Erster Stammtischbesuch, eine amüsante Enttäuschung

Damals: MaleDom, 27-28 Jahre, szeneunerfahren

Eins gleich vorweg: Mein erster Stammtischbesuch war recht abschreckend. Ich habe im Netz geschaut, ob es denn einen in meiner Heimatstadt gäbe und siehe da, es gab sogar drei. Ich dachte mir, je mehr Teilnehmer umso eher werden auch Leute dabei sein, mit denen ich mich gut austauschen kann. Also schrieb ich die Verantwortlichen von jenem an, der die meisten Besucher zu haben schien. Damit kein Spanner oder komischer Kauz zu einem solchen Stammtisch kommt, trafen sich neue Teilnehmer ca. 45 Minuten bis eine Stunde vor dem eigentlichen Stammtisch mit einem der Organisatoren. Er war pünktlich und machte auf den ersten Blick einen normalen und sympathischen Eindruck.

Der zweite oder dritte Satz aus seinem Mund war dann aber doch sehr direkt:

„Hast du eine Sklavin?”

Ich schaute ihn etwas verwundert an und meinte, dass es hier doch um meine Person gehen sollte und nicht darum, ob ich mein BDSM gerade aktiv auslebe. Er könne seine Frage aber in 15 Minuten gerne wiederholen, also wenn wir uns etwas besser kennen.

Er berichtete also etwas über sich, dass er das „Joch der Ehe” endlich abgestreift habe und nun ein freier Mann sei und sich auch beruflich verändern wolle. Ich fragte also, in welche Richtung es denn gehen solle und er antwortete, dass er Kameramann im Pornofilmgeschäft werden wolle.

Einige Jahre zuvor hatte ich zufällig eine Produktionsfirma für Pornos in wirtschaftlichen Fragen beraten und weil ich mich gut mit dem Geschäftsführer verstand, war ich bei einem Dreh dabei (natürlich nur als Zuschauer). Wir unterhielten uns also darüber und ich merkte schnell, wirklich informiert war er nicht, aber egal. Die 15 Minuten waren also rum und so fragte er wieder:

„Und hast du denn nun eine Sklavin?”

Ich antwortete ehrlich mit einem kurzen: „Ja”

Darauf kam von ihm: „Und wie bestrafst du die?”

Wieder schaute ich ihn etwas entgeistert an und meinte, was das denn nun damit zu tun habe, ob ich zum Stammtisch passen würde oder nicht? Er meinte wieder, das würde ihn halt interessieren. Erneut meinte ich, dass er mich dazu später wieder etwas fragen könnte, wenn wir uns etwas besser kennen. Die Unterhaltung ging also weiter und als wir beim später angekommen waren fragte er: „Wie bestrafst du denn nun eine Sklavin?”

Es entwickelte sich also eine lustige Unterhaltung:

Ich: „Entschuldige, die Frage von vorhin hätte ich dir beantworten können, die jetzige nicht.”

Er: „Warum denn das?”

Ich: „Naja, vorhin hast du gefragt wie ich meine Sklavin bestrafe, nun wie ich eine Sklavin bestrafe.”

Er: „Wo ist denn da der Unterschied?”

Ich: „O.k., anders herum, wie bestrafst du denn eine Sklavin?”

Er: „Mit Schlägen!”

Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Meine damalige Partnerin war extrem masochistisch und sie mit Schlägen zu bestrafen wäre fast ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ich stellte mir also die beiden vor. Sie, wie sie ihn ärgert und er, wie er sie haut, wie sie immer mehr Spaß daran hat und ihn somit immer noch mehr ärgert.

Ich schaffte es irgendwie, nicht laut loszulachen und so wurde mir also die Ehre zuteil, den großen Stammtisch auch besuchen zu dürfen. Der fand in einem Hinterzimmer der Kneipe statt. Der Abend war grausig bis amüsant. Eine Zeit lang wurde ich von einem bisexuellen männlichen Sub angegraben, bis ich ihm recht deutlich machte, dass ich kein Interesse an Männern habe (das durch die Blume hat leider nicht funktioniert). Tja und das Hauptthema des Abends waren dann Hartz IV Anträge, nicht im politischen Kontext, sondern wie man diese stellt und welche Leistungen man so abgreifen kann. Es wurde auch etwas über BDSM geredet. Der einzige mir sympathische Mensch bei diesem Stammtisch war ein bekannter Szenefotograf. Vielleicht hatte ich nur Pech, einen blöden Abend erwischt zu haben, aber ich war ehrlich gesagt sehr verschreckt von der Szene.

Eine Bekannte empfahl mir daraufhin, einen der beiden kleinen Stammtische zu besuchen, bei dem sie einige Leute kannte. Gesagt getan, wieder gab es ein Vorgespräch, diesmal mit der Stammtischleiterin. Es erfolgte ein paar Tage vor dem Treffen und war super lustig. Ich fühlte mich beim ersten Treffen sofort wohl und bin seitdem bei fast jedem Stammtischtreffen dabei, mittlerweile bereits seit mehr als acht Jahren.

 

Mein Fazit
Wenn es euch nicht gefällt, geht einfach: In der Regel wird das Niveau nicht besser. Wenn ihr nur schüchtern seid, solltet ihr aber bleiben.

Die BDSM-Welt ist sehr bunt, nicht alles wird euch gefallen, manche Spielarten ebenso wenig wie manche Leute. Findet euren Platz und fühlt euch dort wohl. Dies klappt nicht immer auf Anhieb beim ersten Versuch.

Informiert euch vorher, ob auf Stammtischen geflirtet und gespielt werden darf. Meiner Erfahrung nach sind Spielstammtische oder welche, bei denen offiziell geflirtet werden darf eher niveaulos (gegen ein wenig inoffizielles Flirten sagt eigentlich nie wer etwas, wenn es beide wollen), es gibt aber sicher einzelne Ausnahmen.

Seht ein Vorgespräch, wenn es denn vorgesehen ist, auch als Chance an. Ihr könnt euch so vorab auch selber über den Stammtisch informieren. Es sollte für euch auch immer möglich sein, ein solches Gespräch mit einer Person zu führen, die auch euer Geschlecht hat. Wird euch als Femsub eine Frau für dieses Vorgespräch als Gesprächspartner verweigert, dann lasst die Finger davon.

Die Größe eines Stammtisches bedeutet nicht viel, nach meiner Erfahrung sind die familiären meist die nettesten und das sind in der Regel eher die kleineren.

Schaut euch mal die Stammtische an, die über das Gentledom Forum entstanden sind, sie sind familiär und gerade für Anfänger gut geeignet.

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