Kommen Subs in BDSM Beziehungen zu kurz?

Zum Glück bin ich jemand, der gerne spielt und ich versuche, meiner Partnerin auch immer klar zu machen, dass Kritik etwas ist, das auch Sub äußern kann. Kein Dom ist perfekt, kein Dom ist unfehlbar und es gibt niemals eine hundertprozentige Neigungsübereinstimmung in allen Bereichen. In einer gesunden Beziehung werden die Bedürfnisse von Dom und Sub beachtet, wenn sie denn zusammen passen. Natürlich aber bestimmt der dominante Part, zumindest in den meisten BDSM Beziehungen, wann und wie gespielt wird.

Schon sehr oft fiel mir dabei auf, dass Subs eben nicht das bekommen, was sie wollen und brauchen. Oft fehlt es an der Intensität, ab und an ist das Spiel aber auch zu hart. Ein Punkt der Subs häufig emotional belastet ist, dass sie in ihren Augen nicht genug Aufmerksamkeit von Dom bekommen.

Im Forum startete ich eine kleine Umfrage zu diesem Thema und das aktuelle Ergebnis lautet:

78% der Doms sind zufrieden in Sachen „füreinander da Sein und Zeit investieren“, bei den Subs sind es nur 60%.

Noch größer wird die Abweichung bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der Intensität und der Häufigkeit von BDSM. Hier gibt es 77% zufriedene Doms, aber nur 43% zufriedene Subs.

Dies bedeutet kurz und knapp, auch wenn die Mehrheit der Subs mit der Partnerschaft im Kern zufrieden ist, so ist die Mehrheit der Subs aber auch unzufrieden mit ihrem BDSM. Wo doch so oft behauptet wird, dass gerade BDSMler so offen über ihre Wünsche und Bedürfnisse sprechen. Ein recht komisches Ergebnis oder nicht?

Man kann es sich nun leicht machen und sagen, naja, die meisten Doms sind eben egoistische Machos und ihnen ist ihr Spaß weitaus wichtiger, als der des Partners. Das mag auch bei manchem Dom stimmen. Ich denke aber, das Problem liegt tiefer und ich habe mir einfach mal Gedanken gemacht, wie diese Unzufriedenheit der Subs zustande kommen könnte. Ich will niemanden mit meinen Gedanken angreifen, es sind einfach Gedanken, die wissenschaftlich nicht belegt sind und für die ich meine Hand nicht ins Feuer legen würde. Es sind Gedanken, die auf Beobachtungen, Gesprächen und Erfahrungen aus eigenen Beziehungen beruhen.
 

1. Die Besonderheiten der devoten Rolle
Für mich gibt es Faktoren, die Sub eher dazu verleiten zu spielen, als Dom. So ist die devote Rolle für jene, die im Alltag (Beruf oder Privatleben) dominant sein müssen, eine aktive Befreiung von Alltagszwängen und ein Fallenlassen, das einem Kurzurlaub gleichkommt. Also wer verreist nicht gerne? Und: Wer würde nicht gerne öfters verreisen?

Weiterhin ist in meinen Augen die devote Rolle mit dem richtigen Partner die intensivere Rolle. Domspace, davon habe ich schon mal gehört, selbst erlebt habe ich es aber nicht. Ich kenne auch niemanden, der mir davon aus erster Hand berichten kann. Das Abdriften von Sub in den Subspace habe ich hingegen bei der Partnerin schon öfters mitbekommen. Ähnlich ist es mit dem Hormoncocktail, der während einer Session ausgeschüttet wird, der ist nun mal bei Sub meist vielfältiger und intensiver. Irgendwie ist dies auch logisch, wo schießt mehr Adrenalin ins Blut? Bei dem der weiß, was passiert oder bei jenem, der überrascht wird? Bei dem der peitscht oder bei dem, der die Kraft der Peitsche an seinem Körper spürt? Ich vermute, der Körper gewöhnt sich an die Hormone und es entwickelt sich eine Art kleine Sucht danach, die befriedigt werden will.

In meinen Augen ein sehr wichtiger Punkt ist der Faktor der Aufmerksamkeit. Jeder Mensch will begehrt werden. Weiß Dom, er kann jederzeit aus seiner Partnerin seine Hure/Sklavin/etc. machen, dann ist er sich seiner sehr sicher. Wenn er dies aber nicht tut, zweifelt Sub mitunter daran als Sub begehrt zu werden. BDSM aktiv zu betreiben bedeutet für Sub Aufmerksamkeit und mit der eigenen Veranlagung angenommen werden.

Auch werden nach meiner Beobachtung in der devoten Rolle mehr Gefühle entwickelt, und wer kennt das nicht, wer verliebt ist, will auch mehr Zweisamkeit ;)

2. Besonderheiten der dominanten Rolle
Als Dom versagen, kann den Verlust der Dominanz bedeuten. Zumindest glauben das nicht wenige Doms. Wenn ein Dom daher nicht hundertprozentig auf der Höhe ist, wird er womöglich aus eben diesem Grund eher eine Session vermeiden. Die Subdagegen fürchtet zwar eine Konsequenz bei einem Versagen ihrerseits, aber wird wohl kaum denken, dass dies ihre Dom-Sub Beziehung gefährden könnte.

Aktive Dominanz setzt immer Energie voraus, die muss man eben auch haben. Ich kenne einige Doms, die mental nach einer längeren/intensiven Session eine Pause benötigen.

Einige Subs wünschen sich mehr Regeln im Alltag, also eine intensivere DS Beziehung. Regeln zu überwachen ist anstrengender, als sich an Regeln zu halten, denn überwachen bedeutet, immer aufmerksam zu sein, sich daran halten nur im jeweiligen Fall einem vorher definiertem Verhalten zu folgen.

3. Wechselwirkungen Doms und Subs
Nicht ganz umsonst spricht man bei Subs von der passiven Seite. Sub sein hat eben auch ein wenig etwas von Konsum ;) Dom hingegen ist der aktive Part, er muss Szenarien entwerfen und etwas abliefern, er ist Produzent und Entertainer. Weitaus mehr Leute schauen Fußball, als ihn zu spielen. Konsumieren ist eben einfach und ist das Produkt gut, will man immer mehr. Ständig zu unterhalten und auch eine gewisse Qualität abzuliefern, dafür hat aber nicht jeder Dom die nötige Muße.

Es gibt einige Doms, die sehr gerne erobern. Haben sie erfolgreich erobert, flacht das Interesse automatisch ab. Der Anteil der Jäger ist nach meiner Beobachtung auf dominanter Seite weitaus höher. Im Gegensatz dazu gibt es bei den Subs viele, die sich eine besonders intensive Bindung zu einem einzigen Dom wünschen und das auf Dauer. Hier wird das Begehren dann nicht kleiner, sondern mit der Zeit und Intensität der Beziehung sogar größer. Wenn Doms Begehren mit der Zeit abflacht, jenes von Sub aber ansteigt, sind Probleme vorprogrammiert.

Tja, dass Doms weitaus häufiger mehrere Subs haben, als dass Subs mehrere Doms haben, ist wohl bekannt. Dass damit der geteilte Dom nicht jeder einzelnen seiner Subs womöglich die Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, welche sie benötigt, liegt auf der Hand. Wenn ein Dom also mit zwei Subs spielt, hat er eben zum einen mehr BDSM und zum anderen evtl. auch intensiveren, da jede Sub möglicherweise andere Bedürfnisse perfekt befriedigt.

 

Zu guter Letzt, wie schätze ich mich selber ein ;)

Ich bin kein perfekter Dom. Auch ich habe einen Anteil Jäger in mir. Auch ich habe mitunter mehrere Subs, wobei es sich fast immer auf zwei Frauen beschränkt.

Warum es dennoch für beide Seiten glückliche (Spiel-) Beziehungen sind, welche ich im BDSM Kontext geführt habe? Nun, ich habe einen starken Spieltrieb (+Libido), wenn ich mich als Dom frei und unbeschnitten fühle. Fühle ich mich hingegen nicht frei im Kontext BDSM, dann leidet meine Lust leider sehr. Neben der Lust auf Neues, habe ich aber eben auch ein mindestens genauso starkes Verlangen nach einer intensiven Beziehung. Ich muss daher nicht jeder Möglichkeit einer Eroberung nachgehen, sondern habe weitaus mehr Spaß daran, Beziehungen auszubauen und zu intensivieren. Auch habe ich als Dom keine echten Versagensängste. Läuft mal etwas schief, kann ich sogar darüber lachen und habe keine Angst davor, dass mich meine Sub deswegen nicht mehr als Dom ernst nehmen könnte. Sollte eine Sub mich wegen eines Fehlers nicht mehr als Dom akzeptieren können, dann passte es eben nicht und dann ist es doch besser, beide merken es frühzeitig.

 

Also liebe Doms, fragt doch mal eure Subs in einer ruhigen Minute, was ihr an eurer Beziehung verbessern könntet und welche Wünsche er/sie hat. Vergesst nicht, ihr habt die Kontrolle und seid keine Wunscherfüller, aber ein glücklicher BDSM Partner ist in der Regel auch einer, der euch sehr viel dafür zurückgeben kann. In einer Partnerschaft sollte jede Seite ihre Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren können, denn der Schlüssel zu einer glücklichen Partnerschaft und einer ebensolchen Beziehung ist sehr häufig eine offene Kommunikation :)


Kommentare:


Lyrah schrieb am 06.10.2015


Hallo Gentledom,

Ich habe jüngst deinen Blog gefunden und bin sehr positiv beeindruckt. Dieser Artikel war der erste von vielen, der mich nicht angesprochen hat und mich sogar ein wenig enttäuscht hat.
Du schreibst: "Sub sein hat eben auch ein wenig etwas von Konsum ;) Dom hingegen ist der aktive Part, er muss Szenarien entwerfen und etwas abliefern, er ist Produzent und Entertainer. Weitaus mehr Leute schauen Fußball, als ihn zu spielen. "

Ich bin froh, dass ich noch nie so empfunden habe. Es erscheint mir unvorstellbar einseitig und geringschätzig, dass ein Part produziert und der andere Part konsumiert. Dom beliefert sozusagen Sub mit seinen/ihren Szenarien und Sub lässt sich bedienen? Es erstaunt mich zu lesen, dass ein selbstbezeichnender (Gentle)Dom das so einordnet. Aus meiner Perspektive hätte ich sehr Mühe, Sub ernst zu nehmen und zu wertschätzen, wenn Sub nur Fußball schauender / konsumierender Couchpotatoe ist. Für mich machen Ehrgeiz und Reaktion von Sub einen sehr großen Anteil aus. Gerade überraschende Reaktionen und Kreativität von Sub führen aus meiner Erfahrung dazu, dass Dom locker genauso viel vom Hormoncocktail abbekommen kann.
Insgesamt wieder sehr spannend, da zeigen sich wie unterschiedlich die Spielarten sein können, selbst wenn man vieles sehr ähnlich handhabt.

Beste Grüße!


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Das Zitat ist ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen ;) Würde ich glauben Sub ist jemand der nichts macht und nur genießt würde ich wahrscheinlich die Seiten wechseln ;)

Heiss45 schrieb am 30.05.2015


Das Leben der SUB kommt nicht zu kurz, auch die SUB darf,soll Ihre Bedürfnisse äußern.
Z:B: Urlaubsland / Getränke usw.

Der Dom gibt Ihr ja dazu auch die Möglichkeit, allein schon durch die Anrede der SUB, oder durch das Verhalten der SUB gegenüber dem DOM. Es wird ja auch nach und nach weiter vertieft.

Es ist wie bei anderen Beziehungen auch, nur eben ein anderer alternativer Lebensstil. (Manche gehen Sammstags ins Schwimmbad? oder sonnst was)

Gruß
Mark


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Sorry ich verstehe den Inhalt deines Kommentars nicht wirklich.

Sylvia schrieb am 25.05.2015


Hallo Gentledom,

zunächst mal Kompliment für Deine Homepage und auch für Deine aktuellen Gedanken zu der Frage, ob Subs in der Beziehung zu kurz kommen. Ich bin relativ neu im BDSM unterwegs und entdecke das alles gerade erst und finde es sehr spannend, auch mehr über die Gedanken eines Doms zur dominanten Seite und ihrer Verantwortung zu lesen. Mir war das gar nicht bewußt - aber ich finde sehr nachvollziehbar, daß der dominante Part auch einiges an Energie abverlangt. Mir geht es tatsächlich so, daß ich mich in der Sub-Position absolut frei und gelöst fühle und es genieße, geführt zu werden.
Mein Dom ist sehr aufmerksam. Er bestimmt stets das Tempo und hat meine ehrliche Neugierde anfangs doch deutlich ausgebremst...mittlerweile habe ich verstanden, daß er besser einschätzen konnte, wo meine Grenzen liegen. Gleichzeitig hat er damit aber meine Sehnsüchte wachsen lassen.
Eine Sache, die ich sehr genieße, ist - unser offener Umgang mit Wünschen, ErwRtungen und Sehnsüchten. Wir reden über die Dinge, die uns bewegen. Die gut oder nicht so gut waren...das gibt mir als 'Küken' irgendwie auch mehr Sicherheit. Ich selbst traue mich manchmal zunächst gar nicht, manche Bedürfnisse offen anzusprechen...ein Charakterzug, den mein Dom schnell entdeckt hat und den er nur allzu gerne in unser Spiel einflechtet - so hilft er mir, eben doch offener zu werden.
Ich habe nicht das Gefühl, zu kurz zu kommen. Es ist in der Tat so, dass meine Bedürfnisse wachsen - so, wie Du es beschrieben hast. Das hat mir allerdings auch mein Dom so prophezeit und er genießt es sichtlich, mich bzw meine Neigungen weiterzuentwickeln.
Auch wir haben Spielpausen. Allerdings gibt er mir nie das Gefühl, dann nicht mehr begehrenswert zu sein.


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Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass es bei euch dauerhaft so gut klappt :)

N. schrieb am 18.05.2015


Hallo,

das Thema 'Intensität und Häufigkeit von BDSM' würde wohl auch ich nicht mit meinem Dom besprechen (es sei denn unsere Bedürfnisse gehen da völlig auseinander).

Ich möchte meinen Körper für seine Lust zur Verfügung stellen. Wie und wie oft er mit mir spielen will bestimmt da also er. Schon den Gedanken, dass er im BDSM-Kontext etwas 'mir zuliebe' macht finde ich schrecklich...!

Also: nicht alle trauen sich nicht, manchmal würde das Aussprechen seiner Wünsche einfach nicht das gewünschte Resultat erzielen... ;-)

LG
N.



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Ein interessanter Einblick :)

Nina schrieb am 15.05.2015


Hi,

vorab ein Dankeschön für das Teilen Deiner Gedanken.

Wie immer bei Deinen Texten kann ich nur einem Teil voll zustimmen, aber das ist auch gut so, es wäre schließlich sehr langweilig, wenn wir alle immer einer Meinung wären ;-)

Ich bin Deiner Meinung, dass eine gute und offene Kommunikation die Basis einer Beziehung sein sollte, egal ob BDSM oder nicht. Mein Ausbilder pflegte immer zu sagen: Nur den Sprechenden kann geholfen werden. Und was soll ich sagen, er hatte recht. Und solange niemand einen Apparat erfindet, der Gedanken lesen kann, wird es auch so bleiben.
Leider gibt es aber gerade im Bereich der Kommunikation viele Dinge die schief laufen können: eine direkte Meinungsäußerung ist häufig nicht gern gesehen, Worte werden fehlinterpretiert und am häufigsten mangelt es am aktiven Zuhören. Was nützt es, wenn Frau (oder auch Mann) allen Mut zusammen genommen hat und das Gegenüber nur mit halbem Ohr zuhört? Genau, nichts. Es vergrößert höchstens noch den Frust.
In diesem Sinne, erst sprechen UND zuhören, dann kommt der (noch) bessere Sex ;-)

Sonnige Grüße,
Nina

PS: es gab übrigens bereits eine offizielle Studie dazu, dass eine glückliche Ehe (Beziehung) vom Glück und der Zufriedenheit der Ehefrau abhängt. Je glücklicher die Frau desto eher war diese bereit Kompromisse einzugehen und ihrem Mann Wünsche zu erfüllen.


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Hallo Nina,

 

nein ich muss dich enttäuschen wir sind da nicht unterschiedlicher Meinung ;) Wenn Dom nicht in der Lage ist wirklich mit Sub zu kommunizieren, wozu natürlich auch das Zuhören gehört, dann ist es nur ein Monolog ohne Mehrwert.

 

In dem Sinne ich bin da ganz bei dir und besseren Sex kann man doch nie genug haben :D

 

Liebe Grüße

Gentledom

Leila schrieb am 14.05.2015


Zweimal in eine Affäre verliebt, ich hätte dich wirklich eher für den Kopf- denn für einen Herzmenschen gehalten :-)


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Ich nehme für mich beides in Anspruch, sowohl mit dem Herz als auch dem Kopf zu leben und wenn ich mich verliebe wird das mein Kopf sicher nicht verhindern. Er wird nur fragen, ist das Konstrukt wirklich auf Dauer tragbar... Wobei ich mich beide Male in die Frau und nicht in die Sub verliebt habe aber das nur am Rande ;)

 

Vielleicht sollte ich mal eine Umfrage machen, wie mich die Leser hier einschätzen, ich glaube an einigen Punkten dürfte meine virtuelle Fremdwahrnehmung von der realen Eigenwahrnehmung doch gehörig abweichen, allein schon wenn ich daran denke, was gerade Leserinnen glauben wie viele Partnerinnen ich so hätte, da wird eigentlich immer viel zu hoch geschätzt :D

Nicole schrieb am 13.05.2015


Huhu Gentledom,
ahhhh, heute lässt du mich „gar nicht mehr los“ und ich habe das Gefühl wir beide schleichen umeinander gedanklich herum und meinen doch irgendwie das gleiche. Zum Haare raufen ;) Ich denke im Bereich Freundschaft + / Spielbeziehung kann man sicher eher auf „körperliche Dinge“ fixieren, ist der Schwerpunkt eben ein anderer und man ist doch irgendwie „distanzierter“. Es gibt einen genau definierten Rahmen. Wie du erwähnst, käme der Verleih also für dich in Frage, aus dem Wunsch heraus, Lust zu befriedigen. In einer Liebesbeziehung spielen viele Faktoren eine Rolle, Lust ist ein Punkt, aber eben nur einer. Wenn ich wüsste, dass ich meinem Mann tief verletzen würde, in dem ich dem Wunsch oder sagen wir mal der Idee „des Verleihens“ äußere, würde ich es wohl nicht tun. Denn da ist dann einfach mehr, was wir miteinander teilen. Wenn es natürlich so stark in mir verwurzelt wäre und die Sehnsucht danach groß, dann würde ich es ihm sagen und versuchen mit ihm eine Lösung zu finden. Du führst mich heute echt an meine Grenzen, bis jetzt hab ich mir nicht annähernd Gedanken gemacht, was das Verleihen angeht. Merci, für die Gedanken.
Nicole


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Immer gerne und Gedanken befruchten sich doch meist gegenseitig :)

Nicole schrieb am 13.05.2015


Bester Gentledom,

nun muss ich nochmal ran… du schreibst „gerade im Bereich BDSM sollte offene Kommunikation grundsätzlich eine Voraussetzung“ darstellen, dem widerspreche ich auch nicht. Deine Umfrage und Erfahrung spiegelt aber irgendwie Gegenteiliges wieder. Gründe gibt es viele dafür und ich habe einige angeführt. Interessant wäre die Meinung der Herren, aber da gehen wir Frauen wohl davon aus, dass alles paletti ist, sonst würden sie schon was sagen.. was für eine Krux.

Der Schlüssel für offene Kommunikation wäre und ist für mich gegenseitiges Vertrauen. Wenn ich es Revue passieren lasse, dann war ich als Küken von meinem damaligen Freund und seinem Tun überwältigt. Es war so neu und äußerst befriedigend. Irgendwann kommt dann das „mehr“ und es kommen neue Impulse. Man entwickelt sich weiter, nur nicht unbedingt miteinander. Ich habe gemerkt, wie schwer ich mir tue, neue „Ansprüche“ zu stellen und diese zu kommunizieren, vor allem am Anfang einer Beziehung. Die Zeit hat mir viel über mich selbst beigebracht, bin entspannter, hatte andere Partner in anderen Situationen. Gänzlich frei bin ich nicht, um immer locker vom Hocker zu äußern, was mich so umtreibt.

Vielleicht ist ein Unterschied darin zu sehen, worin der Schwerpunkt der Beziehung liegt. Vor Jahren undenkbar, aber ich führe aktuell eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen, deiner Spielbeziehung vermute ich mal ähnlich und in dieser fällt es mir leichter das anzusprechen, was ich gerne hätte. Ich finde in dieser Art von Beziehung ist es wesentlich einfacher, das hier und jetzt zu leben, es zu genießen und es auf den Punkt zu bringen. Andere Umstände tangieren wenig und jeder lebt sein Leben weiter.

Was mir so noch durch den Kopf geistert: Schon als kleines Mädchen wird einem die Geschichte vom Ritter in glänzender Rüstung erzählt…. Vielleicht hängt vielen Frauen das ja in den Knochen. Für einen Mann und dann natürlich den Dom sicherlich kein leichtes Zucker schlecken.

Kurzes Zwischenspiel beendet. Es war mir wie immer eine Freude.
So long, Nicole


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Nicole,

 

die Offenheit ist bei mir kommunikativ sogar noch größer in einer Liebesbeziehung denn bei Freundschaft+. Wobei es Dinge im Kontext BDSM gibt die ich mit einer Frau die ich liebe nicht machen würde, wie den Verleih, bei einer Freundschaft+ könnte ich es machen, es würde mir selber nichts bringen aber wenn es ihr größter Wunsch wäre würde ich es für sie eben machen und sie verleihen. Sicher nicht einfach mal so aber eben doch als Belohnung. Drüber reden, dass es sich meine Partnerin wünscht verliehen zu werden könnte ich aber mit jeder Partnerin unabhängig vom Status der jeweiligen Beziehung.

 

Liebe Grüße

Gentledom

Feuerpferd schrieb am 13.05.2015


Also ich bin immer wieder sehr angetan davon, wie differenziert und auf den Punkt gebracht Du schreibst.
Dieser Eintrag gehört dazu.


Antwort auf diesen Kommentar

So sind wir Juristen eben ;)

Nicole schrieb am 12.05.2015


Bester Gentledom,

ein kurzer gedanklicher Abriss meinerseits… Nach wie vor würde ich mich nicht als Sub vor dem Herrn bezeichnen, zwar mit gewisser Veranlagung, aber nur mit einem Kratzen an der Oberfläche. Dennoch will ich versuchen meine Sichtweise aus meinem (Beziehungs)leben hier mit einfließen zu lassen.

Wenn ich meine und andere Beziehungen von Freundinnen so ansehe, dann spricht man nicht unbedingt innerhalb dieser über Wünsche, Vorstellungen, Lust. Warum? Vielleicht ist man im Grunde zufrieden, sich aber dennoch nicht sicher, ob nicht ein mehr möglich wäre, wo die Wünsche genau liegen und wie Lust befriedigt werden kann, vielleicht traut man es dem Partner auch insgeheim nicht zu, will ihn nicht verletzen, findet den Sex ja ganz okay und so blöd es klingt vielleicht hat man auch eine gewisse Erziehung genossen nicht über „unanständige“ Dinge zu sprechen...

Was aber allem voraus geht ist das Thema Vertrauen. Vertrauen ist etwas, das wachsen muss und Zeit braucht, zumindest sehe ich das so. In einer BDSM Beziehung meines Erachtens noch in einem höheren Maße, als in einer „normalen“. Vertraue ich also (m)einem Dom zumindest anfänglich in einer reinen Spielbeziehung? Oder ist es nur Sympathie, Stillen von Sehnsucht, ein Einlassen auf Wünsche, die sich aufgetan haben und das mit einem Mann, der Erfüllung verspricht, der weiß was er tut, der einem so erfahren und mächtig vorkommt, dass man sich ihm überlässt und dem man abkauft zu wissen, was er einem zutrauen kann und was „gut“ für einen ist?

Stellt man dann seine Dominanz und seine Autorität in Frage, wenn es denn nicht so ist, wie man es sich gedacht hat? Oder denkt man sich, das braucht Zeit, das wird schon werden oder gar so wird es schon gehören? Er ist ja der Puppenspieler in diesem Theater…

In diesem Sinne, mach ich mal Schluss für heute… ausführlicher demnächst, wenn es selbst rund für mich ist.

LG
Nicole


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Nicole,

 

ich denke einspielen tun da sehr viele Faktoren warum nicht immer alles kommuniziert wird, aber gerade BDSM setzt eine offene Kommunikation voraus. Also wenn nicht hier wo dann sollte sie grundsätzlich bereits dazu gehören :)

 

Liebe Grüße

Gentledom

Corina schrieb am 12.05.2015


Hallo Mr. Gentle,

ich glaube mal mit diesen Gedanken, würdest du dir nicht die Finger verbrennen, dennoch muss ich dir teilweise widersprechen. Wer sagt eigentlich, dass sich der devote Part immer in Dom verliebt? Es ist wahrscheinlich schon Liebe aber eine andere Art, nämlich die Liebe, zu dem was mit Sub passiert. Was sie fühlt, spürt, was in ihr geschlummert hat. Es ist vielleicht nur ein Teil von Sub, was diese Art von Liebe erlebt. Verlieben ist doch etwas ganz anderes und entwickelt sich. Dabei lernt man den Menschen kennen. Sicher es gibt diese paar Sekunden, wenn sich zwei begegnen, wo es vielleicht diesen "Whow-Effekt" gibt. Ich spreche auch keinen ab, dass sich Sub in Dom verlieben kann und umgekehrt, aber das ist halt individuell und hat nichts mit der Neigung an sich zu tun. Schließlich lernt man dann den Menschen kennen. Meiner Meinung nach. Dann lass uns mal weiter schauen. Wo schießt mehr Adrenalin ein? Ist das nicht eigentlich egal... Jemand der schon weiß, was auf einen zu kommt, empfindet eine gewisse Vorfreude und somit steigt das Adrenalin mehr und mehr und die Leistungsfähigkeit schließt sich dieser Steigerung an. Bei jemanden, wo etwas überraschend passiert schießt es mit einer enormen Geschwindigkeit ein. Also wer hat mehr davon? Ich sag mal beide, auf ihre Art und Weise. ;))

Was den Absatz bezüglich der Besonderheiten in der dominanten Rolle betrifft, finde ich durchaus nicht, dass es Sub da leichter hat. Warum sollte man keine Angst haben, dass Dom die Beziehung bei Versagen abbricht, wenn Dom sich zum Beispiel danach von Sub zurückzieht? Zweifel kommen auf. Sub fühlt sich vielleicht noch schuldig. Es kommt halt auf den einzelnen dominanten Part an und in wie weit die Kommunikation zwischen beiden Partnern vorhanden ist. So eine Situation kann man halt nur durch ehrliche Worte klären, damit sich weder Dom noch Sub als Versager fühlen. Jeder hat doch mal einen schlechten Tag und wenn man darüber redet, zeigt es keine Schwäche sondern viel mehr Stärke. Also so seh ich es zumindest. Aber da will ich jetzt nicht die ein oder andere Ausnahme verleugnen, die mit dieser angeblichen "Schwäche" nicht klar kommen, dann hat es halt nicht gepasst und dann sollte man überlegen, ob es nicht besser ist, wenn man diese Spielbeziehung beendet.

Tja, der arme gestresste Produzent. Was nützt das beste "Bühnenbild, Drehbuch" ohne den Darsteller? Also da würde ich mal meinen, dass die Verantwortung für eine gelungene "Inszenierung" durchaus in beiden Händen liegt. ;))

Hallali und waidmannshail allen "Jägern". Dir ist schon klar, dass wenn nach der Eroberung , das Interesse nachlässt, dass sich diese Lustlosigkeit auf das "erlegte" Wild überträgt und somit auch ein Desinteresse von der passiven Seite entstehen kann . Dieses Problem gibt es aber auch in Liebesbeziehungen. Beide müssen an einer Beziehung arbeiten und somit..na sowas schon wieder liegt die Verantwortung bei Beiden. ;)) Aber ich habe da gerade eine falsche Abzweigung meiner Gedanken genommen.. zurück zur Dom-Sub-Beziehung.

Das du so glücklich in deiner (Spiel)-Beziehung mit deinen Partnerinnen bist, liegt vielleicht nicht nur an dir, sondern auch daran, dass sie andere Anforderungen an dich als Dom stellen. Damit meine ich, dass sie vielleicht nicht ganz so sehr deinen Einfluss in ihr Leben brauchen/suchen, sondern außerhalb eurer "Spielzone" sehr gut alleine zurecht kommen. Jede ist sich im Klaren, was sie von dir zu erwarten hat und so können sie es einfach nur genießen. Also ich teil mal die Lorbeeren ein wenig auf deine beiden Partnerinnen auf. ;)) Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Jemand der halt nicht durch Job, Interessen und Freunde eingespannt ist, sucht halt mehr den Kontakt zu Dom und wenn er es halt nicht schafft dies zu erfüllen, dann sollte er es aber nicht versäumen, dies auch so mitzuteilen. Ich meine, hinter jedem/er Dom und Sub steckt ein Mensch mit alltäglichen Verpflichtungen, wo man auch Verständnis zeigen sollte, auch wenn es vielleicht schwer fällt. Das hat doch nichts mit einem Mangel an Dominanz zu tun, wenn Dom sich eingesteht, dass er jetzt nicht spielen kann. Ist man sich menschlich auch ein wenig nah, dann kann man statt einem Spiel trotzdem Zeit miteinander verbringen. Nein, ich rede jetzt nicht davon, dass beide ein Liebespaar sind, einfach nur zwei Menschen, die sich gut verstehen. ;))

So jetzt komm ich aber mal zum Schluss. Ich finde BEIDE sollten sich darüber unterhalten, was BEIDE voneinander erwarten, Ängste, Zweifel lassen sich dadurch abbauen und was Wünsche betrifft, warum sollte man sie nicht äußern? Wenn Sub es nicht direkt kann, dann vielleicht indirekt durch das Teilen einer Phantasie. Aber eins ist gewiss. Reden ist wichtig und gerade, wenn man nicht die Gedanken vom Gesicht ablesen kann.

Egal ob Liebes- oder Spielbeziehung. Das Zauberwort ist ehrliche Kommunikation.

Und jetzt bin ich wirklich am Ende meines "Gedankenfadens" angekommen.

LG
Corina







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Huhu :)

 

Du schreibst ja wieder viel aber ich habe nirgends behauptet, dass sich der devote Part immer in Dom verliebt, es passiert aber nach meiner Beobachtung weitaus häufiger als anders herum. Wobei ich für meinen Teil die Erfahrung der verliebten Sub selten hatte, ich denke aber wenn es für mich nicht passt arbeite ich auch aktiv dagegen an. Wenn es für mich hingegen auch passt und ich dafür bereit bin nun dann kann daraus eine sehr erfüllende Beziehung entstehen, ist mir selbst bereits zweimal passiert :)

 

Mir lag es fern, den Subs Versagensängste abzusprechen, vielmehr kommen diese häufig vor, gerade bei intensiven DS Beziehungen. Dennoch bedeutet ein Versagen bei Sub etwas anderes als wenn Dom versagt, sicher nicht in allen Bereichen aber doch einigen. Wenn Dom nicht stark genug ist Sub zu zügeln wird sie ihn nicht mehr so ernst nehmen, wenn Sub hingegen es nicht schafft Dom einmal zu befriedigen, wird sie das vielleicht sehr traurig machen, ein einmaliges Versagen wird für den normalen Dom aber kein Problem darstellen, dass die Beziehung scheitern lassen könnte.

 

Die Verantwortung für eine gelungene Produktion liegt natürlich bei beiden, die treibende Kraft einer Session ist aber zumeist Dom ;) Bei deinem Beispiel passt es sehr gut... ohne den Autor gibt es kein Theaterstück, seine Kreativität ermöglicht erst das Schauspiel. Dann haben wir da den Regisseur, der teilt die Truppe ein und drückt dem Stück seinen individuellen Stempel auf. Die Schauspieler setzen es um und bringen sich ein, dennoch geprägt wird das Stück vor allem vom Autor, danach vom Regisseur und nur am Ende und bei wirklich guten Schauspielern auch von diesen.

 

Meine beiden Subs regeln ihr Leben sehr gut ohne mich und wir treffen uns eben um uns zu genießen... in zwei Wochen ja sogar zu Dritt :D Ich habe beide auch nachdem ich den Artikel online gestellt habe, ob sie glücklich sind und sie sind es... also ich nehme meine eigenen Ratschläge auch selber ernst und solange keiner von uns einen Menschen findet den er/sie liebt werden wir auch hoffentlich weiterhin uns sehen und genießen... wenn auch nur alle 3-4 Wochen da die beiden ihr Studium wirklich ernster nehmen als ich damals :D

 

Liebe Grüße

Gentledom

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