Ein Schwan im Reich der Perversen - oder: Was man im konservativen Bayern so alles erleben kann

Nachdem seit mitlerweile 8 Monaten beinahe täglich im Forum und Chat ein schwarzer Schwan gesichtet wurde und dieses sonst doch recht scheue Tier auf Anhieb so viele freundliche uns hilfsbereite Menschen traf, begab es sich zu der Zeit der bekannten Fessel-Messe in der bayrischen Landeshauptstadt, dass das Schwänchen all seinen Mut zusammennahm und seinen Herrn bat, sich schon am Freitag auf dem Forums-Stammtisch öffentlich zeigen zu dürfen.

Mit gewissen Auflagen wurde Ihm dieser Wunsch erfüllt und ab der offiziellen Anmeldung flatterte es zwei Wochen vollkommen neben der Spur durch die Gegend.

Es ist eine Sache, sich online auszutauschen und dabei nicht schüchtern zu sein - wenn ich fremden Menschen dann in Echt gegenüber stehe, bringe ich vor Schüchternheit oft kein einziges sinnvolles Wort über die Lippen.

Außerdem wollte ja auch mein Mann mit zum Stammi, was, wenn Ihm die Situation so gar nicht zusagt? Ich hatte Ihm zwar immer wieder aus dem Forum berichtet, ihn auf interessante Themen hingewiesen, aber er kannte bis zu diesem Tag niemanden näher. Alles Gedanken, die einen sowieso schon manchmal etwas ähhhhm, tollpatschigen Schwan noch die letzten verbliebenen vernünftigen Nerven rauben können ...

Und über allem die Frage der Fragen: "Was zieh ich bloss an???"

Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass wir von Freitag bis Sonntag in München sein werden, da am Samstag ein Besuch auf der Boundcon geplant war. Dass die Messe eher zum "Familientreffen" werden würde, stand beim Erwerb der Karten noch gar nicht fest und mit jedem Forums-Mitglied, das sich zum Stammi und zur Messe angemeldet hat, stieg die Aufregung. Bis zum Ablauf der Anmeldefrist war eine stolze Zahl von 18 Personen zum Stammi eingetragen und durch Nachzügler kamen wir auf über 20. Und nicht nur bayerische Neuzugänge, nein, die Leute kamen sprichwörtlich aus allen Himmelsrichtungen geflogen und gefahren um dabei zu sein!

Wir bekamen die Nachricht mit der Adresse zugeschickt und stellten nach einem Besuch auf der Internetseite der Lokalität fest: Egal, wie der Abend wird, verhungern werden wir wohl definitiv nicht!

Und dann, endlich, war das Wochenende in Sicht, die paar Stunden am Freitag im Büro flogen nur so an mir vorbei. Eine allzu kompetente Beratung haben unsere Kunden an diesem Tag wohl nicht von mir erhalten, mein Kopf war mit hoch wichtigen Dingen wie: "Was muss ich noch einpacken?" und "Oh hoffentlich klappt alles mit dem Fahren!" beschäftigt ...

Feierabend, noch schnell die letzten Kleinigkeiten gepackt, die Tochter bei den Großeltern untergebracht und los ging die Fahrt im Wochenend-Berufsverkehr Richtung Landeshauptstadt. Den eher zähen Verkehr auf der Autobahn haben wir uns noch mit lauter Musik erträglicher gemacht. Als uns dann das Navi bei der Arena von der Autobahn schickte, sah ich meine Chancen schwinden, ohne Stress am Hotel anzukommen ... zum Thema dominante Männer und Navigationsgeräte könnte man einen eigenen Artikel füllen ...

Irgendwann sahen wir dann aber die Fahnen unseres Hotels wehen und nachdem wir eingecheckt hatten und das Zimmer bezogen war, blieben immerhin noch 35 Minuten bis zum offiziellen Beginn des Stammtisches

Unsere Verspätung habe ich dann gleich mal per what's app einer Lieben Stammi-Teilnehmerin angekündigt.

Ein frecher Münchner Taxifahrer, der mich ganz nebenbei noch in eine unglaublich peinliche Situation brachte, chauffierte uns dann Richtung Innenstadt und schwupp, standen wir vor der Tür des Lokals.

Nun muss man wissen, ein in München nicht unwesentlicher Anziehungspunkt in Sachen Lokalitäten befand sich in nächster Nachbarschaft und so war es sehr laut und etwas überfüllt dort. Also Augen zu und rein ins Getümmel! Ein abgefangener Kellner schickte uns in den zweiten Stock, meinte aber wohl eher den ersten, denn nachdem wir die erste Treppe geschafft hatten, fiel uns auch schon ein großer Tisch mit vielen vielen unbekannten und einem mir durch Fotos bekannten Gesicht ins Auge ...

Das mussten sie also sein! An die nächsten Minuten kann ich mich nur etwas verschwommen erinnern, ich glaube ich bin erstmal auf das eine bekannte Gesicht zugesteuert und habe etwas gestammelt wie "Hallo, da sind wir endlich ... Hilfe, wer ist denn jetzt was? Stell mich vor ..."

Also begann ich eine Runde Pfötchen geben und dem Versuch, mir möglichst viele passende Gesichter zu den Nick-Namen zu merken. Das war gar nicht so leicht, die Hintergrundlautstärke war nicht zu verachten und am Ende des Tisches angekommen, war ich dann froh, mich erstmal setzen und etwas zu Trinken bestellen zu können.

Die anderen Teilnehmer hatten schon gegessen und waren gerade am überlegen, wohin man das Treffen denn verlegen könnte um der Lautstärke dort etwas zu entfliehen ... So ergab sich dann, dass ein Teil der Leute sich aufmachte, eine Cocktailbar oder ähnlich gemütliches zu erobern und bei Erfolg uns Nachhut per Handy dort hin zu lotsen. So blieb ein kleiner Kreis von 7 Leuten noch sitzen, wir beiden Neuzugänge stillten erstmal unseren inzwischen doch recht großen Hunger und ich fühlte mich sofort wohl. Das Essen war lecker und im kleinen Kreis lernte ich die ersten Forums-Mitglieder in real bei netten Gesprächen kennen und stellte fest, man kann sich genauso wohl fühlen wie online.

Inzwischen hatte der Cocktail-Spähtrupp eine neue Lokalität ausfindig gemacht und unter der souveränen Führung des Stammtisch-Leiters brach der restliche Teil mutig in die Münchner Innenstadt auf, um Ihnen zu folgen. Hier fällt mir ein, eine Fahne oder ein lustiges Schirmchen wäre hier bei größeren Gruppen doch sinnvoll ... Anregung an das Organisatoren-Team

Nach kurzem Fussmarsch trafen wir wieder auf die Anderen, die es sich im Freien vor einer netten Bar gemütlich gemacht hatten. Hier entwickelten sich auch schnell jede Menge interessante Gespräche rund ums B..acken und Kochen, ich wusste gar nicht, mit wem ich mich denn nun zuerst unterhalten sollte, weil ich aus allen Richtungen soviel zu hören bekam. Mein Zeitgefühl ging an diesem Abend komplett verloren. Ich redete hier und dort und da noch ein bisschen ... die Stühle wurden getauscht und Plätze gewechselt, alle haben sich super verstanden, es wurde gelacht und gescherzt, einfach schön.

So war ich dann auch sehr erstaunt, als plötzlich die Kellnerin vor uns stand und meinte, sie müsse jetzt kassieren, da die Bar gleich schließt ... ich hätte noch Stunden quatschen können!

Mit Aussicht auf den Messe-Besuch am nächsten Tag löste sich die Runde dann auch auf und auch wir fuhren zurück ins Hotel.

Mein Fazit zu meinem ersten Stammtisch-Besuch:

Es war ein toller Abend, sowohl mein Mann als auch ich haben uns wohl gefühlt!

Es war mir eine Ehre, so viele neue interessante Menschen zu treffen und hoffe, es gibt noch viele Gelegenheiten für weitere Zusammenkünfte.

Autorin BlackSwan

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