3. Kapitel: Bilder im Kopf

Verschlafen blickte ich hoch. Ich schnupperte. Was war das? Es dauerte endlose Sekunden, bevor ich begriff, wo ich mich befand. Er kniete neben mir, und ich konnte den Kaffee riechen. Ah, das war es also. Der Duft frischen Kaffees. Ich liebte diesen Geruch. Lächelnd schaute ich ihn an, und sagte leise: „Guten Morgen.“ - „Na, hast du gut geschlafen?“ fragte er, und ich nickte. Ich nahm die Tasse in beide Hände und schlürfte einen kleinen Schluck. Hmmmm ...
Er verschwand im Bad. An die Rückenlehne des Sofas gelehnt, schloss ich für einen Moment nochmals die Augen und konnte das Rauschen der Dusche hören. Ich stellte meine Tasse auf den Tisch, schlug die Decke zurück und schlich leise an die Badezimmertür. Ich beobachtete ihn, wie er unter der Dusche stand. Durch das Milchglas der Duschtüre konnte ich ihn nur undeutlich wahrnehmen. Es sah sehr sexy aus, wie er seinen muskulösen Körper einseifte. Er fing am Kopf an, streichelte sich über die Brust, den Brustkorb runter zum Bauch. Seinem Glied widmete er einige Augenblicke mehr. Seine Hoden bekamen auch eine Extra-Wascheinheit, bevor er erst das rechte Bein einseifte, und dann das linke.

Sprachlos stand ich wie angewurzelt da, spürte wie eine kleine Wasserperle mir die Schläfe entlang lief. Er drehte das Wasser wieder an und ließ den weißen Seifenschaum langsam wieder vom Körper fließen, öffnete die Tür, um nach seinem Handtuch zu greifen.
In diesem Moment stand ich direkt vor ihm und reichte ihm das Handtuch. Er öffnete die Tür weiter, und ich begann vorsichtig, ihn abzutrocknen. Ich rubbelte über sein Haar, fuhr langsam die Linien seines Gesichtes nach, über Stirn, Augen, Nase und Mund. Seine Augen waren geschlossen. Ich berührte ihn sanft. Kinn und Hals waren als nächstes an der Reihe. Er legte den Kopf in den Nacken, und ich drehte ihn langsam um, so dass er mit dem Rücken zu mir stand. Vom Rücken abwärts gingen meine Bewegungen über seinen Hintern. Ich genoss es, ihn dort anzufassen, denn er hatte einen sehr schönen, festen knackigen Hintern.

Ich drehte ihn wieder mit dem Gesicht zu mir und begann am Halsansatz. Zog von da aus mit dem Handtuch langsam über seine Brust. Jede Brustwarze tupfte ich ebenfalls vorsichtig ab, und trocknete weiter, über den Bauch zu seinem Glied. Er hatte die Augen geöffnet und wollte wohl sehen, was ich jetzt machen würde. Ich legte das Tuch ganz sanft um das Glied, und nur durch den leichten Druck, den meine Hände ausübten, ließ ich die Feuchtigkeit in das Handtuch ziehen. Kein Reiben, keine schnellen Bewegungen.
Das Gleiche machte ich mit den Hoden. Auch dort lag das Tuch nur sanft darüber, und auch sie wurden durch das Festhalten meiner Hände getrocknet. Ich spürte seinen Blick und legte das Tuch nun um sein rechtes Bein, fuhr mit dem Handtuch am Oberschenkel rauf und runter. Diesmal mit mehr Druck, über das Knie, runter zu den Füßen, umfasste ich die Ferse und hob mit leichtem Druck den Fuß etwas an, trocknete ganz gewissenhaft zwischen den Zehen. Den trockenen Fuß stellte ich auf den Fußboden, raus aus der nassen Dusche, auf ein frisches Handtuch. Ich nahm das Handtuch ab, umschlang jetzt das andere Bein, und begann es nach dem gleichen Ritual zu trocknen.

Ich kniete mich vor ihn und spürte, wie er mit seiner Hand über meinen Rücken fuhr. Ich genoss es, ihn berühren zu können und fand es fast schade, dass ich fertig war. Er fasste mich an den Armen, zog mich hoch und küsste mich. Ich schloss die Augen.
Ein unbeschreibliches Gefühl durchfloss meinen Körper. Er löste sich, ging an mir vorbei ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Ich nutzte die Gelegenheit und huschte auch schnell unter die Dusche. Mit geschlossenen Augen genoss ich den warmen Strahl auf meiner Haut und ließ die letzten Minuten nochmals in Gedanken vorbeiziehen.

„Mach dich fertig! Wir gehen raus“, rief er mir zu. Draußen blickte ich in einen strahlend blauen Himmel, mit seiner wärmenden Morgensonne. Wir kamen nach einigen Minuten an einem großen Platz an. Ich schaute an einem Gebäude hoch, in den Himmel. Es schien zu schwanken. Viele Menschen waren auf dem Platz versammelt.
Er hielt mich an der Hand und ich staunte nur. Es duftete nach gebrannten Mandeln und Popcorn. Komisch. Solche Gerüche gab es doch sonst nur auf der Kirmes. Aber hier schien das ganz normal zu sein. Es waren Stände mit Süßigkeiten aufgebaut, Getränkestände und Souvenirs aller Art. Von Postkarten, über kleine Porzellanfiguren, bis hin zu Feuerzeugen.
„Komm jetzt“, sagte er, und zog mich ein paar Schritte weiter. Wir gingen hinaus aus der Stadt. Vor einem Haus, das eher unscheinbar wirkte mit seiner großen grauen Fassade und einer schwarzen Eingangstür mit großer Türklinke, blieben wir stehen. Er öffnete die Tür, und ich ging neugierig hinter ihm her. Es roch modrig und alt. Der Eingangsbereich war dunkel und nicht sehr einladend.
Wir gingen eine Treppe hoch, und ich erstarrte. Es war, als wären wir in eine andere Welt eingetaucht. Vor uns ein großer heller Raum, an der rechten Wand ein Tresen, an dem ein junger Herr saß und Zeitung las. An der linken Wand eine Garderobe mit vielen kleinen Haken, und mitten im Raum lief Wasser, ruhig über mehrere Etagen, von einem drei Meter hohen Springbrunnen hinab.

Ich löste mich von seiner Hand und ging wie in Trance auf den Brunnen zu. Ich wollte das Wasser spüren. Ob es warm war? Er sprach mit einem jungen Mann, mich immer im Auge behaltend. Wie ein Kind stand ich vor dem Brunnen, der vom Becken aus mit vielen hellen Strahlern erleuchtet wurde. Das Wasser glitzerte. Auf dem Grund lagen Geldmünzen aus aller Welt. Einige konnte ich erkennen und zuordnen, andere hatte ich noch nie gesehen.
Ich hielt eine Hand in das Becken und ließ das warme Wasser durch die Finger gleiten. Völlig überwältigt gab ich mich dem schönen Anblick des Brunnens hin. Ich fühlte mich wie verzaubert, spürte plötzlich seine Hand auf meiner Schulter und schaute zu ihm hoch. „Das ist erst der Anfang, Kleines“, sagte er lächelnd und nahm mich wieder bei der Hand.

Langsam gingen wir die große Treppe hinauf, nach oben in den 2. Stock. Wir standen in einer großen Halle. An den Seiten waren bodentiefe Fenster, die den Raum mit Licht durchfluteten. Sehr viele Bilder hingen an den Wänden. Ich erkannte auf den ersten Blick mit Öl gemalte Bilder, Fotografien, Aquarelle und Bleistiftzeichnungen. Die Themen reichten von Landschaften über Stillleben bis hin zu Aktaufnahmen. Ruhige, leise Musik lief im Hintergrund. Ich war überwältigt von der Anzahl schöner, sinnlicher und aussagekräftiger Bilder.
Vor einigen Bildern stand ich eine kleine Ewigkeit, bevor ich mich wieder von ihrem Anblick lösen konnte. Ich hatte die Zeit völlig vergessen und studierte jeden Pinselstrich, jede Einzelheit. Ich verschlang jedes noch so kleine Detail auf den Bildern. Ich zog ihn von einem Bild zum andern. Nachdem ich mich etwas akklimatisiert hatte, sprudelte es nur noch so aus mir heraus. Ich redete über alle Bilder. Erzählte ihm genau, was und warum mich gerade dieses Bild ansprach. Er hörte mir nur lächelnd zu. Ob es ihn störte, dass ich plötzlich redete wie ein Wasserfall, war mir egal. Ich hatte das tiefe Bedürfnis, mich mitzuteilen und offen zu sagen, was ich beim Anblick der einzelnen Bilder empfand.

Über einige Bilder diskutierten wir. Zum Beispiel: Warum er ein Bild gut finden könnte, das eine nackte Frau zeigte, die zwischen zwei öffentlichen Toiletten lag und auf deren Bein „bitch“ stand, mit Blut geschrieben, wie es aussah. Wir brauchten uns nicht auf eine Meinung zu einigen. Es war gut so. Ich brauchte nur das Gespräch und fühlte mich frei!
Wann hatte ich das letzte Mal dieses Gefühl? Ich konnte mich nicht erinnern. Meine Gefühle schwappten fast über. Ich war fasziniert von all den vielen Kunstwerken.

Hand in Hand gingen wir ein Stockwerk tiefer, die lange Treppe hinunter. Meine Augen wurden immer größer. Was war denn das? Ich musste lächeln. Wir waren diesmal in einem großen Raum, in dem es keine Bilder gab, sondern Plastiken. Einige aus „Müll“, andere aus Stein und wieder andere einfach aus Pappmaché. Sie waren lustig, bunt bemalt und eines hatten alle auf den ersten Blick gemeinsam. Es waren Menschen nachgebildet. Und das Thema der Ausstellung stand in großen roten Buchstaben über der ersten Statue: „Liebende“.

Alle Kunstwerke hier zeigten Menschen in teils sehr eindeutigen, sexuellen Positionen oder versuchten nur, das Gefühl der „Liebe“ darzustellen. Ich war sehr angetan von der Vielfalt dieser Skulpturen. Uns immer noch an den Händen haltend, gingen wir langsam durch den Raum. Er drückte meine Hand. Wieder brauchte ich etwas Zeit, um mich umzuschauen, bis ich mich nicht mehr zusammenreißen konnte und einfach loslachte.
Was ich erblickte, war ein Mach-Werk aus Pappmaché, das zeigte, wie ein Mann eine Frau als Häschen zurechtgemacht hat. Sie sah sehr niedlich aus. Mit Plüschohren, Stummelschwänzchen und sie hatte überlange Hasenzähne. Auf dem Schild stand: „Petplay zu Ostern.“ Die Szenen waren sehr überspitzt dargestellt. Sie sollten zum Diskutieren und Nachdenken anregen. Was sie auch tatsächlich bewirkten. Wir redeten sehr angeregt, über die einzelnen Positionen der Sklavinnen, wie in der „SMile-Ausstellung“ in den oberen Räumen.

Die gesamte Ausstellung war sehr farbenfroh, wirkte fröhlich und heiter. Es war eine lockere Atmosphäre. Wir hatten eine Menge zu lachen und viel Spaß. Erschrocken schaute ich auf die Uhr. So spät war es schon. Ich hatte nicht darauf geachtet, wie die Zeit verging. Dieser Tag hatte so viele tolle Eindrücke und Bilder in meinen Kopf gelegt, dass ich sicherlich für die nächsten Jahre „satt“ war.
Wir schlenderten noch ein letztes Mal durch den Statuen-Park und gingen dann langsam zum Ausgang. Am Brunnen in der Eingangshalle blieben wir noch einmal stehen, und ich betrachtete noch ein letztes Mal diesen wundervollen, schönen, sanft fließenden Brunnen.

„Vielen Dank“ flüsterte ich ihm ins Ohr, als wir das Haus wieder verließen. „Sehr gerne geschehen, meine Kleine. Es war mir ein Vergnügen, dich so strahlen zu sehen und dich so glücklich zu machen“, antwortete er mir, und wir schlenderten zurück zur U-Bahn-Station.

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