Vielleicht werde ich auch einfach älter oder kommt es mir nur so vor, aber wenn ich in der S-Bahn Gespräche Jugendlicher über Shades of Grey mitbekomme, bei denen zumindest zwei junge Frauen zwischen den Zeilen zeigen, dass sie das Thema sehr reizt oder auch einfach die aktuellen Kontaktanzeigen sehe, bei denen der Großteil der suchenden weiblichen Subs zwischen 19 und 22 Jahre alt ist.

Die letzte „Phase“, die ich bei jungen Frauen mitbekommen habe, war jene der Bisexualität. Diese scheint nun durch BDSM abgelöst zu werden. Die mediale Präsentation, eine gewisse westliche Offenheit der Sexualität gegenüber und natürlich auch der Hype ums Thema, wie auch die Gruppendynamik werden dazu geführt haben, dass BDSM bei jungen Frauen derzeit sehr angesagt ist. Ich finde dies grundsätzlich sehr gut, denn die Veranlagung ist sicher bei vielen Menschen vorhanden, ich sehe aber auch gewisse Gefahren.

Leider ist der Anteil der Frauen, die an einen falschen (=für ihre Gesundheit/Psyche), schlechten Dom geraten umso größer, je jünger die Frauen sind. Warum dies so ist, hängt sicher von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste hierbei dürfte die durchschnittlich einfach geringere Lebens- und Beziehungserfahrung junger Menschen sein. Jene Doms, die ich als eben solche schlechte Doms charakterisieren würde, halten vor allem nach einer „Sorte“ Frau Ausschau: unerfahren, beeinflussbar, enthusiastisch und möglichst devot. Genau solche Subs sind nämlich am leichtesten zu manipulieren. Mit dem Alter werden die meisten Menschen erfahrener, in sich ruhender und reflektierter, somit ist das Beuteschema solcher Doms vor allem auf junge und/oder sehr enthusiastische Frauen ausgelegt, die Neulinge im Bereich BDSM sind. In den letzten 3 Monaten war ich auf der Webseite nicht aktiv und habe nur (in meinen Augen) wirklich wichtige Anfragen beantwortet, insgesamt waren dies genau drei an der Zahl. Einmal ging es um psychische Probleme durch die Art und Weise wie ein Dom mit seiner Sub umging und zweimal um psychische Folter/Vergewaltigung/Tabubrüche, bei denen die Opfer jeweils 19 und 22 Jahre, weiblich und BDSM unerfahren waren. Wenn ich mir die Fälle vor Augen führe, in denen Doms Subs körperlich missbraucht oder gar vergewaltigt haben, waren dies zu über 80% erwachsene Frauen, die zum Tatzeitpunkt nicht älter als 25 Jahre alt waren.

Was meine Einstellung zu jungen Frauen anbelangt, so habe ich diese immer sehr differenziert betrachtet. Hatte ich das Gefühl, diese Frau ist vom Kopf her reif genug, sich auf ein solches Spiel einzulassen, so war meine Grenze in Bezug auf das Alter sehr niedrig, nämlich die Volljährigkeit. Meine jüngste Affäre war gerade mal 18 Jahre und zwei Tage alt, als wir das erste Mal miteinander gespielt haben. Zwar trat sie mit mir bereits drei Monate früher in Kontakt, aber es blieb erst mal bei einer netten Bekanntschaft, eben mit dem Hinweis, dass ich nur mit volljährigen Frauen spiele. Ich denke jeder sollte sich softe (also auf den Einzelfall bezogene) und harte unverrückbare Grenzen setzen. Die softe Grenze in Bezug auf das Alter war bei mir in den letzten Jahren immer das geistige Alter (>21 Jahre) und die harte Grenze das reale Alter (>18 Jahre).

Was passiert wenn der Trend vorbei ist? Ich denke es wird wie mit den bisexuellen Frauen sein, die Initialzündung führt zu einer gewissen gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Art der Sexualität und dadurch wird es nicht mehr als unnormal angesehen. Wenn der Trend vorbei ist, wird es wieder weniger Subs und vielleicht auch Doms geben, jedoch ganz sicher mehr als vor dem Happening. Wie wir mit den ganzen „Neuen“ umgehen und auch wie schnell die Gesellschaft BDSM nicht mehr als Randphänomen wahrnimmt, wird von entscheidendem Einfluss darauf sein, welches Kapital wir aus dieser Entwicklung schlagen. Symbol für den Bi-Trend im letzten Jahrzehnt war für mich I kissed a girl aus dem Jahr 2008 von Katy Perry und natürlich die Diskussion, die ein solcher Song ausgelöst hat. Mal sehen ob es irgendwann auch einen Song wie I spanked a girl von ihr geben wird, eigentlich ist sie doch eine sehr gute PR-Frau ;-) und wer noch Lust auf ein Video hat dem wünsche ich viel Spaß mit Rihanna