Warum will eine Frau Sklavin sein?

Warum will eine Frau trotz aller westlichen Errungenschaften eigentlich eine Sklavin sein? Der Wunsch ist, so paradox sich das im ersten Moment anhören mag, der nach Freiheit. Die Freiheit loszulassen, die Freiheit von Konventionen die einen erdrücken, die Freiheit ohne Sorgen zu vertrauen, die Freiheit der Lust oder einfach die Freiheit sich selbst sein zu dürfen.

Emanzipierten Frauen fällt dieser Schritt häufig am schwersten. Haben sie doch gelernt, dass Emanzipation bedeutet, selbstständig zu sein. Sie sollen ihren Mann stehen, nur warum sollte eine Frau bitte schön ihren Mann stehen? Wer emanzipiert ist, steht dazu, was er ist. Eine Frau ist eine Frau, egal ob sie nun devot, dominant, lesbisch, hetero oder was auch immer ist. Emanzipation ist, sich auf sich selbst zu verlassen und selbst etwas zu schaffen. Wenn eine Frau also in einem oder auch allen Bereichen ihres Lebens devot sein will, dann soll sie es sein. Sie soll selbstbewusst hinausgehen und sich ihren Partner suchen, bei dem sie dann auch schwach sein darf. Wenn es ihr Verlangen ist, einem Mann zu dienen, dann ist die Unterdrückung dieses Wunsches lediglich Selbstverleugnung. Das Gegenteil dessen ist die Selbstannahme, welche im Sinne der aristotelischen Mesotes-Lehre jene Tugend zwischen Selbstsucht und Selbstverleugnung ist.

Eine emanzipierte Frau richtet sich nicht nach dem was andere sagen, sondern danach, was sie selbst denkt. Natürlich ist es alles andere als leicht, sich eigene Vorlieben einzugestehen, welche im Widerspruch zu dem stehen, was uns täglich suggeriert wird. Nicht ohne Grund ist das innere Outing, also jenes, sich seine eigene Wünsche einzugestehen, meist das schwerste. Wer sich selbst aber annimmt und damit akzeptiert, der kann sich auch selbst besser lieben, achten und ja auch sein Selbstvertrauen steigt. Kurz, wer sich selbst akzeptiert, kann vor allem eins, auf sich selbst vertrauen.

Sklavin ist dabei nur ein Synonym dafür, devot sein zu wollen. Nicht jede devote Frau will wirklich eine rechtlose Sklavin sein. Die meisten wollen beides, ein Leben als starke Frau auf der einen Seite und auf der anderen Seite einen Bereich, in dem sie auch einmal schwach sein dürfen.

Hingabe bedeutet vor allem eins, auf einen anderen Menschen zu vertrauen. Vertrauen darauf, dass er sich um einen sorgt, einen voranbringt, einen behütet, kurzum beherrscht und dieses mit Güte - vielleicht sogar Liebe - aber auch Konsequenz. Vertrauen ist ein sehr kostbares Gut, wir wissen alle, wie schnell es sich gegen ein wenden kann und wie schmerzhaft Enttäuschungen sind. Daher ist das größte Geschenk das man einem Menschen anbieten kann das, ihm zu vertrauen. Eben weil wir alle schon früh gelernt haben, dass Vertrauen auch missbraucht werden kann, haben wir um unser Innerstes einen Schutzwall errichtet.

Wer sein Vertrauen schenkt, handelt nicht selbstlos, aber er ist sehr mutig. Wer sich hingibt, der findet sich in einer Situation vor, in der er schwach und verletzlich ist. Der Grund warum dies getan wird ist aber nicht selbstlos, es ist der Wunsch nach der Freiheit und die Hoffnung, dass sich das Vertrauen auszahlt. Daher sollte Vertrauen auch nie durch den dominanten Part vorausgesetzt, sondern wenn, dann vom devoten Part freiwillig geschenkt werden. Mit der Annahme einer Sklavin bürdet sich ein Mann eine große Last auf, denn er übernimmt eine moralische Pflicht, sich dieses großen Geschenks als würdig zu erweisen. Bei allen Rechten, die der Mann erhält, wird diese Pflicht leider sehr oft übersehen. Aber eben weil so intensiv vertraut wird, kann der Schaden auch so immens sein. Genau aus diesem Grund wird eine kluge und emanzipierte Frau sich ihren Herrn selbst aussuchen, und nicht darauf vertrauen, sich finden zu lassen.

Einige Texte aus den letzten Monaten liegen noch in meiner Schublade, diesen wollte ich aber niemandem vorenthalten da es mein Lieblingswerk in 2012 war.


Kommentare:


Simone schrieb am 26.03.2019


Tiefer Dank für diese Zeilen.
Mir, als rastlosem Neuling, gibt der Text Halt.
Ich mache seit kurzem die ersten Schritte, die mich schon jahrelang verfolgen und habe hier schon viel stärkendes gefunden...

Danke :)


Antwort auf diesen Kommentar

Schön wenn ich zu dieser Entwicklung einen kleinen Beitrag leisten konnte!

firefly2018 schrieb am 22.08.2018


Vielen Dank für diesen wunderbaren Text! Mir als Neuling spricht er aus der Seele


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Danke für das liebe Feedback :)

June schrieb am 20.01.2016


Vielen Dank für diesen Text, ich habe mich wiedergefunden. :)

Liebe Grüße
June


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Danke :)

Marianne schrieb am 07.01.2013


Gedanken und Worte

Beide können so viel mehr sein, genauso wie es Dom und Sub auch sein können. Das ist ein wundervoller Text den ich, ohne mich zu schämen, jeder Freundin zeigen könnte. Warum das so ungewöhnlich ist? Ich bin nicht geoutet und habe es mich bisher auch nicht getraut!


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Marianna,

vielleicht gibst du den Text einfach irgendwann mal in eigenen Worten wieder wenn du dich jemandem anvertraust und nicht vergessen, das Forum ist ein schöner Raum um sich erst einmal anonym auszutauschen. Das hilft oft bereits ungemein etwas Sicherheit zu erlangen und zu erfahren wie es anderen bei ihrem Outing so ergangen ist.

Alles Liebe

Gentledom

cuisi schrieb am 07.01.2013


Wort für Wort ergibt Satz - Danke!

Hello Gentleman and Dom,
manchmal tut es gut, Worte zu lesen, die man sich vielleicht irgendwie in seinem Kopf zwar schon zusammen gebraut hat, aber noch nie als ganze Sätze zusammen gestellt bekommen hat.
Vielen Dank dafür.
cuisi


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo cuisi,

schön wenn ich sie dir einflüstern durfte ;)

Liebe Grüße

Gentledom

Denise schrieb am 06.01.2013


Melde mich auch mal zu Wort

Hallo Gentledom,
ich besuche deinen Blog seit dem ersten Eintrag, bisher war ich immer nur Leserin. Dieser Beitrag ist aber so besonders, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einen virtuellen Kommentar schreiben will.
Über die Jahre habe ich jeden Blogeintrag gelesen, vorab dein Blog war immer der beste den ich kenne und ich kenne einige. Dennoch gab es auch Zeiten in denen die Artikel nicht exzellent sondern nur gut waren. Ich denke da gerade an das Jahr 2011, im Jahr 2012 hast du dich wieder gesteigert und mit diesem Beitrag dich selbst am letzten Tag des Jahres übertroffen.
Ich erwarte nun nicht, dass jeder folgende Artikel an diesen heranreicht, hoffe aber dennoch in 2013 nur noch sehr gute oder eben unglaublich gute Beiträge von dir zu lesen. Wie du selber sagst, Sub darf Wünsche formulieren, ob sich diese dann erfüllen liegt allein in der Hand des Doms ;)
Vielen Dank für diesen Artikel! Wenn mir selber mal wieder die Worte fehlen sollten jemanden meine Motivation zu erklären werde ich ihn oder sie auf diesen Beitrag verweisen.
Mach weiter so!
Denise


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Denise,
besonders über die Mischung aus Kritik und Lob freue ich mich sehr. Dass die Qualität meiner Beiträge schwankt, ist mir durchaus bewusst. Das liegt zum einen an meiner Arbeit selbst, aber auch in der subjektiven Wahrnehmung eines jeden Lesers. Gehe ich mit den Lesern konform, werden sie die entsprechenden Beiträge tendenziell positiver bewerten als jene, bei denen sie eine andere Meinung vertreten. Auch will ich nicht idealisieren, ich schreibe recht offen, auch über meine Schwächen, Ängste und eben die Dinge auf die ich Lust habe, die aber zum Teil bei vielen dann eben nicht gut ankommen (werden), siehe z.B. den Beitrag Orgie. Ich schreibe den Blog ohne den Hintergedanken, mich anzupreisen. Wäre das meine Intention würden solche Beiträge wie Orgie hier nicht stehen, aber die Leser würden auch auf solche Einblicke verzichten, wie die über die ich beim Beitrag über Monogamie schrieb.
Auf jeden Fall hoffe auch ich in 2013 vor allem Artikel der Qualität "exzellent" zu schreiben ;)
Liebe Grüße
Gentledom

Melanie schrieb am 06.01.2013


Bravo!

Ich habe schon vieles gelesen, einen solchen Beitrag aber noch nie. Du scheinst der erste Dom zu sein der das Wesen einer devoten Frau entdeckt, noch bevor sie dies in Gänze selbst geschafft hat. Sich so sehr in andere Menschen hineinversetzen zu können ist sehr ungewöhnlich, meine Hochachtung dafür!
Ich hoffe du wirst deine Traumfrau finden!
Liebe Grüße
Melanie


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Melanie,

auch ich finde es ist bisher der beste Artikel den ich geschrieben habe, dein Lob ist aber fast schon zu viel des Lobes.

Vielen Dank für deine Worte und liebe Grüße

Gentledom

Careen schrieb am 05.01.2013


Danke

Werter Gentledom!
Mit diesem Artikel haben Sie meinen "kleinen Ärger" über Sie gottlob wieder einigermaßen ausgebügelt.
Ich habe, bevor ich Ihren Blogeintrag gelesen habe, zwei andere Statements von Ihnen hier auf der Plattform gelesen. Ok, es ist Ihre Plattform, aber auch Sie sollten hin und wieder mal Ihre Schreiberei reflektieren. Die Statements fand ich unterirdisch.
Dieser Blogeintrag hingegen ist toll geschrieben und tiefgründig gedacht, grosses Lob.
LG und nichts für ungut
Careen


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Careen,

nun ich schreibe nicht weil ich gefallen will, dann wäre der Blog und auch die Seite eine ganz andere. Ich weiß, dass Artikel wie Zirkel und Orgie vielen nicht gefallen haben, aber das war mir schon vor der Veröffentlichung klar. Ich freue mich über ernste Kritik und wer etwas an einer Meinung auszusetzen hat darf es sehr gerne schreiben, ich zensiere da sicher nichts.

Schön wenn dieser Beitrag dich ein wenig entschädigen konnte :)

Beste Grüße

Gentledom

Natalie schrieb am 04.01.2013


Wer soll die Frauen schon verstehen!

Ich glaube, so viele devote Frauen es gibt, so viele Gründe gibt es auch eine Sklavin zu sein. Ich hoffe, dass es so ist. Denn das macht ja die Sklavin einzigartig und somit interessant. Sicherlich gibt es Parallelen, aber Frauen können kompliziert sein :-)
Ich kann es nur vermuten, glaube aber auch, dass der Wunsch nach Freiheit angestrebt wird. Wir reden doch von der Freiheit auf der Gefühlsebene oder ;-)?! Denn gefesselt und usw. Das Gefühl der Freiheit wird erst dann erreicht, wenn der devote Part komplett loslassen kann. Als grundlegende Voraussetzung dafür muss Vertrauen da sein. Und wer sein Vertrauen schenkt, ist wirklich mutig. Hier kann ich nur zustimmen. Aber als Charmeur, sollte es keine Schwierigkeiten geben, Vertrauen zu gewinnen. Siehe Gentledom. Und vielleicht sollten sich alle Männer über das Warum Gedanken machen, um Frauen besser zu verstehen.
Liebe Grüsse
Natalie


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Natalie,

ein sehr interessanter Kommentar, wobei ich ein Charmeur, ich sehe mich doch immer als klein, lieb und unschuldig an ;)

Liebe Grüße

Gentledom

Sophie schrieb am 04.01.2013


Zustimmung

Deine Zeilen sprechen mir aus der Seele!


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Vielen Dank und schön, dass die Kommentarfunktion nun wieder geht :)

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