Teil 2: Wie führt man eigentlich (richtig)?

Jeder hat da wohl seine ganz eigenen Methoden. Allen sollte eins gemeinsam sein: das Führen mit Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein. Alles andere ist individuell und zu jedem Führungsstil gibt es mit Sicherheit auch irgendwo den passenden Partner. Hier folgt nun ein kleiner Überblick, womit man wie führen kann.

Bezeichnung Handhabung Vor-/Nachteile und Tipps
Hier werden einige Möglichkeiten aufgeführt, womit man führen kann. Führt mit Bedacht und Konsequenz, aber auch mit Einfühlungsvermögen. Am besten kombiniert man diese Möglichkeiten. Allein mögen sie schon gut sein, kombiniert aber sehr gut.
Handwerkzeug
Stimme Grundregel ist: Spreche klar und deutlich, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Spiele mit der Stimme, es ist wie bei jedem Spielzeug: Du kannst sie verschieden einsetzen. Bei einigen dominanten Personen verändert sich die Stimme (aber auch der Blick etc.) im Spiel deutlich. Mit der richtigen Stimme erreichst du fast alles. Immer und überall möglich. Nicht immer ist es gut laut zu werden, denn das zeugt eher von wenig Durchsetzungskraft. Spreche ruhig auch mal leiser, wenn du mit etwas nicht zufrieden bist. Der andere muss sich nun anstrengen, dich zu hören und es kann Angst machen, wenn man nicht laut, sondern eben leise wird.
Körpersprache Gerade wenn man sich schon gut kennt, kann eine Geste mehr als 1000 Worte sagen. Ein leichter Druck auf die Schulter oder das Zeigen auf eine Stelle am Boden kann bedeuten, dass sich der devote Part hinknien soll. Gleiches gilt für die Mimik. Mit Gesten zu führen, kann zum einen die Überlegenheit zum Ausdruck bringen, aber eben auch, weil man sich ohne Worte versteht, bedeuten, dass man ein sehr intimes Verhältnis pflegt.
Blicke Wenn der devote Part wirklich Respekt vor einem hat, sollte man ihn mit einem Blick in die Knie zwingen können. Dies erfordert auf beiden Seiten eine gewisse Sensibilität für die Gefühle des anderen. Gerade der devote Part muss den dominanten gut einschätzen und lesen können.
Griffe, Macht Griffe, die Macht zum Ausdruck bringen, sind vor allem der Griff in den Nacken und der Griff an den Hals. Die größte Macht hat wohl der, der dem anderen die Atemluft raubt, denn bei diesem Griff liegt das Leben sprichwörtlich in den Händen des dominanten Parts. Greift zu, aber nicht stoßartig, sondern umschließt die Stelle. Beim Hals muss jedoch darauf geachtet werden, dass der Kehlkopf und die Halsschlagadern nicht gequetscht werden. Der Griff in den Nacken kann auch öffentlich vollzogen werden. Ihr könnt äußerlich ein Liebespaar spielen, keiner sieht wie fest ihr zugreift, zumindest nicht bei langen Haaren. Weitere Tarnungsmöglichkeit ist, den Daumennagel in die Handinnenfläche des anderen zu drücken. Niemand wird das bemerken und richtig gemacht, tut es wirklich weh. Partner können zudem auf Griffe durch eine Art Konditionierung sehr intensiv reagieren.
Griffe, sexuell Auch diese Griffe drücken das Machtgefälle aus, haben aber zudem eine sexuelle Komponente. Typisch ist hier der Griff in den Genitalbereich, aber auch Po und Brust (hier bei einer Frau) sind Griffe, die zeigen, wer den Ton angibt. Spielt mit der Lust. Nicht immer, wenn ihr dem anderen in den Schritt greift, sollte es zum Sex kommen. Ist dem so, werdet ihr zu berechenbar in dieser Komponente.
Griffe, Fixierung Den anderen durch die eigene Körperkraft zu fixieren, ist für beide sehr erregend, eben weil es eine Überlegenheit im körperlichen Bereich ausstrahlt. Schlanke Frauen haben dünne Handgelenke. Seid ihr kräftig, könnt ihr diese übereinander legen und dann mit nur einer Hand zusammenhalten, am bestem hinter ihrem Rücken. Nehmt die obere Position ein, ihr habt so mehr Kraft, da ihr nach unten drückt und zudem ist sie rein räumlich schon die überlegene Position. Mit den Beinen kann man zusätzlich fixieren, z.B. indem man sich auf die Arme des anderen setzt.
Befehl Widersprich dich nie bei einem Befehl, es macht dich unglaubwürdig. Wenn du etwas plötzlich anders siehst, was dein gutes Recht ist, dann mache dies und evtl. auch die Gründe deutlich. Ein Befehl wird üblicherweise verbal erteilt, er kann aber auch eine Geste oder ein Blick sein oder in schriftlicher Form erfolgen. Kurze Kommandos sind besser als ewige Ausführungen. Bring deinem Partner einige bei (z.B. „Runter“ kann dafür stehen, dass der andere knien soll oder auch wenn man im Bett liegt, dass er einen oral befriedigen soll). Auch andere Dinge können ein Befehl sein, wie z.B. die Keuschhaltung, die befohlen wird.
Lob Du bist zufrieden. Nun, auch das sollte man den anderen wissen lassen. Dies wird oftmals viel zu selten verwendet. Richtig eingesetzt ist es aber ähnlich effektiv wie ein Tadel.
Tadel Dir passt etwas nicht, dann sprich es direkt an. Es liegt an dir, den anderen zu formen. Der Tadel sollte mit einer Sanktion kombiniert werden, zumindest wenn es eine nicht entschuldbare Verfehlung war.
Spielarten Es gibt eine gewisse Abnutzung bei den Spielarten, also beschränkt euch nicht dauerhaft auf ein oder zwei.
Erniedrigung Eine sehr intensive Form von DS. Hier kommt die Rollenverteilung sehr intensiv zum Ausdruck. Dies kann je nach Partner und Intensität eine Belohnung wie auch Strafe sein. Es kann verbal („Hure“) geschehen, aber auch durch Gesten (wegschickende Handbewegung, verachtende Mimik etc.) oder Aktionen (Ohrfeige, Anspucken, Dominuskuss etc.). Achtet auf euren Partner. Was gerade noch sehr schön sein mag für eine devote Person, kann etwas intensiver schon einen Tabu- und damit Vertrauensbruch bedeuten. Erniedrigt nicht mit persönlichen Beleidigungen wie „Du bist fett“, dagegen kann „Hure/Schlampe etc.“ ein Lob sein. Noch schöner finde ich es persönlich, wenn man ein „meine“ (Schlampe) davor setzt, denn der Partner ist nicht für jeden eine Schlampe, sondern idealerweise nur für einen selbst.
SM Den anderen zu schlagen kann nützlich sein. Es bringt zum Ausdruck, wer wen führt (Ausnahme: topping from the bottom). Daher solltet ihr auch immer überlegen „Schlage ich nun, um zu bestrafen (Schläge, die dem anderen Part unangenehme Schmerzen bereiten) oder um zu belohnen?“ (Schläge, die dem masochistischen Part Freude bereiten). Teste genau aus, was dem Partner (noch) Spaß macht und was eben nicht. Mach ihm klar, dass du diese Informationen brauchst und er/sie sich in das eigene Fleisch schneidet, wenn er/sie lügt.
Ignorieren Eine der heftigsten Strafen, setzt sie mit Bedacht ein. Sie können, falsch eingesetzt, Beziehungen zerstören, besonders wenn sich der devote Part unverstanden und/oder eh schon allein fühlt.
Aufgaben Teilt Aufgaben zu, die erledigt werden müssen und kontrolliert das Arbeitsergebnis. Wenn es sich nicht um eine sehr intensive BDSM Beziehung in Richtung TPE handelt, gehören hier Aufgaben wie „Müll rausbringen“ nicht hin.
Rituale Führt Rituale ein, die das Machtgefälle manifestieren, zum Beispiel eine ritualisierte Begrüßung oder das Tragen eines Halsbandes. Übertreibt es nicht, es kann sonst aufgesetzt wirken und zudem nehmen zu viele Rituale einem die Möglichkeit, frei zu agieren. Weniger ist hier oft mehr.
Ankündigung Kündigt ihr etwas an, erzeugt es Spannung. Das Kopfkino beim Empfänger wird anspringen, egal ob er sich freut oder fürchtet oder beides. Vergesst es nicht. Kommt ihr den Ankündigungen nicht nach, wirkt es, und damit auch ihr, unglaubwürdig. Man setzt sich also selber in Zugzwang.
Provokation Lockt den devoten Part aus der Reserve. Er wird sich auflehnen und wenn ihr ihn nun wieder unterwerft, habt ihr eure Position sicher gestärkt. Persönlich verletzend sollte die Provokation nicht sein und passt auf, dass ihr die Oberhand behaltet, sonst habt ihr ein großes Problem.
Vorführen Zeigt anderen, wie die Rollen bei euch verteilt sind. Für beide Seiten ist dies meist ein sehr intensives Erlebnis. Bitte unterlasst das bei Leuten, die von eurer Rollenverteilung nichts wissen oder sie nicht akzeptieren können.
Verleih Jemanden zu verleihen oder auch verliehen zu werden, kann eine schöne Fantasie sein. Real mag das dann für einen von beiden anders aussehen. Der devote Part wird hierbei an eine andere Person verliehen. Dies kann nur zur Erfüllung von Aufgaben sein (kochen), aber auch für BDSM oder Sex. Überlegt es euch gut und verleiht wenn dann nur an Personen, die ihr wirklich einschätzen könnt. Wenn es um Sex oder BDSM geht, besteht auf ein Safeword und seid am besten selber dabei, um eingreifen zu können.
Mindgames Bei dieser Spielart kann der devote Part nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Das erzeugt eine sehr große Spannung. Nicht umsonst ist auch der Begriff „Mindfuck“ geläufig. Hierzu gehört etwas Erfahrung, Kreativität und vor allem schauspielerisches Talent. Plant ein wenig, es wird sicher nicht schaden.
Strafbuch/Schwarzes Buch Ein Buch, in dem alle Verfehlungen, die Sub begangen hat, aufgeschrieben werden, um sie irgendwann zu ahnden. Meist wird von einem Strafbuch gesprochen, wenn Sub das Buch führt und von einem schwarzen Buch, wenn Dom es führt. Eine beliebte Methode von Doms, in den Alltag der Sub einzugreifen. Es erleichtert die Erziehung einer Person und kommt häufig bei Fernbeziehungen zum Einsatz.
Tagebuch Ein (offenes) Tagebuch, auf das auch der Dom Zugriff hat. Von einigen Doms wird dies als Zeichen der Unterwerfung und völligen Unterordnung verlangt. VORSICHT! Sub gibt dem Dom hier ein Mittel in die Hand, womit er sie exzellent manipulieren kann. Wer seine geheimen und intimen Gedanken offenbaren muss, bei dem weiß man immer auch an welchem Hebel man ansetzen kann. Es mag Situationen geben, wo ein solches Tagebuch sinnvoll ist. Auch kann das Tagebuch nur über punktuelle Teile des Lebens berichten, was bei Problemsituationen und einem verantwortungsbewussten und guten Dom durchaus sinnvoll sein mag. Aber nochmals: Wägt es gut ab, ob ihr ein offenes Tagebuch führen wollt oder nicht. Erpresst Dom jemanden, wird er das Wissen aus diesem Buch auch ohne Zögern zu seinem reinen Vorteil nutzen.
Vertrag Es gibt so genannte Sklavenverträge. Diese sind rechtlich natürlich nicht bindend und regeln die Pflichten des Sklaven. Ein guter Vertrag enthält aber auch die Rechte und Pflichten des Doms. Ob man eine schriftliche Fixierung von mündlichen Absprachen benötigt, ist immer fraglich. Der Vertrag kann aber eine gewisse Symbolkraft ähnlich einem Gelöbnis haben. <br /> <br /><br />Wenn ihr einen macht, dann setzt ihn doch bitte handschriftlich auf und nutzt nicht vorgefertigte aus dem Netz. Ihr beide seid einmalig und die Symbolkraft verfliegt, wenn man dann auf Massenware zurückgreift. Als gedankliche Vorlage kann eine solche Vertragsvorlage jedoch durchaus dienen. Wenn ihr einen macht, dann setzt ihn doch bitte handschriftlich auf und nutzt nicht vorgefertigte aus dem Netz. Ihr beide seid einmalig und die Symbolkraft verfliegt, wenn man dann auf Massenware zurückgreift. Als gedankliche Vorlage kann eine solche Vertragsvorlage jedoch durchaus dienen.
Kahlheit Viele Doms erwarten einen rasierten Körper, wie weit das geht ist unterschiedlich. Einige der extremeren Spielarten ist es, als Zeichen der völligen Unterwerfung, seinen Kopf kahl zu scheren. Schönes langes Haar braucht sehr lange bis es nachwächst! Falls ihr das wirklich machen wollt, behaltet das Haar. Man kann daraus eine Perücke machen, sollte Dom plötzlich weg sein oder man im Alltag Probleme mit dem neuen Look haben.
Zeichen Viele Doms erwarten von ihrer Sub ein Zeichen ihrer Zugehörigkeit. Dies kann ein Ring, ein Piercing, ein Halsband oder etwas ganz anderes sein, eben ein Symbol der Zugehörigkeit. Wird ein Piercing gemacht, spricht man häufig vom Beringen der Sub. Es ist eine Gabe des Doms an seine Sub. Das Problem bei diesem Geschenk ist: Wem gehört es bei einer Trennung? Bitte, auch wenn es unromantisch ist, klärt das vorher. Es gab schon zu viele unschöne Szenen wegen des Verbleibs einer solchen Gabe. Am besten Dom sagt es direkt beim Geben, ob es eine Leihgabe ist oder ein wirkliches Geschenk.
Zeichen, permanent Manch ein Dom erwartet ein permanentes Zeichen, meist seine Initialen auf dem Körper von Sub. Dies erfolgt in Form eines Brandings oder auch Tattoos. Auch wenn jeder frei ist in seinen Entscheidungen, spreche ich mich hier gegen eine vorschnelle Kennzeichnung aus. Ein permanentes Zeichen kann ein bleibender Schaden sein. Überlege: Die Beziehung geht auseinander. Willst du immer dieses Zeichen tragen? Es gibt keine Garantie für ewige Hingabe. Hast du ein Zeichen, kommt es häufiger vor, dass auch der nächste Dom ein Zeichen haben will, möglichst größer als das Alte. Bindet sich auch der Dom oder wird es in Folge einer Heirat gemacht, finde ich es hingegen sehr romantisch.
Taufe Sub erhält einen neuen Namen, der im Verhältnis Dom und Sub nun dauerhaft Gebrauch findet, entweder nur im Spiel oder eben auch im Alltag. Etwas sehr intensives, aber nicht ungefährliches, falls Sub sich in der neuen Identität vollkommen verliert. Einen Spielnamen sollte nur eine stabile Persönlichkeit erhalten, die in sich gefestigt ist oder wenn BDSM eher an der Oberfläche kratzt. In diesem Fall ist die Gefahr sich zu verlieren für Sub auch nicht wirklich groß.
Rollenspiele Sub oder auch beide können in eine neue Rolle schlüpfen. Meistens geschieht dies in Form von Ageplay (z.B. Lehrer und Schüler), Petplay (Tierhalter und Tier) oder dem klassischen Rollenspiel (z.B. Kerkermeister und Gefangener). Dies kann permanent sein oder auch nur für einen festgelegten Zeitraum erfolgen. Da es sich bei einer gewollten Entführung/Rapegame um eine einvernehmliche Aktion handelt, fällt auch dies unter die Rollenspiele, ist aber gefährlicher als die Üblichen. In einer Rolle kann man wohl noch besser den Alltag hinter sich lassen, da diese Rolle einen meist sehr entfremdet.
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