Käufliche Hiebe

Vor ein paar Tagen fragte mich eine junge Frau: „Würdest du eigentlich Geld von Frauen nehmen?“ Natürlich hakte ich nach, wie das denn gemeint sei und ja, es ging darum, gegen Geld mit einer Frau Sex zu haben und zu spielen. Das letzte Mal, dass mir diese Frage gestellt wurde, liegt schon ein paar Jahre zurück. Es war die Betreiberin eines Dominastudios, die sich mit einem männlichen Dom verstärken wollte.

Genauso wie ich der Betreiberin einen Korb gab, antwortete ich auch der jungen Frau, dass ich gerne Sex und auch BDSM habe, ich dahingehend aber nicht käuflich bin. Natürlich hat jeder Mensch seinen Preis, aber dieser würde bei mir wohl extrem hoch liegen, da ich nun nicht wirklich finanzielle Sorgen habe und zudem für mich persönlich die Vorstellung ablehne, für Sex/BDSM bezahlt zu werden.


Eine andere naheliegende Frage wäre natürlich, würde ich selbst für Sex/BDSM zahlen? Aktuell kann ich sagen, dass ich die Dienstleistung einer professionellen Sklavin/Prostituierten noch nie in Anspruch genommen habe und ich denke, dies wird in den nächsten zehn Jahren auch nicht geschehen. Nicht, weil ich dies als verwerflich ansehe, denn solange es Sex/BDSM zwischen Erwachsenen ist und kein Zwang besteht, ist es ein fairer Deal. Der eine stellt seinen Körper zur Verfügung, der andere sein Geld. Jedoch vor allem wegen meinem eigenen Ego lehne ich Sex/BDSM gegen Bezahlung für mich ab. Wenn ich für Sex/BDSM zahlen müsste, dann würde dies für mich persönlich bedeuten, ich habe als Mann versagt und muss mich dieser Krücke bedienen. Sollten mein Charme, Körper oder was auch immer irgendwann nachlassen und der Frauentyp, der mich reizt dann für mich nicht mehr erreichbar sein und ich wäre solo, oder aber meine Partnerin würde mir ihr OK geben, dann schließe ich es sicher nicht aus, eine solche Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Wenn ich mit 60 Jahren Lust auf eine Frau in den Zwanzigern haben werde, dann werde ich vielleicht auf den Faktor Geld zurückgreifen müssen. Für mich wären nämlich auch die klassischen Geschenke eines reichen älteren Mannes an seine junge Affäre eine Form der Prostitution.

Schaut man sich den Bereich der käuflichen Hiebe an, so fällt einem eines auf: Es gibt im käuflichen Gewerbe sehr viele Dominas, wenige weibliche Subs, noch etwas weniger männliche Doms und von einem männlichen Sklaven, den man für heterosexuelle Sessions bezahlen kann, habe ich nicht einmal gehört. Da viele Dominas und Doms keinen Sexualverkehr mit ihren Kunden praktizieren, will ich hier einfach nur von Sexworkern und nicht von Prostituierten sprechen.

Auch wenn ich selbst Sexworker für mich sowohl aktiv als auch passiv ablehne, so finde ich eine Tendenz gut, die mir in den letzten Jahren aufgefallen ist. Immer mehr weibliche Subs die ich kenne, haben bereits einen BezahlDom genutzt. Dies geht auch durch alle gesellschaftlichen Schichten und reicht von der einfachen Angestellten bis zur sehr erfolgreichen Businessfrau. Am häufigsten scheint eine solche Dienstleistung von Frauen zwischen 28 und 46 Jahren genutzt zu werden. Zumindest ist dies mein Eindruck.

Ist es so verwunderlich? Es gibt scheinbar weit weniger vernünftige männliche Doms als eben weibliche Subs. Gerade eine Anfängerin weiß doch gar nicht, ob ihr das Spaß machen wird und wie sie an einen vernünftigen Dom gelangt. Klar, man kann im Netz suchen, aber leider ist diese Suche häufig von einigen Rückschlägen begleitet. Woher weiß man, dass der Dom auf der anderen Seite wirklich vernünftig ist, Tabus einhält, Ahnung davon hat was er tut und vertrauenswürdig ist? Wenn man sich nicht gerade mit einem sehr bekannten Dom trifft, sind dies immer unbekannte Faktoren. Ein Sexworker, der schon länger am Markt aktiv ist (auch das kann man prüfen) wird da eine sichere Wahl sein. Würde er Mist bauen, so würde dies mit der Zeit die Runde machen. Frau kann hier eben erst mal schauen, wie es denn so ist und ob ihr das wirklich zusagt. Wenn sie dann weiß, BDSM ist genau ihr Ding, kann sie losziehen und sich einen passenden (Spiel-)Partner suchen. Für mich ist die Nutzung von Sexworkern durch Frauen ein Zeichen der Emanzipation und des Aufbruchs alter Rollenbilder. Interessanterweise haben alle Frauen, die ich kenne und die einen Dom für seine Dienste bezahlt haben, noch nie für normalen Sex gezahlt, aber ich denke diesen bekommen die meisten Frauen auch einfach so sehr leicht.
Natürlich gibt es auch gewisse Gefahren. Die größte Gefahr sehe ich darin, dass über einen längeren Zeitraum nur mit Sexworkern gespielt wird. Gerade auf devoter Seite kann es dann passieren, dass Sub denkt, dass eine Session ein Wunschkonzert ist. Wenn Sub dafür bezahlt, geht es natürlich um seine/ihre Wünsche, das ist genau der Unterschied zu einer Konstellation in der kein Geld fließt. In dieser hat auch der Dom Bedürfnisse und sitzt dabei auch noch am längeren Hebel. Ein Sexworker ist ein Wunscherfüller, egal ob er nun auf der dominanten oder devoten Seite aktiv ist.

Übrigens, auch wenn ich nicht käuflich bin, bestechlich bin ich sicherlich ;) zwar bin ich optisch festgelegt (schlank/sportlich und natürlich), jedoch ist Sympathie der wichtigste Faktor für mich und so kann ich Charme durchaus erliegen, ach ja und was einige schon wissen, ich habe nicht nur eine Schwäche für süße Frauen, sondern auch für Kuchen. :D

 

Ich würde gerne aus der Sicht einer Frau einen Artikel zu dem Thema veröffentlichen. Warum hat sie einen Dom bezahlt, wie war es, würde sie es wieder tun/empfehlen, worauf sollte man achten, usw. Zudem habe ich eine kleine Umfrage gestartet zur käuflichen Liebe. Wer ein wenig lachen will, der kann die Satire: „Aus dem Leben eines Superdoms” lesen, die will ich nun nach dem Blogbeitrag schreiben.:D

 

 


Kommentare:


Noch keine Kommentare.

Einen Kommentar schreiben:

Bitte alle Felder ausfüllen!

Die e-mailadresse wird nicht veröffentlicht!
Dein Kommentar wird erst sichtbar nachdem er von einem Moderator freigeschalten wurde!
    Gentledoms-Blog
    .
Die neusten Artikel
     
  •   Hast du Fragen zum Thema BDSM?
    Vielen Dank für die wirklich unerwartet rege Beteiligung, inzwischen ... [mehr]
  •   Gedanken zu KI und BDSM
    Als jemand, der in einem sehr technischen Bereich arbeitet, habe ich ... [mehr]
  •   Löcher den Gentledom (Neuauflage)
    In recht unregelmäßigen Abständen gibt es eine öffentliche Fragerunde, ... [mehr]
  •   Wie BDSM die eigene Persönlichkeit beeinflusst hat
    Für mich ist die Grundlage jeder Persönlichkeitsentwicklung die ... [mehr]
  •   Neuer Partner, altes Spielzeug?
    Es ist immer wieder spannend, sich außerhalb der eigenen Bubble mit ... [mehr]
Neue Kommentare
     
  •   tzmexpmx schrieb am 01.02.2024
  •   JMgfoull schrieb am 31.01.2024
  •   JMgfoull schrieb am 31.01.2024
  •   JMgfoull schrieb am 31.01.2024
  •   JMgfoull schrieb am 31.01.2024