügen. Und was ist verkehrt daran, Spaß zu haben? ;))


von Corina

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