Der Mythos 24/7

Ein Thema, welches so unterschiedlich betrachtet wird wie kaum ein zweites. Kann man so etwas eigentlich leben, also 24 Stunden 7 Tage die Woche für jemanden Sklave oder Sklavin sein und ist es für den dominanten Part nicht unglaublich anstrengend, die ganze Zeit auf alles achten zu müssen. Nein und nein, meine ich.

Viele verwenden den Begriff 24/7 als Synonym für die totale Unterwerfung, also der devote Part muss die ganze Zeit in einem Käfig oder besser noch in einem feuchtem Keller angekettet sein, darf keinem Beruf nachgehen und natürlich ist eine eigene Meinung vollkommen zu untersagen.
So etwas mag in den Köpfen einiger eine nette Fantasie sein, umgesetzt wird sie aber (zum Glück) eigentlich nie. Die Kontrolle über das gesamte Leben wird als TPE (Total Power Exchange) bezeichnet. Diese Spielart zeichnet sich dadurch aus, dass der eine Part die gesamte Macht über den anderen erhält. Dies kann durchgehend, aber auch nur für einige Stunden sein.
Eine abgemilderte Form ist EPE (Erotic Power Exchange), bei der es um die rein sexuelle Kontrolle geht.

 

In meinen Augen bedeutet 24/7 nur, dass man in einem festen Rollenverständnis lebt und das durchgehend. Es ist also eine Beziehung mit BDSM-Anteilen, die in den Alltag mit einspielen. Die Rollenverteilung ist somit kein Spiel mehr, sondern BDSM wird gelebt. Ausgleichende Elemente für die Führung und Unterwerfung sind dabei die Fürsorge und Hingabe, die sich jeweils ergänzen und so eine stabile Beziehung ermöglichen.

Wie genau die Partner ihre Rollenverteilung ausgestalten, ist allein ihre Sache. Es mag Paare geben, wo 24/7 eben bedeutet, dass TPE oder auch EPE betrieben wird, aber eben auch welche, die nur einzelne Teile ihrer Partnerschaft dieser Machtverteilung unterwerfen.
Alle Arten von 24/7 haben zumindest eines gemeinsam: Es steht dem dominanten Part frei, zu jeder Zeit und eben nicht nur in einem Spiel seine Rechte geltend zu machen. Wenn er verantwortungsbewusst ist, wird er dies aber nur zu Zeiten machen, wo es angemessen ist.

Mit diesen Rechten legt er sich aber selbst auch die Pflichten auf, dafür zu sorgen, dass die aufgestellten Regeln auch eingehalten werden. Also, wer seiner Sub 50 Regeln aufgibt, sollte daran denken. Das wird anstrengend werden.
Zum einen muss er selber auch alle Regeln auswendig lernen (hier würde es bei mir schon an meiner Faulheit diesbezüglich scheitern), zum anderen muss das reglementierte Verhalten auch überwacht werden. Also überlegt es euch gut, ob ihr so viel Regelwerk auch selber ertragen könnt.

Dass in einer 24/7 Beziehung der Bereich BDSM wichtiger sein soll als die emotionale Bindung, halte ich für ein großes Gerücht, was damit zusammenhängen mag, dass die Bedürfnisse nicht verstanden und die Begriffe nie genau definiert werden. Für mich steckt in jeder Sub auch immer eine Frau, aber eben nicht in jeder Frau steckt auch eine Sub. Gleiches gilt natürlich auch für Doms.

Ein anderer Text zu dem Thema: Ganze Macht - ganze Verantwortung
Interviewantworten: Wie stehst Du zu 24/7?

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