Dom`pteur oder Gärtner

Als ich heute etwas über den Führungsstil verschiedener deutscher Theaterregisseure las, blieben meine Gedanken bei zwei interessanten Vergleichen hängen. So wurde einer von beiden als Dompteur und der andere als Gärtner beschrieben. Als Fan von Metaphern gefielen mir die beiden Bilder, auch wenn ich gleich an einen ganz anderen Kontext dachte.

Der Dom als „Dom“pteur oder Gärtner, mal sehen welchem Typus ich mich zuschreiben werde, ob dem mit der Peitsche oder dem mit der Kettensäge. Auf den ersten Blick wirkt der Kettensägenträger im Kontext BDSM natürlich etwas arg psychopathisch, aber ich will ja nur die passende Metapher finden…

Der Dompteur
Dieser führt durch Gewalt, ständige Kontrolle und Respekt/Angst. Betritt er einen Käfig voller Löwinnen, so verschafft seine Peitsche ihm den nötigen Respekt und er muss meist nur mit dieser drohen, um Ordnung zu schaffen und die Szene nach seinem Gutdünken zu arrangieren. Nach einer Anfangszeit, in der der Tierbändiger sehr intensiv mit seinen Tieren arbeiten muss, parieren diese irgendwann größtenteils hervorragend, besonders wenn er sie in jungen Jahren als Erster prägen durfte. Jedoch: Dreht er seinen Löwinnen den Rücken zu, kann es schnell sein, dass diese seine Schwäche ausnutzen und ihn zerfleischen. Spätestens jedoch, wenn er die Manege verlässt, bricht wieder das Chaos aus.

Der Gärtner
Nun, dieser ist immer der Mörder (ich glaube, so langsam habe ich es mir mit dieser Berufsgruppe verscherzt) und jemand, der auch mal im Dreck wühlt. ABER: Er gestaltet nachhaltig, er arrangiert, er bringt Ordnung, er stutzt falsche Triebe (Subbies Frechheiten), pflanzt neue Pflanzen, stützt die ein oder andere, wenn sie einer solchen Hilfe bedarf, und wenn es gar nicht anders geht wird auch schon mal eine Pflanze ganz entfernt. Er kann einen schönen Garten erhalten oder ein wildes Gestrüpp zähmen.
Der Gärtner formt, fördert und hat ein Bild vor dem geistigen Auge, welches er mit seinen Mitteln umsetzen will. Steht dem Dompteur nur das eine Mittel zur Verfügung, nämlich die Peitsche, so verfügt der Gärtner über ein ganzes Arsenal von Belohnungs-, Unterstützungs- und Bestrafungsmöglichkeiten. Er hat Belohnungen wie Dünger und Vertikutierer, Bestrafungen wie Axt und Giftspritze, Dinge, die wie ein Stützstab oder ein Netz Hilfestellung und Schutz schenken. Aber vor allem hat er eines: Eine sehr große Auswahl an Geräten, die gestaltend wirken. Dies reicht von der kleinen Gartenschere bis hin zum Rasenmäher, damit das Grün zum Putten auch gut getrimmt ist ;-).
Zu guter Letzt kann er auch die ein oder andere neue Pflanze einbringen, sei es als kleiner Samen, der gedeihen soll, oder auch eine ganze Pflanze, die er neu einpflanzt. Nur ist er in seiner Manege nicht allmächtig, denn es gibt äußere Faktoren wie das Wetter, das seine Handlungen mitbestimmt, welches ein geschickter Gärtner mit Voraussicht aber auch für sich zu nutzen weiß.

Und sicher hat er auch sein Lieblingsobjekt. Vielleicht ja einen Rosenstock, dem er eine schöne Form geben will. Hier wird er zuerst die Grundform schaffen, um vielleicht mit den Jahren immer mehr Konturen herausarbeiten zu können. Dieses Objekt der Begierde kann natürlich für vieles stehen: Für eine einzige Sklavin, aber auch nur für eine spezielle Eigenschaft einer Sklavin, je nachdem, was er für ein Gärtner ist.

Auch, wenn ich damit nie so viele Zuschauer haben werde, wie in eine Manege passen und oftmals der Garten mehr Beachtung bei Dritten finden wird als der Gärtner selbst, so zähle ich mich trotz fehlender Gärtnerausrüstung und diverser Peitschen dennoch zur Zunft der Gärtner, wenn auch nur im Geiste. Der Garten kann mir Freude und Ruhe schenken, und vor allem kann ich ihn genießen ohne ständig Angst vor Krallen und Zähnen in meinem Rücken haben zu müssen…


Kommentare:


June schrieb am 26.07.2017


Lieber Gentle,

man merkt, dass du mit Tieren nicht wirklich viel am Hut hast... *lach*

Gestatte mir statt der Löwinnen eine Herde Junghengste, rotzlöffelig, halbstark, respektlos. Zur rechten Zeit pitscht's mal mit der Gerte, aber immer fair, immer so, dass die Jungs verstehen, was der Chefin gerade sauer aufgestossen ist. Ich gewinne Respekt, sie wissen, sie kommen bei mir mit ihren Wilde-Jungs-Gehabe nicht weiter, es beeindruckt mich nicht. Stattdessen erfahren sie bei mir Ruhe, Souveränität und Schutz, und lassen sich immer besser leiten und führen, und respektieren mich letztendlich als letzte Instanz. Ich lasse ihnen ihre überschäumende Lebensfreude und Energie, und beschneide sie nicht darin. Ich weiss, dass ich ihnen ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, jederzeit den Rücken zukehren kann, weil beidseits Vertrauen entstanden und gewachsen ist. Ich leite ihre übersprudelnde Energie um in die Formung und Förderung ihrer Charaktere und ihrer Konstitution, stärke ihre Stärken, arbeite mit ihnen an ihren Schwächen, so lange, bis aus den schlaksigen Halbstarken chice junge Pferdchen geworden sind, mit schwungvollen Gängen, stolzer Aufrichtung, und blitzenden Augen, die bei allem Übermut jederzeit mit einer Handbewegung oder Körperdrehung zu kontrollieren sind, weil sie mir gefallen wollen.

Mir ist die Metapher des Dom'teurs eindeutig näher. Und neigungsbezogen wäre ich im Metapher-Bezug durchaus gerne eins meiner Pferdchen...

Liebe Grüsse
June



Antwort auf diesen Kommentar

So hat jeder seine Neigung und seine Vorlieben :)

Melanie schrieb am 28.07.2010


Ein wunderschöner ...

Vergleich der viel über den Verfasser aussagt.
BDSM geht in die Tiefe und diese erreicht niemand allein durch die Peitsche.


Antwort auf diesen Kommentar

Danke!

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