Licht und Schatten – Wandel

Ich versuche meine Gedanken zu klären und schreibe sie auf. Ich glaube nicht, dass ich sie sonst in Worte fassen könnte.
Es begann alles Anfang diesen Jahres…

Eine junge Frau suchte einen Weg sich zu befreien, von allem was sie in ihrer Vergangenheit erlebt hatte. Sie ging auf die Suche nach sich selbst, getrieben von der Frage „Wer bin ich?“.
In einer Zeit des Umbruchs suchte sie die Splitter. Fand als erstes Fragmente die sie lange begraben hatte, eine dunkle Begierde die sie vor sich und der Welt verleugnet hatte.
Dienen, benutzt werden, genießen – Lust, Leben, Schmerz. Jedes eine Facette die sie früher aus Angst vor den Reaktionen versteckt hatte.

Würde sie ihren Partner verlieren, ihre Familie, wie würden Freunde reagieren? Sie musste Antworten finden und so stieß sie, stieß ich, auf Gentledom.
Ich hatte nie Fragen gestellt, hatte nie jemanden gekannt der mir Antworten gab für diese Seite von mir. Dennoch wurde mir klar – meine Ansichten deckten sich mit denen vieler anderer. Gespräche, Diskussionen, neue Ideen, aber niemals Praxis. Ich hatte eine Beziehung, einen Partner den ich liebte und auch wohl zum Teil heute noch liebe, trotz dass sich unsere Wege vor Monaten trennten.
Verbunden mit viel Schmerz, bei dem Versuch einen gemeinsamen Pfad zu finden scheiterten wir und ich akzeptierte es, ich hatte keine Wahl. Wir würden so nicht glücklich werden. Er hatte mich in die Freiheit entlassen, um mich neu zu finden, doch dabei konnte er mich nicht begleiten.

Viele der Menschen, die ich hier gefunden hatte, standen an meiner Seite, Freunde, Bekannte…
Eine davon wies mich auf eine Anzeige hin und ich betrachtete sie lange. Ich spüre sonst selten Angst, Aufregung doch an diesem Tag schlug mein Herz schneller als ich antwortete.
Ich wandte mich mit meinem Wunsch mich zu verstehen, weiter zu gehen als ich es bis dato je gekonnte hatte an einem Mann, von dem ich hoffte, er könnte mir ein Lehrer sein. Das er mir zeigen kann wo die Grenzen sind, die ich so vermisste.

In keinem Moment erwartete ich, dass er mir antworten würde und doch… er antwortete, wir sprachen und einigen uns auf ein Treffen. Selbst zu diesem Zeitpunkt dachte ich nie, dass er Interesse hätte – an mir oder daran mein Spielpartner zu sein. Bis zu dem Tag an dem ich ihm das erste Mal gegenüberstand.
Ich war neugierig, eingeschüchtert, ein Gefühl was mir bis dahin weitestgehend unbekannt war. Wir hatten uns nie gesehen, dennoch stand ich in seiner Wohnung und das einzige was mich begleitete waren die guten Wünsche meiner Freunde.

Anscheinend sah er mehr als ich, denn es dauerte ungefähr eine Stunde bevor wir unser Gespräch von seiner Küche, in den Flur und auf sein Bett verlagerten. Wir sprachen kurz oberflächlich was möglich war und was nicht. In den nächsten Tagen folgte mehr Erfahrungen im Bereich BDSM innerhalb weniger Stunden, als in den drei Jahren zuvor. Faszinierend, was alles in einem schlummert, wie weit man gehen kann und doch fand ich nie wirklich eine Grenze.

Safeword, eine Vorstellung und für mich nicht existent. Ich konnte es nie wirklich annehmen, eine Tabuliste? Zu statisch, ich wollte frei sein. Zu zeigen, dass ich ihm in der Zeit gehöre und er entscheiden würde, in welche Richtung wir gingen.

Ohne einen Grund, eine Basis, wusste ich dass ich ihm vertrauen konnte. Die Worte Eigentum, Dienerin beschreiben das, was ich empfinde.
Loyalität und der Wunsch sich in diesen Momenten aufzugeben, nur zu spüren treibt mich weiter. Das Gefühl von Demütigung kannte ich nie, nichts was er tat war wirklich eine Demütigung. Es war immer nur sein Wunsch den ich ihm erfüllen wollte.

Würde etwas zu weit gehen, konnte etwas zu weit gehen, dann würde ich bitten aber niemals ablehnen. Er führt, ich folge – das ist das Konzept, nachdem ich mein BDSM praktizieren wollte.
In den nächsten Monaten trafen wir uns immer wieder für einige Tage. Beide eingespannt wie wir waren konnten wir nur wenig Zeit erübrigen. Das Gefühl wurde intensiver, man sah mehr Facetten und auch meine Entwicklung trieb mich weiter.
Immer mehr verstand ich mich, fand ich mich und akzeptierte die Seiten. Der Gedanke entgegen meinem früheren Muster jedem zu geben, sich aufzuopfern schwand. Wie wollte ich geben, wenn ich nicht mal wusste wer ich war. Der Beginn des Wunsches seine Bedürfnisse darzulegen, für sich zu stehen, egal was es kosten sollte.

Ich fand Menschen, die mich so wollten und akzeptierten. Endlich wusste ich wer ich war.
Stark, Schwach, Frau, Freundin, Gespielin… Hure.

Doch spürte ich in mir immer noch die Neugier, den Drang nach mehr. Sub war ich, ja, doch war ich noch so vieles mehr.
Von der Schönheit von Männern und Frauen angezogen, war ich Sub und fand doch in immer zahlreicher Momente in denen ich herrschte und beherrschen wollte, in denen mich der Wunsch Schmerz zuzufügen und zu empfangen faszinierte.

Doch wie findet man ein Echo, einen Menschen, der die eigenen Begierden spiegelt?
Oft höre ich man müsse sprechen, sich langsam an Dinge herantasten, nur… was, wenn diese Finsternis ausbricht? Eine dunklere Seite und der Hunger, der wie ein Feuer brennt und nach Nahrung verlangt einen langsam verzehrt?
Dinge die man nie in sich gesehen hat zu einer Wahrheit werden wollen, greifbar sind und doch so weit entfernt?
Wie spricht man es aus, dass man diese Dunkelheit und diese Sehnsucht auch in den Augen des eigenen Herrn sehen möchte?
Was wenn man nicht mehr zurück kann…

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